Neue Runde im Kampf für Grundrechte und gegen dauerhafte Einsperrungen: Die Menschen kommen zurück auf die Straße. Politik und Medien aber wollen einen neuerlichen Sommer der Demokratie unbedingt verhindern. Nun zählt Geschlossenheit. Wer sich distanziert, betreibt das Geschäft des Regimes. Weiterführend empfehlen wir unsere neue Sonderausgabe Corona-Diktatur – Wie unsere Freiheit stirbt, die man hier bestellen kann.

    Die Jahresuhr bringt uns neue Blumen sowie Licht in unser Herz. Das weiß Kinderlieder-Interpret Rolf Zuckowski, und das ahnt auch Bayerns Ministerpräsident. Nur zu gerne würde Söder sicherlich den Frühling verbieten, er kann es aber nicht. So muss er derzeit größere und vor allem zahlreiche Protest-Versammlungen auch im einstmaligen Freistaat erdulden.

    Die gigantischen Demonstrationen gegen die Corona-Maßnahmen in Wien werden in Bayern von Freund und Feind besonders aufmerksam zur Kenntnis genommen. Es brodelt. Um beim Kinderlied zu bleiben: „Still und leise hat die Meise sich ein neues Nest gebaut.“ Tatsächlich haben sich die Deutschen während der anhaltenden Einsperrung neu organisiert und vernetzt. Längst sind Brücken gebaut, Gräben überwunden und spannende Kontakte geknüpft.

    Bonsai-Diktator: Söder spielt in der Corona-Krise den Alleinherrscher. | Bild: Shutterstock.com

    Natürlich gibt es sie, die sogenannten Schlafschafe, Merkels Denunzianten oder diese Leute, die ihren Spaziergang im Freien mit Maske antreten und gegebenenfalls gar noch demonstrativ die Straßenseite wechseln, um möglichst großen Abstand zu Passanten mit freiem Mund und freier Nase zu erzwingen.

    Vielleicht kennt jemand auch diesen einen, der die Tagesschau für ein seriöses Format und die Illustrierte Spiegel für ein Nachrichtenmagazin hält. Doch wer genauer hinhört, der nimmt unendlich viele kritische Stimmen wahr. Wie sollte es auch anders sein nach der Verkündung des soundsovielten Lockdowns, Raffgier-Enthüllungen rund um Politiker der Merkel-Partei, vieler weiterer Unverschämtheiten sowie diverser freiheitsraubender Absurditäten?!

    Die Menschen wachen auf

    Querdenker-Pionier Anselm Lenz. | Foto: Privat

    Der Unmut gegen Merkel, Söder und Kumpanen ist allerorten gewaltig, der Zorn auf etablierte Medien geradezu orkanartig. Deutsche, die vor gut einem Jahr noch ihre Freude an der neuesten Mode, einer gelungenen Wer wird Millionär?-Ausgabe im Fernseh-Abendprogramm oder an den so wunderschön im Vorgarten blühenden Primeln hatten, checken mittlerweile regelmäßig die neuesten Nachrichten einschlägiger Telegram-Kanäle, überprüfen in mühevoller Eigenrecherche zuletzt vom Mainstream behauptete Infektionszahlen und teilen ihre Ergebnisse mit neuen Bekannten, kennengelernt am Rande der jüngsten Stadtteil-Demo gegen neue Willkür-Maßnahmen.

    Anselm Lenz, Widerständler der ersten Corona-Stunde, bringt es in der bemerkenswert meinungsstarken Wochenzeitung Demokratischer Widerstand auf den Punkt:

    „Wir sind überall, wir sind in jedem Haus, in jeder Behörde, in jedem Sportverein. Jede Kaschemme wird zur Flüsterkneipe, jeder Jogger könnte ein Exemplar des Grundgesetzes bei sich tragen. Es gibt keinen Ort, an dem die Demokratiebewegung nicht vertreten wäre.“

    Waren es im März und April vergangenen Jahres zunächst in erster Linie geübte kritische Geister aus den Lagern abseits etablierter Kreise, die sich am Alexanderplatz in Berlin und anderswo zusammenfanden und gegen alle Widerstände Gehör verschafften, so verband der Sommer 2020 in faszinierender Art und Weise Menschen aus der Mitte der Gesellschaft zu einer regierungs- und sogar systemkritischen Masse.

    Mitreißende Entschlossenheit

    Wer am 1. und am 29. August 2020 in Berlin die großen Querdenker-Demonstrationen gesehen oder in alternativen Medien verfolgt hat, der wird noch immer die Bilder schier endloser Ströme von Protestlern im Kopf haben. Da waren ungezählte Leute am Start, die überaus friedlich und manchmal auch auf eine rührende Weise bieder daherkamen, die aber von einer geradezu mitreißenden Entschlossenheit angetrieben waren.


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    Diese Bürger haben sich zwischenzeitlich gewiss nicht von Tagesschau oder Heute-Journal einlullen lassen, diese Menschen sind noch immer da, sprechen mit Nachbarn, mit Arbeitskollegen, mit ihrem Umfeld. Sie demonstrierten im Winter auf dezentraleren Kundgebungen oder gingen in eine Art innere Einkehr, aber sie sind jederzeit bereit, wieder nach Berlin zu fahren oder sich den Ring von Leipzig zu holen, um für Frieden, Freiheit und gegen jede Form einer Corona-Diktatur zu kämpfen beziehungsweise Gesicht und Präsenz zu zeigen.

