Bei den Buchstaben „SS“ zucken die meisten Zeitgenossen zusammen, denken an Konzentrationslager und Massenmord. Das zeigt der aktuelle Skandal um Äußerungen von Maximilian Krah. Doch die Waffen-SS muss als kämpfende Truppe differenzierter bewertet werden, wie auch Militärexperte Rudolf Lehmann in seiner 5-bändigen Divisionsgeschichte „Die Leibstandarte“ verdeutlicht. Hier mehr erfahren.

    Paul Hausser, Generaloberst der Waffen-SS. Foto: Bundesarchiv, Bild 146-1973-122-16 / CC-BY-SA 3.0

    Als junger SPD-Bundestagskandidat sagte der vormalige Wehrmachtoffizier und spätere Kanzler Helmut Schmidt: „Wenn wir damals in Russland wussten, rechts oder links von uns, oder vor uns, liegt eine Division der Waffen-SS, dann konnten wir ruhig schlafen.“

    Was er damit meinte, wird deutlich, wenn man sich die Erkenntnisse des Militärexperten Rudolf Lehmann vor Augen führt. In insgesamt fünf Bänden hat er die Divisionsgeschichte der legendären „Leibstandarte“ aufgearbeitet – und präsentiert Fakten, die in heutigen Debatten bewusst verschwiegen werden, weil sie nicht in das verordnete Geschichtsbild passen.

    Tatsächlich kämpfte der größte Teil der Waffen-SS-Soldaten genauso ehrenhaft wie die Kameraden der Wehrmacht. Sie waren „Soldaten wie andere auch“, so der Titel der Memoiren von Generaloberst Paul Hausser, der neben Sepp Dietrich der ranghöchste Offizier der Truppe war. Auf Anregung Haussers bezog der erste Kanzler der Bundesrepublik, Konrad Adenauer, die Männer der Waffen-SS in seine Ehrenerklärung für die deutschen Soldaten des Zweiten Weltkriegs ein.

    Vielleicht sollte man noch hinzufügen: Die Männer mit Totenkopf auf der Mütze waren echte Elitesoldaten. Und die deutsche Eliteeinheit schlechthin – sozusagen die Elite der Elite – war die Leibstandarte-SS „Adolf Hitler“, kurz LAH.

    Hitlers Leibwache und Verfügungstruppe

    Im Jahr 1933 aus der Leibwache Hitlers gebildet, war die SS-Stabswache Berlin, die danach Wachbataillon Berlin hieß, anfangs eine reine Schutzeinheit für den „Führer“. Im September jenes Jahres erfolgte ihre Umgliederung in die die Leibstandarte-SS „Adolf Hitler“ unter dem Kommando von Sepp Dietrich. Quartier bezog die LAH in der Kadettenanstalt Berlin-Lichterfelde. In diese Zeit fällt die zweifelhafte Rolle der Truppe bei der Niederschlagung des sogenannten Röhm-Putsches.

    Angehörige der Leibstandarte SS Adolf Hitler in Berlin-Lichterfelde. Undatierte Aufnahme, Bundesarchiv, Bild 146-1988-001-25 / CC-BY-SA 3.0

    Wie man allerdings in Rudolf Lehmanns kenntnisreichem Mammutwerk „Die Leibstandarte“ (5 Bände in edlem Schuber; insgesamt ) nachlesen kann, wurde die LAH zusammen mit den „Politischen Bereitschaften“ und „kasernierten Hundertschaften“ schon in den Jahren 1934/35 zur SS-Verfügungstruppe ausgebaut. Das bedeutete: Im Kriegsfall sollte sie „zu Verfügung“ der Wehrmacht stehen. Damit war die Truppe den innenpolitischen Wirren entzogen.

    Übernahme in die Waffen-SS und Kriegseinsätze

    Im Jahr 1938 war die „Leibstandarte“ bereits auf die Größe eines Regiments angewachsen. Als motorisiertes Infanterie-Regiment nahm sie 1939 am Polenfeldzug teil – und wurde noch im selben Jahr in die Waffen-SS übernommen. 1940 wurde sie, inzwischen in Brigadestärke, im Frankreichfeldzug eingesetzt, ein Jahr später nahm sie in Divisionsstärke am Russlandfeldzug teil.

    Schwerer geländegängiger Pkw der Waffen-SS auf dem Balkan. | Foto: Bundesarchiv, Bild 101I-158-0094-35 / Kisselbach / CC-BY-SA 3.0

    Ab Juli 1942 wurde die LAH, wie in Lehmanns Werk „Die Leibstandarte“ beschrieben, unter dem Kommando von SS-Brigadeführer (Generalmajor) Theodor Wisch zur SS-Panzergrenadierdivision umgerüstet, war in Italien im Einsatz, um dann ab Februar 1944 zunächst unter SS-Oberführer Wilhelm Mohnke und dann unter SS-Brigadeführer (Generalmajor) Otto Kumm als 1. SS-Panzerdivsion an der Ardennenoffensive und schließlich unter anderem an den Kämpfen in der Ukraine und in Ungarn teilzunehmen. Die Reste der Leibstandarte gingen am 8. Mai 1945 bei Linz in Gefangenschaft.

