Am 20. Mai wurde der Schriftsteller Jörg Bernig nach einem Bewerbungsverfahren vom Radebeuler Stadtrat in geheimer Wahl zum Kulturamtsleiter ernannt. Das führte zum Aufschrei linksgrüner Kulturschaffender, weil der Gewählte in der Zeitschrift Sezession über widerständige Sachsen und anderweitig Kritik an Merkels Zuwanderungspolitik publiziert hatte. Radebeuls Oberbürgermeister Bert Wendsche (CDU) erklärte daraufhin die – demokratisch einwandfreie – Wahl für ungültig. Jetzt soll, frei nach der Thüringer Wahl des Ministerpräsidenten, neu gewählt werden. Bernig kandidiert kein zweites Mal. Warum nicht, das verriet er in einem offenen Brief. Ein Schreiben, das über die persönlichen Belange hinaus eine scharfe Zeitdiagnose enthält. Aus diesem Grund gibt COMPACT-Online es ungekürzt wieder:

    Was zu sagen ist

    _ von Jörg Bernig

    Am 20. Mai wählten mich die Stadträte von Radebeul – nach eingehender Vorstellung in Gremien, Ausschüssen und Fraktionen – in geheimer Abstimmung zum Kulturamtsleiter der Stadt. Sofort attackierten einige Stadträte und Bürger der Stadt den entscheidungsfindenden Stadtrat, den Oberbürgermeister und mich. Regeln und Verordnungen wurden dabei von Stadträten, um ideologischer Ansprüche auf den Kultur-Sektor willen, gebrochen. ››Besorgte‹‹ Aktivisten meldeten sich zu Wort: Eine demokratische Entscheidung sollte rückgängig gemacht werden.
    Unliebsames Denken und unbequeme Personen sollen verdrängt werden. Die dabei verwendeten Werkzeuge reichen von Unterstellung, Verheimlichung, Verdrehung bis zu Stigmatisierung.

    Es handelt sich um Handlungsweisen aus dem Repertoire des Totalitären. Derartiges, als intolerante Praxis der Interessendurchsetzung, hat nicht nur in unserer Stadt Einzug gehalten; es gefährdet immer offensichtlicher die Demokratie in unserem Land. Der Schriftsteller Friedrich Dieckmann erinnerte in einem Radio-Interview daran, dass wir in einer Abstimmungs- und nicht in einer Pressionsdemokratie leben.

    Mir wurden nun – wegen meiner kritischen Wortmeldungen zur Einwanderungspolitik der Bundesregierung und zur Rolle weiter Teile der Medien bei der Begleitung dieser Politik – eine ››fremdenfeindliche Haltung‹‹ vorgeworfen und dass meine ››Texte voller Ressentiments‹‹ seien. Wer mir so etwas vorwirft, kann mein Werk nicht kennen. Sonst hätte er derartiges nicht sagen können. Wer so etwas tut, will nicht wahrnehmen, daß ich mich zu Beginn der Migrationskrise in den Schuldienst gemeldet habe, um dort auch muslimische Kinder zu unterrichten. Wer solche Anschuldigungen erhebt, der weiß nichts um die Rezeption meines Werkes und um meine Aktivitäten gerade auch in unseren Nachbarländern. Sonst hätte er derartiges nicht sagen können.

    Kritik an der Einwanderungspolitik mit Rassismus gleichzusetzen ist dumm und bösartig und kann also ebensowenig überzeugen wie die Brandmarkung eines Verweises auf kulturelle Konflikte als Nationalismus oder gar ›völkisches‹ Denken. Ein ausgewogener Zustand des Gemeinwesens ist kulturell grundiert. Lösen wir die verbindende kulturelle Grundierung auf, so fühlen sich nicht immer alle gleichermaßen an Gemeinwesen und Staat gebunden und ihnen verpflichtet.

    (Fortsetzung des Artikels unter dem Werbebanner)

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    Gleichsam unter dem Brennglas der sich hier ereignenden lokalen Auseinandersetzung um das Kulturamt wird aber etwas anderes offenbar. Wir sehen ein Menetekel der Beschneidung von Freiheit, der Verhinderung von Vielfalt.

    Mich vor diesem Hintergrund für eine Wiederholung der ordnungsgemäß erfolgten Wahl noch einmal zur Verfügung zu stellen hieße jedoch, ideologische Handlungsweisen als Teil der Normalität anzuerkennen und zu rechtfertigen. Für einen abermaligen Wahlvorgang stehe ich nicht zur Verfügung.

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