Musikgruppen wie Wardruna oder Heilung bringen die Welt der Wikinger und Germanen zurück – und erinnern uns an unsere Wurzeln. Tauchen Sie ein in die Welt unserer Ahnen: Mit der altnordischen „Edda“, den „Germanischen Götter- und Heldensagen“ von Felix und Therese Dahn oder Guido von Lists „Geheimnis der Runen“. In edler Aufmachung und unschlagbar günstig zu beziehen in unserem Online-Shop.

    Sinnlich und natürlich: Nordic-Folk-Pionierin Andrea Haugen auf einem Promo-Foto 2003. Ein Psycho-Killer löschte vor einem Jahr ihr Leben aus. Foto: DallasFletcher, CC BY-SA 4.0, Wikimedia Commons

    Kongsberg, Norwegen, 13. Oktober 2021, kurz nach 18 Uhr: In der etwa 70 Kilometer südwestlich von Oslo gelegenen Kleinstadt läuft ein Mann Amok. Sein Vorgehen wirkt archaisch: Wahllos schießt er in und vor einem Supermarkt auf Menschen – mit Pfeil und Bogen. Mit einem Messer sticht er zudem auf seine Opfer ein.

    Ungefähr eine halbe Stunde später wird er auf der Flucht von der Polizei gestellt und festgenommen. Es handelt sich um den dänischen Staatsbürger Espen Andersen B. Zunächst gehen die norwegischen Behörden von einem Terroranschlag aus. Der Täter habe sich vor Jahren in einem Video zum Islam bekannt, melden die Agenturen. Später wird die Aussage revidiert: Nun heißt es, der Mann sei psychisch gestört.

    Dem Amoklauf fallen fünf Menschen zum Opfer. Darunter befindet sich auch eine 52-jährige Deutsche. Bild schreibt über sie: «Andrea Meyer wurde in Hamburg geboren, hat aber schon viele Jahre in Norwegen gelebt.» Bald ist klar, dass es sich bei der Toten um eine Musikerin handelt. In den 1990er Jahren wurde sie mit Hagalaz’ Runedance international bekannt, erreichte Chartplatzierungen in einigen Ländern.

    Damals hieß sie Andrea Haugen. Als Background-Sängerin der britischen Combo Cradle of Filth hatte sie während einer Tournee den Gitarristen der norwegischen Black-Metal-Band Emperor, Tomas Haugen alias Samoth, kennengelernt. Sie heiratete ihn, gebar ihm eine Tochter. Später ließen sie sich scheiden.

    Ekstatische Gesänge

    Andrea Haugen war mit Hagalaz’ Runedance eine Pionierin des Nordic Folk – eines Genres, das heute vor allem durch den Soundtrack der populären TV-Serie Vikings bekannt ist. Die Sängerin gab mit Horde of Hagalaz  auch ein Magazin heraus, das sich als «Stimme der nordischen Hexen, Warlocks und Krieger» verstand, das den «Mythen und der Magie des kalten, nordischen, heidnischen Bodens und dem Wissen um die dunkle Seite der menschlichen Natur» Ausdruck verleihen wollte.

    In einem Interview mit dem Webzine Powermetal  erklärte Haugen, die später mit ihrem Soloprojekt Nebelhexë weitermachte, sie habe sich «vorwiegend auf die vergessenen Geheimnisse und Mysterien der Heidenvölker konzentriert». Das beschreibt zugleich, was die Essenz des Nordic Folk (auch unter Namen wie Pagan Folk oder Nordic Ritual Folk bekannt) ausmacht: Es geht um die Wiederbelebung nordischer Tradition und Religion – und des Schamanismus.

    Der inzwischen in der Breite angekommene Trend hatte seine Ursprünge in den Nischenszenen des Darkwave und Neofolk. Musikalische Vorreiter waren neben Hagalaz’ Runedance die italienische Band Ataraxia, die ihren Stil mit Elementen aus Kirchenliedern, Minnesang und antiken römischen und keltischen Motiven kombinierte, sowie das britische Projekt Sixth Comm, die sich in ihren Songtexten intensiv mit Runenmagie beschäftigten.

    Später kamen mit Bands wie Faun und Omnia auch Einflüsse aus der Mittelalterszene hinzu. Die bekanntesten Bands des Genres sind heute das deutsch-dänisch-norwegische Projekt Heilung und Wardruna aus Norwegen. Letztere steuerten einige Songs wie «Helvegen» oder «Völuspa» für den Soundtrack der zweiten Staffel von Vikings bei.

