Bestsellerautor Thorsten Schulte deckt in seinem neuen Buch «Die große Täuschung» Zusammenhänge auf, die mit einem Tabu belegt werden – auch mit Blick auf das Verhältnis deutscher Regierungschefs zu Tel Aviv. Ein Auszug aus seinem hoch brisanten Enthüllungswerk, das hier erhältlich ist.

    _ von Thorsten Schulte

    Der jüdische Historiker Michael Wolffsohn schrieb am 8. Oktober 2023 in der Bild-Zeitung, dass Israel 1973 fast vernichtetet worden sei. Nur US-Waffennachschub sicherte seinen Worten zufolge das Überleben des jüdischen Staates, wobei in meinem Buch «Die große Täuschung» wohl weit über Wolfssohns Aussagen hinausgehende Hintergrundinformationen zu diesem Jom-Kippur-Krieg gegeben werden.

    Wolffsohn fügte dann jedoch eine weitere wichtige Information hinzu:

    «Und dies, obwohl die Bundesrepublik unter Führung von Kanzler Willy Brandt (SPD) und Bundespräsident Gustav Heinemann (SPD) versucht hatten, diese Lieferungen zur Rettung von Israels Überleben zu verhindern.»

    In seinem Buch «Friedenskanzler? Willy Brandt zwischen Krieg und Terror» schreibt er sogar über die «Illoyalität der Sozialliberalen Koalition gegenüber der US-Schutzmacht in dieser explosiven Situation». Wolffsohn versteht sich eben auf einseitige Stimmungsmache.

    Die in «Die große Täuschung» erwähnten Hintergründe in Bezug auf die US-Administration unter Richard Nixon und die zurückgehaltene Information über den bevorstehenden arabischen Angriff auf Israel hat Wolffsohn zumindest nach Kenntnis des Verfassers dieser Zeilen niemals bislang öffentlich gemacht.

    Welche Rolle spielte Brandt?

    Der damalige Bundesaußenminister unter Willy Brandt und spätere Bundespräsident, Walter Scheel (FDP), habe laut Wolffsohn zwar dem US-Botschafter am 16. Oktober 1973 grünes Licht für Waffenlieferungen gegeben, doch er habe auch eindeutig zu verstehen gegeben, dass Washington eigentlich Druck auf Israel ausüben solle.

    Wolffsohn schreibt:

    «Es „sei richtig, dass die USA Israel nicht zwingen könnten und dass die amerikanische Innenpolitik dem Handeln der amerikanischen Regierung in dieser Richtung auch gewisse Grenzen setze“. Im
    Klartext: „Die“ US-Juden diktierten die Nahostpolitik Amerikas. Ein immergrünes politisches Märchen, eine sicher ungewollte Variante der „Protokolle der Weisen von Zion“».

    Natürlich ist das wahrlich mit Blick auf die Inhalte meines Buches «Die große Täuschung» ein Märchen. Wie kann man nur unterstellen, diese ausländische Macht würde die US-Nahostpolitik zu diktieren versuchen? In keiner Weise kann dies doch eine Tatsachenbeschreibung sein, da ja auch anderslautende Behauptungen in der heutigen Bundesrepublik Deutschland allzu schnell als Volksverhetzung strafbar wären.

    Wirft das alles nicht ein Schlaglicht auf die Wahrheitsliebe von Medien und Politik in Deutschland und weit darüber hinaus? Wie war das noch mit dem Ausspruch, nur die Lüge brauche die Stütze der Staatsgewalt, denn die Wahrheit könne von alleine Aufrecht stehen?

    Die von der Bundesregierung unter Willy Brandt verursachten Spannungen beschreibt Wolffsohn ausführlich und berichtet von einem heftigen Schlagabtausch zwischen dem deutschen Staatssekretär im Auswärtigen Amt, Paul Frank, mit dem US-Gesandten Frank Cash.

    Deutsche Regierungsstellen waren besorgt über israelische Schiffe in Bremerhaven und Nordenham, die dort mit US-Waffen beladen wurden. Dabei habe das Kanzleramt Willy Brandts am 24. Oktober 1973 das Auswärtige Amt unter Walter Scheel wissen lassen, «weder der Kanzler „noch auch Bundesminister {der Verteidigung} Leber noch irgendwelche Stellen hätten“ dem Beladen israelischer Schiffe eine „Clearance“ gegeben». Derartige Eigenmächtigkeiten kommen bei gewissen Kreisen gar nicht gut an.

