Nach 1918 betrieb Warschau eine ausgesprochene Expansionspolitik, die sich nicht nur gegen Deutschland, sondern auch gegen die Sowjetunion richtete. Ein exklusiver Auszug aus unserer demnächst erscheinenden Sonderausgabe „Polens verschwiegene Schuld“.

    _ von Gero Bernhardt

    Um sowohl nach Westen, vor allem gegen Deutschland, als auch in Richtung Russland vordringen zu können, bediente sich Polen einer geschickten Aufgabenteilung: Staatschef Jozef Pilsudski, der im Ersten Weltkrieg auf der Seite des Deutschen Reiches und Österreich-Ungarns die Polnischen Legionen geführt hatte, galt den Siegermächten als Persona non grata.

    Jozef Pilsudski: Staatschef des unabhängigen Polens von 1918 bis 1922, erster Marschall der Zweiten Polnischen Republik. Foto: K. Pęcherski, CC0, Wikimedia Commons

    Er übergab die Verhandlungsführung in Versailles den polnischen Nationaldemokraten um den vormaligen Reichstagsabgeordneten und späteren Ministerpräsidenten in Warschau, Wojciech Korfanty, der noch am 25. Oktober 1918, also kurz vor Ende des Krieges, im Berliner Parlament einen Anschluss deutscher Ostgebiete an Polen gefordert hatte. Während sich Korfantys Leute bemühten, in diesem Sinne weiter zu agieren, legte Marschall Pilsudski sein Hauptaugenmerk auf die Sowjetunion.

    Auf die Expansion nach Osten war der Präsident und militärische Oberbefehlshaber vor allem aus zwei Gründen fixiert: Zum einen hielt er Russland schon immer für den gefährlichsten Gegner Polens. Zum anderen plante er unter dem Schlagwort Miedzymorze (Intermarium) eine Föderation mehrerer Länder zwischen Schwarzem Meer und Ostsee unter starker polnischer Führung. Ziel war es, das Weichselland auszudehnen, seine Macht zu steigern und zugleich die Sowjetunion zu schwächen. (…)

    Im April 1919 begann eine neue polnische Offensive von Przemysl aus. Auch hier konnte Boden gewonnen werden. Aus Paris kam grünes Licht: Die Siegermächte gestatteten den Warschauer Truppen ein Vordringen bis an den Sbrutsch, den Grenzfluss zwischen Galizien und Russland. Doch schon zehn Tage später rückte Pilsudski weiter vor, sodass sich die Forderung nach territorialer Autonomie der Ukraine erledigt hatte. (…)

    Angriff auf die Sowjetunion

    Nun gab es für Polen kein Halten mehr: Man blies zum Angriff auf die Sowjetmacht. Der Vertreter Warschaus auf der Pariser Friedenskonferenz forderte am 29. Januar 1919 die Grenzen von 1772, die weit über die polnisch besiedelten Gebiete hinausreichten und beispielsweise Litauen umfassten.

    Die nur wenige Wochen zuvor von Paris mitgeteilte Linie, die das polnisch verwaltete Territorium westlich von Krylow am Bug, Mielnik und Grodno bis an die Grenze Ostpreußens etwa 30 Kilometer nördlich von Suwalki festlegte und weitgehend das Selbstbestimmungsrecht der ansässigen Bevölkerung sowie das Recht Litauens im Norden berücksichtigte, war schon bei ihrer Veröffentlichung vollkommen überholt.

    Besatzungsmacht: Polnische Truppen in Kiew 1920. Foto: Dziesięciolecie Polski Odrodzonej, CC0, Wikimedia Commons

    In Warschau herrschte die Ansicht vor, dass die östlichen Grenzen nicht diplomatisch, sondern mit Waffengewalt festzulegen seien. Also stießen polnische Truppen in die Sowjetunion vor – wobei es Pilsudskis Soldaten zugutekam, dass die Weiße Armee Denikins, die im August bis Orel gelangte, stark bedrängt wurde. In diesem Monat eroberten die Polen die Festung Rowno und den Bahnknotenpunkt Sarny.