    Ein herausstechendes Merkmal des Nordic Folk ist die Verehrung der Natur: Manche Bands gehen für Aufnahmen ihrer Alben nicht ins Tonstudio, sondern in den Wald, um Hintergrundgeräusche wie Wind, Tierlaute oder das Rauschen eines Baches mit einzufangen. Zudem spielen besondere Toneffekte mit Mitteln wie Feuer, Wasser oder Eis eine wichtige Rolle. Instrumentell setzt man auf Althergebrachtes wie Dudelsäcke, Harfen, Lauten oder Drehleiern. Einige Bands wie Heilung verwenden sogar uralte schamanische Musikinstrumente, etwa aus Knochen geschnitzte Flöten. Diese werden dann mit modernen Elementen – Synthesizern oder Samplings – kombiniert.

    Bei der Musik und ihrer beabsichtigten Wirkung orientiert man sich an den Tänzen der alten Germanen und heutiger Schamanen, beispielsweise aus der sibirischen Tundra oder Tibet, und zielt damit auf einen Zustand der Ekstase, der Trance und der vollkommenen Hingabe an den Moment und die Auflösung des Egos.

    Traditionelle Schamanen – also Weise, Seher, Medizinmänner und Geisterbeschwörer in archaischen Kulturen – glaubten, dass der Mensch in einem solchen Zustand zum Medium für Götter und Geister werden könne. Noch heute kann man erleben, wie die Betreffenden das erleben, was die Wissenschaft eine «paradoxe Erregung» nennt: Bewusstseinsveränderung und Halluzinationen bei gleichzeitiger Wachheit und Konzentration.

    Schamanische Rituale können dem Menschen die Dinge vor Augen führen, die er normalerweise verdrängt und ignoriert. Und durch die Ekstase kann er seine antrainierte Zurückhaltung fallen lassen und Unbewusstes an die Oberfläche treten lassen. Maria Franz, die Sängerin von Heilung, beschrieb es in einem Interview mit dem britischen Guardian folgendermaßen: «Wir zielen darauf ab, euren geistigen Zustand zu ändern. Es wird eine turbulente Reise. Du wirst dich manchmal auch verletzt oder verängstigt fühlen. Aber am Ende wird es eine große emotionale Befreiung für dich sein.»

    Nordische Götter

    Bands wie Heilung oder Wardruna wollen nicht nur den schamanischen Musikstil nachahmen, sondern zelebrieren auch entsprechende Rituale vor ihrem Auftritt und während der Konzerte: Sie segnen etwa ihre Trommeln mit einigen Spritzern Blut, tragen bei Auftritten Geweihe und Tiermasken. Allerdings muss man sich im Klaren darüber sein, dass dies nur Nachahmung bleibt, da eine schamanische Zeremonie mehrere Tage lang andauern kann und dabei auch Heilkräuter, Rauch oder en­theogene Drogen wie Pilze zum Einsatz kommen.

    Immerhin ist Einar Selvik, ehemals Drummer der Black-Metal-Band Gorgoroth und heute Kopf von Wardruna, zu einem Experten für Altertumsgeschichte avanciert, um der Musik und den Auftritten seiner Band Authentizität zu verleihen. Selviks Pu­blikationen gehören an zahlreichen Universitäten zum Lehrplan, er selbst hat mehrere Vorlesungen an der Universität Oxford gehalten.

    Gegenüber dem Webzine metal.de erklärte Selvik: «Ich versuche immer, in die primären Quellen einzutauchen, um irgendeine Form von Fundament zu finden, auf dessen Basis ich meine Kunst entwickeln kann. (…) Dadurch, dass mir sowohl der akademische als auch der praktische Ansatz zur Verfügung stehen, kann man definitiv sagen, dass es sich um eine Art musikalische Archäologie handelt. Und natürlich kann man dazu auch einen artistischen, philosophischen oder spirituellen Aspekt hinzufügen. Es ist ein vielschichtiges Biest, wenn man so möchte.» Die Mitglieder von Heilung wiederum reisten nach Sibirien, um von dortigen Schamanen das Handwerk zu erlernen.

    Viele Musiker des Nordic Folk hängen pantheistischen Vorstellungen an: Sie glauben an einen belebten Kosmos und eine an sich göttliche Natur, in der es keinen Schöpfer und keine Schöpfung gibt, sondern alles heilig ist. Daneben stechen Bezugnahmen auf das germanische Heidentum ins Auge.

