Symbolisch: Zum Fest der Auferstehung ist Querdenken auf die Straße zurückgekehrt. Mehrere zehntausend Menschen zogen am Samstag durch die Stuttgarter Innenstadt zum Cannstatter Wasen – und setzten ein machtvolles Zeichen gegen die Lockdown-Politik. Alles über die Bewegung erfahren Sie in COMPACT-Spezial Die Querdenker – Liebe und Revolution, das Sie hier bestellen können.

    Der Zug durch Stuttgart war geprägt vom Stakkato der Trommeln. Gespielt wurden sie in Formen, die so unterschiedlich waren wie die Teilnehmer selbst: Stephan Bergmann, der Schamane im roten Shirt, den wir in COMPACT-Spezial Die Querdenker porträtiert haben, rührte eine mit Ziegenfell bespannte indianische Variante. Ein militärisch anmutendes Bataillon von Bass-Drummern marschierte mit massiveren Instrumenten.

    Wieder andere ließen die angestaute Wut heraus, indem sie mit Kochlöffeln auf kleine Blechtöpfe schlugen. Vereint ergaben sie einen kraftvollen Rhythmus, ein monotones Rumsen und Scheppern, zu dem sich der Querdenker-Zug unaufhaltsam durch die Stuttgarter City schob. Mehrfach versperrte die Polizei den Weg, doch jedes Mal musste sie zurückweichen. 

    Trommeln für die Freiheit. Foto: Paul Klemm

    Die gewonnene Kraftprobe

    Wie viele Bedenken hatte es im Vorfeld der Demo gegeben! Würden es die Demonstranten überhaupt schaffen, den sechs Kilometer langen Weg vom Treffpunkt auf dem Marienplatz bis zum Cannstatter Wasen geschlossen zu bewältigen? Würde es Übergriffe von der Antifa geben, die in der Schwabenmetropole überaus gefährlich ist, wie der Mordanschlag auf den alternativen Gewerkschafter Andy Ziegler bewiesen hat (nachzulesen in COMPACT-Spezial Antifa)? Wie wird sich die Polizei verhalten? Werden Wasserwerfer zum Einsatz kommen?

    Doch als um 11:30 Uhr Massen von Menschen auf dem Marienplatz zusammenströmten – friedlich, selbstbewusst, im eigentlich studentisch-links dominierten Stuttgarter Süden – schienen diese Bedenken wie weggewischt. „Wir werden niemals kapitulieren!“, rief Eva Rosen, die wir für COMPACT-Spezial Die Querdenker interviewt haben. Dann setzte sich die Menge unter Pfiffen und Jubelschreien über die Haupstätter Straße in Bewegung. Die Trommeln lieferten den treibenden Beat, zu dem die Menschen mit Fahnen, Ballons und Transparenten einmal quer durch die gesamte Innenstadt liefen. 

    Indianische Verstärkung. Foto: Paul Klemm

    Angesichts dieser starken Dynamik wirkten die Einsatzkräfte hilflos. Eilig gebildete Polizeiketten lösten sich schnell wieder auf, Abstandsregeln und Maskenzwang spielten keine Rolle. Die relativ kleine Gegendemo der Antifa dagegen konnte gut einhegt und über mehrere Stunden hinweg in einer Blockade unter Verschluss gehalten werden.

    Aufsehen erregte im Netz ein Foto, auf dem zu sehen ist wie sich ein Protestierer und ein Polizist die Hand geben. Als sich 2020 US-amerikanische Beamte vor Demonstranten der Black-Lives-Matter Bewegung hinknieten, hat das noch lobende Erwähnung in den Artikeln vieler Leitmedien gefunden. Ein einfacher Handschlag jedoch, ausgeführt mit den Falschen, wird von ihnen kurzerhand zum Skandal aufgebauscht.

    Die B14 in Querdenker-Hand. Foto: Paul Klemm

    Ballweg: „Noch stärkerer Protest“

    Weiterer Aufreger war ein Stein, der bei einem ARD-Interview in Richtung der Kameraleute flog. Bundesaußenminister Heiko Maas nahm das zum Anlass, um ein öffentliches Statement abzugeben, in dem er die in Stuttgart begangenen „Angriffe auf die Pressefreiheit“ scharf verurteilt und zur Verfolgung und Ahndung der Urheber aufruft. 

    Um circa 16 Uhr ergoss sich der Strom der friedlichen Widerständler auf den Cannstatter Wasen. Im Schein der Frühlingssonne wehten dort Regenbogenfahnen, leuchtende Hare-Krishna-Embleme und – viel mehr als noch Anfang 2020 – schwarz-rot-goldene Flaggen. Auch ein großes Banner mit der Aufschrift „Heimatschutz statt Mundschutz“ flatterte über dem Veranstaltungsgelände.

    Michael Ballweg: Herzschrittmacher der Bewegung. Foto: Paul Klemm

    Mit der Versammlung auf dem Wasen waren die Querdenker an den Ort ihrer Geburt zurückgekehrt. Von der Bühne begrüßte Michael Ballweg, Gründer von Querdenken-711 und damit Vater der bundesweiten Bewegung, die Demonstranten zu ihrem „Heimspiel“ und kündigte für den August riesige Veranstaltungen in Berlin an. Auch im Interview mit dem Journalisten Boris Reitschuster machte er klar, dass der Protest seinen Zenit noch lange nicht überschritten hat. Im Gegenteil: Durch die Starrköpfigkeit der Merkel-Regierung würde der Widerstand noch lauter und stärker werden. Ein Interview mit Michael Ballweg finden Sie auch in der April-Ausgabe von COMPACT-Magazin.


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    So ist beispielsweise für den morgigen Tag eine ganze Reihe von Montagsdemonstrationen angekündigt, die größte von ihnen in Berlin.

    Es geht weiter! Der morgige Ostersonntag in Berlin wird ein besonderer Termin: Bestseller-Autor Thorsten Schulte (Fremdbestimmt) will damit den Auftakt machen für ständige Montagsdemonstrationen – wie in der Endphase der DDR. Damit der Anschub klappt, hat er prominente Redner aus den verschiedensten Spektren der Opposition zusammengebracht, sozusagen lagerübergreifend von eher links bis eher rechts: Neben Anselm Lenz (Demokratischer Widerstand) auch Eva Rosen und Elijah Tee, und dann Heinrich Fiechtner, der als Landtagsabgeordneter in Stuttgart die Regime-Hanseln zur Weißglut brachte. Mit dabei sind auch COMPACT-Chefredakteur Jürgen Elsässer und der Autor und Filmemacher Ralph Niemeyer, Ex-Mann von Sahra Wagenknecht. Wir sehen uns am 5. April ab 14 Uhr am Brandenburger Tor!

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