Hildes Kommentar zum Samstag, dem 13.06.2020.

    Quo vadis, Energiewende in Deutschland? Mit dem Beschluss des Konjunkturpaketes am vergangenen Mittwoch kam nun eine neue Dynamik in die Wasserstoffstrategie. In den Ziffern 36 und 37 werden die Ziele der Bundesregierung zum Thema Wasserstoff zusammengefasst. Jetzt wurde der „Nationale Wasserstoffplan“ vorgelegt. An erster Stelle steht die Zusage für milliardenschwere Förderung: zusätzlich sieben Milliarden (= 7000 Millionen) Euro für den Markthochlauf der Wasserstoff-Technologien in Deutschland und weitere zwei Milliarden für Aufbau von internationalen Partnerschaften beim Thema Wasserstoff.

    Bis 2030 soll eine Elektrolyseleistung zur Gewinnung von fünf Gigawatt erreicht werden. Damit hat sich das Bundesforschungsministerium unter Anja Karliczek mit seiner erhöhten Forderung durchgesetzt im Gegensatz zum Bundeswirtschaftsministerium unter Peter Altmaier (beide CDU) , das einen Wert von drei bis fünf Gigawatt für realistisch und erstrebenswert hielt. Das heißt, dass die Gewinnung von grünem Wasserstoff verschärft voran getrieben werden soll. Als Entgegenkommen für Karliczek, die zehn Gigawatt gefordert hatte, wurde festgeschrieben, dass bis 2035 weitere fünf Gigawatt dazu kommen sollen.

    Ebenso hat sich Karliczek mit ihrer Forderung nach der Ernennung eines Innovations-Beauftragten „Grüner Wasserstoff“ durchgesetzt, der ständiger Gast im künftigen Staatssekretärsausschuss und im Nationalen Wasserstoffrat sein soll. Die Gewinnung von Grünem Wasserstoff soll also durch staatliche Institutionen festgeschrieben und abgesichert werden. Außerdem soll nach den Forderungen von Karliczek die Gewinnung von Wasserstoff aus Wasser von der Umlage des EEG (Energie-Erneuerungs-Gesetz) befreit werden, was Bundeswirtschaftsminister Altmaier eher skeptisch sieht, weil dann andere, die nicht privilegiert sind, mehr zahlen müssen.

    Um das zu vermeiden, soll nun ein steigender Anteil der EEG-Kosten aus Haushaltsmitteln bestritten werden, das heißt, der Steuerzahler soll für die Kosten der Befreiung von der EEG-Umlage für grünen Wasserstoff aufkommen. Was wird denn da eigentlich so massiv gefördert? Der sogenannte Grüne Wasserstoff entsteht direkt aus der elektrolytischen Zersetzung von Wasser mit Hilfe von Strom. Er wird als nachhaltig angesehen, weil er aus erneuerbaren Quellen und daher klimaneutral ohne die Produktion von Kohlenstoffdioxid (CO2) gewonnen wird.

    Stimmt das aber überhaupt? Nein, denn die gigantische elektrolytische Zersetzung von originalem Wasser wird massive nachteilige ökologische Folgen haben, denn es entsteht nachher nicht gleichviel Wasser wie vorher vorhanden war. Erstens ist der gewonnene Wasserstoff leicht flüchtig, entweicht bei der kleinsten Undichtigkeit in die Atmosphäre und verbindet sich keineswegs wieder zu 100 Prozent mit Sauerstoff zu Wasser. Wir haben dann von Jahr zu Jahr eine Verringerung des weltweiten Wasservorrats – eine gefährliche Entwicklung, zumal bereits in vielen Dritte-Welt-Ländern ein erhebliches Wasserdefizit vorhanden ist, das schon Hungersnöte ausgelöst hat.

    Zweitens entlässt die Brennstoffzelle Wasserdampf bei der Verbrennung von Wasserstoff in die Atmosphäre, der keineswegs wieder zu 100 Prozent zu Wolken kondensiert, die dann wiederum Regen bringen, sondern kann bei bestimmten Temperaturen in höhere Luftschichten und dann in den Weltraum entweichen. Wir haben auch hier eine ständige Verringerung des weltweiten Wasservorrates durch unwiederbringlichen Verlust von originärem Wasser. Auch geringe Verlustmengen addieren sich bei einer weltweiten Elektrolyse im industriellen Maßstab! Der grüne Wasserstoff ist also keineswegs so „grün“ wie die Etikettierung vorgaukelt und kein Hoffnungsträger, sondern wird die Klimafahrt in den Abgrund beschleunigen.

    Der blaue und der türkise Wasserstoff sollen keine Förderung erhalten und nur übergangsweise geduldet werden nach dem Willen von Karliczek. Dabei sind diese Formen der Wasserstoff-Gewinnung weitaus klimaschonender als der grüne Wasserstoff. Blauer Wasserstoff wird auf der Basis von Erdgas hergestellt. Das bei der Herstellung anfallende CO2 wird abgespalten und dauerhaft unterirdisch gespeichert. Dieses Verfahren wird als CCS (Carbon Capture and Storage) bezeichnet. Insbesondere in Norwegen arbeiten mehrere Firmen daran, diese Technik zu etablieren. (Fortsetzung des Artikels unter dem Werbebanner)

    Unsere Neue ist da – und mit einem Abo von COMPACT-Digital+ können Sie heute schon alle Artikel unseres Titelthemas „Der Impfdiktator – Wie gefährlich ist Bill Gates?“ aus der kommenden Juniausgabe lesen. Mit dem Abo sichern Sie sich außerdem zahlreiche weitere Vorteile wie etwa die kostenlose Zustellung Ihres Magazins. Neben dem digitalen Zugriff auf Artikel aus dem COMPACT-Magazin schon vor Erscheinen der Druckausgabe sichern Sie sich auch das Archiv mit allen früheren COMPACT-Ausgaben. Außerdem erhalten Sie freien Eintritt bei allen Veranstaltungen von COMPACT-Live und erhalten 50 Prozent Rabatt bei den Konferenzen. Jetzt hier bestellen!

