Eigentlich scheint es nichts Neues zu sein. Schlechte Luft belastet unsere Atemwege. Erkrankungen können die Folge sein. Dass bei Dauerbelastung durch „dicke“ Luft die Lebenserwartung sinkt, ist durch viele Studien belegt worden. Wie ist der Zusammenhang bei Covid-19?

    Welche Luftverschmutzung ist gemeint?
    Grünen-Politiker sind derzeit sehr still. Schließlich könnten sie doch jubeln. Der verteufelte Autoverkehr ist infolge der Coronakrise und noch mehr durch den Lockdown teilweise drastisch zurückgegangen. Grüne verbreiten sonst bei jeder unpassenden Gelegenheit die Mär vom Dieselauto, das tötet, weil es die Luft verpesten würde. Neueste Zahlen lassen aufhorchen und Grüne offensichtlich verstummen. Denn obwohl der Autoverkehr, insbesondere auch der mit Dieselfahrzeugen im Zuge der Coronakrise eingebrochen ist, wird mancherorts kaum eine Luftverbesserung gemessen.

    Was ist der Grund?
    Wenn man über Luftverschmutzung redet, ist nicht nur der Anteil an Stickoxiden gemeint, die zum Teil auch in Autoabgasen zu finden sind. Ein entscheidender Faktor für schmutzige Luft ist nämlich auch die Feinstaubbelastung. Hier sind sich die Experten einig, dass inzwischen Feinstaub im Verkehr zu mehr als 60% durch Abrieb, Bremsen und Staubaufwirbelung entsteht. Der Anteil des Verkehrs an der gesamten Feinstaubbelastung unserer Luft aber ist offensichtlich gar nicht so groß wie gedacht. Das Umweltbundesamt spricht von maximal 19 Prozent.

    Luftaustausch
    Die, die also gerne gegen den Autoverkehr wettern, hatten es im März besonders schwer. Die Luftverschmutzung stieg nämlich vielerorts gegenüber dem Februar an, obwohl der Verkehr zurückging. Der Grund? Im Februar hatten wir ziemlich stürmisches Wetter. Das sorgte für einen regen Luftaustausch. Die Belastung durch verschmutzte Luft sank. Der Wetterwechsel im März dagegen brachte weniger Sturm und mehr vorbelastete Luft aus dem Osten. Die Folge: Die Feinstaubbelastung stieg.

    Corona-Effekt also Fehlanzeige?
    Gerade dieses Beispiel zeigt, dass sich dann schlecht Politik machen lässt, wenn man zu kurz springt. Es ist kein Corona-Effekt messbar. Darüber sind sich die Experten einig. Die größere Rolle spielt offensichtlich das Wetter. Das können wir eher wenig beeinflussen.

    Feinstaubbelastung und Corona
    Wenn wir über Feinstaub reden, der unseren Lungen gefährlich werden kann, dann geht es um den besonders feinen. Experten sprechen von PM2,5 und meinen damit die Partikel, die max. 2,5 µm groß sind. Diese kleinen Partikel können offensichtlich bis in unsere Lungen vordringen. Sie werden dafür verantwortlich gemacht, dass bei Dauerbelastung sich die Lebenszeit um mehr als zwei Jahre verkürzen kann. Dazu gibt es bereits zahlreiche Studien.

    Auch gilt der PM2,5-Staub als Mitverursacher für Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Diabetes-Typ-2. Partikel dieser kleinen Größe können über die Atemwege bis in unsere Blutbahnen vordringen. Als Fremdstoffe lösen sie eine Reaktion unseres Immunsystems aus, was wiederum zu Entzündungsprozessen führt. Die sich schnell zu chronischen Entzündungen und entsprechenden Folgeerkrankungen entwickeln können. Unser Immunsystem wird belastet und geschwächt.

