Vor fast genau 20 Jahren gab es im November 2001 den Neustart der sogenannten Wehrmachtsausstellung. Die erste Version dieser Schau, die 1995 unter dem Titel „Vernichtungskrieg“ gestartet war, hatte zahllose sachliche Fehler und sogar Bildfälschungen enthalten. Es folgen Auszüge aus COMPACT-Geschichte 13: Geschichtslügen gegen Deutschland. Das Heft kann hier bestellt werden.

    Jan Philipp Reemtsma, Milliardenerbe eines Geldgebers der Hitlerbewegung, finanzierte in den Neunzigern eine bitterböse Ausstellung mit Attacken gegen die Wehrmacht. Politiker und Medien feierten die Wanderschau – bis deren Macher sich blamierten.

    Die Ehrenerklärung Eisenhowers

     In den ersten beiden Nachkriegsjahrzehnten wurden die früheren Soldaten von den etablierten Parteien der jungen Bundesrepublik noch hofiert und umworben, schließlich stellten sie eine nicht zu unterschätzende Wählergruppe dar, und auch wirtschaftlich war die Erlebnisgeneration ein wichtiger Faktor. Diese Haltung fand ihre Stütze auch in Ehrenerklärungen aus dem Ausland. So sagte Dwight D. Eisenhower, alliierter Oberbefehlshaber im Zweiten Weltkrieg und von 1953 bis 1961 Präsident der Vereinigten Staaten:

    „Ich war 1945 der Auffassung, dass die Wehrmacht, insbesondere das deutsche Offizierskorps, identisch mit Hitler und den Exponenten seiner Gewaltherrschaft sei und deshalb auch voll mitverantwortlich für die Auswüchse dieses Regimes. Inzwischen habe ich eingesehen, dass meine damalige Beurteilung der Haltung des deutschen Offizierskorps und der Wehrmacht nicht den Tatsachen entspricht, und ich stehe daher nicht an, mich wegen meiner damaligen Auffassungen, sie sind ja auch in meinem Buch ersichtlich, zu entschuldigen. Der deutsche Soldat hat für seine Heimat tapfer und anständig gekämpft (…).“

    Die Erben von 1968

    Die mediale Stimmung änderte sich in den 1970er Jahren und schlug in der Folgezeit nach und nach sogar in Verachtung um. Die Wehrmacht wurde immer häufiger als „Nazi-Armee“ verunglimpft, die Bundeswehr setzte auf Distanzierung, Medien auf Diffamierung. Es entwickelte sich eine anhaltende Kampagne gegen das deutsche Soldatentum, die ihren Höhepunkt Ende der 1990er Jahre mit der von Jan Philipp Reemtsma finanzierten Wanderausstellung „Vernichtungskrieg. Verbrechen der Wehrmacht 1941 bis 1944“ erlebte.

    Kolonne von Motorrad-Gespannen der Wehrmacht in Russland. Foto: Bundesarchiv, Bild 101I-078-3076-16A / Fischer / CC-BY-SA 3.0

    Diese Propagandaschau, die in den Jahren 1995 bis 1999 in der Bundesrepublik Deutschland und in Österreich präsentiert wurde, löste bemerkenswerte Emotionen und große Proteste aus. Damit hatten die Macher sicherlich nicht gerechnet. Beinahe in jeder Stadt, durch die Reemtsmas Ausstellung tingelte, kam es zu Aktionen der Kritiker. Ganz offensichtlich hatten es die Deutschen satt, ständig mit einer betont einseitigen Bewältigung der Vergangenheit konfrontiert zu werden und damit das Ansehen ihrer Väter und Mütter oder Großeltern besudeln zu lassen. Dass die Exponate oft auch noch auf Fälschungen fußten, schlug am Ende dem Fass den Boden aus.

    (…)

    Schwindelbilder und Schauertexte

    In der Folge flogen rund um die Ausstellung zahlreiche Täuschungen und Tatsachenverdrehungen, Schwindelbilder und Schauertexte auf. Einige Journalisten und Geschichtsforscher – beispielhaft genannt seien hier Walter Post, Rüdiger Proske, Karl-Heinz Schmick, Franz W. Seidler oder Reinhard Uhle-Wettler – leisteten mutige und wertvolle Arbeit. Energischer Widerspruch kam auch von ausländischen Experten, darunter dem US-amerikanischen Völkerrechtler und Historiker Professor Dr. Alfred de Zayas. Er meldete sich im April 1997 zu Wort:

