Im Oktober 1944 kam es in Ostpreußen zu einem grauenhaften Massaker von Rotarmisten an der deutschen Zivilbevölkerung. Dieses Verbrechen wie auch die Rückeroberung des Dorfes durch die Wehrmacht wird in der Graphic Novel „Oktober 44: Die Befreiung von Nemmersdorf“ für heutige Generationen aufgearbeitet. Jetzt wieder erhältlich! Hier mehr erfahren.

    Ende Oktober 1944 richteten Soldaten der Roten Armee in Nemmersdorf – dem ersten deutschen Ort, den sowjetische Truppen einnahmen –  ein grauenhaftes Massaker unter der Zivilbevölkerung an. In seinem Buch „Die Wehrmacht-Untersuchungsstelle für Verletzungen des Völkerrechts. Dokumentation alliierter Kriegsverbrechen im Zweiten Weltkrieg“ schreibt der Historiker und Völkerrechter Alfred M. de Zayas dazu:

    „Am 20. Oktober 1944 eroberten Spitzen der sowjetischen Armee das ostpreußische Dorf Nemmersdorf südlich von Gumbinnen. Wenige Tage später besetzten deutsche Truppen die Ortschaft wieder. Nach Schilderungen der ersten deutschen Soldaten, die dann in Nemmersdorf eintrafen, waren die Ortsbewohner zum Teil grausam ermordet worden.“

    Beispielhaft für glaubwürdige Angaben aus der Bevölkerung sei folgende Zeugenaussage genannt, die unter Eid abgelegt und später von der Verteidigung beim Kriegsverbrechertribunal in Nürnberg vorgelegt wurde:

    „Am Straßenrand und in den Höfen der Häuser lagen massenhaft Leichen von Zivilisten, die augenscheinlich nicht im Laufe der Kampfhandlungen durch verirrte Geschosse getötet, sondern planmäßig ermordet worden waren. Unter anderem sah ich zahlreiche Frauen, die man, nach Lage der verschobenen und zerrissenen Kleidungsstücke zu urteilen, vergewaltigt und danach durch Genickschuss getötet hatte; zum Teil lagen daneben auch die ebenfalls getöteten Kinder.“

    De Zayas kommt in seinem Buch „Die Anglo-Amerikaner und die Vertreibung der Deutschen“ zu dem Schluss, dass Nemmersdorf „für die Geschichte der deutschen Fluchtbewegung eine wichtige Rolle spielte“.  Denn: „Den ostpreußischen Bauern jedenfalls wurde es zum Inbegriff unaussprechlicher Angst. Nemmersdorf war keineswegs der einzige Ort, in dem Angehörige der Roten Armee Gewalttaten begingen, aber was sich dort abspielte, hat die Flucht nicht nur der Ostpreußen, sondern auch die der Schlesier und Pommern beschleunigt.“

    Eine echte Pionierarbeit

    Doch gerade die jüngere Generation, die ganz besonders mit dem Schuldkult traktiert wird und von solchen Verbrechen in der Schule oder den weiterführenden Bildungseinrichtungen nichts hört, erreichen dicke Geschichtswerke oftmals nicht.

    Darum haben die Macher von Hydra-Comics, die am vergangenen Wochenende auch bei der Alternativen Buchmesse in Berlin dabei waren einen sehr gewagten, aber respektablen Schritt gewagt: Mit „Oktober 44: Die Befreiung von Nemmersdorf“ haben sie erstmals eine Publikation veröffentlicht, die ein Kriegsverbrechen in Form einer Graphic Novel, also eines Comics, darstellt.

    Erzählt wird die Geschichte von den jungen ostpreußischen Söhnen und kriegsversehrten Veteranen, die von der militärischen Führung auf ein Himmelfahrtskommando gegen eine sowjetische Übermacht geschickt werden. Sie erleben die Schrecken des Krieges und können Nemmersdorf am Ende doch wieder von den Sowjets zurückerobern. Dabei machen sie grauenhafte Entdeckungen, die einem dem Atem stocken lassen…

    Der Autor von „Oktober 44: Die Befreiung von Nemmersdorf“, Markus Pruss, ist studierter Historiker mit Schwerpunkt auf Flucht und Vertreibung der Deutschen aus Ostmitteleuropa. Er hat sich intensiv mit Kriegsverbrechen an Deutschen beschäftigt und kommt wie de Zayas zu dem Schluss: Nemmersdorf war nicht ein Verbrechen von vielen, sondern das eigentliche Fanal zur Flucht und Vertreibung der Deutschen aus den Ostgebieten.

