Kaum zu glauben, aber wahr: Ein chilenischer Ex-Diplomat erklärte Hitler zur Inkarnation des indischen Gottes Vishnu – der auf die Welt gekommen sei, um die Menschheit zu retten. In COMPACT-Geschichte „Das okkulte Reich“ lesen Sie, welche Blüten der NS-Okkultismus vor und nach 1945 trieb. Hier mehr erfahren.

    Über die sogenannten Rattenlinien fanden nach dem Zweiten Weltkrieg zahlreiche NS-Größen in Südamerika Zuflucht. In Argentinien empfing Präsident Juan Perón die Emigranten mit offenen Armen, aber auch Chile erwies sich als beliebtes Auswanderungsziel.

    Dort hatte sich schon 1932 mit dem Movimiento Nacional-Socialista de Chile (Nationalsozialistische Bewegung Chiles) eine der NSDAP ähnliche Partei gegründet, die sechs Jahre später sogar einen – allerdings erfolglosen – Staatsstreich anzettelte. Anführer („El Jefe“) der auch Nacistas genannten Formation war der Deutsch-Chilene Jorge González von Marées (1900–1962).

    Als einer der wichtigsten Propagandisten der Bewegung fungierte ein junger Mann, der allerdings erst nach 1945 größere Wirkung entfalten konnte – durch seine esoterischen Schriften, die Adolf Hitler zu einer Inkarnation einer archaischen Gottheit erhoben. Sein Name: Miguel Serrano.

    Der chilenische NS-Esoteriker Miguel Serrano. Foto: Miguel Sayago / Alamy Stock Foto

    Von links nach rechts

    Unter okkultistisch inspirierten Neonazis genießt der Chilene Kultstatus. Dabei begann sein Wirken auf der entgegengesetzten Seite des politischen Spektrums. Das Licht der Welt erblickte Serrano 1917 in Santiago de Chile. Seine Mutter entstammte einer hispanischen Adelsfamilie, unter den Vorfahren seines Vaters fanden sich zahlreiche Schriftsteller und Diplomaten – was seinen eigenen beruflichen Werdegang quasi vorzeichnen sollte. (…)

    Während seiner Studienzeit freundete er sich mit dem Dichter und Kommunisten Hector Barreto an. Nachdem dieser Anfang der 1930er Jahre bei einer Straßenschlacht mit Anhängern der Nacistas getötet wurde, begann Serrano, sich aktiv in linken Gruppen zu engagieren. (…)

    Allerdings wandte sich Serrano mit der Zeit immer mehr vom Marxismus ab. Als am 5. September 1938 ein Putschversuch der chilenischen Nazis scheiterte, zeigte er sich beeindruckt von deren Mut und Opferbereitschaft.

    Fortan sollte sich der Ex-Linke für die Nacistas engagieren, schrieb für deren Parteimagazin Trabajo und begleitete den Führer der bald als Vanguardia Popular Socialista (Sozialistische Volksavantgarde) auftretenden Formation bei Propagandatouren.

    In seinem Buch Im Schatten der Schwarzen Sonne schreibt der britische Historiker Nicholas Goodrick-Clarke: „Das Dritte Reich wurde nach allen Regeln der Kunst verherrlicht. Serrano baute eifrig enge Beziehungen zu der nationalsozialistischen Delegation in der deutschen Botschaft in Santiago auf, die ihrerseits seine Zeitschrift gern unterstützte.“

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    Und weiter:

    „Von einem Angehörigen der SS, der ehemals Adjutant des Direktors der Reichskanzlei in Berlin gewesen war, erfuhr Serrano von ausführlichen Dokumenten über Macht und Einfluss bestimmter Geheimgesellschaften – Dokumente, die sich im Besitz der Nazis befanden; einige darunter, hieß es, habe Alfred Rosenberg persönlich, nachdem die Deutschen die Stadt besetzt hatten, in Archiven alter Pariser Freimaurerlogen entdeckt.“

    Okkulte Studien

    Serrano war fasziniert von dieser Welt des Mystischen. Durch die Lektüre der sogenannten Protokolle der Weisen von Zion wurde er zum überzeugten Antisemiten. Er begann, sich für fernöstliche, aber auch westliche okkulte Lehren wie die Theosophie zu interessieren.

    Arisch-germanische Runen: Illustration aus Serranos Buch „Adolf Hitler – Der letzte Avatar“ (1984). Foto: Repro / COMPACT

    Laut eigener Aussage kam er dann in Chile mit einem Deutschen in Kontakt, der ihn in eine hinduistisch-buddhistische Geheimloge mit direktem Draht in den Himalaja initiiert habe. Dort sei Adolf Hitler als eine Art Messias, der das dunkle Zeitalter (Kali Yuga) beenden würde, gehuldigt worden.

    Serranos eigene Hitlerverehrung überdauerte nicht nur den Untergang des Dritten Reiches, sondern nahm danach geradezu religiöse Formen an. Zugleich gehörte er von 1953 bis 1962 dem chilenischen diplomatischen Corps in Indien an, danach war er Botschafter in Jugoslawien und Österreich.

    Als Salvador Allende 1970 in seinem Heimatland die Macht übernahm, wurde Serrano aus dem diplomatischen Dienst entlassen und lebte einige Jahre in der Schweiz.

    Fortan widmete sich Serrano dem Schreiben seiner Bücher und entwickelte seine Idee eines Esoterischen Hitlerismus. Dabei bediente er sich aus dem Fundus verschiedener Quellen: Theosophie, Hinduismus und Buddhismus, Katharer- und Rosenkreuzertum, Ariosophie.

