Der Regenbogen-Kult ist linken Ursprungs, hat sich aber über die gesamte Gesellschaft verbreitet. Sogar die Wirtschaft mischt mit – und die Finanzeliten des Weltwirtschaftsforums. Ein Auszug aus COMPACT 8/2021. Jetzt hier bestellen.

    Wenn das August Bebel wüsste: Die sächsische SPD hat ihr Herz für «menstruierende Männer» entdeckt. Anfang Juli wurde auf dem Landesparteitag der Sozialdemokraten in Leipzig ein Antrag angenommen, nach dem öffentliche Herrentoiletten mit «Mülleimern für Hygieneprodukte ausgestattet» werden sollen. Damit will die Partei die Diskriminierung von biologischen Frauen, die sich als Männer definieren und entsprechende Klos aufsuchen, beenden.

    Linke Queer-Front

    Dass aus der alten Tante nun die neue Tunte SPD geworden ist, sorgte in den sozialen Medien für Erheiterung, manch altgedientem Genossen platzte jedoch der Kragen. Gunter Weißgerber, 1989 einer der Mitgründer der Sozis im Osten, brachte es auf den Punkt: «Wer solchen Mist beschließt, der hat sie nicht mehr alle.» Der Erzgebirger, der die Partei 1990 in der ersten frei gewählten DDR-Volkskammer und danach bis 2009 im Deutschen Bundestag vertrat, schickte hinterher: «So was kann man doch nicht mehr ernst nehmen, das hat mit SPD-Politik nichts mehr zu tun.»

    Immerhin braucht sich Weißgerber diesen Stöckelschuh nicht anzuziehen. Er trat vor zwei Jahren aus der SPD aus, weil es ihm zu bunt wurde. Jan Fleischhauer brachte sein Befremden auf Twitter etwas vornehmer zum Ausdruck. «Eine Partei, die auf einem Parteitag die Probleme ”menstruierender Männer” zu lösen versucht», so der Focus-Kolumnist, «hat irgendwo in ihrer langen Geschichte den Kompass verloren».

    Schwule SPD: Ist beim LGBTI- und Gender-Tamtam ganz vorne mit dabei.

    Tatsächlich schippert der SPD-Kahn schon lange auf LGBT-Kurs. Die Abkürzung steht für «Lesbian, Gay, Bisexual, Transgender» und deckt damit alle möglichen sexuellen Minderheiten ab. Wer es ganz genau nimmt, setzt noch ein «Q» für «Queer», ein «I» für «Intersexual» und ein Sternchen oder Kreuz dahinter – als Platzhalter für weitere Spielarten im Geschlechterkarussel.

    Um diese Gruppen buhlen die Strategen im Willy-Brandt-Haus inzwischen wie die Stricher im Grunewald um ihre Freier – kein Christopher-Street-Day, kein Pride Month ohne Sozis. Und was für die SPD gilt, das gilt erst recht für Grüne und Linke. Die Reihen der Queer-Front sind geschlossen.

    Diese identitätspolitischen Geisterfahrten hat Sahra Wagenknecht in ihrem Buch Die Selbstgerechten aufs Korn genommen. Die «traditionelle Linke», schreibt die prominente Genossin, habe noch «für das Streben nach mehr Gerechtigkeit und sozialer Sicherheit» gestanden, «für das Aufbegehren gegen die oberen Zehntausend» und «das Engagement für all diejenigen, die in keiner wohlhabenden Familie aufgewachsen waren und sich mit harter, oft wenig inspirierender Arbeit ihren Lebensunterhalt verdienen mussten».

    Sahra Wagenknecht rechnet mit der linken Minderheitenpolitik ab. Foto: picture alliance/dpa

    Der neue «Lifestyle-Linke» hingegen lebe «in einer anderen Welt»: Er setze sich «für Emanzipation, Zuwanderung und sexuelle Minderheiten» ein, das Milieu der Einkommensschwachen sei ihm fremd. «Da der Lifestyle-Linke mit der sozialen Frage persönlich kaum in Kontakt geraten ist, interessiert sie ihn auch meist nur am Rande», so Wagenknecht.

    Einhörner und Feen

    Deswegen ist Klassenkampf auch passé – nun geht es um den Kampf der 65 Geschlechter gegen die heteronormative Mehrheitsgesellschaft. Die Regenbogen-Linke stellt Marx geradezu auf den Kopf: Nicht mehr das Sein bestimmt das Bewusstsein, sondern das Bewusstsein das Sein. Das ideologische Futter dazu liefert vor allem die an der Universität Berkeley in Kalifornien lehrende Philosophin Judith Butler, die sich spätestens seit den 1990er Jahren als «Meisterdenkerin des Gender-Begriffs und seiner Fortentwicklung in der ”Queer-Theorie” etabliert» hat, wie Volker Zastrow in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung (FAZ) notierte.

