Zum heutigen internationalen Frauentag wollen wir den Helden weiblichen Geschlechts huldigen, denn uns ist auch ohne Gender- und Quotenwahn bewusst, dass die Damen der Schöpfung vor allem in Deutschland einige höchst bemerkenswerte Gestalten hervorgebracht  haben, wie beispielsweise die Kunstfliegerin der Dreißiger Jahre, Elly Beinhorn. Ein Auszug aus COMPACT-Geschichte 6: „Deutsche Frauen – Die klügsten und tapfersten aus 2000 Jahren“.

    Zu einer Zeit, als Autofahren für Frauen noch als unerhört galt, träumt ein junges Mädchen vom Abenteuer Fliegen. Nicht nur der eigene Vater hält Elly Beinhorn für verrückt. Tatsächlich reist sie ganz allein mit einer Propellermaschine zuerst nach Nordafrika, dann um die ganze Welt. Doch der Preis für den Adrenalinkick ist hoch.

    Als 1963 in der DDR frenetischer Jubel losbrach, weil erstmals eine Frau (die Sowjetrussin Walentina Tereschkowa) den Ausflug ins Weltall unternahm, nötigte das meiner Großmutter nur ein Achselzucken ab. «Was ist daran so besonders? Man sollte sich ein Beispiel an Elly Beinhorn nehmen.
    Die hat das schon Jahrzehnte früher vorgemacht.»

    Elly Beinhorn – nie gehört? In Hannover, wo ihre Eltern ein Hutgeschäft besaßen, kam sie am 30. Mai 1907 zur Welt. Als einziges Kind, das «mitten zwischen hohen Häusermauern in einer Großstadt aufwachsen musste», wurde sie früh vom Fernweh gepackt. Vor allem Afrika und seine wilden Tiere beeindruckten sie schon damals, und stets träumte sie davon, alleine dorthin zu reisen. Deshalb bewarb sie sich im Alter von 16 bei dem berühmten Hamburger Tierpark Hagenbeck in der
    Abteilung Tierfang-Expedition um eine Lehrstelle. Allerdings bekam sie nie eine Antwort.

    Sommer 1928 faszinierte dann die 21-Jährige ein Vortrag des Hauptmanns Hermann Köhl, der erstmals den Atlantik in Ost-West-Richtung mit einem Motorflugzeug überquert hatte, so nachdrücklich, dass sie sich um die Aufnahme an der Sportfliegerschule in Berlin-Staaken bewerben wollte. Als sie ihren Wunsch den Eltern mitteilte, waren sie entsetzt. «Vater ersuchte meine Mutter in allem Ernste, mich bei einem Nervenarzt auf meinen Geisteszustand untersuchen zu lassen.» Gegen alle Widerstände – schon die Tatsache, dass sie Auto fuhr, galt zu jener Zeit als etwas Unerhörtes – ging Elly nach Berlin und machte innerhalb weniger Wochen bei der Deutschen Luftfahrt GmbH ihren Sportflugzeugführerschein. Die Ausbildungskosten von 2.000 Reichsmark, damals eine sehr erhebliche Summe, konnte sie von ihren Ersparnissen bezahlen.

    Dem Vergessen entrissen: Seit 2000 Jahren stehen deutsche Frauen als Mütter, Heldinnen, Künstlerinnen, Philosophinnen und Wissenschaftlerinnen ihren Mann. Ohne ihren Löwenmut und ihre Leidensfähigkeit hätte unser Volk nicht überlebt. Aber anders als in Frankreich, wo jedes Kind wenigstens von Jeanne d’Arc weiß, sind diese Vorbilder bei uns oft nur Experten bekannt. COMPACT-Autor Jan von Flocken setzt unserer besseren Hälfte ein Denkmal in 22 großen und 21 kleinen Porträts.

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    Am 2. November 1928 saß Beinhorn erstmals allein am Steuerknüppel eines Flugzeuges, einer Klemm-Daimler L 20. Kurz darauf erwarb sie an der Fliegerschule Würzburg den Kunstflugschein, ihr Fluglehrer war der spätere Generalfeldmarschall Robert Ritter von Greim (1892–1945). Dem folgten
    dann die Blindflugberechtigung, der B-1-Schein für schwerere einmotorige Landflugzeuge und zuletzt der Flugzeugführerschein für kleinere Seeflugzeuge. Während ihrer Ausbildung in Berlin-Staaken war auch Ernst Udet zugegen, gefeiertes Jagdflieger-Ass des Ersten Weltkrieges. Er sagte der waghalsigen Elly voraus, sie werde allenfalls eine Bruchlandung hinlegen: „Liebes Kind, wenn Du so weitermachst, fällst Du bald anständig auf die Schnauze.Die sogenannten Unterrock-Piloten hatten weiland einen schweren Stand… Ende des Auszugs.

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