    Der türkise Wasserstoff entsteht aus Erdgas mit Hilfe der Pyrolyse. Dabei entsteht Kohlenstoff als festes Abfallprodukt, der leicht gelagert oder weiterverarbeitet werden kann. Die Etikettierung in grün, blau und türkis spiegelt eine völlig falsche Bewertung, denn bei der Gewinnung von blauem und türkisem Wasserstoff fällt zwar CO2 an, aber dieses wird nicht an die Luft abgegeben, sondern gespeichert und weiter verarbeitet! Die kostbaren Wasserreserven werden nicht angegriffen, sondern bleiben erhalten. Daher ist die Gewinnung von blauem und türkisem Wasserstoff wesentlich ökologischer als der grüne Wasserstoff.

    Woher stammt eigentlich diese Etikettierung ? Ob von Bundesforschungsministerin Karliczek (gelernte Hotelfachfrau, die sich von passend eingestellten Wissenschaftlern sekundieren lässt), lässt sich nicht nachweisen. Sie aber hat diese falschen Etikettierungen freudig angewandt und suggeriert mit dem grünen Etikett für den Wasserstoff aus der Elektrolyse von Wasser, dass es sich um die beste und nachhaltigste Gewinnung von Wasserstoff handelt.

    Dabei ist genau das Gegenteil der Fall: Es ist die Gewinnung von Wasserstoff, die die planetaren Wasserreserven nachhaltig schädigen und ungeahnte Dürrekatastrophen, die sich bereits anbahnen, hervorrufen wird.

    Über die dauernde Verlustrate bei der Gewinnung des Wasserstoffs durch elektrolytische Zersetzung des originären Wassers mag sich keine Studie verbindlich äußern, da zu einer solch absurden Idee, diese im gigantischen Maßstab umzusetzen, bisher keine Erfahrungen vorliegen. Aber unbestritten ist, dass es Verluste geben wird – ob nun 0,01 oder 0,1 oder ein Prozent, vermag derzeit niemand zu sagen. Sie dürften gleichwohl in einem Bereich liegen, der dann massive negative Auswirkungen auf den planetaren Wassergehalt haben wird.

    Minsterin Karliczek will den Wasserstoff auch aus Afrika importieren, da sie der Meinung ist, dass sich die dortige Wirtschaft daran eine goldene Nase verdienen sollte. Das versteht sie unter internationalen Partnerschaften bezüglich Wasserstoffgewinnung per Elektrolyse des kostbaren planetaren Wassers, die nun mit zwei Milliarden Euro vorneweg mit dem neuen Wasserstoffpaket gefördert werden sollen. Allerdings steigt mit den länger werdenden Transportwegen die Gefahr, dass der leicht flüchtige Wasserstoff sinnlos in die Atmosphäre entweicht, was jede Undichtigkeit und jede mangelnde Sorgfalt beim Transport verursachen wird.

    Dieses falsche und gefährliche Projekt soll nun mit Hunderten von Millionen Euro gefördert werden.
    Das Naheliegende – die Gewinnung von Wasserstoff aus Erdgas, das die North-Stream-2-Pipeline liefern sollte – wird als blauer oder türkiser Wasserstoff diffamiert und als angeblich unökologisch bezeichnet. Dabei kann das anfallende CO2 ökologisch unschädlich gemacht, gespeichert und entsorgt werden. Das Wichtigste: Die planetaren Wasserreserven werden nicht angetastet.

    Gazprom ist nicht nur das Symbol für den russischen Reichtum, sondern mit 460.000 Beschäftigten auch der größte zivile Arbeitgeber des Landes. Foto: gazpromneft.com

    Es wird nun geduldet, dass Präsident Trump verhindert hat, dass die letzten 160 Kilometer der bereits fast fertig gebauten Pipeline von den russischen Gasfeldern nach Europa vollends verlegt werden durch Erpressung der Schweizer Firma Allseas, die nun die Bauarbeiten auf Druck endgültig eingestellt hat. Damit nun die Erdgas liefernde Gazprom das Projekt nicht selber fertigstellen kann, wurden die Geldgeber von North Stream 2 finanziell bedroht. Zustzlich wurde vor dem Gerichtshof der EU ein Verfahren angestrebt, das den Weiterbau der North-Stream-2-Pipeline durch neue Bestimmungen juristisch verhindern oder erschweren soll. Dagegen hat nun die Gazprom Widerspruch eingelegt, der zunächst abgelehnt wurde und nun in eine neue juristische Runde geht.

    Es ist also völlig offen, ob die Gazprom mit Unterstützung von Präsident Putin das letzte Teilstück noch bauen kann. Das neue Paket der Regierung zur Wasserstoffgewinnung stellt die Weichen in die gegensätzliche Richtung. Mit diesem Paket, das vor allem Geld kosten wird in gigantischem Ausmaß als Teil des New-Deal-Klimapakets, das allein 1000 Milliarden Euro kosten soll, werden die Probleme garantiert nicht gelöst, sondern verschärft. Der Steuerzahler soll wieder dafür herhalten, dabei sind wir schon an der Verklavungsgrenze von 51 Prozent Lohnsteuer vom Brutto als direkte Steuer und mit indirekten Steuern bei circa 70 Prozent. Zum Vergleich: Die Schweiz hat 22 Prozent Lohnsteuer. Frei nach Goethe (Faust I): Da steh ich nun, ich armer Tor, und bin so arm als wie zuvor.

    Kommentare sind deaktiviert.