    Bis zum bitteren Ende

    Nach 1945 wurden einzelnen Einheiten der LAH Kriegsverbrechen vorgeworfen, etwa der Kampfgruppe von Joachim Peiper. Auch darauf geht Lehmann in seiner 5-bändigen Divisionsgeschichte „Die Leibstandarte“ näher ein – und stellt grobe Verzerrungen und handfeste Geschichtslügen richtig, etwa über das „Massaker von Malmedy“. (Siehe dazu auch den Beitrag „Erfolterte Geständnisse: Fragwürdige Dokumente zum Dritten Reich“.)

    Lehmann stellt in seiner großen Historiografie heraus, dass der überwiegende Teil der LAH-Angehörigen gemäß dem internationalen Kriegsrechts kämpfte. Und er verdeutlicht, dass die an allen Brennpunkten des Krieges eingesetzte Elitetruppe die zahlenmäßig größten Verluste aller deutschen Einheiten erlitt – und trotzdem nie an Nachwuchsmangel litt. Der „Leibstandarte“ eilte ein legendärer Ruf voraus – und für viele junge Deutsche war es ein erstrebenswertes Ziel, in diesem reinen Freiwilligenverband ihren Dienst zu tun.

    Auf insgesamt 2.760 Seiten behandelt Waffen-SS-Experte Lehmann in „Die Leibstandarte“ (hunderte Abbildungen und Karten; gebunden im Großformat) Aufstellung, Gliederung, Aufgaben und alle Einsätze der LAH von 1933 bis 1945 bis ins Detail. Im Südabschnitt der Ostfront stieß die Truppe bis Rostow am Don vor und verteidigte im Winter 1941/42 die Front am Mius.

    Der Einsatz der LAH beim Unternehmen „Zitadelle“ gegen den Kursker Frontbogen wird ebenso dargestellt wie die harten Abwehrschlachten in der Ukraine 1943/44 oder an der Invasionsfront 1944. Besonders dramatisch sind die Schilderungen über das letzte Aufbäumen in der Ardennenoffensive. Und das Beste: Zahlreiche Zeitzeugen, die damals mitkämpften, kommen ausführlich zu Wort. Das unterscheidet Lehmanns Werk von den meisten anderen Abhandlungen über die Waffen-SS.

    Besonders hervorzuheben ist: Nach der gescheiterten Rückeroberung von Budapest 1945 deckte die Einheit noch den Rückzug deutscher Truppen auf das Reichsgebiet. Eine militärische Großtat, der Lehmann in seinem Werk „Die Leibstandarte“ angemessenen Raum gibt. Seine faszinierende und überaus kenntnisreiche Monografie ist durch Dokumente, Karten und Fotos reich illustriert.

    Zudem besticht sie durch zahlreiche Erlebnisschilderungen der damaligen Soldaten, die die Dramatik und Schrecken der Kämpfe authentisch wiedergeben. Das 5-bändige Werk im edlen Schuber ist für jeden militärhistorisch Interessierten ein Muss und eignet sich hervorragend als hochwertiges Geschenk.

    Die Elite der Elite: Militärexperte Rudolf Lehmen hat mit seinem 5-bändigen Werk „Die Leibstandarte“ (2.760 Seiten, hunderte Abbildungen und Karten, gebunden im Großformat) die erste umfassende Divisionsgeschichte der Einheit vorgelegt – ohne politisch korrekte Verrenkungen und strikt an der historischen Wahrheit orientiert. Hier bestellen.

    16 Kommentare

    1. Der Giftpilz am

      Viele unserer Helden liegen in der Erde Rankreichs
      Die Kriegsgräberstätte liegt in der Gemeinde La Cambe nahe der Stadt Bayeux in Frankreich.

      In La Cambe ruhen mehr als 21.000 gefallene deutsche Soldaten des Zweiten Weltkrieges,
      unter ihnen auch der unvergessene SS Hauptsturmführer Michael Wittman.

    2. Treue Tapferkeit Gehorsam bis in den Tod am

      Diese Männer von der SS waren eben noch richtige Draufgänger und kämpften auch ausschließlich nur für Deutschland. Bei der heutigen Bunzel Truppe erübrigt sich da jedes Kommentar. Ohne die Waffen SS wäre die Rote Armee damals bis zum Ärmelkanal marschiert.

    3. Schwaebsch am

      Im Juli 1942 wurde bereits das I. SS Panzerkorps unter Paul Hauser aufgestellt, das als II. SS Panzerkorps am Unternehmen Zitadelle im Juli 1943 mit den Divisionen "Leibstandarte“, „Das Reich“ und „Totenkopf“ als Verband der 4. Panzerarmee unter GO Hermann Hoth am Südflügel eingesetzt war.

