Hätte die AfD in Sachsen-Anhalt besser abgeschnitten, wenn sie sich mittiger aufgestellt hätte, wie Parteichef Jörg Meuthen meint? Wir haben darüber mit dem AfD-Bundestagsabgeordneten Petr Bystron gesprochen, der in seinem neuen Buch Make Europe Great Again die europäischen Rechtsparteien analysiert – und aufzeigt, womit diese punkten können. Das Buch können Sie hier bestellen.

    _ Petr Bystron im Gespräch mit Karel Meissner

    Die AfD hat in Sachsen-Anhalt ein paar Prozente verloren. War es trotzdem ein Erfolg?

    Bei der unglaublichen Diffamierung, der unsere Partei langfristig ausgesetzt ist, ist ein Wahlergebnis über 20 Prozent sicher ein Erfolg. Wir sind in Sachsen-Anhalt die zweitstärkste Kraft – und das zum zweiten Mal nacheinander. Wir zeigen, dass die Wähler mehrheitlich konservativ sind. Schon wieder wurde eine deutliche bürgerliche Mehrheit gewählt und Rot-Rot-Grün richtig abgewatscht.

    „Make Europe Great Again“ – das brandaktuelle Werk von Petr Bystron können Sie hier bestellen.

    Ihr Parteichef Meuthen sagt, „dass ein stärkeres in die Mitte rücken, ein weniger krasser Protestkurs erfolgversprechender gewesen wäre“. Stimmt das?

    Diese Einschätzung teile ich nicht. In der sogenannten Mitte tummeln sich nämlich schon fast alle anderen Parteien – aus Angst, nicht anzuecken. Das führt zu zwei Effekten: Erstens zur totalen Beliebigkeit dieser Parteien. Alle vertreten das weichgespülte, mittige Einerlei. Für den Wähler sind in diesem Einerlei kaum Unterschiede wahrnehmbar.

    Das führt zum zweiten Punkt: Politikverdrossenheit. Die größte Wählergruppe sind die Nichtwähler. Wir sind im Moment eine Protestpartei, wir sind die einzige wirkliche Opposition, wir sind die politische Kraft, die den Menschen eine Stimme in den Parlamenten verleiht. Die Kollegen in Sachsen-Anhalt haben einen klaren Oppositionskurs gefahren und waren damit so erfolgreich, dass die CDU noch bis zum Schluss befürchtet hat, von der AfD überflügelt zu werden.

    Sie treten zur Bundestagswahl mit einer Doppelspitze an, quotiert in Ost/West und Mann/Frau. Ist diese Quotierungsasche nicht eigentlich ein linkes Ding, was einer Volkspartei nie nützen kann?

    Natürlich ist eine Doppelspitze immer ein künstliches Konstrukt, erst recht, wenn sie auch noch mittels Quoten (Mann/Frau, Ost/West) austariert wurde. Und natürlich laufen solche Konstrukte dem menschlichen Grundbedürfnis entgegen, von einer einzelnen starken Persönlichkeit angeführt zu werden. Aber Tino Chrupalla und Alice Weidel machen daraus das Beste, finde ich. Sie ergänzen sich gut und spielen die Karte auch aus. Vor allem Tino Chrupalla wird nicht müde zu betonen, dass wir gleich zwei Spitzenpolitiker mit einer abgeschlossenen Berufsausbildung haben, was heutzutage bei den anderen Parteien schon eine Seltenheit ist. Insofern: Gut gemacht!

    AfD-Politiker und Buchautor: Petr Bystron. Foto: Manuscriptum

    Sie haben in ihrem neuen Buch Make Europe Great Again: Die neurechte Politikergeneration die europäischen Rechtsparteien analysiert. Wodurch können diese punkten, wodurch nicht?

    Sie alle punkten durch klare Kante. Erfolgreich sind diejenigen, die mutig diejenigen Standpunkte vertreten, die sich andere Parteien nicht zu vertreten trauen, aber die sich die Bevölkerung wünscht. Das betrifft vor allem die Bereiche Migration und Islamisierung, aber auch die Freiheitsrechte der Bürger, die zunehmend in vielen Ländern wieder beschnitten werden. Vereinfacht gesagt: Erfolgreich sind diejenigen, die für die Bürger einstehen gegen einen übergriffigen Staat.

    Warum werden diese Politiker als Extremisten abgestempelt, wenn sie nur die Interessen der Bürger vertreten, wie Sie es sagen?

    Dafür ist Sachsen-Anhalt das beste Beispiel: Die Kollegen haben dort gefordert, Migrantenkinder zuerst in gesonderten Klassen zu unterrichten, damit jedem auch klar wird, dass deren Aufenthalt hier nur vorübergehend ist. Dieser Vorschlag entspringt der Logik unserer geltenden Rechtslage, denn alle Schutzbedürftigen genießen den Schutz in Deutschland eben nur so lange die Bedrohung in ihrem Heimatland andauert, dann können sie ja zurückgehen. Aber bei Anne Will wurde es in der Wahlnacht als „rechtsextrem“ diffamiert. Ebenso die Warnung vor Corona-Impfungen. Was bitte sehr ist daran „rechtsextrem“, wenn man die Bevölkerung vor einer nicht ordentlich getesteten und nicht regulär zugelassenen Impfung warnt?

    Sie beklagen in Make Europe Great Again, dass es der AfD an Führungspersönlichkeiten fehlt. Woran liegt das?

    Ein wichtiger Punkt. Ja, es ist geradezu die Schlüsselfrage des ganzen Buches. Sie wurde auch gleich bei der ersten Lesung in München gestellt. Die beste Antwort darauf hat spontan ein anderer Teilnehmer gegeben. Er stand auf und rief: „Kaufen Sie sich doch das Buch!“ Da ist es ausführlich beschrieben. Ich widme dem Thema ein ganzes Kapitel, das ein Leser mit den Worten „beängstigend treffend beschrieben“ rezensiert hat. Also: Nur zu!

    Der Politologe und Bundestagsabgeordnete Petr Bystron beleuchtet die politischen Biographien von Nigel Farage, Geert Wilders, Viktor Orbán, Marine Le Pen, Matteo Salvini, Václav Klaus und anderen. Auch erkundet er die speziellen lokalen Bedingungen für ihren Erfolg in den jeweiligen Herkunftsländern. Ihm gelingt dabei das Gesamtportrait einer aufmüpfigen, selbstverantworteten Politiker-Generation, die später einmal als der „Punk“ ihrer Zeit gelten mag. Das brandaktuelle Werk können Sie hier bestellen.

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