Dresden. Compact lud im Osten der Stadt zu einer der wenigen Gedenk- und Protestveranstaltungen für die Toten der Bombenangriffe vom 13. und 14. Februar vor 75 Jahren. Es war ein Kriegsverbrechen, die militärisch unbedeutende Kunststadt und mit hunderttausenden Flüchtlingen aus dem ehemaligen Ostdeutschland überbevölkerte Stadt fast dem Erdboden gleich zu machen. Das Thema erhitzt die Gemüter. Meins auch. Ich bin Dresdner. 
    Der Abend wurde von Chefredakteur Jürgen Elsässer eingeleitet. Er begrüßte auch die Vertreter der Alternativen für Deutschland. Aus dem Bundestag waren Jens Maier und Heiko Hessenkemper sowie aus den Landtagen von Sachsen und Brandenburg Norbert Mayer und Lars Günther vor Ort. Als Partei waren der AfD die Räume zu ähnlichen geplanten Veranstaltungen gekündigt worden. Auf der Straße wäre aber noch Platz gewesen.
    „Wie viele starben? Wer kennt die Zahl? An Deinen Wunden sieht man die Qual. Der Namenlosen, die hier verbrannt. Im Höllenfeuer aus Menschenhand.“ Die Inschrift auf dem Dresdner Heidefriedhof war das Thema.
    Mit der Sinfonie Nr.1 „Memoriam Dresden 1945“ des Amerikaners Daniel Bukvitch und immer noch schockierenden Bildern begann der eigentliche Themenabend.
    Der aus Bremen stammende Jens Maier ist Neu-Dresdner, aber inzwischen schon ein Dresdner Original. Er ist davon überzeugt, dass sich gerade im ehemaligen Tal der Ahnungslosen ein spezielles Gen entwickelt hat. Das Widerstands-Gen! Stimmt! Der Sachse ist geduldig, aber nicht blöd. Der Mut in Dresden ist anders.
    Der Hauptredner war aber Gert Bürgel. Er hat an dem Buch von Dr. Wolfgang Schaarschmidt „Dresden 1945. Daten. Fakten. Opfer.“ maßgeblich mitgearbeitet. Er ist Heimatforscher und Autor. Bürgel ist ein Pedant im positiven Sinne. Er ist so alt wie das Verbrechen an seiner Stadt. Akribisch hat er seit Jahrzehnten Zeitzeugen befragt und die Aussagen ausgewertet. Die permanente Reduzierung der Opferzahlen treibt ihn an. „Was nicht gezählt und registriert wurde, hat es nicht gegeben“, ist seine Aussage dazu.

    Dresden 1945: Die Toten, die Täter und die Verharmloser Dresden 1945. Die Toten, die Täter und die VerharmloserAls am 15. Februar 1945 die letzten Bomber das Stadtgebiet von Dresden wieder gen Westen verließen, lagen 40 Stunden Bombenterror hinter der Stadt. Das Ausmaß der vier Angriffswellen ist mit Worten kaum zu beschreiben. Tausende verbrannten im Feuersturm bei lebendigem Leibe, andere wurden verschüttet. Das als sicher geltende Dresden war damals voller Flüchtlinge. Viele mussten ihre Hoffnung mit dem Leben bezahlen. Dresden 1945 gilt seitdem als Fanal für Terror gegen die Zivilbevölkerung. Militärisch sinnlos wurde das einst blühende Elbflorenz nahezu vollends zerstört. Wolfgang Schaarschmidt hat das Inferno überlebt und jahrelang recherchiert. Mit seinem Werk kann man jetzt den Herunterschwindlern und Verharmlosern der Opferzahlen mit vielen neuen Fakten wirksam begegnen. Den über 100.000 Bombenopfern ist damit ein würdiges Denkmal gesetzt. Ein unverzichtbares Werk; hier erhältlich

    Der Historiker legt sich auch mit öffentlichen Meinungsmachern an. Das kann er auch! Etliche Erlebnisberichte vom 14. Februar erhärten seine Meinung von Tieffliegern, welche mit Bordwaffen Jagd auf die Bevölkerung an den Elbwiesen und auch auf dem Trinitatisfriedhof machten. Das wird von offizieller Seite dementiert. Unglaublich. Der lokale Historiker wurde beschimpft und bedroht für seine detaillierten Ausführungen. Ein Dr. Helmut Schnatz aus Koblenz hält die Tiefflieger für einen Mythos und Bürgels Nachforschung für Dogma.
    Im Folgenden wurde noch die Arbeit der Historikerkommission kritisch begutachtet. Die Stadt Dresden distanzierte sich von den Ergebnissen.
    Fazit: Es gibt Geschichtspolitik und Geschichtswissenschaft.
    Danke den Organisatoren und Teilnehmern!
    Wir sehen uns am 13. Februar in Dresden.

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