    Er studierte die Werke Richard Wagners, befasste sich mit den Veröffentlichungen von SS-Ahnenerbe-Forschern wie Otto Rahn und Herman Wirth oder der Weltsicht des italienischen Traditionalisten Julius Evola, hielt Kontakt zu bedeutenden Persönlichkeiten wie Hermann Hesse, C. G. Jung und dem Dalai-Lama. (…)

    Für Serrano waren die Asen, die germanischen Götter, in Wirklichkeit Außerirdische, die den Menschen am Nordpol – in Hyperborea – vor langer Zeit einen heiligen Funken gaben, ihnen Intelligenz und eine Seele verliehen. Doch Jahwe, der Gott des Alten Testaments… Ende des Textauszugs.

    Den vollständigen Artikel lesen Sie in COMPACT-Geschichte „Das okkulte Reich“

    Das komplette Inhaltsverzeichnis der Ausgabe:

    Vor 1933: Die okkulten Wurzeln
    Seher, Magier, Logenbrüder: Die Zeit der Geheimlehren
    Runen, Raunen, Rituale: Ariosophen und Okkultisten
    Der Rasse-Mystiker: Lanz von Liebenfels: Sodom und Ostara
    Geburt einer Bewegung: Sebottendorfs Hitler-Legende
    Mythen unterm Hakenkreuz: Die Thule-Gesellschaft
    Der Vril-Mythos: Treibstoff der Arier
    Kosmos aus Eis: Hanns Hörbigers Welteislehre
    Hitlers Hellseher: Hanussens Verhängnis

    1933 bis 1945: Der Schwarze Orden
    Himmlers Religion: Im Zeichen der Schwarzen Sonne
    Himmlers Forscher: Das SS-Ahnenerbe
    Die Wewelsburg: Kultstätte der SS
    Himmlers Rasputin: Runen-Mystiker Karl Maria Wiligut
    Luzifers Troubadour: Otto Rahn auf den Spuren des Grals
    Totenkopf in Tibet: Ernst Schäfers SS-Expedition
    Mythos Neuschwabenland: Nazis im ewigen Eis

    Nach 1945: Der esoterische Untergrund
    Der letzte Avatar: Miguel Serranos NS-Esoterik
    Hitlers Hohepriesterin: Savitri Devi: «Sieg Heil!» als Mantra
    Der Ritt auf dem Tiger: Julius Evola und das Kali Yuga
    Atlantis in der Nordsee: Jürgen Spanuth und das versunkene Reich
    Der Mythos lebt: Nazis, UFOs und Aldebaran

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    11 Kommentare

    1. Och… jetzt war ich wohl… ich dachte eben, das Bild gehört zum ESC.
      Ach ja: Errare humanum est.

    2. Das Herumreiten auf dem "Okkulten im NS" ist raffinierte Diffamierung . Eure eigene Verschwörungsspinnerei (Coronadiktatur / geheime ,satanistische "Eliten ") ist nicht weniger absurd als der Judenwahn von Hitler & Co.

      • Genau, und ein Porsche Turbo ist auch nur ein VW Käfer. Nicht weniger lahm!

    3. Reaktorkiller*in am

      Die Polizei in Bayern, hat nach eigenem Selbstverständnis die Position eines Schrittmachers im Staat, insbesondere während des NS-Regimes. Heinrich Himmler hat in seiner Zeit 1933, als er in diesem Büro als Polizeipräsident arbeitete, das Konzentrationslager Dachau eingerichtet, das dann zum schrecklichen Modell für alle weiteren Lager wurde.

      • @ Reaktorkiller*in
        Kann schon sein oder auch nicht, ist jedenfalls schon 100 Jahre her. Inzwischen sind ein paar Weltmeisterschaften ins Land gezogen und mit NS-News lockt man niemanden mehr hinter dem Ofen.

    4. Kommt darauf an wessen Messias gemeint ist, schließlich kann die andere Seite auch einen schicken.

      • Professor_zh am

        So ein Unfug! Es gibt nur einen Messias, und Hitler war es ganz sicher nicht! Konnte er auch nicht, weil Vishnu nur ein Götze ist und nicht Gott.
        Serrano war allerdings auch kein Prophet…

    5. hang up your boots! am

      Miguel & seine Hood hitlern erstmal ordentlich ab, bevor der Serrano-Schinken mit Melone aufgetischt wird. Savoir vivre, sag ich da nur.

    6. In der nationalsozialistischen Hauptstadt der Bewegung, in München, scheinen deren okkulte Wurzeln noch auszutreiben, ja sogar zu vertreiben: Ein erstklassiger russischer Dirigent, der den blassroten Führerbefehl, öffentliche Nestbeschmutzung gegen seine Heimat zu verüben, nicht befolgt hat, wurde entlassen; der Stadtrat hat diesen antirussischen Chauvinismus grün-blassrot-mehrheitlich abgenickt.

      • Reaktorkiller*in am

        Wen wundert es. In der nationalsozialistischen Hauptstadt der Bewegung,in, München wird der Schreibtisch des SS-Führer Heinrich Himmler und sein Büro wird in diesem Zustand nicht nur erhalten – "als Teil unserer Erinnerung und Mahnung", sondern dient dem amtierenden Polizeichef als Arbeitszimmer.
        Ein Schelm, der denkt, dies ist eine okkulte Gedenkstätte zur Inspiration des Polizeipräsidenten wie jetzt mit Impffreien umzugehen ist, d.h. Erfassung, Bespitzelung, Konzentrationslager, Enteignung und Tötung.

        • Professor_zh am

          Also wie man denkt, läge daran, wo man sitzt? Welch bestechende Logik, lacht Professor_zh! Und wie sehr sie sich bewahrheitet (hat), erkenne man am Beispiel des Umzugs der Bundesregierung nach Berlin, wonach ja sofort ein neuer Ostfeldzug hätte beginnen sollen…