Hat sich Hegels Geschichtsphilosophie blamiert? War seine Hoffnung auf stetigen Fortschritt des Menschheitsgeschlechts naiv? Kritische Fragen zum 250. Geburtstag des großen Philosophen, die sich nur beantworten lassen, wenn man sein Denken überhaupt versteht. Ein Auszug aus dem COMPACT-Magazin 08/2020 „Satan in Hollywood. Das dunkle Geheimnis der Reichen und Schönen“.

    Georg Wilhelm Friedrich Hegel war der wichtigste geistige Inspirator von Karl Marx und Wladimir Iljitsch Lenin und damit sozusagen ein Geburtshelfer des Sozialismus, aber er wird trotzdem das Image eines konservativen Staatsvergotters nicht los. Hegel, das ist der früh gealterte Musterschüler, der zerstreute Professor, der beim Spaziergang am Berliner Kupfergraben seinen Schuh verlor – ohne es zu bemerken. Obrigkeitstreu und weltfremd. Dabei zeigen alle Dokumente das Gegenteil.

    Als Tübinger Student begeisterte er sich für die Französische Revolution – bis zu seinem Tod 1830 feierte er ihren Jahrestag mit Schampus. Stets zählte er Aufständische und radikale Literaten zum engsten Freundeskreis. Er übersetzte und publizierte Schriften der Girondisten, pflegte Kontakt zu den Anführern der jakobinischen Mainzer Republik und vermittelte Revoluzzer-Briefe nach Paris. Das war Hochverrat hoch zehn! In Bamberg forderte er als politischer Journalist napoleonische Gesetzgebung. Jahrzehnte später noch, als er Philosophieprofessor in Berlin war, verdächtigte ihn der königliche Hof des Republikanismus und ließ ihn beschnüffeln.

    Diese kleine Auswahl belegt hinreichend, dass Hegel weder weltfremd noch unterwürfig, sondern – wie sein aktueller Biograf Klaus Vieweg in seinem gleichnamigen Buch feststellt – «der Philosoph der Freiheit» war.

     Fortschritt ohne Rückschritt

     Die gesamte Menschheitsgeschichte galt Hegel als zielgerichteter Prozess, an dessen Ende notwendig die Freiheit des Einzelnen stehen werde. Dieses Reich, so eine spätere Deutung, wäre zugleich «das Ende der Geschichte» (Alexander Kojève). Im frühen 20. Jahrhundert erschien eine solche Zukunft unmöglich. So erklärte der Staatsrechtler Carl Schmitt, Hegel sei am 30. Januar 1933, mit der Machtergreifung Adolf Hitlers, «gestorben».

    Erst in den 1990ern, nach dem Zusammenbruch des osteuropäischen Sozialismus, glaubte wieder ein Philosoph, Francis Fukuyama, an Das Ende der Geschichte (1992). In seinem gleichnamigen Bestseller fantasierte der Autor vom globalen Endsieg der liberalen Demokratie. Später musste Fukuyama erkennen, dass der historische Prozess keineswegs seinen Schlusspunkt erreicht hat. Im Gegenteil: Der entfesselte Globalismus brachte nicht den Triumph, sondern den Verfall des Liberalismus und der westlichen Staaten.

    In der COMPACT-Ausgabe 08/2020 wurde dem wichtigsten Vertreter des Idealismus, Georg Wilhelm Friedrich Hegel ein Artikel anlässlich seines 250. Geburtstags gewidmet.  Hier bestellen.

    Das ist keineswegs eine historische Premiere: Alle Kulturen, Staaten, Reiche sind aufgestiegen, haben geblüht und verschwanden schließlich. Das scheint so unvermeidlich, dass Oswald Spengler (Der Untergang des Abendlandes ) diesen ewigen Zyklus mit der Pflanzenmorphologie beschrieb. So verlockend einleuchtend dieser Vergleich sein mag, so wenig erklärt er das «Warum».

    Moralinsaure Historiker ziehen an dieser Stelle gern die DekadenzTheorie aus dem Hut, mit dem spätantiken Rom als favorisiertem Beispiel. Erklärt wird damit nichts: Der Niedergang einer Zivilisation wird mit dem Niedergang von deren Kultur erklärt – eine Tautologie. Aber aus welchem Grund können (oder wollen) Menschen ihr einmal erreichtes Niveau nicht länger halten? Weshalb scheiterten immer wieder Versuche einer Wiederbelebung von Traditionen?

    Lesen Sie den vollständigen Text in COMPACT-Magazin 08/2020 „Satan in Hollywood. Das dunkle Geheinmis der Reichen und Schönen“.

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