Richard Wagners knapp 16-stündiger Opern-Zyklus „Der Ring des Nibelungen“ als Comic? Geht das? Na klar! Erst recht, wenn eine Koryphäe wie P. Craig Russell die Sache in die Hand nimmt. Hier mehr erfahren.

    Keine Frage: Der voluminöse Comic-Band „Der Ring des Nibelungen“ von P. Craig Russell sticht sofort ins Auge. Viele meinen: Das ist die wohl beste Adaption des gleichnamigen Opernzyklus von Richard Wagner. Die Geschichte rührt an die deutsche Seele – und unbestreitbar hat sich selbst ein Meisterliterat wie Tolkien davon inspirieren lassen: Wie in „Herr der Ringe“ geht es in Wagners Bühnenstück um einen Ring – aus dem Rheingold geschmiedet –, der seinem Besitzer die Macht über die Welt verleiht. Der Konflikt zwischen Göttern, Riesen und Menschen um den Ring und seine Auswirkungen auf die Natur sind zentrale Themen des Werks.

    Siegfried schmiedet sein Schwert. Abbildung aus dem Nibelungen-Comic. Foto: P. Craig Russell / Cross Cult

    Russell hat sich bei seinen „Ring des Nibelungen“ akribisch an die Opernvorlage gehalten. Die Handlung, die Charaktere und die Dialoge sind sehr nah an Wagners Opus magnum. Die farbenprächtigen Zeichnungen von Russell ergänzen die Geschichte perfekt und bringen die Mythologie des „Rings“, der auf unserem Nationalepos, dem Nibelungenlied, basiert, sogar noch auf eine neue Ebene. Besonders gut gelingt es Russell, die Macht der germanischen Götter und ihren Einfluss auf das Weltgeschehen zu vermitteln.

    In über 10 Sprachen übersetzt: Dieses Motiv von Russell ziert die französische Ausgabe seiner „Ring“-Adaption. Foto: Excalibur-Comics

    Der Zeichner: Einer der Besten

    Das Werk hätte auch keiner besser verrichten können als der Meisterzeichner. Geboren am 30. Oktober 1951 in Wellsville, Ohio, begann Russell seine Karriere in den 1970er Jahren als Assistent des Comic-Künstlers Dan Adkins. Seitdem hat der Amerikaner eine Vielzahl von Comics und Graphic Novels geschrieben und gestaltet und gilt heute als einer der renommiertesten Künstler der Branche.

    Russells Arbeiten zeichnen sich durch ihren künstlerischen Anspruch und ihre Liebe zum Detail aus. Seine Zeichnungen sind von einem hohen Maß an Ästhetik und Komplexität geprägt und spiegeln seine Liebe zur klassischen Kunst wider. In seinen Arbeiten greift er oft auf Themen aus Literatur und Mythologie zurück und verarbeitet sie auf eine einzigartige Weise.

    Eine seiner erfolgreichsten Arbeiten ist die Gestaltung von Neil Gaimans „The Sandman“, die ihm 2009 den Eisner Award für die beste Comic-Adaption literarischer Werke ein.

    Verantwortlich zeichnet er zudem für „Hellboy“, „Killraven“, „Batman“ und „Dr. Strange“. Legendär ist Russells Adaption von Oscar Wildes „Das Bildnis des Dorian Gray“ – und auch Opern wie „Salome“ von Richard Strauss und Mozarts „Zauberflöte“ hat er schon zu Papier gebracht. Für seine ästhetisch anspruchsvollen Graphic Novels wurde Russell mehrfach ausgezeichnet

    Die germanische Götterwelt entdecken

    In Russells „Ring des Nibelungen“ spielen Sagengestalten wie Odin, Wotan, Brünnhilde und die Walküren eine zentrale Rolle. Der Autor setzt sie gekonnt in Szene und verleiht ihnen eine besondere Tiefe. Die Charaktere sind nicht einfach nur Stereotypen, sondern haben Persönlichkeit und Emotionen, die dem Leser eine tiefere Verbindung mit der Geschichte ermöglichen.

