Vor ziemlich genau drei Jahren machte Björn Höcke mit seiner Dresdner Rede Furore, vor allem mit seinem Begriff „Denkmal der Schande“ über das Holocaust-Stelenfeld in Berlin-Mitte.

    Das juste milieu war empört, obwohl Höcke lediglich eine Tonalität wiederholte, die zuvor Spiegel-Gründer Rudolf Augstein und der Literaturpreisträger Martin Walser angeschlagen hatten. In einer späteren Wortmeldung nahm Höcke zu der Debatte noch einmal Stellung. Beides, sowohl die Dresdner Rede (ungekürzt) als auch die spätere Klarstellung, können Sie nachlesen in COMPACT-Edition: Björn Höcke. Interviews, Reden, Tabubrüche.

    Hier ein Auszug aus Höckes Klarstellung:

    «Es geht nicht um das Weißwaschen»

    Mit Ihrer Dresdner Rede haben Sie sofort großen Widerspruch – auch in den Reihen der eigenen Partei – geerntet.

     

    Das Beste von Höcke aus den letzten fünf Jahren im Originalton: 124 Seiten, 8,80 Euro (Compact-shop.de)

    Mir wurde das von meinen Gegnern so ausgelegt, als würde ich anstelle der offiziellen Verdam- mung des Dritten Reiches nun seine Verherrlichung fordern. Das ist natürlich falsch. Selbstverständ- lich dürfen wir unsere Augen nicht vor den Fehlern und Verbrechen der NS-Zeit verschließen. Aber kein Mensch und kein Volk kann sein Selbstbewusstsein nur auf negativen Bezügen aufbauen. Die Lichtseiten der Geschichte bilden den Kern der Identität, ohne die ebenso vorhandenen Schatten- seiten zu leugnen.

    Es ging Ihnen also nicht um das Umkehren des Bewertungsmaßstabes?

    Nein, auch wenn mir das immer wieder böswillig unterstellt wurde. Ich habe lediglich dafür plädiert, den Ansatz unserer Selbstbegegnung als Volk und Nation zu überprüfen. Anstatt uns allein von den belastenden, auf Dauer krankmachenden Zügen beherrschen zu lassen, sollten wir uns den heilsamen Aspekten unserer Geschichte mindestens ebenso verpflichtet fühlen – vor allem aber nicht diese ständig durch jene diskreditieren. Das hat vor allem mit Selbstachtung zu tun, ohne die man keinen Respekt von dritter Seite erwarten kann. Wie soll man einem Menschen verdenken, wenn er seine Achtung gegen- über jemanden verliert, der sich auf Dauer selbst unter seinen allgemein empfundenen Wert erniedrigt?

    Als Symbol (…) haben Sie in der Dresdner Rede das Holocaust-Mahnmal in Berlin genannt.

    Ja, und dabei habe ich die Bezeichnung des Intendanten des Berliner Humboldt-Forums, Neil MacGre- gor, als «Denkmal der Schande» verwendet. Damit sollten das furchtbare Leid und die vielen Opfer der Juden während der NS-Zeit nicht infrage gestellt oder verharmlost werden, sondern nur unsere Art des Umgangs mit diesem factum brutum. Mein Parteifreund Alexander Gauland, der mir in dem sich anschlie- ßenden Entrüstungssturm beistand, erwiderte einem empörten Journalisten, ob er denn den Holocaust nicht als eine Schande bezeichnen würde? Die ganze Sache beruhte auf einer Fehlmeldung der dpa, deren Redakteure anscheinend der deutschen Grammatik nicht mächtig waren – oder nicht sein wollten…

    Interessanterweise hat der Architekt des Mahnmals, Peter Eisenmann, gesagt, es solle gar keine ständige Mahnung an die Verbrechen der Vorfahren sein, es ginge ihm auch nicht um Schuld, er wolle den Deutschen vielmehr helfen, sich wieder mit ihrer Geschichte und ihrer Identität zu versöhnen.

