Der beste deutsche Journalist der Nachkriegszeit hatte profunde Zweifel an der staatsoffiziellen Verschwörungstheorie zum 11. September 2001. Lesen Sie mehr dazu in der brandaktuellen COMPACT-Spezial-Ausgabe 9/11 – Der Putsch des Tiefen Staates.

    Ich traf Peter Scholl-Latour zum ersten Mal im Oktober 2001. Er war nach 9/11 in ungezählten Talkshows als der Islam- und Araber-Experte aufgetreten. Bei der Verleihung des Deutschen Fernsehpreises durch ARD, ZDF, RTL und SAT.1 am ersten Tag der Bombardierung Kabuls brachte ihm das Publikum stehende Ovationen. Mit Konkret-Herausgeber Hermann L. Gremliza, meinem damaligen Chef, konnte ich dem Altmeister des Journalismus  einige wichtige Antworten entlocken. Auszüge:

    Herr Scholl-Latour, Sie gelten in den deutschen Medien als der große Islam-Kenner. Haben Sie ein Ereignis wie das Attentat von New York erwartet?

    Dass es in dieser Form kommen würde, hat auch mich völlig überrascht. Ich habe mit Entsetzen, aber auch mit unglaublichem Staunen gesehen, dass so etwas möglich ist. Es waren die spektakulärsten Bilder, die ich je gesehen habe. Aber ich habe seit langem darauf hingewiesen, dass irgendeine gewalttätige Reaktion eines Tages kommen wird. Ich hatte gedacht, die Terroristen würden warten, bis sie Massenvernichtungswaffen hätten …

    Sie nennen das eine „gewalttätige Reaktion“. Eine Reaktion auf was?

    Ich habe mich gerade beim Schreiben meines neuen Buches intensiv mit Afrika beschäftigt. Ich war im Kongo, ich war auch in Angola, in Sierra-Leone, in Liberia und so weiter. Wir reden immer über die Globalisierung wie über ein Heil. In Afrika hat der Welthandel, wie Helmut Schmidt sagt, die Form des Raubtierkapitalismus angenommen.

    Die ölreichen arabischen Länder können sich wehren. Aber Afrika wird mit einer Skrupellosigkeit ausgebeutet, die schlimmer ist als zur Kolonialzeit. Zur Kolonialzeit, zumindest in den letzten Jahrzehnten, wurden Schulen, Hospitäler, Straßen gebaut. Die Verwaltungsbeamten, die britischen wie die französischen, haben als Herren gelebt, aber sie kümmerten sich um ihre Leute. Heute fallen wir zurück in die blutige Zeit, als Leopold II. den Kongo als seinen Privatbesitz ausplünderte. (…)

    Ich war auch mit der Hisbollah in der vordersten Linie. Aber jetzt haben wir es mit einer völlig neuen Kategorie von Attentätern zu tun. Deswegen bin ich ratlos. Die ersten, die solche Attentate verübten, waren, wie gesagt, die Christen der Volksfront für Palästina. Dann sind die Bombenleger aus den arabischen Elendsvierteln Palästinas gekommen. Das waren arme, verzweifelte junge Leute, die keine Zukunft mehr sahen und von ihren Koranpredigern eingepeitscht wurden. Die haben Bomben gebastelt, die meist schon in der Garage mit ihren hochgegangen sind. Das ist alles furchtbar dilettantisch, bis auf den heutigen Tag.

    Und jetzt auf einmal kommt da eine perfekte Organisation, entführt vier Flugzeuge. Den Leuten, die sich dort in den Tod steuern, ist es nicht schlecht gegangen. Es sind Leute aus vermögenden Familien. Die meisten stammen aus den Emiraten oder aus Saudi-Arabien, haben jahrelang in der westlichen Gesellschaft gelebt, hätten sich im Grunde doch akkulturieren müssen – und auf einmal … Das ist für mich ein psychologisches Rätsel. Und dann diese Infrastruktur. Die haben sie doch nicht nur in Frankfurt oder Hamburg gehabt. Die muss vor allem in den USA aufgebaut worden sein.

    Im Moment wird so viel gelogen wie seit dem Golfkrieg nicht mehr. Im Golfkrieg haben ungeheuerliche Desinformationen stattgefunden. Sie kennen ja die Geschichte mit den Brutkästen. Ähnliches wird uns heute doch auch aufgetischt. Ich denke an die Anleitung Bin Ladens, auf Englisch auch noch, wie man den Heiligen Krieg führt. Daß ausgerechnet in dem Mietauto der Attentäter die ganzen Unterlagen gefunden wurden, stimmt doch sehr skeptisch. Die Amerikaner haben der Öffentlichkeit noch immer keinen Beweis vorlegen können. (…)

    Mit Scholl-Latour auf der COMPACT-Souveränitätskonferenz 2012. Foto: B.F.

