In der aktuellen Krise verdienen sich einige Finanzaristokraten dumm und dämlich. Doch es gibt auch Superreiche, die sich dem Lockdown entgegenstellen: Ein großer Kampf zweier Kapitalfraktionen hat begonnen. Auszug aus der aktuellen Juni-Ausgabe von COMPACT-Magazin – hier bestellen.

    „Der Reichtum von Amerikas Milliardären stieg in den ersten drei Wochen der Covid-19-Krise um zehn Prozent“, errechnete der Wirtschaftsjournalist Chuck Collins für CNN. Die 400 reichsten US-Bürger auf der Liste des Forbes-Magazins haben genauso viel auf der hohen Kante wie die ärmere Hälfte der gesamten US-Bevölkerung, ihre Finanzkraft entspricht fast zwei Dritteln (64 Prozent) aller staatlichen Haushalte in den USA zusammengenommen. Und wir reden hier nicht über ihre Firmen- oder Stiftungsfinanzen, sondern über ihr ganz persönliches Guthaben… Diese „Klasse der Milliardäre“ (Collins) besaß vor dem 1. März 2020 zusammen knapp drei (genau: 2,947) Billionen Dollar – Anfang April waren es dann 282 Milliarden mehr.

    Spitzenreiter ist demnach Jeff Bezos von Amazon, der seit dem 1. Januar um 25 Milliarden Dollar reicher wurde und jetzt 138 Milliarden Dollar besitzt. Dabei hatte der Onlinehandelsgigant aufgrund von Kursverlusten an den Börsen bis zum 12. März zunächst noch ein Minus von 105 Milliarden Dollar einstecken müssen – aber bis zum 15. April alle Verluste wieder wettgemacht und per Saldo dann sogar noch die erwähnte Summe hinzugewonnen. „Ein solcher Zuwachs für ein einziges Individuum ist in der Geschichte moderner Märkte beispiellos“, urteilt Collins.

    Im Unterschied zu cleveren Privatpersonen, die auch von den reichenfreundlichen US-Steuergesetzen profitieren, mussten alle Kapitalfraktionen, die nicht im Versandhandel, bei Streamingtechnik oder im Gesundheitswesen engagiert sind, in der aktuellen Krise zum Teil kräftig Federn lassen. Ablesbar ist das etwa am Einbruch bei Blackrock, dessen Nettoergebnis im ersten Quartal um 23 Prozent gegenüber dem Vorjahr abfiel. Blackrock ist ein besonders guter Indikator, weil der weltgrößte Vermögensverwalter – er hält 7,4 Billionen Dollar Anlagegelder – global in eine breite Palette von Firmenaktien investiert hat, unter anderem in alle 30 DAX-Konzerne. Trotz der Verluste bläst man in der Chefetage des Schwarzen Felsens kein Trübsal – wohl in der Hoffnung, mit der gewaltigen Finanzkraft bankrottierende Unternehmen bald aufkaufen zu können. „Jenen Anlegern, die ihre Augen nicht auf den wackeligen Boden unter unseren Füßen richten, sondern auf den Horizont, bieten sich an den Märkten jetzt enorme Chancen“, heißt es in einer aktuellen Mitteilung. 

    Cover 06/2020 Bill Gates

    Ebenso frohgemut ist der Investmentriese Goldman Sachs, einer der Hauptverursacher wie -gewinner der Weltwirtschaftskrise von 2008. „Corona-Maßnahmen ebnen Weg in die Zukunft“ ist ein Positionspapier vom Mai überschrieben. Man setzt darauf, „dass die während dieser Krise umgesetzten Maßnahmen wahrscheinlich wieder eingesetzt werden und sich die Politik weiterentwickelt“ und uns „ein neues, potenziell höheres Inflationsziel erwartet“. Die Finanzalchimisten hoffen also auf eine Geldschwemme samt Geldentwertung, wie sie mit der aktuellen Schuldenmacherei der Staaten bereits begonnen hat, während sie selbst in Sachwerte oder – wie ein Teil der angeschlossenen Hedgefonds – in Gold gehen… 

    (Im weiteren behandelt der Artikel aus COMPACT 6/2020 die Rolle von George Soros, Elon Musk und Warren Buffett. Die Ausgabe kann man hier bestellen).

    US-Milliardengewinner 2020

    1. Jeff Bezos, Amazon: zehn (25) Millarden US-Dollar.
    2. Elon Musk, Tesla: fünf Milliarden US-Dollar.
    3. MacKenzie Bezos (Jeff Bezos Frau bis 2019): 3,5 (8,6) Milliarden US-Dollar.
    4. Eric Yuan, Videodienst Zoom: 2,6 Milliarden US-Dollar.
    5. Steve Ballmer (früherer Microsoft-Chef): 2,2 Milliarden US-Dollar.
    6. John Albert Sobrato, Immo-Mogul im Silicon Valley: 2,1 Milliarden US-Dollar.
    7. Joshua Harris, Investmentgesellschaft Apollo Global: 1,7 Milliarden US-Dollar.
    8. Rocco Commisso, Mediacom Unternehmensberatung: 1,1 Milliarden US-Dollar.

    Vermögensplus, bezogen auf das erste Quartal 2020; Zahlen in Klammern unter Einbeziehung der ersten beiden Aprilwochen. Quelle: Bloomberg Billionaire Index.

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