Der schlimmste Terroranschlag in Europa der letzten Jahre ist durch Angela Merkels Politik der offenen Grenzen begünstigt worden: Drei der acht Attentäter waren mit dem Flüchtlingsstrom eingereist. Auch an anderen Beispielen wird klar, wie sehr staatliche
    Behörden den Killern ihr blutiges Geschäft erleichtert haben. Zum fünften Jahrestages des Attentats stellen wir einen Artikel aus COMPACT 1/2020 online.

    _ von Karel Meissner

    Es ist Freitag, der Dreizehnte – ein Novembertag, der lange im kollektiven Gedächtnis der Franzosen bleiben wird. 80.000 Zuschauer feiern die Partie Frankreich-Deutschland im Stade de France, siebzehn Minuten sind gespielt, da geht plötzlich ein Raunen durch die Fankurve. «Weiß nicht, ob Sie das laute Geräusch gehört haben? Wird einem mal kurz anders… klang wie eine Explosion. Die Leute schauen sich um hier… nichts zu erkennen. Nach einer Bombendrohung gegen… das Hotel der deutschen Mannschaft heute, wird einem da schnell mal mulmig», kommentiert Tom Bartels live im Ersten.

    Am Vormittag waren der Bahnhof Gare de Lyon und das Hotel Molitor wegen Terrorgefahr geräumt worden. Drei Minuten später dann der nächste Knall. Ein Mann in Schwarz schreitet unauffällig in Richtung der Tribüne, wo Frankreichs Präsident neben dem deutschen Außenminister steht, er tritt an François Hollande heran, flüstert ihm etwas ins Ohr – beide verschwinden diskret aus dem Blickfeld. Frank-Walter Steinmeier bleibt sitzen, der Schiri lässt weiterspielen.

    Was sich gerade draußen ereignet und in dieser Nacht noch geschehen würde, ahnen die Zuschauer
    nicht. Erst als das Spiel vorbei ist und die Leute sehen, dass die Ausgänge umstellt sind, Polizisten
    das Stadion langsam evakuieren, wird der Ernst der Lage deutlich. Spät in der Nacht wird das Ausmaß
    des Wahnsinns erkennbar: Es gab vier Feuerüberfälle, vier Selbstmordattentate, über 130 Tote, weit über
    300 Verletzte. Die Operation zog eine Spur der Verwüstung durch die Seine-Metropole, nach drei Stunden war der Spuk vorbei – sieben Attentäter sind tot, ein weiterer ist geflohen.

    Drei Terror-Asylanten

    Bereits nach wenigen Tagen war klar, dass zumindest einer der acht Attentäter als Flüchtling über die
    griechische Insel Leros eingereist war, bald darauf erhöhte sich die Zahl auf drei. Anders als auch in manchen alternativen Medien behauptet, ist diese Tatsache nicht durch den syrischen Pass verbürgt, der sich neben der Leiche eines Selbstmordbombers fand. Vielmehr waren es die Fingerabdrücke der drei Toten, die den Hinweis auf Leros gaben: Dort waren die Männer bei ihrer Einreise von den griechischen Behörden mit diesem eindeutigen Erkennungszeichen registriert worden.

    Die Pässe und die darin angegebenen Namen – Ahmad Almohammad und Mohammed al-Mahmod – können fingiert sein, die Fingerabdrücke nicht. Die Verwendung syrischer Pässe bei der Einreise der Terroristen ist dennoch sehr aufschlussreich, denn sie wirft ein grelles Schlaglicht auf die Mitschuld der
    Kanzlerin. Die deutschen Sicherheitsbehörden wussten nämlich, dass der Islamische Staat und die verbündete Nusra-Front bereits im Frühjahr 2015 insgesamt 3.800 Blankopässe in syrischen Städten gestohlen hatten.

