„Alles, was wir tagsüber sahen, hatte uns so entsetzt, dass niemand mehr ein Wort sprechen konnte. Aber was wir nachts hörten, erschütterte mich noch mehr. Schreie, Hilferufe, Schüsse, Jammern“, schreibt der jüdische Autor Michael Wieck in seinem Werk Zeugnis vom Untergang Königsbergs. Die Rede ist von Massenvergewaltigungen- und erschießungen sowie Folterungen, die ab dem 6. April 1945 mit dem Eintreffen der 3. weißrussischen Armee in der ostpreußischen Metropole einhergingen. Als sogenannter Geltungsjude hatte er den Nationalsozialismus überstanden, doch ab dem 6. April bekam er den Hass angeblicher Befreier zu sehen.

    Der junge russische 18-jährige Infanterist Alexej Schidow erinnert sich in einem Bericht des Stern von 2005, dass Hass das einzige Gefühl war, das die Rotarmisten hatten, als sie in Königsberg einmarschierten. „An unschuldige Zivilisten hat keiner gedacht. Warum auch? Wie viele Unschuldige hatten die Deutschen in Russland umgebracht?

    Als Vergeltungstat rechtfertigten sie ihre grausamen Aktionen, bei welchen ab Kriegsende bis 1948 rund 95.000 Königsberger ihr Leben ließen. Der Leidensweg hatte für viele Königsberger Zivilisten erst 1945 seien Anfang genommen. Ein Tross von Flüchtlingen aus Königsberg wollte sich nach Westen absetzen. Ihnen wurde von der örtlichen NSDAP empfohlen, sich an der Landstraße nach Pillau zu versammeln. Dies wurde den Zivilisten jedoch zum Verhängnis, denn die sowjetische Soldateska hatte davon Wind bekommen. So wurde der Tross von Truppenteilen der Roten Armee, die westlich des Pregels Stellung bezogen hatten, gnadenlos zusammengeschossen.

    Das große Tabu des 20. Jahrhunderts – der Leidensweg unseres Volkes. Vertreibung, Bombenterror, Massenvergewaltigungen – in COMPACT-Geschichte „Verbrechen an Deutschen“ wird dokumentiert, was Politik und Medien uns vergessen lassen wollen. Die Artikel sind sorgfältig recherchiert, die Augenzeugenberichte herzzerreißend. Alle Angaben sind mit amtlichen Quellen belegt. Ein unverzichtbares Nachschlagewerk, zur Erinnerung für die Alten, zur Einführung für die Jungen.

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    Für diejenigen, die keine Flucht gen Westen unternahmen, begann ebenfalls ein Terror. Gerade nach der Kapitulation am 9. April gingen sowjetische Militärs von Wohnung zu Wohnung und holten Königsberger heraus, um sie zu verschleppen. Eine Hausfrau, die in Königsberg nach der Kapitulation zurückblieb, schildert in dem vom Bundesamt für Vertriebene, Flüchtlinge und Kriegsgeschädigte herausgegebenen Werk Dokumentation der Vertreibung der Deutschen aus Ost-Mitteleuropa folgende Erfahrungen:

    Man hörte, was den Einzelnen passiert war, und dass auch Frauen schon vergewaltigt waren. Auch hörte ich, dass der bekannte alte Herr erschossen worden war. Man hatte ein kurzes Verhör mit ihm angestellt, dann musste er zum Laufgraben in seinen Garten gehen und wurde dort durch Genickschuss erschossen. Was wird man mit uns machen?

    Nachdem sie von den Russen erst verschleppt und wenig später nach Königsberg zurückgebracht wurde, weiß sie über weitere grausame Erlebnisse zu berichten: „Was sich hier abgespielt hat, kann nur der erfassen, der Gleiches erlebt hat. Ich war froh, dass ich meine Töchter nicht bei mir hatte. Das Opfer, das so manche Mutter für ihr unschuldiges Kind (zehn Jahre und noch jünger) bringen wollte, war ein vergebliches Bemühen. Die Verzweiflungsschreie dieser Kinder, der Mütter oder Eltern gellen mir noch heute in den Ohren. Unsere Männer standen diesen Gewalttaten machtlos gegenüber.“

    Auch nach Kriegsende ließen die Sowjets niemanden mehr heraus. Königsberg war nun ein riesiges Internierungslager für abertausende Zivilisten unter schwersten Bedingungen. Unterschlupfe gab es oft nur noch in Erdbehausungen, und das Essen wurde äußerst knapp, so dass sich Kannibalismus ausbreitete. Bis 1948 blieben diese Zustände bestehen, erst dann begann die Ausreise der Deutschen nach Westdeutschland.

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