    Die Rote Armee in Nemmersdorf: Abbildung aus der Graphic Novel „Oktober 44: Die Befreiung von Nemmersdorf“ , die Sie hier bestellen können. Foto: Hydra-Comics

    Manche runzeln nun vielleicht die Stirn: Darf man ein Kriegsverbrechen als Comic darstellen? Nein! Man muss! Denn eine Graphic Novel wie „Oktober 44: Die Befreiung von Nemmersdorf“ erreicht Leserkreise, die von dickleibigen Büchern und Sachliteratur eher weniger angesprochen werden: Junge Deutsche, die per TV und in der Schule mit den Verbrechen des Hitler-Regimes rund um die Uhr traktiert werden, aber nichts von jenen schlimmen Gräueltaten erfahren, die Deutschen von den Alliierten angetan wurden.

    Der Bildroman „Oktober 44: Die Befreiung von Nemmersdorf“ schließt diese Lücke – und es bleibt zu hoffen, dass dieser Graphic Novel weitere folgen werden, die auch andere Verbrechen an Deutschen beleuchten und für die jüngere Generation aufbereiten.

    Die Deutschen machen eine furchtbare Entdeckung: Abbildung aus der Graphic Novel „Oktober 44: Die Befreiung von Nemmersdorf“ , die Sie hier bestellen können. Foto: Hydra-Comics

    Doch „Oktober 44: Die Befreiung von Nemmersdorf“ ist aber nicht nur ein Werk für Jugendliche und junge Leute, auch für Ältere eröffnen sich neue Sichtweisen. Um die Flucht und Vertreibung der Deutschen aus den Ostgebieten nicht in Vergessenheit geraten zu lassen, entschied sich Pruss, die Forschung in Form seiner zweiten Leidenschaft, dem Comicbuch, mit dem Anspruch einer historisch genauen und unverfälschten Schilderung seiner Ereignisse umzusetzen. Damit erhofft er sich, das Leid seiner vertriebenen Vorfahren aus Ostpreußen wieder in den angemessenen Fokus der Erinnerungskultur zu rücken.

    Liebe zum Detail

    Für seine Vorbereitung auf den Bildroman wertete Pruss hunderte unveröffentlichte Erlebnisberichte aus, forschte wochenlang in sämtlichen relevanten Archiven und erwarb sogar zeithistorische Objekte und Dokumente aus Nemmersdorf. Für ein historisch möglichst genaues Comicskript interviewte der Autor darüber hinaus die letzten Zeitzeugen der Ereignisse von Nemmersdorf 1944, um Details zur Ausrüstung und Uniformierung sowie zum genauen Tagesverlauf während der Schlacht um Nemmersdorf zu erfahren.

    Zum ersten Mal wurde so vollständig erfasst, welche deutschen Einheiten das Dorf zurückeroberten. Von dem Skript über die Zeichnungen bis zu dem abschließenden Druck vergingen 16 Monate, in denen für die Illustrationen zeitgenössische Kriegsfotografien und Wochenschauberichte intensiv ausgewertet wurden, sodass sogar alle gezeichneten Militärfahrzeuge das passende Truppenkennzeichen bekamen.

    Die Deutschen erobern Nemmersdorf zurück: Abbildung aus der Graphic Novel „Oktober 44: Die Befreiung von Nemmersdorf“ , die Sie hier bestellen können. Foto: Hydra-Comics

    Bei der Arbeit an „Oktober 44: Die Befreiung von Nemmersdorf“ achtete Pruss zudem darauf, dass sowohl der Fahrzeugtyp als auch der Tarnanstrich für den Spätherbst 1944 chronologisch stimmig sind. Damit die Dorfarchitektur den tatsächlichen Gegebenheiten in Nemmersdorf entspricht, wurden alle Gebäude nach Ansichtskarten des Dorfes gezeichnet und sogar mithilfe von Messtischblättern ein 3D-Model des Ortes erstellt, um perspektivisch genaue Dorfansichten zu illustrieren.

    Sorgfältig wurde auch darauf geachtet, dass die Hauptfiguren entsprechend ihres militärischen Ranges die authentischen Kragenabzeichen und entsprechende Bewaffnung bekamen. Penibel wurden zudem die passenden Orden an den exakten Stellen der Uniform platziert.

    Mit „Oktober 44: Die Befreiung von Nemmersdorf“ wurde ein gewagtes Comic-Projekt realisiert, das an die grauenhaften Geschehnisse in Ostpreußen erinnert, die als Fanal für Flucht und Vertreibung der Deutschen aus den Ostgebieten in die Geschichte eingegangen. Empfehlenswert für die jüngere Generation, aber auch alle anderen, die an Geschichte und Comics interessiert sind. Hier bestellen.

     

    2 Kommentare

    1. Penibel? Und dann lese ich da ein ,,Vroooom" – welches Fahrzeug soll denn solch komische Geräusche von sich gegeben haben?

    2. Ralf.Michael am

      Dies hat Frankie ( unser BuPrä ) mit seiner Erinnerungs-Kultur sicher NICHT gemeint !