    Es war also klar, dass eine entsprechende Anzahl an potentiellen Bombenlegern seither auf dem Weg in
    den Westen sein könnte. Mehr noch: «Die Nummern der gestohlenen Pässe sind den Behörden bekannt
    und zur Fahndung ausgeschrieben. Die Informationen gab Griechenland bereits im Juni in das Schengeninformationssystem (SIS) ein» (Berliner Zeitung, 24.9.2015). Hätte die Bundeskanzlerin also Anfang September die Grenzkontrollen nicht ausgesetzt und jedes einzelne Ausweisdokument der Einreisenden überprüfen lassen, hätten durch einen SIS-Abgleich alle verdächtigen Personen sofort festgenommen und eingesperrt werden können.

    Der mutmaßliche Drahtzieher der Anschläge, Abdelhamid
    Abaaoud. Foto: Dabiq

    Nur weil das nicht geschah, konnten die Terroristen durchschlüpfen und auf ihre Stunde warten. Auch an anderen Beispielen wird deutlich, wie sehr die Staatsorgane bei der Terrorabwehr versagt haben – um es höflich auszudrücken. Bereits am 5. November griff die Polizei bei Rosenheim einen Waffenschmuggler auf, der mit mehreren Maschinenpistolen und TNT-Sprengstoff» auf dem Weg nach Paris gewesen sei.

    Die französischen Behörden erfuhren davon angeblich erst zehn Tage später. Einer der mutmaßlichen Killer, Salah Abdeslam, wurde Stunden nach der Anschlagsserie an der belgischen Grenze kontrolliert – und durfte weiterfahren. Einige andere Täter hatten unter Klarnamen im Brüsseler Islamisten-Stadtteil Molenbeek gewohnt. Brahim Abdeslam betrieb dort eine Bar, die von den Behörden als «ein bekannter Drogentreffpunkt» bezeichnet und dichtgemacht worden war. Molenbeeks Bürgermeister Françoise Schepmans hatte nach eigenen Angaben einen Monat vor der Tat konkrete Informationen über zwei der späteren Terroristen erhalten.

    François Molins, der leitende Pariser Staatsanwalt, musste einräumen, dass einer der Terroristen – Ismaël Omar Mostefaï (29) – «zwischen 2004 und 2010» bereits acht Mal wegen verschiedener Delikte verurteilt,
    allerdings «nie inhaftiert wurde». Samy Amimour, einer der Attentäter, die im Konzerthaus Bataclan knapp 90 Menschen erschossen und sich anschließend in die Luft sprengten, hatte laut Focus sogar im April 2012 in einem «Verein der Polizei» in der Pariser Innenstadt Schießunterricht genommen.

    In dem Bericht heißt es weiter, dass er zu Beginn des Kurses keine Vorstrafen gehabt und seinen markanten Bart abrasiert habe, damit dort niemand Verdacht schöpfe. Wie fahrlässig die Sicherheitsdienste die Dschihadisten gewähren ließen, zeigt besonders das Beispiel des mutmaßlichen Drahtziehers der Anschläge, Abdelhamid Abaaoud. Er gab dem IS-Magazin Dabiq bereits im Februar 2015 ein Interview, in dem er aus seinen Terrorplänen keinen Hehl machte.

    Obwohl er darin seine Fahnder verspottete, wurde er in der Folge nicht mit Hochdruck gesucht. Auszüge: «Allah wählte mich (…) aus, zurück nach Europa zu fahren, um Terror zu verbreiten unter den Kreuzfahrern, die einen Krieg gegen Muslime führen. (…) Wir verbrachten Monate damit, einen Weg nach Europa zu finden, und mit Allahs Hilfe hatten wir schließlich Erfolg, nach Belgien einzureisen. Wir konnten dann Waffen organisieren, einen sicheren Unterschlupf finden und so unsere Operationen gegen die Kreuzfahrer organisieren. (…)

    Die Nachrichtendienste kannten mich, weil ich vorher von ihnen geschnappt worden war. Nach der Erstürmung konnten sie mich direkt mit den geplanten Anschlägen in Verbindung bringen. (…)
    All das beweist, dass Muslime nicht das aufgeblasene Image der Überwachung der Kreuzfahrer fürchten müssen. Mein Name und mein Bild waren überall in den Nachrichten, trotzdem konnte ich in ihren Ländern bleiben, Operationen gegen sie planen und das Land sicher verlassen, wenn es notwendig wurde.»

