Runen sind nicht nur Schriftzeichen. Unsere Vorfahren maßen ihnen einen tiefen Sinngehalt bei – und magische Kräfte. Die Geschichte und Kultur unserer Ahnen zeichnen wir in unserer neuen Sonderausgabe „Die Germanen – Die Geschichte der ersten Deutschen“ nach. Hier mehr erfahren.

    Das Hávamál der Lieder-Edda beschreibt, wie unsere Vorfahren die Entstehung der Runen erklärten: Odin, der höchste aller Götter, gab sein Auge für einen Schluck aus dem Brunnen des Mimir – dem Hüter der Weltenesche Yggdrasil –, um Weisheit zu erlangen. In Trance durchbohrte er sich daraufhin mit seinem heiligen Speer und trieb diesen dann durch den Stamm des Baumes, der den gesamten Kosmos verkörpert. Nach neun Tagen und Nächten bekam er schließlich eine Vision:

    „Ich nahm die Runen auf, / nahm sie schreiend / und fiel wieder herab.“

    Der Gott Heimdall brachte das Wissen über ihren Gebrauch schließlich den Menschen.

    Das ältere und das jüngere Futhark

    Die Geschichte zeigt: Die Germanen sahen in den Runen nicht einfach nur Schriftzeichen, sondern maßen ihnen auch übersinnliche Kräfte bei. Die Bezeichnung „Rune“ leitet sich vom altnordischen „rúnar“ ab, was „magisches Schriftzeichen“ bedeutet. Seine Wurzeln hat der Begriff im urgermanischen Wort „rūnō“, das mit „Geheimnis“ übersetzt werden kann.

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    Dabei dominierte das aus 24 Buchstaben bestehende ältere Futhark – benannt nach den die ersten sechs Zeichen der Runenreihe (ᚠᚢᚦᚨᚱᚲ, F–U–TH–A–R–K) – im mittel- und nordeuropäischen Raum, während die Wikinger hauptsächlich das jüngere Futhark mit 16 Zeichen verwendeten. Darüber hinaus war in Britannien ab dem 5./6. Jahrhundert n. Chr. das Anglofriesische Futhorc in Gebrauch, das 31 Runen umfasste, aber nur ungefähr bis zum Jahr 1000 verwendet wurde.

    Während sich das jüngere Futhark ab dem Beginn der Wikingerzeit zu einer reinen Gebrauchsschrift entwickelte, sind von den heute bekannten über 6.500 Runendenkmälern nur etwa 350 Inschriften dem älteren Futhark und somit dem germanischen Altertum und der Völkerwanderungszeit zuzurechnen.

    Das Runen-Orakel

    Für magische Zwecke verwendeten unsere Ahnen vor allem die Runen des älteren Futharks. Sie finden sich daher auf vielen Amuletten und anderen Artefakten, mit denen Schutz gewährt oder Segen gespendet wurde. Vor allem wurden die Zeichen aber für das sogenannte Runenorakel verwendet, bei dem kleine Hölzer, Kefli genannt, mit eingeritzten Runen geworfen und aus ihnen die Zukunft gelesen wurde. Unsere Wörter „Buchstabe“ und „lesen“ leiten sich aus dieser Tradition ab – denn der Runenwerfer hob drei dieser Stäbchen auf, um sie zu lesen – im Sinne von deuten.

    Tacitus berichtete in seiner „Germania“ von diesem Ritual:

    „Das Verfahren beim Runenlesen ist einfach. Sie schneiden von einem fruchttragenden Baum einen Zweig ab und teilen ihn in mehrere kleine Stücke. Jene machen sie durch eingeritzte Runen kenntlich und streuen sie, wie es der Zufall will, auf ein weißes Tuch. Der Stammespriester betet bei einer öffentlichen Befragung zu den Göttern, bei einer privaten hingegen der Hausvater. Jener hebt zum Himmel blickend nacheinander drei Zweigstücke auf und deutet sie nach den eingeritzten Zeichen. Lautet das Ergebnis ungünstig, so findet am gleichen Tage keine Befragung mehr über denselben Gegenstand statt; lautet es hingegen günstig, so muss es noch durch weitere Vorzeichen bestätigt werden.“

    Letztlich hatten die aufgelesenen Runenhölzer also eine enge Verbindung zu den drei Nornen Urd, Verdandi und Skuld, die Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft repräsentieren und das Schicksal der Menschen bestimmen.