    Viele Songs drehen sich um die Göttergeschlechter der Asen, Jötunn und Wanen, die Weltenesche Yggdrasil oder das endzeitliche Ragnarök. Wardrunas «Rotlaust Tre Fell» (Der wurzellose Baum fällt) ist ein rituelles Stück zu Ehren von Odin, «Helvegen» (Höllenweg) ist Liedern nachempfunden, wie sie bei Wikingerbegräbnissen gesungen wurden, und zitiert Strophen des Havamal, eines Teils der altnordischen Edda.

    Bei Wardruna ist übrigens der Name Programm: «Ward» ist vom altnordischen «vorðr» abgeleitet, was so viel wie Schutzgeist oder Hüter bedeutet, «runa» heißt raunen, verborgen oder auch Geheimnis. Wardruna sieht sich also als «Hüter der Geheimnisse» – und widmet mitunter ganze Alben der Runenkunde.

    Darüber hinaus behandeln Wardruna auch Mystisches. Zu dem Song «Ni» (Neun), das auf dem aktuellen Album Kvitravn  (Weißer Rabe) zu finden ist, gab Selvik gegenüber metal.de  zu Protokoll: «Man kann sagen, dass er so eine Art Einführung ist in gewisse Lehren von alter Volksmedizin respektive nordischer Zauberei. Der Song erforscht oder beleuchtet die verschiedenen Vorstellungen in Hinblick auf die Zahl Neun und welche Bedeutung dahintersteckt. Das geschieht durch die Darstellung verschiedener, obskurer Dinge aus der Zauberei.»

    Back to the Roots

    Laut Selvik sind es genau diese Referenzen auf Urgeschichte, vorchristliche Religiosität und die heilige Natur, dem der Nordic Folk seine Popularität verdankt. Das erscheint plausibel: In der heutigen Zeit, in der die Menschen zunehmend von ihren ethnischen und kulturellen Wurzeln entfremdet werden, wächst der Wunsch nach Wiederentdeckung verschütteter Traditionen, die das Eigene ausmachen. Der Sänger und Perkussionist von Wardruna ist der Ansicht, dass uns nur ein «Back to the roots» das Wissen darüber vermitteln kann, dass wir Teil einer großen, das individuelle Leben weit übersteigenden Geschichte sind.

    Runen: Die geheimnisvollen Schriftzeichen unserer germanischen Vorfahren. Foto: Michiru13 | Shutterstock.com

    Diese Ideen und Gefühle, vor allem aber die Sehnsucht nach Rückkehr zu alten Traditionen und den ethnokulturellen Wurzeln unseres Menschentums, machen den Nordic Folk für ein konservatives und neurechtes Publikum interessant. So veröffentlichte etwa die US-amerikanische Alt-Right-Seite Counter Currents schon mehrere Artikel über Wardruna.

    Wegen dieser Popularität unter Rechten sahen sich manche Bands wie Heilung genötigt, Statements gegen Rassismus abzuliefern. Tenor: Die geistige Haltung sei relevanter als die Biologie. Selviks Aussage, nach der ein Fremder, der seine Traditionen versteht und lebt, eher zu achten ist als ein Einheimischer, der seine Wurzeln vergessen hat, kann man allerdings auch als Traditionalist durchaus zustimmen.

    13 Kommentare

    1. Hermann der Cherusker am

      Wird höchste Zeit, dass mal echte volkstreue Germanen an die Regierung kommen und nicht diese neoliberalen Menschenfeinde und laschen Mitläuferchristen von der Afd, die jetzt wie die sozialistischen Nazis, Erdoganunionisten und Mövenpickliberalen schon wieder Zwangsarbeit für "faule" arbeitslose Deutsche fordern. Diese alten und neuen Volksfeindparteien werden nie mehr gewählt.

    2. Ein interessanter und informativer Artikel,
      denn insbesondere die grüne Seuche versucht
      innerhalb ihres Verblödungs/Eriehungsprogranms, die Geschichte der Germanen in ihrem Interesse umzudichten.

