Zur Realisierung ihrer feuchten Träumen von einer komplett inhaftierten Bevölkerung recyceln manche Politiker alte Versprechen, an die selbst treue Untertanen nicht mehr glauben: zum Beispiel das Märchen von „schönen Weihnachten“ 2020.

    Wenn der falsche Weg nichts nutzt, dann muss man ihn eben länger gehen. Nach dieser Logik fordert Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) jetzt eine verschärfte Verlängerung des Lockdowns:

    „Lieber jetzt einen längeren Lockdown als eine komplette Ausgangsbeschränkung über Weihnachten.“ Ja, liebe Bürger: „Um ein schönes Weihnachten verbringen zu können, müssen wir den Lockdown verlängern und sicher auch vertiefen“,

    verriet Söder der Bild am Sonntag. Wer jetzt fragt, wie lange der Hardcore-Lockdown denn dauern solle, bekommt zu hören:

    „Auf jeden Fall zwei oder besser drei Wochen. Mindestens so lange, bis wir wieder den Inzidenzwert von 50 erreicht haben. Denn nur dann wird das Gesundheitssystem dauerhaft nicht überlastet.“

    Drei Wochen, das heißt: bis knapp vor Weihnachten. Auf zum Endspurt! Und dann ist alles wieder gut? Nein, nein, lässt Söder wissen: Auch wenn es Weihnachten „freier“ zugehen solle, müsse die Ordnung „dafür Silvester wieder konsequenter“ zur Anwendung kommen.

    Mit anderen Worten: Weihnachten ist der Lockdown nicht beendet, der Untertan erhält bei guter Führung lediglich ein paar Tage Hafturlaub, die er anschließend durch Rückkehr in den Knast kompensieren muss. Natürlich hat Söder auch schon Pläne, was zu Silvester alles verboten sein soll: Alkohol und Böller auf großen Plätzen gehen schon mal gar nicht:

    „Große Partys oder gar Ansammlungen auf großen Plätzen wie beispielsweise auf dem Marienplatz in München, vor dem Brandenburger Tor oder auf der Kölner Domplatte können zu Superspreader-Events werden. Auf solchen Plätzen sollte auch ein Böller- und ein Alkoholverbot gelten. Ein generelles Böllerverbot braucht es aber nicht.“

    Noch größere Sorgen machten ihn an Silvester jedoch die Reisen in Risikogebote. Wenn man solche Reisen schon nicht verbieten kann, hilft ja vielleicht eine krasse Drohung? Söder:

    „Jeder muss wissen, dass man danach zehn Tage in Quarantäne muss. Meine Empfehlung für den Jahreswechsel ist daher klar: Weihnachten im Kreis der Familie, auch Silvester in beschaulichem Rahmen und die Ferien zu Hause verbringen und nicht wegfahren! Skilanglauf ist auch in Corona-Zeiten eine schöne Outdoor-Sportart, aber Gedränge an Skiliften oder Après-Ski ist während der Pandemie-Bekämpfung fehl am Platz.“

    Tja, der Mann hat an alles gedacht.

    Für Lockdown-Muffel hält Bayerns Ministerpräsident gleich eine motivierende Vision bereit: „Am wichtigsten ist es, einen dritten, noch härteren Lockdown zu verhindern. Es soll keine Endlosschleife oder ein ständiges Hin und Her sein.“ Wo soviel Einschränkung verlangt wird, darf die SPD nicht fehlen. Vizekanzler Olaf Scholz befürwortet – ebenfalls gegenüber Bild am Sonntag – auch eine Verlängerung des Lockdowns:

    „Alles spricht dafür, dass die aktuellen Beschränkungen über den 30. November hinaus noch eine Zeit lang fortgesetzt werden müssen“,

    – was wir uns, laut Scholz, wirtschaftlich problemlos leisten können (COMPACT-Online berichtete).

    In einem Punkt ist die SPD doch gnädiger als der bayerische Corona-Rambo Söder: Malu Dreyer (SPD) möchte den Knasturlaub auch auf Silvester ausdehnen, damit die Menschen auch an diesem Tag „ihre Liebsten treffen können“. Danke, Malu.

    Update: Markus Söder hat heute um etwa 13 Uhr getwittert: „Wir müssen den Lockdown verlängern. Die Zahlen sind leider weiter zu hoch. Wenn wir die Therapie zu früh abbrechen, riskieren wir einen schweren Rückfall. Dann geht alles von vorne los. Lieber jetzt einen längeren Lockdown als komplett über Weihnachten.“

    Was auf uns zukommt:

    Düstere Vorahnungen: Eingesperrt im ewigen Corona-Winter: Der zweite Lockdown bedeutet das Aus für das Weihnachtsfest. Ein Ende der Isolationsmaßnahmen ist nicht absehbar. Besonders Kinder leiden unter dem Verlust menschlicher Nähe! Der sogenannte Wellenbrecher-Lockdown, seit 2. November in Kraft, war von der Politik durch hysterische Panikmeldungen vorbereitet worden. «Entweder schaffen wir es, in den nächsten vier Wochen wieder die Zahlen unter Kontrolle zu bekommen – oder es wird sehr schwierig. Dann wird es ein einsames Weihnachten», drohte der bayerische Ministerpräsident Markus Söder.

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