    Das große Mysterium

    Darüber hinaus maßen unsere Vorfahren den Runen auch einen Sinngehalt. Sehr gut lässt sich dies am Beispiel der A-Rune (Ansuz) verdeutlichen. Sie ist das Kronenzeichen der Runenwelt und direkt mit dem Göttergeschlecht der Asen verbunden. Der Weg durch das 24er-Futhark, also das ältere Futhark, ist eine Art Reise: Ansuz folgt auf Thurisaz. Das heißt: Den Thursen – also den Riesen – folgen die Asen. Mit den Riesen sind die Welten entstanden. Aus ihnen hat sich alles Leben entwickelt. Und doch gleicht ihre Kraft auch dem Chaos, kann  auch zerstörerisch sein.

    Wotan mit seinen Raben Hugin und Munin. Foto: Radierung von Joël Bernabel, aus: Les sortilèges des Runes. Repro COMPACT

    Ansuz repräsentiert den vergöttlichten Ahnengeist – den Asen Wotan oder Odin. Ihn offenbart das Oding-Futhark als den Geist des Alls: Die 24 Runen verdichten sich mittels Quersummenziehung zur Sechs, und aus deren theosophischer Addition wird schließlich die geistsolare Gottestriade als Kennziffer sichtbar – als Nachtsonne, als Geistsonne, als Schwarze Sonne.

    Auch für den modernen Menschen ist der tiefere Sinngehalt von Ansuz bedeutsam: Sie mahnt ihn, seine inneren Pforten zu öffnen und sich der geistigen Welt zuzuwenden, statt sein Heil im Materialismus zu suchen. Sie erinnert ihn daran, sich der wahren Werte gewahr zu werden und ihnen Ausdruck zu verleihen. Sie animiert ihn zu Selbsterkenntnis und Selbstakzeptanz. Und sie sagt uns: Neues Leben will in Deinem Leben Raum einnehmen und sich entfalten.

    Als altes germanisches Sakralfest mit Ansuz verbunden ist die Asen-Alfen-Opferfeier (16. Oktober): der Hauptfesttag zu Ehren des Asen Wotan mit den guten Geistern, den Alfen, die ihn begleiten. Dies ist ein Fest zu Ehren der göttlichen und menschlichen Seelenwesen. In christlicher Zeit wurde daraus der Gallus- oder Sankt-Gallen-Tag zu Ehren des irischen Mönches Gallus, der 612/613 in einer Einöde die Galluszelle gründete, aus der sich die Abtei St. Gallen und schließlich die Stadt St. Gallen in der Schweiz entwickelte.

    Hier lässt sich einmal mehr ein interessanter Faden zum germanischen Glauben ziehen: Das Gallus-Tier ist der Bär, der zugleich als König der Tierwelt das Sinnbild Odins / Wotans ist. In skandinavischen Märchen erscheint der Göttervater oft in Gestalt des weißen Bärenkönigs.

    Kurzum: Ansuz steht für das große Mysterium, die Rune gilt als Bindeglied des Menschen zu den Göttern. Sie ist die Rune der Asen, die die Riesen bezwangen und der Welt die Ordnung schenkten. Denn: Odin erschlug mit seinen Brüdern den Riesen Ymir und erschuf aus dessen Körper unsere materielle Welt samt dem Weltenbaum Yggdrasil. Die Rune symbolisiert daher den Wandel vom Unbewussten zur Bewusstheit, vom Chaos zur Ordnung.