    Diese Theorie verstehe sich «als ein gemeinsamer Schirm für alle ”Gendernauten” und sexuell Gesetzlosen, ein Dach für Lesben, Bisexuelle, Schwule und ”Hinübergeschlechtliche”, wie ”transgendered people” in der Szene scherzhaft übersetzt wird – die Ausdrücke ”Transvestit” und ”Transsexueller” sind dort verpönt».

    Tuntig statt pünktlich: Bahnchef Richard Lutz (l.) mit Vorstand Martin Seiler bei der Vorstellung ihres Regenbogenzugs. Das Motto lautet: «Que(e)r durch Deutschland.» Foto: picture alliance/dpa

    Damit sei man, so Zastrow, beim Kern des Gender-Begriffs angelangt: «Er meint nämlich keineswegs die Existenz sozialer Geschlechterrollen und deren Merkmale. (…) Vielmehr behauptet ”Gender” in letzter Konsequenz, dass es biologisches Geschlecht nicht gebe. Die Einteilung der Neugeborenen in Jungen und Mädchen sei Willkür, ebenso könnte man sie auch nach ganz anderen Gesichtspunkten unterscheiden, etwa in Große und Kleine.»

    Butler kehrt in ihrem als Standardwerk angesehenen Buch Gender Trouble: Feminism and the Subversion of Identity (in deutscher Übersetzung unter dem Titel Das Unbehagen der Geschlechter  erschienen) das gängige Verständnis von Sprache um, nach dem ein Begriff etwas Konkretes bezeichnet. Dabei knüpft sie an den «radikalen Konstruktivismus» Jean-Paul Sartres an, der besagt, dass jeder Mensch nicht etwa das ist, was er ist, sondern sich erst zu dem machen müsse, was er sei. So schaffe man sich… Ende des Textauszugs.

    Den vollständigen Text lesen Sie in der August-Ausgabe von COMPACT mit dem Titelthema «Die schwule Republik», die Sie schon jetzt bestellen können. Zu unserem Schwerpunkt finden Sie dort auch folgende Beiträge:

    ➡️ Bunt schießt keine Tore – Jogis Mannschaft geht in die Knie: Der Kniefall als Staatsräson, der Regenbogen als Flagge? Die Bundesrepublik präsentierte sich auch bei der Fußball-EM als «woker» Musterknabe. Emsig wird am neuen Weltbild gewerkelt.

    ➡️ Kinderschutz und Elternrecht – Was wirklich in Ungarns Homo-Gesetz steht: Im Sommerloch gab es in ganz Europa einen Aufschrei wegen der Verabschiedung angeblich homophober Gesetze in Ungarn. Doch offensichtlich hat kaum einer genau gelesen, was er da verurteilt.

    ➡️ Stolz und Vorurteil, Gratismut und Hass – Brüssel gegen Budapest: «Die Zahl der EU-Mitgliedsländer, die die Provokationen von Ungarn nicht weiter tolerieren möchten, werden immer zahlreicher», freute sich kürzlich die Frankfurter Allgemeine Zeitung. Aber von wem gehen die Provokationen eigentlich aus? Ein Beitrag von Mariann Öry, Redakteurin der Tageszeitung Magyar Hirlap.

    ➡️ «Die Linke ist der Feind der Freiheit» – O-Ton von Viktor Orban: Der ungarische Ministerpräsident antwortete in harscher Form auf die Angriffe der von ihm als «Regenbogenländer» titulierten Mehrheit der Europäischen Union.

    ➡️ Der Gender-Sprachdurchfall – Vom bunten Krieg gegen die Grammatik: Führende deutsche Intellektuelle sind infiziert von einem Virus, das die Gesellschaft mindestens so stark spaltet wie Covid-19: dem Gender-Erreger. Wird der gesunde Menschenverstand überleben?

    ➡️ Rote Fahne mit Regenbogen – Schwule und Lesben in der DDR: Homosexualität wurde in der DDR früher als in der Bundesrepublik legalisiert, aber nie propagiert. Eine auch heute noch prominente Transe heuerte sogar bei der Stasi an.

    ➡️ Die Tränen der Transen – Therapie für Geschlechtsverwirrte: Geschlechtswechsel als Symptom einer Persönlichkeitsstörung: Das verlangt nach Therapie und rechtfertigt weder eine Abwertung der Betroffenen noch ein Abfeiern durch Gender-Ideologen.

    Zum vollständigen Inhaltsverzeichnis und zur Möglichkeit der Bestellung geht es hier.

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