Es ist eine laue Sommernacht im Juli. Einige Biergärten haben nach den Wirren des Krieges in der bombardierten Reichshauptstadt wieder geöffnet. Wo früher die Prominenz des Dritten Reiches ausgiebig ein- und ausging, treten jetzt Soldaten der Siegermächte ein.

    Gut zwei Monate nach Kriegsende hatten die Deutschen alles andere als ein Sommermärchen. Überall gab es Obdachlosigkeit nach der Zerstörung der Städte. Dazu wurde der Wohnraum noch durch die unzähligen Flüchtlinge, die aus den Ostgebieten fliehen mussten, knapper.

    Viele Arbeiten mussten von Frauen weiterhin übernommen werden, denn von den Männern, die im Kriege waren, sind entweder etliche gefallen oder in russischer oder westalliierter Kriegsgefangenschaft. Von den Sowjets später nach Sibirien ins Gulag verschleppt, erwartete den deutschen Soldaten ein schweres Leid. Hunger und Folter bestimmten den Alltag in diesen Stätten. Eine Million Deutsche verließen solche Lager nicht mehr lebend. Nicht minderschwer war das Schicksal der Wehrmachtsangehörigen, die die Feldlüfte der amerikanischen Rheinwiesenlager wahrnehmen durften. Ohne Behausung im nassen Schlamm zusammengefercht, standen junge Soldaten hinter Stacheldraht.

    An Schikanen ließen es die GIs gegenüber den Internierten nicht mangeln. Selbstgebaute unterirdische Sandbehausungen wurden von den Amerikanern einfach zum Einsturz gebracht, gleichwohl sich Kriegsgefangene noch in dem Unterschlupf befanden. Ähnlich wie in den sibirischen Gulags fanden auch in den Rheinwiesenlagern Hunderttausende Gefangene durch Hunger, Folter und Erschießungen ihren Tod.

    Aber nicht nur Militärangehörige waren von Willkürmaßnahmen der Sieger betroffen, sondern ebenso Zivilisten. Vor allem in den Ostgebieten wurden Passanten ihrer Nationalität wegen aufgegriffen und interniert. Der polnische Geheimdienst hatte in Schlesien 1.255 Internierungslager installiert. Unter diesen befanden sich die Lager Lamsdorf und Potulitz. Von allen Lagern hatte Potulitz die meisten Toten zu beklagen, welche überwiegend durch Misshandlungen und Folterungen der Wachmannschaften verursacht worden sind. Alle Neugeborenen starben schon innerhalb weniger Tage. Von den Insassen haben 6.000 Menschen das Lager nur noch tot verlassen.

    Ähnliche Vertreibungsverbrechen wurden nicht zuletzt mit den Benesch-Dekreten an Sudetendeutschen verübt. Gerade in der Sommerzeit 45 waren Deutsche durch den Erlass Edvard Benes als vogelfrei erklärt. Der Brünner Todesmarsch war nur ein Ereignis, das tausende Opfer abverlangte. Etwa 5.200 Menschen starben an den Strapazen, Misshandlungen und Folterungen durch tschechische Milizen. Welche weitere Verbrechen an Deutschen durchgeführt wurden, erfahren Sie in COMPACT-Geschichte Nr. 8 „Verbrechen an Deutschen. Vertreibung. Bombenterror, Massenvergewaltigungen“.

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