    Genschers falsches Spiel

    Der am 21. Oktober 1969 zum Bundeskanzler gewählte Willy Brandt (SPD) musste am 6. Mai 1974 dem damaligen Bundespräsidenten Gustav Heinemann sein Rücktrittsschreiben überbringen lassen. Hintergrund war die Affäre um den DDR-Spion Günter Guillaume, der als enger Mitarbeiter Brandts tätig war.

    Hans-Dietrich Genscher (FDP) war damals Bundesinnenminister und dann von 1974 bis 1992 Bundesaußenminister. Außerdem war er von 1974 bis 1985 Bundesvorsitzender der FDP. Der damalige Verfassungsschutzchef Nöllau schilderte, wie Genscher von ihm bereits am 29. Mai 1973, also fast ein Jahr vor der Verhaftung am 24. April 1974, über den Verdacht gegen Guillaume informiert worden war. Er bat Genscher, bei Brandt die Genehmigung für die Observation des Kanzleramts-Referenten einzuholen.

    Willy Brandt und der später als DDR-Spion enttarnte Günter Guillaume bei einem SPD-Parteitag in Düsseldorf. Foto: Pelz, CC BY-SA 3.0, Wikimedia Commons

    Genscher übermittelte damals aber nicht präzise Auskünfte, sondern teilte Brandt mit: «Da ist etwas aufgetaucht, was sieh beziehen soll auf einen Mitarbeiter mit französisch klingendem Namen.» Nöllau kommentierte dies laut Der Spiegel bitter:

    «Wie ich erst lange nach der Festnahme Guillaumes erfahren habe, hat Herr Genscher die von mir vorgetragenen Tatsachen ganz anders bewertet als ich. Ich war der Überzeugung, aus den Funksprüchen gehe hervor, Guillaume und Frau seien vom MfS als Spione eingeschleust worden, man müsse es ihnen nur beweisen. Herr Genscher ist mir darin nicht gefolgt, ohne es mir jedoch zu sagen.»

    So stellte das Nachrichtenmagazin Der Spiegel 1977 fest: «Dass der Kanzler dem Ost-Berliner Spitzenagenten hilflos ausgeliefert war, ist nach der Nollau-Version eindeutig die Schuld des damaligen Innenministers.»

    Kohl in Tel Aviv

    Genscher hielt sich dennoch im Amt als deutscher Chefdiplomat bis zum Jahr 1992. So konnte er auch 1982 als FDP-Chef einem anderen Bundeskanzler den Dolchstoß verpassen: Helmut Schmidt (SPD). Der deutsche Bundeskanzler Helmut Schmidt von 1974 bis 1982 sagte im Mai 1981 laut Spiegel:

    «Die deutsche Außenpolitik der neunziger Jahre, mahnte der Kanzler, dürfte „nicht von Auschwitz überschattet“ werden.»

    Helmut Schmidt löste 1981 einen heftigen Streit mit dem damaligen israelischen Ministerpräsidenten Begin aus. Im folgenden Jahr 1982 wurde er abgewählt. Jahrelang hatte Schmidt die Einladungen der israelischen Regierung nicht angenommen und landete somit in all seinen Regierungsjahren niemals in Tel Aviv.

    Helmut Kohl, der am 1. Oktober 1982 Bundeskanzler wurde und Schmidt aus dem Kanzleramt vertrieb, reiste bereits 1984 nach Israel. Es war nach Willy Brandts Besuch im Jahr 1973 die zweite Reise eines Bundeskanzlers nach Israel. Er sprach zwar damals in Israel von der «Gnade der späten Geburt» und trat laut Beobachtern damit in ein Fettnäpfchen.

    Kohl «durfte» jedoch bis 1998 Bundeskanzler bleiben – und selbst die Deutsche Welle schrieb über ihn: »Kohl hat Israel Vorrang gegeben.« Wie sich die Zeiten doch ändern…

    Thorsten Schulte packt die heißesten Eisen an – und verbindet die Punkte: In seinem neuen Buch «Die große Täuschung» rüttelt er an Tabus und weist auf Zusammenhänge hin, die vor der Öffentlichkeit verheimlich werden sollen. Alles mit Quellen und Dokumenten belegt. Hier bestellen.