    Anfangs war es nur ein Gerücht. In zwei Regionen der Welt war die Todesrate am Anfang der Corona-Krise besonders hoch. Zum einen in der chinesischen Provinz Hubei und in der norditalienischen Lombardei, dort besonders in Bergamo und südlich davon. In diesen Regionen ist die Feinstaubbelastung dauerhaft ziemlich hoch. Sollte sich daraus auch die höhere Todesrate bei Covid-19 erklären lassen? Es klang zumindest plausibel. Denn Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Diabetes-Typ-2 gelten als Vorerkrankungen, die einen schweren Verlauf bei Covid-19 zur Folge haben können. Diese wiederum können durch verschmutzte Luft hervorgerufen werden.

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    Was fehlte, um diese These zu stützen, waren belastbare Zahlen. Eine brandaktuelle Studie zu den Ausbrüchen in den USA lassen zumindest einen Zusammenhang zwischen Luftverschmutzung und Todesrate erahnen. Ihr Ergebnis: Menschen in höher belasteten Gebieten erkranken signifikant schwerer an Covid-19 als in Reinluftregionen. Wenn auch Kritiker vor voreiligen Schlüssen warnen. Denn aus einer Korelation kann man noch nicht auf Luftverschmutzung als Verursacher schließen. Das bedeutet: Nur, weil in New York City die Luftbelastung hoch ist, muss dies nicht der Grund für die hohe Sterberate gewesen sein. Die Beobachtung der Gleichzeitigkeit (Korelation) stimmt, aber der Grund für die Todesrate könnte auch in der Überlastung des Gesundheitswesens oder auch in Falschbehandlung (zu Tode beatmet?) liegen.

    Doch weitere Ergebnisse erhärten nicht nur die amerikanische Studie, sondern lassen noch einen anderen Zusammenhang befürchten. Französische, italienische und britische Wissenschaftler fragen sich nämlich, ob auch ein Zusammenhang zur aktuellen Luftverschmutzung besteht.

    Im Dezember und Januar sei die Luftbelastung ausgerechnet in der Poebene in Norditalien auf neue Höchstwerte geklettert. Diese Gegend war nicht nur stark belastet, es wehte zwischen den Alpenausläufern auch wenig Wind. Wir hatten es lange mit einer Inversionswetterlage zu tun. Die Luft zirkulierte kaum. Ideal, so die Forscher, damit sich die Feinstaubpartikel relativ lange in der Luft halten können. Es könnte sogar sein, dass die Wetterverhältnisse die Verbreitung und Ansteckung des Virus begünstigten. Da die mit Tröpfchen und teilweise auch als mikrometergroße Aerosole ausgeschiedenen Coronaviren, nämlich so minutenlang in der Luft schweben konnten.

    Eine weitere Studie aus Halle erhärtet zumindest den Verdacht auf einen Zusammenhang. Wenn die Luftverschmutzung per se hoch ist und gleichzeitig ein geringer Luftaustausch stattfindet, z. B. bedingt durch die geografische Lage oder eine entsprechende Wetterlage, dann könnte es eine hohe Todesrate bei Covid-19 geben. Sowohl die Lombardei in Norditalien als auch Wuhan sind jeweils durch hohe Berge umgeben. Was den Luftaustausch verschlechtern könnte, so die Forscher aus Halle.

    Doch zum Schluss gilt auch das wohltuende Credo aus Halle: „Meine Arbeit zu dem Thema ist aber nur ein erster Hinweis, dass es offenbar einen Zusammenhang zwischen dem Grad der Luftverschmutzung, der Luftbewegung und der Schwere des Verlaufs von Corona-Ausbrüchen gibt“. Mögliche weitere Zusammenhänge müssten nun für weitere Regionen untersucht werden, so der Hallenser Forscher weiter.

    Zusammenfassung
    Noch sind zu wenige Daten vorhanden. Erste Anzeichen sprechen jedoch für einen bestehenden Zusammenhang zwischen einer Feinstaubbelastung besonders kleiner Partikel wie PM2,5 und einer verstärkten Tendenz zu einer höheren Sterblichkeit bei Covid-19. Jedoch muss dafür auch eine ungünstige geografische Lage gegeben sein, und das Wetter „mitspielen“. Ob auch ein allgemeiner Zusammenhang existiert, zwischen anhaltend schlechter Luft, die zu Vorerkrankungen führen kann, die als Risiko für einen schweren Verlauf bei Covid-19 gelten, ist bisher nur eine Vermutung.

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