    4. Scharnhorst am

      Gegen Männer wie Kurt Meyer Jochen Peiper Michael Wittmann sind Pistorius und Co nur Witzfiguren. Und ohne die Erfindung der Tarnuniformen bei der Waffen SS hätten alle Streitkräfte noch heute ihre Lumpen an….

    5. „Wenn diese Maenner sehen koennten wofuer sie gekaempft haben und gestorben sind, wuerden sie sich wahrscheinlich noch heute die Kugel geben“. Aussage eines US-Veteran.
      Kann aber auch fuer unsere Kaempfer gegen den Bolschewismus gelten.

      • ….Aussage eines US-VeteranEN. Dies Männer kämpften für Deutschland.

    6. rechtsklick am

      Sepp Dietrich: Aus dem „SS-Sonderkommando“ wurde im September 1933 die Leibstandarte SS Adolf Hitler gebildet. Offiziell war die Leibstandarte zwar dem Reichsführer SS Heinrich Himmler unterstellt, faktisch konnte Dietrich jedoch weitestgehend unabhängig von Himmlers Kontrolle agieren.[9] Daher kam es zunehmend zu Konflikten mit der SS-Führung trotz des engen persönlichen Verhältnisses zu Hitler.[10] (Dietrich war einer der wenigen Duzfreunde Hitlers) Unter Dietrichs Kommando rückte die Leibstandarte im März 1938 nach dem Anschluss in Österreich und nach dem Münchner Abkommen im Oktober 1938 in das Sudetenland ein. Wenige Monate später war Dietrichs Einheit im März 1939 an der Besetzung Böhmen und Mährens beteiligt.[11] (Wikipedia)

      Daraus geht deutlich hervor, daß die soldatischen Einheiten der Waffen-SS nichts mit der SS-Wachmannschaften in den KZs zu tun hatten.

      • " (Wikipedia)" Ja, ja, Wikiblödia sieht nur Streit und Konflikte im hohen Organisationsgrad des Großdeutschen Reiches. Die Waffen-SS war dem OKH/OKW angegliedert, der normale SS-Orden unterstand dem Reichsführer-SS und Chef der Deutschen Polizei. Und beide, Wehrmacht und SS -Führer standen unter Oberbefehl des Führers und Reichskanzlers. Damit sollten die Zuständigkeiten geklärt sein.

    7. Wir würden nicht so viel über die Truppe hören, wenn der Krähling nicht über die teilweise zutreffende Einschätzung derselben gestolpert wäre.
      Im Dienstplan der Leibstandarte waren täglich nur 7 Stunden Schlaf vorgesehen. Der Mangel an Schlaf ist m.E das Hauptproblem im modernen Krieg. 24 Stunden ohne Schlaf und dann noch richtige Entscheidungen treffen, wer kann das ? Ich jedenfalls nicht.

      • Schwachsinniger. Dienstplan fasst den Dienst und nicht die Ruhezeit.

        Zu Ihrer Person bzw. dem was Sie hier seit Monaten treiben und in welchem Sinne Sie trotz "Christ" Bekundung stehen (das sehe selbst ich als Nichtchrist und Gnostiker): https://www.youtube.com/watch?v=rodkGVXNSvA

        • Als Nichtchrist und gnostischer Gottesfeind siehst du garnichts, bist blind . Habe den Dienstplan gelesen, dabei war ich nicht.

        • Der Einzige der wider der Göttlichen Ordnung des Universums; dem schöpferisch Tätigen das Bewusstsein ist, handelt, sind Sie als dia|bolischer Materialist.

      • Aber ich Sokrates. Habe ich in der Fremdenlegion gelernt. Und abgesehen davon koennen das Millionen Arbeitnehmer die noch einem Zweitjob nachgehen weil einer nicht reicht.

        • Hm ? Mit "Entscheidungen" meinte Ich höhere Führung, nicht solche wie nach dem Kacken die Hose wieder hochziehen.

    8. Peter vom Berge am

      "Bei den Buchstaben XX zucken die meisten Zeitgenossen zusammen"

      Das ist klassische Pawlow’sche Verhaltens-Konditionierung.

      Aber ein aktuelles Thema ist viel erschreckender:

      EILMELDUNG: Die USA haben über die Ukraine Teile des NUKLEAREN STRATEGISCHEN SCHUTZSCHIRMS RUSSLANDS angegriffen!!:

      RT berichtet: "Wir stehen also nicht am Abgrund, sondern am Rande des Abgrunds… Wenn solche feindlichen Aktionen nicht gestoppt werden, wird ein unumkehrbarer Zusammenbruch der strategischen Sicherheit der Atommächte beginnen."

      Stehen wir unmittelbar vor dem Ausbruch eines Atomkrieges?

      • Lach. Die sattsam bekannten Drohungen aus dem Kreml. Können Menschen, die den Kalten Krieg mit viel kritischeren Situationen erlebt haben, nicht erschrecken. Ich glaube auch nicht, das Putlo Selbstmord verüben will. Und wenn doch, geben ihm die anderen Russkis in seiner Umgebung hoffentlich rechtzeitig eine Kugel.