    Wie geht es weiter? Wir fragen nicht, was Sie sich wünschen, sondern was Sie erwarten.

    Ich bin der einzige gewesen, und hätte beinahe deshalb meinen Job verloren, der die Niederlage der Amerikaner in Vietnam sehr früh vorausgesagt hatte. Damals liefen viele, die heute Minister sind, durch die Straßen und riefen „Ami go home!“ und „Ho-ho-ho-Chi-min!“. Zum gleichen Zeitpunkt war ich mit den Marines am 17. Breitengrad, mit der „First Cav“ in Zentral-Annam und mit den Special Forces an der kambodschanischen Grenze. Ich hab diese GIs gemocht, das waren nette Kerle. Ich habe mich wohl gefühlt bei ihnen. Da entsteht ein Gefühl der Solidarität. Nur, ich wusste, dass sie den Krieg nicht gewinnen konnten.

    Ich bin wirklich nicht antiamerikanisch. Ich möchte eher, dass die Amerikaner etwas mehr imperial und etwas weniger merkantil aufträten. Ich habe immer den Verdacht, dass hinter ihrer Politik vor allem die Interessen riesiger Konsortien stehen. Ich wünschte mir, dass sie imperial im römischen Sinne auftreten würden …

    Als Zivilisationsbringer?

    Genau.

    So funktioniert Kapitalismus nicht.

    Wenn ich heute sage, dass es für die Amerikaner nicht gut steht, dann aus folgendem Grunde: Sie drohen sich zu verzetteln. Was soll dieser riesige Flottenaufmarsch? Afghanistan ist ohnehin ein Land, das man nicht unterwerfen kann. Ich habe das leise Gefühl, dass dieser ganze Flottenaufmarsch, der im Grunde für Afghanistan keinen Sinn macht, letzten Endes dem Irak gilt, wo Familie Bush den Feldzug, den sie 1991 nicht zu Ende führte, jetzt vollendet.


    COMPACT-Spezial zu 9/11

    Während Scholl-Latour in diesem Interview, direkt nach 9/11, noch von der offiziellen Theorie ausging, also von islamischen Tätern, rückte er später immer stärker davon ab.

    Auf der COMPACT-Souveränitätskonferenz 2012 sprach er von der „Sprengung des World Trade Centers“. In einer Veranstaltung an der Uni Duisburg führte er seine Zweifel weiter aus.

    Fragestellerin: Ich beschäftige mich seit dem September 2001 mit der Frage, ob das nicht vielleicht Sprengungen waren. Wenn Gebäude von 400 Metern Höhe in 11 Sekunden zusammenbrechen, dann kann das eigentlich aus einer Höhle in Afghanistan für mich nicht glaubwürdig gestaltet worden sein. Und da wollte ich mal fragen, 11 Sekunden, 400 Meter, 2 Türme und dann noch ein Dritter, wo gar kein Flugzeug reingeflogen ist, das Building Seven, wie erklärt sich das? Und ich finde das ist „zu hoch“ für einen aus einer Höhle in Afghanistan?

    Peter Scholl-Latour: Es gibt die besagten Verschwörungstheorien. Manches ist an den offiziellen Erklärungen, die gegeben werden, nicht plausibel, das gebe ich selber zu. Weil ich habe mir das an Ground Zero angeschaut. Es erstaunt einen schon, dass da mit einer Sauberkeit gesprengt worden ist […]. Nebenan ist eine kleine St. Pauls Chapel, da ist überhaupt nichts runtergefallen, nicht wahr?

    In Russland hat es etwas ähnliches gegeben: Es ist ein Häuserblock auch ganz sauber gesprengt worden und Putin dann gegen Tschetschenien vorgegangen. Aber wie gesagt, da haben wir keine Beweise. Es gibt gewisse Dinge, die wir wahrscheinlich nie erfahren werden, so wie die Ermordung von Kennedy. Wenn Sie in Dallas gewesen sind, dann kommen wirklich Sorgen, dass es nicht Lee Oswald alleine gewesen sein kann. Aber das sind eben Dinge, über die wir nur spekulieren können. wenn es so der Fall war, dann ist das natürlich eine Ungeheuerlichkeit.

    Erfahren Sie mehr über die Widersprüche in der staatsoffiziellen Verschwörungstheorie zum 11. September. In der brandaktuellen COMPACT-Spezial-Ausgabe 9/11 – Der Putsch des Tiefen Staates kommen die besten deutschen Experten zu diesem Thema zu Wort: Janich, Wisnewski, von Bülow, Bröckers, Elsässer. Hier bestellen.

     

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