    17 Kommentare

    1. Peter vom Berge am

      Einer der Beiträge der BRD zum ARMAGEDDON ist die U-Boot-Lieferung an Israel:

      https://de.wikipedia.org/wiki/Dolphin-Klasse

      Das besondere daran ist, dass die deutschen Ingenieure die U-Boote explizit mit der Fähigkeit ausstatteten, ATOMWAFFEN abzuschießen.

    2. Peter vom Berge am

      Was gibt es da zu tabuisieren? In der "BRD" schaffen CIA und Mossad an – das ist die Realität. Und wer das in Frage stellt, ist ein Dummkopf, der nichts kapiert hat. Punkt, Ende der Diskussion.

    3. UnitedStatesOfAmerica am

      "Klartext: „Die“ US-Juden diktierten die Nahostpolitik Amerikas. Ein immergrünes politisches Märchen, eine sicher ungewollte Variante der „Protokolle der Weisen von Zion“»."

      Nun, angesichts des Verhaltens der USA in Fragen zum GAZA-Krieg fragt man sich ob die Vergangenheitsform hier richtig gewählt wurde.
      PS: Eine ungewollte Variante ?

    4. Theodor von Thane am

      Mir ist auch nach zweimaliger Lektüre des Artikels nicht klar, was die Guillaume-Affäre mit Israel zu tun haben soll.

    5. Die Haltung von Schmidt zur Ausschwitzfrage und zu Israel finde ich jedenfalls hochspannend. Ich hoffe, da kommt noch mehr ans Licht.
      Damals hatten dt. Regierungen (auch unter Brandt) wenigstens noch so viel Eier, dass sie nicht alles abgenickt haben, was aus Washington oder Tel Aviv kam.
      Wenn man sich die heutigen widerlichen und hochverräterischen Lurche anschaut, ekelt es einen nur noch.

      • Theodor von Thane am

        Neulich war hier Brandt noch der große Verräter… Was denn nun?

        • @ Theodor von Thane am 17. April 2024 18:48

          Das ist und bleibt er auch. Das schließt nicht aus, dass er auch M A L etwas richtig gemacht hat.

        • Der große Verräter. Die nach ihm kamen, sind die größeren Verräter und die noch größeren Verräter.

        • "Groß, größer am größten: Wie auch immer."

          Es gibt keinen Rangunterschied beim Verrat (den guten und den schlechten Verräter). Verrat ist eine Charakterschwäche; etwas das zurecht als Unehrenhaft/Verbrechen angesehen wird. Egal ob der Verrat etwas Kleines oder etwas Großes zum Kern hat: Verrat sollte immer als Schwerverbrechen innerhalb einer Gemeinschaft gemaßregelt werden. Der Verrat Großdeutschlands an seine Feinde ist genauso Verrat wie die freiwillige und ungezwungene Wiederholung eines Falschworts des Feindgerichts. Einem Verräter ist nicht mehr zu trauen (wer einmal lügt und im Falschsein um "Hilfe" ruft, dem glaubt man nicht mehr, wenn er wirklich um "Hilfe" ruft).

    6. Warum hatte der Nöllau damals nicht das Kanzleramt direkt informiert ? Da hätte es doch Mittel und Wege gegeben ?
      Genscher hat die Info wohl nicht weitergegeben, weil er fürchtete, dass die Regierung aufgrund des Skandals zurücktreten und dann auch er selbst sein Pöstchen los ist, vermute ich, was absolut skrupel- und verantwortungslos war.

    7. Leider ist die AfD ja auch eine Pro-Israel-Partei (Bea von Storch usw.) Übrigens hat "Didi" jetzt ein ganz gutes Gedicht von Diether Dehm vorgetragen…

      • Nun ja, wegen zwei-drei Mitgliedern auf die ganze Partei zu schließen entspricht jener Geistverpestung die oft und gerne mit "Grün" bezeichnet wird.

        • @ Diogenes am 17. April 2024 16:22

          In der AfD wimmelt es geradezu vor Transatlantikern und Zionfreunden.

        • "In der AfD wimmelt es geradezu vor Transatlantikern und Zionfreunden."

          Wenn dem so wäre, würde sie doch Stimmen wie die deutschmasochistischen (Heimat, Volk und Nation verleugnen, wegreden) und fremdextremen (Fremdvolk verherrlichen, Suche nach Ersatz-Nationales/Heiliges) Parteien verlieren und nicht hinzugewinnen.