    Vorsicht! Die atemberaubend schönen Rheintöchter Wellgunde, Woglinde und Floßhilde führen nichts Gutes im Schilde. Abbildung aus dem Nibelungen-Comic. Foto: P. Craig Russell / Cross Cult

    Darüber hinaus bietet sein Nibelungen-Comic auf seinen 448 Seiten einen interessanten Einblick in die germanische Mythologie und Kultur. Die germanischen Götter und Sagengestalten haben im Comic eine wichtige Rolle und werden detailliert dargestellt. Dies bietet dem Leser die Möglichkeit, sich näher mit der Mythologie und den Göttern der Germanen auseinanderzusetzen.

    Russells „Ring des Nibelungen“ ist eine faszinierende Adaption des Wagner-Stoffes, die – was man bei deutschen Zeichnern und Autoren heute gar nicht mehr erwarten dürfte – mit viel Zuneigung zur Vorlage umgesetzt wurde. Russell ist es tatsächlich gelungen, die Geschichte authentisch und ästhetisch eindrucksvoll umzusetzen – und dabei die Mythenwelt der Germanen in den Vordergrund zu stellen. Ein absolutes Muss für Fans nordischer Götter, der Wagner-Oper und kunstvoll gestalteter Graphic Novels.

    Sie sind auf den Geschmack gekommen? Kein Wunder: Craig P. Russels „Der Ring des Nibelungen“ ist ein Mythos für unsere Zeit! Packend, erhebend, unterhaltsam. Die wohl beste Buch-Adaption von Wagners monumentalem Opern-Zyklus. Hier bestellen.

    8 Kommentare

    1. Nach wie vor bin ich der Meinung: Herkunft, Identität und die Zugehörigkeit zu einem Volk und Stamme bilden letztendlich den Fortbestand der eigenen Art. Dies ist nämlich wichtig für eine friedliche Zukunft. Obwohl ich aus dem Comic-Alter heraus bin wünsche ich mir trotzdem da ja anständiger Inhalt enthalten ist, das viele Kinder und Jugendliche mit diesem Heft in Berührung kommen. Natürlich gibt es auch für alle Altersgruppen die gute und nicht zu teure Literatur: da empfehle ich definitiv die COMPACT-Geschichte- Ausgaben: 1000 Jahre Deutsches Reich und Deutsche Helden. Natürlich auch die Edda und die Volk des Lichts von Rautenberg dürfen nicht fehlen. Atlantis die Urheimat der Arier von Zschaetzsch ist auch sehr kompatibel zu diesem Thema Ursprung Germanen und Deutsche Stämme. Wer das Heldentum des 20 Jahrhunderts mit dem Schwerpunkt 2WK erleben will dem empfehle ich die Weltkrieg-Heftreihe. Diese bestehend aus Heer, Marine und Luftwaffe dürfte in jedem größeren und anständigen Kiosk erhältlich sein. Also es gibt eine Menge für das Auge. Natürlich für die Ohren gibt es gute Musik mit dem Thema Heidentum und Ursprung aus der Metalecke. Da sind unsere deutschen Krackmacher: Absurd, Nordglanz und Totenburg ungeschlagen. Aus Skandinavien sind Bathory, Burzum und Satanic Warmaster die Götter. mfg

      • Otto Baerbock am

        " 1000 Jahre Deutsches Reich "

        Und genau DAS ist FALSCH! Und … hat uns in die Katastrophe gebracht, denn: Die 1000 Jahre beziehen sich (auch nicht ganz korrekt, weils keine 1000 Jahre waren, aber … egal) auf das "Heilige Römische Reich deutscher Nation" – den Versuch der Fortsetzung des ‚Heiligen Römischen Reichs‘ in einer neuen Trägerschaft – der deutschen Nation.

