Die deutsche Pharmaindustrie wurde bereits nach dem Ersten Weltkrieg erheblich geschwächt, doch erst nach dem Zweiten Weltkrieg folgte ein groß angelegtes Filetieren, bei dem sich ausländische Konzerne im Laufe der Jahre kräftig bedienten. Womit unser Volk auch heute noch in Schuldknechtschaft gehalten werden soll, lesen Sie in unserer neuen Sonderausgabe Geschichtslügen gegen Deutschland, die Sie hier bestellen können.
Teil 1, der den Aufstieg der deutschen Arzneimittel-Produktion beleuchtet, finden Sie hier.
3. Zerschlagung der IG Farben nach dem Zweiten Weltkrieg
Nach der Niederlage Deutschlands im Zweiten Weltkrieg zerschlugen die Alliierten die IG Farben komplett. Die Begründung: Unterstützung der Kriegswirtschaft Hitlers und Verstrickung in die Verbrechen des NS-Regimes. Das war allerdings nur ein Vorwand, denn in Wirklichkeit ging es darum, die Vormachtstellung Deutschlands auf dem Gebiet der Arzneimittelherstellung zu brechen. Die Alliierten, vor allem die USA, bereicherten sich zugleich an den deutschen Industriepatenten.
Doch was wurde nach dem Krieg aus den Firmen, die sich in der IG Farben zum weltweit mächtigsten Chemie- und Pharmakonzern zusammengeschlossen hatten?
Anfang der 1960er Jahre verfügte Deutschland trotz Zerschlagung der IG Farben in einzelne Betriebe wieder über die zweitstärkste Pharmaindustrie der Welt, die aber nicht mehr die alte Größe erreichte, da zunehmend heimische Firmen von ausländischen Unternehmen aufgekauft, übernommen oder weiter aufgesplittet und geschwächt wurden.
Merck: Das Unternehmen spaltete sich in die Merck KGaA (Kommanditgesellschaft auf Aktienbasis) und Merck & Co. (Sitz: Kenilworth im US-Bundesstaat New Jersey). Das deutsche Unternehmen, das bis dato komplett in Familienbesitz war, baute mehrmals konfus ihre Produktpalette um und verkaufte zur Finanzierung zum einen etwa 26 Prozent der Aktien und zum anderen 2006/2007 die jahrzehntelang erfolgreiche Generika-Sparte an die US-Firma Procter & Gamble (ursprünglich auf Waschmittel ausgerichtet), die allein damit jährlich einen Umsatz von 400 Millionen US-Dollar erzielt – und mit einem jährlichen Gesamtumsatz von insgesamt 68 Milliarden Dollar wesentlich besser abschneidet als die deutsche Merck mit vergleichsweise mageren 17,5 Milliarden Euro. Der Generikabereich von Merck umfasste unter anderem auch Schwangerschaftstest für den Hausgebrauch, also Produkte, die stets verkäuflich sind.
Etwa 70 Prozent der Merck-Aktien sind noch im Familienbesitz von über 200 Personen, von denen etwa die Hälfte eine Art Familienrat bildet, der jedes kluge geschäftliche Vorgehen vermissen lässt, wenn man als Maßstab den gesunden Menschenverstand anlegt. Geblendet von Galenus-von Pergamon-Preisen (Zukunftspreisen), versuchte sich Merck in Flüssigkristallen, Knochenimplantaten und Labordistribution – Sparten, von denen sich Merck teilweise später wieder trennte – und in milliardenschweren Übernahmen diverser ausländischer Firmen (die Übernahme der deutschen Scheringwerke hingegen misslang.
AGFA: Das ursprünglich deutsche Unternehmen wurde 1867 von den Chemikern Paul Mendelssohn-Bartholdy und Carl Alexander von Martius (Entdecker des Azofarbstoffs Bismarckbraun) gegründet und hatte sich auf den Fotobereich konzentriert. 1964 fusionierte Agfa mit der belgischen Firma Gevaert N.V zur Agfa-Gevaert Gruppe, die 1981 von Bayer zu 100 Prozent übernommen wurde. Das Unternehmen wurde 1999 zur Börse geführt, sodass die beiden Großaktionäre Bayer AG heute 30 Prozent und Gevaert N.V. 25 Prozent der Aktien besitzen.
Das war also nichts anderes als eine komplette Zerschlagung der alten AGFA, die unnötig war, auch wenn durch die Digitalisierung der Fotografie der Umsatz der alten Kodak-Farbfilme einbrach und die Produktion sich auf Druckfarben verlegte. Warum kann sich eine belgische Firma halten, die alte deutsche Agfa aber nicht?