    Die Regierung in Moskau bemühte sich, diesen von Warschau gar nicht formell erklärten Krieg, der die Sowjetunion existenziell bedrohte, durch mehrere Friedensangebote zu beenden. Ein zur Jahreswende 1919/20 unterbreiteter Vorschlag sah eine großzügige Demarkationslinie in Weißrussland (von Plotzkow an der Düna bis nach Mogilev-Podolsky am Dnepr) vor, wurde von Pilsudski abgelehnt, da er viel größere Gebietsgewinne anstrebte. (…)

    Das Wunder an der Weichsel

    Am 11. Juli 1920 übermittelte der britische Außenminister Lord George Curzon Moskau einen Waffenstillstandsvorschlag und präsentierte darin die bald so genannte Curzon-Linie als ethnografische Grenze zwischen Polen und Russland (siehe Karte Seite xy). Sobald die Rote Armee diese überschreite, sollte die alliierte Hilfe einsetzen – die, als dieser Fall dann eintrat, lediglich aus einer englisch-französischen Militärmission und der Lieferung einigen Kriegsmaterials bestand. Am 17. August 1920 begannen in Minsk die Friedensverhandlungen, in denen Sowjetrussland die Curzon-Linie als polnische Ostgrenze vorschlug.

    Doch zwei Tage zuvor war den polnischen Truppen vor Warschau ein großer Abwehrerfolg gelungen – das sogenannte Wunder an der Weichsel. Den fliehenden Russen folgten die Polen und besetzten nun wieder ihrerseits die umkämpften Gebiete. Die weit nach Westen vorgepreschte 4. Armee der Sowjets musste gar auf ostpreußisches Gebiet ausweichen, um nicht vom Gegner gefangen genommen zu werden. (…)

    Mehr dazu lesen Sie in COMPACT-Geschichte Polens verschwiegene Schuld – Verbrechen an Deutschen von Versailles bis zur Vertreibung“ . Die Ausgabe erscheint Mitte November. Sie können sie aber schon jetzt hier vorbestellen.

    10 Kommentare

    1. Walter Gerhartz am

      Ukraine bombardiert Schulen, Kirchen und Waisenhäuser in Russland, westliche Medien ignorieren es

      https://uncutnews.ch/ukraine-bombardiert-schulen-kirchen-und-waisenhaeuser-in-russland-westliche-medien-ignorieren-es/

      Der Journalist Patrick Lancaster ist in die russische Stadt Murom gereist, die von der ukrainischen Armee bombardiert wird. Murom liegt nur wenige Kilometer von der Grenze zur Ukraine entfernt.

      Ukrainische Soldaten beschossen unter anderem eine Schule, eine Kirche, einen Kindergarten und ein Kulturzentrum.

      Der Rektor der Schule, die von einer Rakete getroffen wurde, sprach von einem „Terrorakt der Ukraine“.

      Auf die Frage, warum die Ukrainer russische Zivilisten bombardieren, antwortete eine Frau, dass sie die Russen hassen und hoffen, dass die Russen ihrer eigenen Regierung die Schuld geben und Putin anklagen. …ALLES LESEN / SEHEN !!

    2. Walter Gerhartz am

      Während Deutschland Selbstmord begeht: Niederlande pfeift auf sämtliche EU-Sanktionen gegen Russland

      https://journalistenwatch.com/2022/10/26/waehrend-deutschland-selbstmord-begeht-niederlande-pfeift-auf-saemtliche-eu-sanktionen-gegen-russland/

      Während Deutschland unter links-grüner Führung ruiniert wird und jede EU-Sanktion gegen Russland sklavisch in vorderster Front mitträgt, pfeift die niederländische Regierung auf selbige.

      Die Regierung hat bisher 91 Ausnahmen von den Sanktionen gegen Russland beschlossen.

      Die viel beschworene gemeinsame Linie, welche die EU-Staaten seit acht Monaten gegen den bösen Feind Russland fahren, entpuppt sich immer mehr als Schimäre.

