Während die bundesdeutsche Politik bis in die 1970er Jahre Ansprüche auf die Ostgebiete erhob, erkannte die DDR die „neue Westgrenze“ des „sozialistischen Bruderstaates“ Polen schon frühzeitig an – ohne völkerrechtliche Legitimation, wie Michael A. Hartenstein in seinem Buch „Die Geschichte der Oder-Neiße-Linie“ unterstreicht. Hier mehr erfahren

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    Sowohl SPD-Chef Kurt Schumacher als auch Bundeskanzler Konrad Adenauer (CDU) betrachteten die polnisch und russisch verwalteten Ostgebiete nach wie vor als Teil eines gesamtdeutschen Vaterlandes. Diese – in Übereinstimmung mit dem Völkerrecht formulierten – deutschlandpolitischen Rechtspositionen wurden auch unter Ludwig Erhard (CDU), dem Nachfolger Adenauers als Kanzler, aufrechterhalten.

    In Erhards Amtszeit fällt auch eine „Note zur deutschen Friedenspolitik“, die am 25. März 1966 allen ausländischen Regierungen übermittelt wurde. Darin betonte man, dass „Deutschland in den Grenzen vom 31. Dezember 1937 fortbesteht, solange nicht eine frei gewählte, gesamtdeutsche Regierung andere Grenzen anerkennt“.

    Die angebliche „Friedensgrenze“

    In der DDR schwenkte man hingegen schon früh auf den Kurs um, der von Moskau vorgegeben und von Warschau ohnehin vertreten wurde. Ministerpräsident Otto Grotewohl erklärte am 12. Oktober 1949, also nur wenige Tage nach Gründung des mitteldeutschen Teilstaates, dass man die Oder-Neiße-Linie als „eine Friedensgrenze“ ansehe, „die ein freundschaftliches Verhältnis zum polnischen Volke ermöglicht“.

    Kurt Schumachers Kampf um den deutschen Osten

    In einer Antwort an Grotewohl und DDR-Präsident Wilhelm Pieck zeigte sich Polens Staatschef Boleslaw Bierut – unter dem 1945/46 die berüchtigten Dekrete zur Entrechtung und Enteignung der Vertriebenen erlassen worden waren – äußerst zufrieden und erklärte, dass man die „Errichtung der Deutschen Demokratischen Republik“ begrüße, da sie „ein für alle Mal mit der verhängnisvollen und schändlichen Tradition des ‚Dranges nach Osten‘ gebrochen hat und die Oder und Neiße als Grenze des Friedens betrachtet“.

    Die DDR und Polen nahmen dann am 18. Oktober 1949 diplomatische Beziehungen auf, und Pieck und Grotewohl bekräftigten in einem Antwortschreiben an Bierut vom 2. November 1949 erneut, dass man die Oder-Neiße-Linie als Staatsgrenze anerkenne.

    Darüber hinaus erklärten sie, dass die SED jeden, „der das Ansinnen einer Revision dieser Grenze stellt, als einen Feind des deutschen und polnischen – m Volkes und zugleich als Kriegstreiber“ ansehe. Formaljuristisch folgte am 6. Juni 1950 eine in Warschau unterzeichnete Deklaration über die Grenzmarkierung zwischen beiden Staaten.

    Polen bekommt noch mehr Land

    Doch damit nicht genug. Mit dem Abkommen von Görlitz vom 6. Juli 1950 wollten die beiden kommunistischen Staaten der „Staatsgrenze zwischen Deutschland und Polen“ eine völkerrechtlich verbindliche Legitimation verleihen, was schon deshalb reichlich grotesk erscheinen musste, weil sich die DDR zur damaligen Zeit selbst nur als Teilstaat betrachtete, also kaum für das ganze Deutschland sprechen und handeln konnte.

    Als Zeichen des guten Willens beziehungsweise „als Beweis der Festigung der deutsch-polnischen Freundschaft“, wie es offiziell hieß, trat man knapp ein Jahr später noch einen Gebietsstreifen auf der Insel Usedom westlich von Swinemünde an Warschau ab.

    Was von der „Friedensgrenze“, die laut der Präambel des Görlitzer Abkommens Deutsche und Polen „nicht trennt, sondern einigt“, wirklich zu halten war, zeigte sich in den folgenden Jahren. Bis in die 1960er Jahre gehörte sie zu den bestbewachten und am schärfsten abgeriegelten Grenzen Europas.

    Lesen Sie morgen den dritten Teil dieses Beitrags.