BASF: Das gleiche Vorgehen: 2001 wurde das lukrative Pharmageschäft an Abbot Laboratories in Illinois (USA) verkauft, obwohl die BASF Gewinne einfuhr und eine lange Industriegeschichte vorweisen konnte. Das Unternehmen hat seinen Ursprung in der 1865 in Mannheim gegründeten Badischen Anilin & Soda Fabrik. Weil dort kein geeignetes Areal zur Verfügung stand, wurde das neue Werk noch im selben Jahr in Ludwigshafen gebaut. Von 1915 bis 1952 gehörte die BASF zum industriellen Großkomplex IG Farben, nach deren Zerschlagung in einzelne Betriebe nannte sich der Konzern bis 1973 Badische Anilion & Soda-Fabrik AG, dann von 1972 bis 2001 BASF Aktiengesellschaft. Die AG entfaltete erst neue Aktivitäten auf dem US-amerikanischen Markt, dann in China.
Seit 2008 ist BASF eine sogenannte SE (Societas Europaea). Zur bereits vorhandenen Produktion von Kunststoffen wird – nach der Übernahme von Monsanto durch Bayer – auch die Saatgut- und Pflanzenschutzmittelsparte von Bayer dazugekauft nach der Übernahme von Monsanto durch Bayer. Einstieg ins Gasgeschäft über DEA Wintershall
Casella Farbwerke: Das Teilunternehmen der IG Farben wurde 1995 mit der Hoechst AG verschmolzen. 1997 verkaufte Hoechst seinen Geschäftsbereich Spezialchemie an die schweizerische Clariant AG, sodass der Cassella-Standort in Fechenheim zum Werk der deutschen Clariant-Landesgesellschaft wurde.
Hoechst AG: Die Gesellschaft war eines der drei größten Chemie-und Pharmaunternehmen Deutschlands. Es wurde 1863 im damals nassauischen Höchst am Main gegründete und wuchs bis zum Ersten Weltkrieg zu einem Weltunternehmen heran. 1925 fusionierte es mit anderen Unternehmen zur IG Farben, nach deren Entflechtung wurde es neu gegründet. Anfang der 1990er Jahre erreichte der Konzern mit 180.000 Beschäftigten, einem Jahresumsatz von 47 Milliarden D-Mark und einem Gewinn von über vier Milliarden D-Mark seine größte Ausdehnung.
1994 begann die Neuausrichtung und Umstrukturierung der Hoechst AG. Das ehemalige Stammwerk wurde 1997 zum Industriepark Höchst. Die Verbindung mit Rhône-Poulenc mündete im Aufgehen im französischen Konzern Aventis S.A. mit Sitz in Straßburg und spaltete die verbliebenen Chemieaktivitäten in der Celanese AG ab. Dies ist eine US-amerkanische Firma mit Sitz in Dallas (Texas).
Die alte Hoechst AG wurde also ebenso zerschlagen, wobei der beschlagnahmte US-amerikanische Zweig in den vorherigen Ausführungen noch gar nicht berücksichtigt. Der französische Pharmakonzern Sanofi-Aventis beschloss nach der Übernahme, die verbliebenen Hoechst-Aktionäre abzufinden und die Hoechst AG von der Börse zu nehmen. Damit wurden dann auch die letzten deutschen Anteilseignern entfernt.
Chemische Fabrik Griesheim-Elektron: Das 1898 gegründete Unternehmen befasste sich zunächst mit chemischen Substanzen für den Agrarbereich und der Entwicklung von Polymeren und Werkstoffen. Nach der Eingliederung in die IG Farben nahm die Firma teil am wirtschaftlichen Erfolg, der mit deren Zerschlagung endete, sodass das Teilunternehmen nach 1952 von der Hoechst geschluckt und dann spartenweise veräußert wurde: Spezialchemie 1997 an die schweizerische Clariant, der Bereich Pflanzenschutzmittel (CroScience) an die Bayer AG.
Clariant legte 2008 die letzten verbliebenen Betriebe im Industriepark Griesheim still und übertrug den Betrieb an eine Tochtergesellschaft der Infraserv, eine Betreibergesellschaft für Pharma-, Chemie- und
Biotechnologieunternehmen, sodass statt 3.000 Personen wie 1975 in den Unternehmen 2019 nur noch 900 Personen beschäftigt waren.
Infraserv firmiert als Betreibergesellschaft für den Pharma-, Chemie- und Biotechnologiebereich überall an den wichtigen Standorten in Deutschland, tritt aber auch wie Eigentümer auf, da die Räumlichkeiten und das entsprechende Gelände weiter vermietet werden, was bei Infraserv Marburg gut zu erkennen ist.
Angeblich haben übernehmende Firmen hohe Ablösesummen an die abgebende Firma zu zahlen – ein intransparentes System, da der Standortbetrieb an eigens dafür gegründete Gesellschaften ausgelagert wird (Infraserv Höchst, Infraserv Marburg), wobei die Gesellschaftsanteile des Standortbetreibers auf die jeweiligen „Gründungsmitglieder“ des jeweiligen Industrieparks verteilt werden.
Wird fortgesetzt.
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