        Das ‚Deutsche Reich‘ hingegen war der – gescheiterte – Versuch einer Nationalstaatsbildung der Deutschen. Und gescheitert ist er deshalb, weil zwei – wessen man sich damals und heute natürlich (noch immer) nicht bewußt ist – kollektiv-identitäre Erfahrungen in einer gemeinsamen politischen Form zu vereinen versucht wurde, die absolut NICHT zusammengehören, nämlich PREUSSEN und DEUTSCHE.

        Deutschland ist dabei räumlich-geographisch – der raumzeitliche Körper sozusagen – der Bereich zwischen Rhein und Elbe … plus, wenn sie das wollen sollten, zweier Ausstülpungen im Norden und Süden: Mecklenburg, sowie Thüringen und Sachsen. Und der ‚Rest‘, also der Raum zwischen Elbe und Memel – einschließlich des Sudetenlandes – … ist Preußen. Die Geschichte … ist, entgegen der Meinung fast aller, eben diesbezüglich noch keineswegs zuende, sondern sie geht weiter – und am Ende wird sie auf genau DAS hinauslaufen.

    2. Hellmut Meyer-Sande am

      Wagner und Niebelungenlied als Comic sind Kulturbrüche. Punkt.
      Diese Idee entstammt letztlich dem kulturlosen Sprachraum der Herkunft des Wortes "Comic".
      Schade, daß denkende Menschen sich auf dieses Niveau begeben.

      • LouisCypher am

        @ HMS:

        Sehe ich überhaupt nicht so. Ich glaube auch kaum, dass Sie keine zeitgenössischen Filme gucken. Ich finde z. B. die Herr-der-Ringe-Verfilmung von Peter Jackson großartig — genau wie die Nibelungen-Filme von 1967 (Harald Reinl) und 1924 (Fritz Lang). Sind das auch "Kulturbrüche"? Haben Sie den Band von P. Craig Russell überhaupt schon mal in den Händen gehabt? Wahrscheinlich nicht. Sonst würden Sie nicht herablassend von "diesem Niveau" schwadronieren. Das sage ich Ihnen als denkender Mensch (Dr. phil.).

        • Otto Baerbock am

          "Dr. phil. LouisCypher" (Angel Heart) … bei wem, wenn man fragen darf, haben SIE denn zum ‚Dr. LouisCypher‘ promoviert??

    3. Donald hatte mehr Style.
      Muessen die Germanen mit Comics…
      Doof halt, ergo ja. I

    4. Adalwin Winne am

      Ein wundervolles Gegengift gegen Giftgrünpauker. Das macht Mut zu Selbstbewusstsein und Selbstverteidigung.
      Danke Compact für den Kinderschutz!

      • Otto Baerbock am

        "Ein wundervolles Gegengift gegen Giftgrünpauker."

        Warum hat sich diesbezüglich eigentlich noch nicht der/die/das Queer-Beauftragte der Bundesregierung zu Wort gemeldet? Ich kann in diesem Comic nur und ausschließlich ‚binäre‘ Geschlechtsidentitäten erkennen … – wo sind all die anderen 65 (oder wie viel auch immer es zwischenzeitlich sein mögen) ’sozialen‘ Geschlechter?? Judith Butler … bitte übernehmen sie…

        Dabei: Woher kommt es eigentlich, daß alle mir bekannten Figuren, die dann zum Ausgangspunkt von Bewegungen wurden, die bis dahin selbstverständlich Vorhandenes ‚zu zerlegen‘ begannen, einer ganz bestimmten identitären Gruppen angehören? Ob das eine Judtih Butler ist … oder ein Jacques Derrida … oder ein Franz Boas … oder …. – völlig egal, wenn man irgendeine geistig zersetzende Entwicklung/Bewegung erlebt und dann nach dem Urheber sucht … man trifft immer wieder auf die selben Vertreter. Seltsam …