    Mehr über die Runen, die Götterwelt, die Freiheitskämpfe und die Eroberungszüge unserer Ahnen lesen Sie in unserer neuen Sonderausgabe „Die Germanen – Die Geschichte der ersten Deutschen“ nach. Authentisch, wahrheitsgetreu und ohne politisch korrekten Filter. Hier bestellen.

     

    20 Kommentare

    1. "Die Bezeichnung „Rune“ leitet sich vom altnordischen „rúnar“ ab, was „magisches Schriftzeichen“ bedeutet."

      So ist es. Und es ist erhalten in unserem deutschen Wort RAUNEN und GERAUNE.

    2. Die geringe Resonanz des guten Artikels zeigt,
      dass die Deutschen noch viel tiefer (in die Hölle und Quelle) sinken müssen,
      um aus einem alten neuen Kern und Keim wieder auferstehen zu können.

      • Otto Baerbock am

        Bundesrepublikaner sind keine Deutschen. Aber ich, Jg. ’58, habe während meines Lebens keine Bundesrepublikaner kennengelernt, die diesbezüglich irgendwelche Mangelgefühle gezeigt hätten. Die wollen einfach alle die selben banalen Dinge … und sind absolut glücklich damit.

    3. Odins Rabenzauber am

      Danke Herr Daniell Pföhringer,
      dass Sie solch wichtigen Themen aufgreifen und weitergeben. Ein Volk ohne wahre Geschichte ist, wie ein Baum ohne Wurzeln.

      https://oding.org/religion/oding-wtzzod/mein-weg-zu-den-runen
      "Rune, urgermanisch „rūnō“, trägt die Grundbedeutung „Geheimnis“ bzw. „heiliges Geheimnis“.

      Der Runenfachmann, skandinavistischer Mediävist Prof. Dr. Klaus Düwel, gibt in seiner Schrift „Thesen zum Ursprung der Runenschrift“, 2008, folgendes zu bedenken: „Die Frage nach der Entstehung der Runenschrift wurde schon im 19. Jh. gestellt und unterschiedlich beantwortet.
      Obwohl Prof. Dr. Klaus Düwel mir mit handschritlichem Brief vom 23. 01.1994 schrieb: „Ich bezweifele nicht, dass die von Ihnen vorgelegte Lösung zur Reihenfolge des älteren Futhark in sich stimmig und wohl auch richtig ist….“, wagt er verständlicherweise nicht, mein Lösungsangebot, das ich mit meinem Buch „ODING-Wizzod – Gottesgesetz und Botschaft der Runen“ (1993) vorlegte, zu erwähnen.

      Schon Adam v. Bremen fasste in seiner Beschreibung des heidnischen Tempels von Uppsala in seinen aus dem elften Jahrhundert stammenden „Gesta Hmmaburgensis ecclesiae pontificum“ das Wesen des Gottes in etwa diesem Sinne zusammen: „Wuodan id est furor“, also „Wodan, das heißt Wut“"
      https://archive.org/details/karl-simrock-die-edda-und-havamal-das-hohe-lied-odins-1851_202111

    4. Erstaunlicherweise stellt Niemand die Frage nach der Herkunft der Runen. Sie stammen von der viel älteren Kultur der Etrusker.
      Die Ähnlichkeit ist wirklich verblüffend.

    5. Walter von der Vogelweide am

      Da hat einer schwer den Germanenhau. Runen sind eine primitive Bilderschrift, ähnlich den Anfängen der chinesischen Schriftzeichen. Zur Lautschrift , die jedes deutsche Schulkind in 2 Jahren lernt, haben es die begabten Ostasiaten nie vollständig gebracht. Die 150 Gramm, die ein chinesisches Gehirn im Durchschnitt mehr wiegt als ein europäisches, gehen offenbar vollständig dafür drauf, daß sie sich mit ihren 80,000 Schriftzeichen plagen. Selbst die Nazis, teilweise regelrecht germanenbesoffen, konnten mit Runen wenig anfangen. Die Ehrendolche, die H.Himmler vergab, trugen eine Inschrift in sog. Deutscher Schrift, aber keine Runen. Selbst nach dem WK2 mußten wir den Sch**ß "Deutsche Schrift" noch in der Schule lernen. Ich habe sie restlos vergessen.

