Bei dem Krieg in Gaza geht es in Wahrheit um Öl und Gas und um den geopolitischen Konflikt zwischen den USA und Russland. Lesen Sie den zweiten Teil des Textes von Thomas Röper. Religiöse Fanatiker laden wiederum diesen Krieg mit ihren Ideen und Hoffnungen auf. Lesen Sie mehr darüber in unserer brandaktuellen Ausgabe „Endzeit: Wie Fanatiker den Weltuntergang planen“. Hier bestellen.

    _ von Thomas Röper

    Dass Rishi Sunak die israelische Militäroperation unterstützt, bedeutet, dass er nicht nur britischen Interessen dient, sondern auch US-Interessen, denn BP hat eine große Anzahl von US-Aktionären, insbesondere Vanguard, BlackRock und JP Morgan. Dass es auch um Interessen von US-Konzernen geht, ist also offensichtlich, was auch erklärt, warum die Biden-Regierung trotz massiver innenpolitischer Kritik – auch aus der eigenen Partei – so wenig tut, um Israels Kriegsverbrechen in Gaza zu stoppen.

    Die nötige ethnische Säuberung

    Dass diese Kriegsverbrechen, die wahllose Bombardierung von Zivilisten in Gaza, die zu inzwischen 15.000 toten palästinensischen Zivilisten (fast die Hälfte davon Kinder) geführt hat, keine willkürliche Grausamkeit sind, wird damit auch klar: Mit dem Terror will Israel die Palästinenser dazu bringen, Gaza zu verlassen, damit Israel die Kontrolle über den Gazastreifen und die Öl- und Gasfelder übernehmen kann.

    Dass Israel die Kontrolle über den Gazastreifen dauerhaft übernehmen will, wurde von Anfang an klar, als die israelische Armee die Palästinenser zuerst aufforderte, Gaza-Stadt Richtung Süden zu verlassen und dann immer wieder forderte, Ägypten solle die Palästinenser aus Gaza ausreisen lassen.

    Der Gaza-Streifen auf einer Landkarte. Vor der Küste liegen große Gasvorkommen. Foto: Below The Sky I Shutterstock.com.

    Kritiker haben Israel daher von Beginn an vorgeworfen, im Gazastreifen eine ethnische Säuberung anzustreben und das Gebiet dauerhaft besetzen zu wollen. Der Grund, warum Israel das nun tut, sind offenbar keine israelischen Sicherheitsinteressen oder blinder Hass auf die Palästinenser, sondern ganz banal die Öl- und Gasvorkommen vor der Küste von Gaza.

    USA und Großbritannien vs. Frankreich

    Danach könnte die Erschließung des Gasfeldes sofort beginnen und die Gaspipeline, die die von den USA gesprengten Nord Streams ersetzen soll, könnte in Betrieb genommen werden, bevor sich Russland und Deutschland nach dem Ende der Kampfhandlungen in der Ukraine und mit einer möglicherweise anderen Regierung in Berlin irgendwann wieder soweit annähern, dass die Nord Streams repariert und wieder in Betrieb genommen werden können.

    Bis dahin wären die wichtigsten Gaslieferanten für Europa aber bereits die britische BP und die italienische ENI, und nicht mehr die russische Gazprom. Übrigens haben Washington und London hier einen weiteren Schritt gegen Frankreich unternommen. Es sei an den U-Boot-Deal erinnert, den Frankreich und Australien geschlossen haben, den Australien dann gecancelt hat, weil es stattdessen dem neuen Bündnis AUKUS mit den USA und Großbritannien beigetreten ist und deren U-Boote bestellt hat.

    Ökonomische Faktoren sind die eine Seite bei der Beurteilung dieses Krieges. Religiöse Fanatiker wiederum laden diesen Krieg mit ihren Ideen und Hoffnungen auf. Religiöse Fundamentalisten im Judentum, Christentum und im Islam träumen von der letzten Schlacht, in der der Teufel besiegt wird. Danach breche das Reich Gottes an. Diese Apokalyptiker werden zu einer immer größeren Gefahr für den Weltfrieden. Lesen Sie mehr darüber in unserer brandaktuellen Ausgabe „Endzeit: Wie Fanatiker den Weltuntergang planen“. Hier bestellen.


    Und es sei auch an den Putsch in Niger erinnert, bei dem die USA Frankreich in den Rücken gefallen sind, sodass Frankreich seine Truppen schließlich aus Niger abziehen musste, während der US-Stützpunkt in Niger erhalten bleibt. Der Putsch in Niger hat Frankreichs Position in Westafrika empfindlich geschwächt, die Position der USA hingegen nicht.

    Eine Erklärung für Macrons Verhalten?