    Die Wahrheit: In der Endphase des Zweiten Weltkrieges entstand die Oder-Neiße-Linie, ohne von den Alliierten als neue polnische Westgrenze festgelegt zu werden. Erst der Chauvinismus Warschaus und die deutsche Verzichtspolitik ab den 1970 Jahren führte zur Preisgabe des deutschen Ostens, wie der Staatsrechtler und Historiker Michael Hartenstein in seinem Enthüllungswerk „Die Geschichte der Oder-Neiße-Linie“ akribisch belegt. Hier bestellen.

    14 Kommentare

    1. Der von allen Kindern am beschränktesten Aussehende zeigt als Einziger eine angemessene Emotion.
      Alle Anderen halten sich auch heute noch "von ARD und ZDF für gut informiert".

    2. jeder hasst die Antifa am

      Grotewohl SPD war ein gekauftes Subjekt der Ulbricht Kommunisten.

    3. So lange diese Geschichte nicht ordentlich aufgearbeitet ist, kann es me mit Polen aus deutsch-patriotischer Sicht keine wirkliche und fruchtvolle Kooperation geben.

      Solch eine gedeihliche Kooperation wäre an sich aufgrund der geographischen Lage, für beide Seiten sinnvoll.

      In beiden Staaten (PL & D) sind allerdings deutsch-feindliche Kräfte am Wirken …

      Das bedeutet wir müssen zunächst unseren Staat wieder in Ordnung bringen.

    4. Wenn man bedenkt, daß Polen erst kürzlich eine offizielle Forderung nach Reparationzahlungen der bundesdeutschen Regierung überreichte!!

      Wie dreist muß man sein?!!

      • Dreist, ja. Und darüber hinaus mussten sie mE entscheidende Rückendeckung von aussen für diese Forderungen haben.

        Washington und London kommen mir hier zuerst in den Sinn, vielleicht noch ein dritter einflussreicher Staat …

    5. So ist das eben, wenn ein Volk von Verrätern "gelenkt und gesteuert" wird, was bekanntlich bis zum heutigen Tage der Fall ist.

      "Sie werden nichts besitzen und glücklich sein", galt vor allem beim Sozialisten-Pack schon immer.

    6. Duis Libero am

      Läuft ja gerade eine ganze Serie an COMPACT-Artikeln zu dem Thema. Und jetzt? Fordert die politische Rechte nun die Zangsumsiedlung von Millionen Polen, die in nunmehr dritter Generation dort leben?

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      COMPACT: Steht das irgendwo in den Artikeln?

      • @ Duis Libero am 14. April 2024 14:49

        Na die 14 Millionen Deutschen, die in ihrer Heimat schon in der x-ten Generation lebten, hat doch auch niemand gefragt, ob ihnen die Vertreibung passt oder nicht ?

        Vielleicht können die Polen bald in die Westurkaine umziehen, wenn "neuer POLNISCHER" Lebensraum im Osten entsteht und dort den "letzten Ukrainer" ersetzt ?

        • Könnten die Aufbaugaranien Bestdeutschlands an die Ukraine garantiert werden, ballern sich bald die Polen Ostdeutschlands und die aus Germoney weitergeflüchtete bunte Vielfalt in der Ukraine mit den vom Iwan und den Ukis zurückgelassenen Knarren über den Haufen.

          Das wäre dann das erste Mal, daß unser von der bunten Junta herausgeschmissene Geld eine Dividende zeitigte

      • Duis Libero, möglicherweise würden ja die dort lebenden Polen gerne zu Deutschland gehören wollen ?

    7. Verdammtes Kommunistenpack. Im Verschenken von Volkseigentum sind die gross. Alles vom Volk geschaffen und bezahlt und von kommunisten verschenkt. So wie heute mit den RotGruenen.. Und nach der "Wiedervereinigung" kamen Sie und haben im Industriegebiet saemtliche Baumaschinen geklaut und mir mein Auto. Tja,-so war es.

    8. Kater Carlo am

      Ich habe letztens wieder bei RT gelesen, das einflussreiche russische Politiker auch im TV fordern das Polen die ehemals deutschen Gebiete wieder zurückgeben muss. Ich denke das geht nur durch eine neue echte europäische Friedensordnung ohne die USA in Europa.

      • Duis Libero am

        Wird erst dann glaubwürdig, wenn dieselben "einflussreichen Politiker" auch fordern, Königsberg zurück zu geben.

        • Hatte doch schon Gorbatschow angeboten. Wurde aber von Genscher abgelehnt.
          Aber es wäre nicht auszudenken, dass die dümmlichen BRDler es dann an die Polen weiter schenken. Die sind ziemlich scharf auf das Gebiet. Das wäre fatal.