      Die Niederlande haben – anders als Ungarn es mit offenem Visier getan hat – feigerweise nie offen gegen die selbstmörderischen Beschlüsse der EU protestiert.

      Hintenherum hat die Rutte-Regierung jedoch mit sämtlichen Sonderregelungen die Sanktionen im eigenen Land de facto diese konterkariert.

      Wie nun bekannt wurde, hat das Land bisher in Summe unglaubliche 91 Ausnahmen von den Sanktionen erlassen. Und das seit Februar.

      Deutschland – sprich die links-grüne Deutschlandvernichter und ihre Helfershelfer aus Medien und tumben Wahlvolk scheint nach wie vor fest entschlossen, dem EU-Diktat bis über den eigenen Tod hinaus zu folgen. …ALLES LESEN !!

    3. Schlechterdings unerträglich, diese Geschichtsklitterung. Die Russendienerei kennt keinerlei Hemmungen mehr. Und sowas nennt andere "Lügenpresse ".

    4. jakarieblauvogel am

      t ut mir leid, aber der gedanke an die kriegslüsternheit "DER" polen, verursacht in mir übelkeit. der haß auf alles was russisch ist oder sein könnte ist in meinen augen krank. ich rate "DEN" polen, haltet ein. denkt an das polnische volk, das ganz sicher NICHT will krieg mit einem land, das schon lange nicht mehr "sowjetisches gedankengut" in sich birgt. es ist ein ganz anderes land geworden mit anderen gedanken, wünschen und wollen der menschen, die da leben. "DIE" herren sollten bitte an das unmenschliche, grausame massaker des faschismus am polnischen volk im 2. wk denken, an dem bestimmte herren nicht ganz unschuldig waren. ihre verbrüderung mit den feinden polens, "england-usa", war ungut. die haben sich nicht um das was in polen geschah geschert im gegenteil, aber es wird bei denen wohl kaum verantwortung hervorrufen. wenn "DIE" schon wieder auf dem pfad der grausamkeiten wandeln, sollte all das eintreffen was "DIE" herrschaften mit gier am zerstören, töten und macht sich so sehr herbei wünschen, bedenkt!!!! es wird kein entkommen für kein lebewesen auf diesem globus dann mehr geben. meine ganze trauer gilt der natur, den tiere und jede blume, die nie wieder blühen würde. der mensch allein hat es in der hand. DER MENSCH ALLEIN!!!!

    5. Professor_zh am

      Das ist die Tragik der Polen – der Größenwahn! ,,Noch ist Polen nicht verloren" – aber wie lange ,,noch"?

      • Das einzige Verbrechen der Polen ist in den Augen von Compact, daß sie keine Russen sein wollen.

        • jeder hasst die Antifa am

          Und die Vertreibung der Deutschen mit Terror und Mord und dafür wollen die Polen jetzt noch Geld haben.

    6. Die Kenntnis der jüngeren polnischen Geschichte ist ein wichtiger Schlüssel zum Verständnis gegenwärtiger Entwicklungen und heutiger Ereignisse. Von größter Wichtigkeit sind dabei das möglichst weitgehende Fortlassen ideologischer Aspekte sowie die aufmerksame Beobachtung der Befindlichkeiten, Bestrebungen und Handlungen der Polen selbst und der unmittelbaren Nachbarn des heutigen Polen.
      Es drängt sich bei derartigen Betrachtungen die Erkenntnis geradezu auf, dass nichts "bewältigt" oder gar aus der Geschichte gelernt wurde.
      Von den politischen Fähigkeiten, damit verantwortungsvoll umzugehen, ganz zu schweigen.

    7. Einfach widerwärtig, wie hier gelogen wird. Die Roten wollten eine Sowjetunion in den Grenzen des Zarenreichs und dazu gehörte Polen und Finnland , also versuchten sie , diese mit Gewalt ins russische Reich zu holen . Wobei sie kläglich scheiterten, selbst gegen das kleine Finnland. Wollt Ihr vielleicht noch behaupten, daß auch die Finnen russisches Land erobern wollten und die Russen sich nur verteidigt haben ?