    Warum die Geschichte um das Ölfeld vor Gaza ein Schritt gegen Frankreich war? Im Gegensatz zu Libyen seinerzeit sind bei dem Öl- und Gasfeld vor Gaza keine französischen Konzerne zum Zuge gekommen. Ob das erklären könnte, warum Macron einer der wenigen europäischen Politiker ist, der von Israel die Einstellung seiner Militäroperation in Gaza und der brutalen Bombardierung der Zivilbevölkerung dort gefordert hat?

    Im Klartext: Während die Menschen auf der ganzen Welt von den Bildern der toten Zivilsten und vor allem der toten Kinder, von der humanitäre Katastrophe in Gaza und anderen Gräueln schockiert sind, während die Ereignisse die Gesellschaft spalten und die Menschen zwingen, sich in dem Konflikt für eine Seite zu entscheiden, wird hinter den Kulissen ein 600-Milliarden-Dollar-Jackpot aufgeteilt. So einfach ist Geopolitik.

    Dem Westen geht es um Bodenschätze

    Die Ursache des Gazakrieges ist nicht die Religion, nicht einmal die Geschichte, und auch nicht der Terrorismus. Nichts von dem, was die westlichen Medien berichten, ist wichtig.

    Die Gründe für den Ausbruch des Konflikts zwischen Palästina und Israel sind Geld und Bodenschätze, die die USA und Großbritannien genau jetzt für den Stellvertreterkrieg gegen Russland brauchen. Denn eines liegt auf der Hand: Die rasche Erschließung der palästinensischen Gasreserven hat vor allem die Aufgabe, die Wiederinbetriebnahme der Nord-Streams in einigen Jahren, wenn die Emotionen zur Ruhe gekommen sind, zu verhindern.

    Man kann natürlich an die Erklärungen der deutschen Medien und Regierungspolitiker (von denen vor allem die Grünen immer gegen Nord Stream waren, aber nicht gegen anderes Gas sind) über Israels „Recht auf Selbstverteidigung“ glauben. Man kann natürlich glauben, dass Israel von dem Angriff der Hamas ganz überrascht war, obwohl das von Beginn an mehr als zweifelhaft war.

    Das zerstörte Aleppo wurde zum Sinnbild des Krieges in Syrien. Auch bei diesem Krieg hatte Washington seine Finger mit im Spiel. Foto: Archiv

    Oder man kann sich an all die Kriege der USA und des Westens der letzten Jahrzehnte erinnern, bei denen es immer um Bodenschätze (irakisches, libysches, syrisches, etc. Öl und Gas) ging, was die westlichen Medien jedoch nie thematisiert, sondern stattdessen von „Demokratie, Menschenrechten, Freiheit und Wohlstand“ gefaselt haben, die diese Kriege den angeblich unterdrückten Völkern bringen sollten.

    Geld und Macht in Gaza

    Das erklärt dann auch, warum die westlichen Medien verschweigen, dass die israelische Armee wahrscheinlich für einen Großteil der israelischen Todesopfer verantwortlich ist, denn die Empörung über die Gräueltaten der Hamas sind der Vorwand, der gebraucht wird, um die ethnische Säuberung in Gaza zu rechtfertigen.

    Wenn man diese Geschichte dann noch geopolitisch vor dem Hintergrund des Konfliktes zwischen den USA einerseits und Russland und China andererseits betrachtet, wird es noch offensichtlicher. Russland soll dauerhaft als europäischer Energielieferant verdrängt werden und angesichts des Verlustes des US-Einflusses im Persischen Golf brauchen die USA mehr denn je die Kontrolle über andere große Öl- und Gasvorkommen.

    Geopolitik ist im Grunde eine einfache Disziplin, denn es geht immer um Geld und Macht. Auch in Gaza, aber das verschweigen die westlichen Medien.

    Eine nötige Klarstellung

    Nachtrag: Als Reaktion auf die ersten Kommentar muss ich wohl einiges nochmal klarstellen und betonen.

    Erstens: Das Gasfeld ist im Vergleich mit anderen Gasfeldern sicherlich nicht sehr groß, aber dass 600 Milliarden kein Kriegsgrund sein sollen, wäre mir neu. Hinzu kommt, dass die Beteiligung europäischer Konzerne an dem Gasfeld Israel endlich die Möglichkeit gibt, die Palästinenser (ohne einen Aufschrei in Europa) aus Gaza zu vertreiben, wovon dort schon lange geträumt wird.

    Palästinenser suchen im Oktober 2023 nach einem israelischen Luftangriff auf das Flüchtlingslager Rafah im Gaza-Streifen nach Überlebenden. Foto: Anas-Mohammed I Shutterstock.com.

    Zweitens: Man muss es im Gesamtzusammenhang mit den anderen Gasvorkommen der Region sehen: Solange die Palästinenser in Gaza sind und es immer wieder zu Kämpfen kommt, wäre die Gasförderung in der gesamten Region in ständiger Gefahr. Die Palästinenser könnten sie als Druckmittel gegen Israel nutzen, sobald Europa von dem Gas abhängig und dadurch eher bereit ist, dem Druck der Palästinenser nachzugeben.