    3. Dan Warszawsky am

      Die Umerziehung hat schon vor Julius Caesar angefangen, als das Imperium Gallien besetzt hatte. Viele Stämme an der rechten Rheinufer bakamen Waffen und militärische Ausbildung von Rom, um die damals mächtigen Gallier im Zaum zu halten. Diese Stämme nannte später Julius: die Germanen – lateinisches Wort für Vetter. Als Colonia und die andere römische Städte immer mehr Söldner und Diener brauchten, ließen die Römer viele Anwohner für sich arbeiten. Damels benützte man das Wort Germane oder Germanin für die nicht-mediterrane Söldner und Diener in den römischen Kollonien. Bekanntlich war Siegfried/Armenius/Hermann ein Kerussker (Cherusker?) wurde aber im 19 Jh. eingedeutscht. Waren die Kerussker Kelten – Gallier oder Slawen oder sonstwas? Das dürfen wir heute nicht wissen. Die langdauernde römische Besatzung, inkl. Heiligrömische Umerziehung, haben fast alle Spuren verwischt. Übrig ist nur Propaganda des Vatikans und ihrer Lakeien. Luther hat auch nicht viel verändert.

      • Cherusker waren ein Stamm der Germanen – ganz sicher keine Kelten, und schon gar nicht Slawen.

    4. Na ja, findet Professor_zh, ,,die dunklen Seiten der menschlichen Natur" sollten aber kein bevorzugtes Thema sein, auch nicht in der Musik! Man bedenke, daß es von unbedarften Naturen – nicht zuletzt Kindern! – als vorbildlich aufgefaßt werden könnte.
      Die christliche Kunst hingegen soll ,,das Wahre, das Gute und das Schöne" zeigen – und die Gemüter erfreuen! Wo aber findet diese Forderung ihren Niederschlag?

    5. Zum Thema Nordische Mythologie kann ich eine Buch empfehlen: "Zwei gegen Ragnarök". Vor ca. 1000 Jahren sorget ein Geschwisterpaar dafür, dass das Göttersterben (Ragnarök) nicht stattfindet. Sie erleben dabei zahlreiche Abenteuer.

    6. > Selviks Aussage, nach der ein Fremder, der seine Traditionen versteht und lebt, eher zu achten ist als ein Einheimischer, der seine Wurzeln vergessen hat, kann man allerdings auch als Traditionalist durchaus zustimmen. <

      Dem kann man nur zustimmen !

      • Er hat auch den Soundtrack von Assassin’s Creed Walhalla gemacht. Das Computerspiel ist sehr lang und umfangreich und widmet sich komplett der Geschichte. Kann ich nur mal empfehlen

    7. Ja ich höre gerne Schwarz Metall mit heidnischen und historischen Texten. Empfehlenswert sind aus Deutschland Absurd, Leichenzug und Halgadom. Bei Halgadom handelt es sich übrigens um Frank Krämer der auch Gitarrist bei Gigi und Stahlgewitter ist und die Plattform der dritte Blickwinkel ins Leben gerufen hat mit Multikulti trifft Nationalismus, er hat aber auch schöne ruhige Neo-Folk-Stücke. Aus Skandinavien sind Bathory und Burzum die wahren Vorzeigegruppen. Beide waren eigentlich nur Studioprojekte aber sie haben weltweit die Pagan Metal-Szene beeinflusst und geprägt. Aber leider sind viele Bands und Künstler systemrelevant und tragen den Toleranzstempel der Antirassismusgilde den leider die tolerante Tuntifa vorgibt. Ja diese systemtreue des Mainstreams haben eben viele Band aus diesem Spektrum um bei EMP, Media Markt und CO. vertrieben zu werden, beziehungsweise das Gruppen aus diesem Spektrum ungestört Konzerte veranstalten können ohne Repressalien von Seite des Staates zu spüren. So einfach ist das eben zu verstehen. mfg

      • "Repressalien von Seite des Staates zu spüren"

        Das nicht nur der fall für bands aus der Metal-szene aber für alle bands oder kunstler der welt. Wer hätte jemals sich vorstellen können das Rage Against The Machine nur tickets verkaufen würde an leute die nachweisen konnte das sie geimpft sind?

        • Hallo Glen, natürlich werden wohl selbstverständlich viele Markenbands und Veranstalter diesen C-19-Mist mitgemacht haben, das steht ja auch nicht aus der Frage da diese versucht haben mit der Plandemie und den Lockdownmist besser da stehen zu wollen in Form von Einnahmen nur um fett abzukassieren und letzendlich vielleicht die Anhänger zum piksen bringen zu wollen. Gut wenn sie vielleicht Rage Against the Machine- Fan sind tut es mir leid wenn sie benachteiligt wurden. Aber ansonsten wünsche ich ihnen alles Gute. mfg