    „Ich habe die Ausstellung ,Vernichtungskrieg. Verbrechen der Wehrmachtʽ in München gesehen und halte sie für eine miserable Geschichtsklitterung. (…) Wissenschaftlich ist sie mangelhaft. Moralisch ist sie eine Farce.“ Dass Wehrmachtssoldaten Schandtaten begangen hätten, sei aktenkundig, so de Zayas, aber auch Soldaten anderer Armeen hätten Untaten zu verantworten gehabt. Die Frage sei immer, ob es sich dabei um Einzel- oder um Organisationsverbrechen gehandelt habe. Man müsse wissen, „dass an allen Kriegsschauplätzen – in Polen, in Frankreich, in Italien, in Griechenland und auch in der Sowjetunion – Verstöße gegen die Haager und Genfer Konventionen durch die Wehrmachtsgerichtsbarkeit systematisch untersucht und in vielen Fällen scharf bestraft wurden.“ (…)

    Alfred M. de Zayas. Foto: Privat

    Selbst die von Reemtsma ins Leben gerufene Historikerkommission wurde an einigen Stellen fündig und erkannte inhaltliche Fehler. Der Tabak-Mäzen stellte schließlich fest, dass „weitreichende Eingriffe in Argumentationsweise und Ästhetik der alten Ausstellung nötig“ seien, um die bestätigten Kritikpunkte zu berücksichtigten, und kündigte eine neue, zweite Ausstellung an. Dabei trennte er sich von seinem bisherigen Leiter Hannes Heer.

    Kein Wunder: Der hatte höchstpersönlich eine krasse Fälschung zu verantworten. Focus-Recherchen hatten ergeben, dass er ein wichtiges Bild der Ausstellung ohne jeden Beleg als Erschießung von Juden in Weißrussland eingeordnet hatte – in Wirklichkeit handele es sich um eine Szene, in der Juden in Polen zu einer Waschung im Fluss genötigt wurden. Für Stanislaw Biernacki, Mitglied der Warschauer Akademie der Wissenschaften, zeigen die Aufnahmen „sehr wahrscheinlich nicht die Vorbereitungen zu einer Exekution“. Heer hielt daran fest, dass „Polen als Tatort wenig wahrscheinlich“ sei, weil eine Anfrage in Warschau ergeben habe, dass das Foto dort nicht existiere.

    Focus: „Als Wissenschaftler erledigt“

    Pech gehabt: Biernacki hatte Heer das Gegenteil geschrieben, nämlich dass die Aufnahme in seinem Archivbestand sei und aus einer deutschen Propagandabroschüre vor dem Einmarsch in Weißrussland stamme. Der Focus besorgte sich Biernackis Antwort und resümierte:

    Damit ist klar, daß Heer seit einem halben Jahr die bislang einzige handfeste Expertenaussage unterschlägt und sie jetzt sogar fälscht. Ein Desaster für die Glaubwürdigkeit der Ausstellung. Heer selbst ist mit dieser Lüge als Wissenschaftler erledigt.

    Die erste Ausstellung war zwischen dem 5. März 1995 und dem 4. November 1999 in 34 bundesdeutschen wie österreichischen Städten zu sehen gewesen. Weitere 80 Stationen waren noch geplant. Auch international sollte es auf Reisen gehen. Die zweite Ausstellung ließ dann auf sich warten. Zur Eröffnung kam es am 27. November 2001 in Berlin. Die neuerliche Wanderschau hatte mit der alten nicht mehr viel zu tun. Lediglich einige wenige Bilder der ersten Ausstellung waren auch für die zweite verwendet worden. Die Neukonzeption trug den Titel: „Verbrechen der Wehrmacht. Dimensionen des Vernichtungskrieges 1941–1944.“ Sie erregte kaum noch Aufmerksamkeit.

    Den kompletten Text „Ein Bild lügt mehr als tausend Worte“ können Sie in COMPACT-Geschichte 13: Geschichtslügen gegen Deutschland nachlesen. Das Heft kann hier bestellt werden.

    Wir kämpfen für die Wahrheit: Seit mehr als 75 Jahren wird den Deutschen mit teils haarsträubenden Falschdarstellungen eine Kollektivschuld eingeredet, die einer Überprüfung der historischen Tatsachen nicht standhält. In  COMPACT-Geschichte Nr. 13 Geschichtslügen gegen Deutschland gehen wir falschen Mythen auf den Grund und korrigieren das einseitige Bild: von den angeblich rückständigen Germanen über das säbelrasselnde Preußen, den Ersten und den Zweiten Weltkrieg bis hin zu Reemstmas Wehrmachtsausstellung. Hier bestellen.

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