    Das ist erstaunlich und steht im Gegensatz zu den Absichten der Initiatoren, die ja mit dem Mahnmal vor allem ein Symbol der deutschen Schuld und Schande verbunden haben. Aber selbst wenn man deren Intention folgt, wurde schon in der Entstehungsphase äußerst kontrovers diskutiert, ob das in dieser Form sinnvoll ist – wobei sich beispielsweise der damalige Kulturbeauftragte der SPD-geführten Bun- desregierung, Michael Naumann, der Spiegel-Herausgeber Rudolf Augstein, höchste Kirchenvertreter und jüdische Persönlichkeiten wie Julius Schoeps und Henryk Broder gegen das Projekt aussprachen.

    Sie sind also nicht grundsätzlich gegen eine «Vergangenheitsbewältigung»?

    Im Gegenteil: Wir brauchen sogar eine erneute Beschäftigung mit unserer Geschichte, aber eben eine ganz andere als die wir heute erleben. Dieses übereifrige Abhaken von Gut und Böse zeugt eher von einer Bequemlichkeit, die einem tiefer gehenden, auch schmerzlichen Nachdenken über die eigene Vergangenheit ausweichen will. Es geht nicht um das «Weißwaschen» anstelle eines «Braunfärbens». Die Wirklichkeit ist immer viel komplexer und widersprüchlicher, als es die allzu simplen politischen und moralischen Schubladen erfassen können. Schon wer den Begriff «Vergangenheitsbewältigung» für die heutige Art und Weise der Geschichtsverarbeitung verwendet, unterliegt einem semantischen Irrtum: Bewältigt werden soll hier gar nichts – das wäre ja innere Reifung und Stärkung –, sondern nur unser nationales Selbstwertgefühl unterminiert werden. Tatsächlich ist dessen Erosion schon weit fortgeschritten und wir laufen deshalb Gefahr, unsere Zukunft zu ruinieren. Das sieht man auch in der aktuellen Einwanderungskrise: Die Legitimität jeglichen Widerstands gegen eine wahnwit- zige Politik wird uns Deutschen mit dem Verweis auf unsere historische Schuld abgesprochen. Der niederländische Schriftsteller Leon de Winter, der aus einer orthodoxen jüdischen Familie stammt, sieht in der irrationalen «Willkommenskultur» ein Zeichen deutscher Scham und Reue. (…)

    Es wird ja von Kritikern des Schuldkultes oft darauf hingewiesen, dass es ohnehin nur eine individuelle Schuld gebe und damit die Kollektivschuldthese hinfällig sei.

    Rein strafrechtlich betrachtet, ist das richtig. Sonst gäbe es ja eine Art nationaler Sippenhaft und das wäre ein Zivilisationsbruch. Davon aber abgesehen, halte ich eine solche Sicht für problema- tisch: Wenn man unter einem Volk eine Gemeinschaft versteht, deren Angehörige in einer schick- salhaften, generationsübergreifenden Verbindung stehen, dann kann ich mich als Deutscher nicht einfach mit der Bemerkung aus der Verantwortung stehlen, das ginge mich gar nichts an, weil ich erst nach den Ereignissen geboren wurde. Damit würde ich ja wieder in ein «atomistisches» Selbst- verständnis zurückfallen, das ich vorhin bereits bemängelt habe.

    ***

    Zum 75. Jahrestag des Kriegsendes gedenkt COMPACT, faktenreich und mit unbestreitbaren Quellen, auch der deutschen Opfer – ein Thema, das die gesamte Lügenjournaille wortreich beschweigt.

    Mit dem Mut zur Wahrheit widmen wir uns dem großen Tabu des 20. Jahrhunderts: dem Leidensweg unseres Volkes: „Verbrechen an Deutschen. Vertreibung, Massenvergewaltigungen, Bombenterror“ 1944/45.

    Eines der schlimmsten Kriegsverbrechen: Die weitgehende Auslöschen des historischen Dresdens durch angloamerikanische Bomber im Februar 1945. Wir schreiben über „die Toten, die Täter und die Verharmloser“. 

     

     

    Kommentare sind deaktiviert.