    Drittens: Auch die Pipeline nach Europa ist natürlich für die gesamten Gasvorkommen der Region gedacht, nicht nur für dieses Feld. Und wieder gilt: Solange die Palästinenser in Gaza sind und es keinen dauerhaften Frieden in der Region gibt, wäre die gesamte Infrastruktur und damit das Ersetzen des russischen Gases in Europa Gefahr, was nicht zuletzt auch Investoren abschrecken würde. Es dürfte einen Grund haben, dass Israel die Förderlizenzen erst nach Beginn des Krieges vergeben hat, als klar wurde, dass das „Problem Palästina“ gelöst wird und als Bonus auch noch die 600 Milliarden zu vergeben sind.

    Fazit: Die 600 Milliarden sind eine gute Motivation, das „Problem Gaza“ zu lösen und damit „ganz nebenbei“ Russland als Gaslieferant dauerhaft aus Europa zu verdrängen.

    Den ersten Teil dieses Beitrags können Sie hier lesen.

    Dieser Text wurde von anti-spiegel.ru übernommen. Überschrift und Illustrationen sowie Teile der Einleitung wurden von unserer Redaktion eingefügt.

    Religiöse Fanatiker laden wiederum diesen Krieg mit ihren Ideen und Hoffnungen auf. Lesen Sie mehr darüber in unserer brandaktuellen Ausgabe „Endzeit: Wie Fanatiker den Weltuntergang planen“. Hier bestellen.

    7 Kommentare

    1. Gut auf den Punkt gebracht! Es geht um Profit, Macht und Bodenschätze. Da gelten die Opfer auf beiden Seiten nur als Kollateralschäden.

      Was allerdings die Apokalypse betrifft – da wird’s noch echt schaurig. Allerdings wird das Böse nicht durch irgendwelche Eiferer besiegt, sondern durch ein Eingreifen von ganz oben.

      Gute Nacht!

    2. Ganz klar, als um 1945 die ersten zionistischen Banden Terroranschläge gegen Araber und die Britische Mandatsmacht verübten, ging es ihnen um "Bödenschätze". Ich brauche keine Röpers, um mir die Welt zu erklären.

    3. Professor_zh am

      Das hat der Gaza-Konflikt mit dem Ukraine-Krieg gemeinsam: Es geht um Bodenschätze!
      Es sei noch einmal daran erinnert, daß sich die ,,Verbündeten" Rußlands damals, 1917/18 während des Bürgerkriegs, deutlichst gegen die von den Roten angekündigte Beendigung des krieges (gegen Deutschland und dessen Verbündete) aussprachen und sogar nach Rußland einmarschierten, um gegen die Revolution anzugehen. Doch rührten sie dann kaum einen Finger, weil niemand mehr die Muße hatte, ihnen eine Bezahlung in Form von Schürfrechten an den Bodenschätzen zuzusprechen.
      Aber die Bodenschätze sind immer noch in Sibirien (und Umgebung), das Verlangen (pseudoreligiös begründet) ist ebenfalls geblieben. Die Angloamerikaner hoffen seit jeher, endlich darauf zugreifen zu können. Frankreich oder auch Japan sollen gefälligst im Krieg mitkämpfen, aber sie werden kein Stück von diesem großen Kuchen abbekommen!

    4. Es gibt, wie immer bei solchen Kriegen, mehrere Faktoren, die eine Rolle spielen. Wirtschaftliche Faktoren sind hier sicherlich unbedeutend und nicht ausschlaggebend.
      Netanyahu und seinen Hintermännern geht es darum, den ersten Stein im großen Endkampf am Ende der Zeiten (Gog gegen Magog) ins Rollen zu bringen, der die gegenwärtige Welt vernichten soll und den Weg für das messianische Zeitalter freimachen soll.

      • Spricht hier Roeper oder ist das die offizielle Version/Vorlage von Zar Vlad ? Worum geht’s denn Russland ? Denen geht’s doch nur um Bodenschätze und deren Verteilung, haben ja sonst auch wirklich gar nichts anderes zu bieten… Da kann man natürlich Chaos an anderer Stelle gerne Unterstützen und Befeuern. Sehr durchschaubar

    5. Für Israel war der 7. Oktober das "Pearl Habor" – der Kriegsgrund endlich ganz Gaza zu besetzen. Nur die AfD und die "Junge Freiheit" haben dies offenbar noch nicht ganz in ihrem Pro-Israel-Wahn begriffen…

      • Ausgerechnet Rechte unterwerfen sich denjenigen, die unsere ganze Zivilisation zerstört haben!
        Erbärmlich!

        Die einzige echte Opposition fängt mit N an und hört mit S auf.