      • Otto Baerbock am

        Dafür scheinen Sie in leichter Sprache den Weg zur Universalkultur gefunden zu haben: Einmal Big Mäc mit Cola bitte!

    6. Bisher haben die Dinger ganz offensichtlich nicht zum Erfolg geführt.
      Außer man würde es als Erfolg werten daß das eigene Land zB besetzt ist.
      ?

      Auch die 140.000 Bände okkulter Literatur in der Bibliothek der Ex-Thulegesellschaft habens offensichtlich nicht gebracht.
      ?

      • Deswegen suchen alle ihr Heil in der Selbstaufgabe, ihrer Logik nach? Ich darf Sie daran erinnern daß unter der Besatzerpolitik des Feindes Tausende Bücher und Schriften systematisch vernichtet wurden. Keine symbolische Übegabe durch NS-Studentenbund von Büchern an das Feuer (danach immer noch erhältlich in Büchereien), sondern totale Vernichtung jeder Literatur die deutschen Geist atmete.

      • Otto Baerbock am

        "Auch die 140.000 Bände okkulter Literatur in der Bibliothek der Ex-Thulegesellschaft habens offensichtlich nicht gebracht."

        Gibt es die noch? Oder haben die ‚Sieger der Weltgeschichte‘ die auch dem Feuer übergeben – aber nicht nur symbolisch??

    7. Runen/Sinnzeichen sind Metaphern auf das Leben selbst. In der materialistischen Welterfassung versteht (zuviel Verstand, zuwenig Herz) der deutsche Mensch das Althergebrachte nicht mehr. Es werden 1 zu 1 Übersetzungen gemacht. Bedeutungen vermischt. Oder anders ausgedrückt:

      "Wer will was Lebendiges erkennen und beschreiben, sucht erst den Geist herauszutreiben; dann hat er die Teile in der Hand, Fehlt, leider nur das geistige Band." – Goethe

      • @Diogenes:

        Naja, der zeitgenössische Durchschnittsdeutsche vermag sich ja nichtmal mehr sicher im Wortschatz der letzten 100 bis 400 Jahre zu bewegen.

        Da werden aus "Demonstranten für den Frieden" schnell "Rechte oder Nazis", aus "kritischen medienkompetenten Politisch-Interessierten" werden "Verschwörungstheoretiker" und jene, welche das Recht auf (körperliche) Selbstbestimmung wahrnehmen, werden zu "Impfgegner & Wissenschaftsleugnern".

        Klar – der Apparat framet hier, aber der Bürger steigt ja en mass drauf ein.

        Er versteht (oder will nicht verstehen) ja nichtmal mehr das Moderne in/aus der Materialistischen Welt. Da wird ein rein rechnerisch existenter Durchschnittswert mit der Erdtemperatur gleichgesetzt – als ob man diese messen könnte.

        Ja, wir sind mittlerweile – so seit twei drei tausend Jahren – zu verstandeslastig. Manche haben sogar viel Verstand – und sind damit heillos überfordert. Ähnlich wie beim Auto. Dicke, teure Karre und keinen Plan zum Fahren. Da drängelt (weil Gegenverkehr) der fette Benz/Beamer/Audi bei 120 auf der Geraden hinter dir und wenn man in der Kurve am Waldeingang aufm Gas stehen bleibt, is plötzlich Luft nach hinten.
        Ich hab nur ABS und weiß was ich tue. Der hinter mir hat ESP, TCR, Nässesensoren, automatischen Wankausgleich, Spurhalteassistent, Kurvenlicht,…aber null Plan.

      • "Auf einmal sah ich an der rechten Seite des Wegs, in einer Tiefe eine Art von wundersam erleuchtetes Amphitheater." – Ist auch von Goethe

        Also davon ausgehend, die Dinge immer nach dem jeweiligen bekannten Wortschatz für Dinge zu benennen. "Feuerwagen" die vom Himmel kommen, etc.