    Zwei Hypothesen

    Wie konnten es fanatische Desperados – in der Regel frühere Kleinkriminelle – schaffen, im Herzen
    Frankreichs mit seinem gut gerüsteten Sicherheitsapparat ein solches Blutbad anzurichten? Noch dazu
    nur zehn Monate nach dem Überfall auf Charlie Hebdo und einen jüdischen Supermarkt? Es gibt zwei Hypothesen: Entweder waren die Sicherheitsdienste unfähig beziehungsweise durch die Politik unfähig gemacht worden.

    Abaaoud wurde am 18.
    November 2015 in der Rue du Corbillon in Saint-Denis von der Polizei erschossen. Foto: Chris93, CC
    BY-SA 4.0, Wikimedia Commons

    Zwar waren seit Januar 2015 die Überwachungsmaßnahmen verstärkt worden – aber sie waren zu unspezifisch, da sie sich gegen die gesamte Bevölkerung richteten. Stattdessen hätte mit harter Hand gezielt gegen die islamischen Zentren vorgegangen werden müssen. Die multikulturelle Besoffenheit, die an der Seine kaum geringer ist als an der Spree, könnte also die Effektivität der Anti-Terror-Arbeit behindert haben. Oder die Dschihadisten hatten Komplizen in den staatlichen Apparaten und bei westlichen Geheimdiensten.

    Man möge sich daran erinnern, dass der Islamische Staat (IS) ohne Hilfestellung aus den USA niemals zu einem militärischen Faktor hätte werden können. Selbst wenn man dem amerikanischen Präsidenten Barack Obama Glauben schenkt, dass mittlerweile die Bekämpfung des IS sein Hauptziel ist, bleibt die Frage, ob die aggressivere US-Fraktion um Senator John McCain ihre islamistischen Ziehkinder ebenfalls fallengelassen hat. Dieser Hardliner war schon in der Ukrainekrise darauf aus gewesen, Europa
    – den wichtigsten wirtschaftlichen Konkurrenten der USA, der immer noch nicht alle Brücken nach Moskau
    abgebrochen hat – zu destabilisieren und wieder stärker an die atlantische Supermacht zu binden.

    Verstörend ist jedenfalls, was der Augenzeuge Mahoud Admo über den Überfall auf das Restaurant La Belle Èquipe an jenem 13. November der Tageszeitung Daily Mirror berichtete: Einer der Täter «war weiß, glattrasiert und hatte dunkles, ordentlich geschnittenes Haar.» Und weiter: «Der Schütze war etwa 35 Jahre alt und hatte einen extrem muskulösen Körperbau, was man an der Größe seiner Arme sehen konnte. Er sah aus wie ein Gewichtheber.»

    Das ganze Dschihad-Kommando wirkte auf Admo seltsam: «Sie sahen aus wie Soldaten oder Söldner und zogen das ganze Ding durch wie eine militärische Operation.» Unabhängig davon, ob der 13. November eine Solo-Aktion des IS oder ein Joint Venture mit westlichen Partnern war: Der aktuell wichtigste Schritt, um weitere Terrorakte zu verhindern oder wenigstens zu erschweren, ist die sofortige Schließung der Grenzen.

    IS & Co. – längst nicht mehr nur im Nahen Osten aktiv: Lesen Sie hierzu COMPACT-Spezial 5 | Dschihad in Europa

    Bereits Anfang 2015 erschütterte eine Serie dschihadistischer Terroranschläge die französische Hauptstadt Paris. Weitere Tote forderte der Terror wenig später in Kopenhagen. In Deutschland wurde aus Angst vor Anschlägen der Faschingsumzug in Braunschweig abgesagt, Bremen stand im März desselben Jahres tagelang unter Terrorwarnung. Wie groß ist die Gefahr, besonders für Deutschland? Welche Strukturen hat der Dschihad in Europa? Welche Rolle spielen die Geheimdienste? Diese Themen behandelt die neue Sonderausgabe von COMPACT-Spezial unter dem Titel «Dschihad in Europa – Islamisten und Geheimdienste». Analysen und Informationen, die nichts an Brisanz und Gültigkeit eingebüßt haben. – Hier bestellen

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