    Die nachhaltige Empörung der Deutschen wird von Medien nicht transportiert, aber sie ist Realität. Mit aller Macht pressen politisch Verantwortliche den Deckel auf das längst kochende, ja brodelnde Wasser. Ohne die Unterstützung einer vollständig willen- und ehrlosen Journalistenbande wäre ihnen das Ding längst um die Ohren geflogen. Aber auch mit Gewalt und weiteren Wegsperrungen wird sich das Volk nicht dauerhaft knechten lassen. Man kann den Menschen offenbar ein Tuch vor das Gesicht pressen, die Gedanken aber sind frei, sie zerreißen die Schranken und Mauern entzwei.

    Alle in einem Boot

    Zusammenhalt lautet jetzt die Parole. Nur mit großer Einigkeit kann der Sommer 2021 geschichtsträchtig werden. Wir sitzen alle in einem Boot, singen alle in einem Gefangenenchor, haben alle die gleichen Gegner.

    Jetzt ist tatsächlich Nächstenliebe gefragt. Die Verursacher der desaströsen Lage sitzen ganz oben in den nationalen und internationalen Chefetagen, nicht aber in der Nachbarwohnung oder an der Supermarktkasse. Natürlich ist es peinlich, wenn Künstler wie BAP oder Udo Lindenberg oder Die Ärzte das Lied der Unterdrückung lauthals mitsingen und altgediente linke Recken die egoistischen Interessen von Großkonzernen vertreten oder Antifa-Kämpfer als eine Art Merkel-Jugend schamlos gegen das Volk agieren. Politik und Medien werden hier mitmischen und voll auf Spaltung der Menschen auf der Straße setzen. Doch ist deswegen unser Land noch lange nicht verloren!

    Querdenker-Demo am 29. August 2020 nin Berlin. | Foto: COMPACT

    In diesem Jahr dürften Herrschende sensibler sein als 2020, denn es nahen Bundestagswahlen. Macht und Posten stehen auf dem Spiel. Und die wollen CDUCSUSPDFDPGRÜNELINKE um jeden Preis verteidigen; nicht den kleinsten Zipfel werden sie freiwillig aus der Hand geben. Um Gesinnung geht es denen dabei nicht, und darin liegt möglicherweise auch eine Chance für die Demokratiebewegung.

    Vielleicht kann man für Risse in der Parteienfront sorgen, sie auf bestimmten Themenfeldern herausfordern und die sensible Situation eines Wahlkampfes in der heißen Phase nutzen, um dem Volk entscheidende Schritte auf dem Weg hin zu einer Befreiung zu ermöglichen. Dazu bedarf es großer, großer Einigkeit innerhalb der Bewegung; das ist sogar die einzige Chance.

    Gegen jede Spaltung

    Auf der Suche nach dem kleinsten gemeinsamen Nenner sind Distanzierungsübungen am wenigsten hilfreich. Kein CDU-Parteitag beginnt mit irgendwelchen Distanzierungen von Hass und Gewalt. Dabei stünde dies so genannten Christdemokraten gut zu Gesicht. Nein, gegen Hass und Gewalt zu sein, das sind Selbstverständlichkeiten.

    Warum sollte sich eine Protest-Versammlung von Gastronomen gegen „Extremismus“ aussprechen? Wenden sich Grüne zu Beginn ihrer Zusammenkünfte gegen irgendwelche Übel unserer Zeit? Distanziert man sich dort von der FDP oder von hartnäckigem Schnupfen oder von schlechtem Wetter? Stört es einen roten Genossen, dass sein Nebenmann früher einmal Kohl gewählt hat? Warum aber muss sich ein Landwirt zunächst von Querdenkern distanzieren, ehe er sich über neue Insektenschutzverordnungen empört?

    Wasserwerfer vor dem Brandenburger Tor. Foto: Paul Klemm

    Der Distanzierungswahn befeuert Spaltungen und damit das Geschäft des Regimes und dessen Lautsprechern. Wie frei könnten Veranstalter auch großer Demos sein, würden ihnen Vorwürfe, es seien die verkehrten Personen vor Ort gewesen, einfach nichts anhaben. „Jeder, der friedlichen Meinungsaustausch wünscht, ist bei uns willkommen.“ Was ist daran falsch oder schwierig? Wenn verschiedene Auffassungen zusammenkommen, lebt Demokratie, leben Vielfalt und Spannung.


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    Es zählt zu wichtigen Pfeilern menschlichen Miteinanders, beim Kennenlernen höflich und auch ein wenig zurückhaltend zu sein. Wessen Herzensangelegenheit die Freigabe von Drogen ist, kann dies zu einem späteren Zeitpunkt auch noch diskutieren, wer unbedingt muslimischen Frauen die Burka nehmen will, kann dies immer noch thematisieren, wenn denn die Alltagsmaske gefallen ist. Will sagen: Nicht Distanzierendes ist jetzt gefragt, sondern die Herausstellung von Gemeinsamkeiten ist in dieser Stunde das Gebot. Und da gibt es weite, weite Themenfelder: Frieden, Freiheit, keine Diktatur!

    _ Sven Eggers (*1965) arbeitet seit 1986 als Zeitungsredakteur. Der gebürtige Hamburger und Vater von fünf Kindern ist Verfasser mehrerer Bücher über Politik, Zeitgeschichte und Sport. Für COMPACT-Spezial Nr. 17 «Nationalsport Fußball» und COMPACT-Spezial Nr. 25 «Krieg. Lügen. USA» steuerte er mehrere Aufsätze bei.

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