Thomas Gottschalk hat in seiner letzten „Wetten, dass …?“-Sendung die um sich greifende Verbotskultur kritisiert und damit für erhebliches Aufsehen gesorgt. Ob er Manfred Kleine-Hartlages „BRD-Sprech“ gelesen hat? Der legt mit seinem Buch den Finger in die Wunde. Hier mehr erfahren.

    Thomas Gottschalk hat sich am Samstag als Moderator des Formats „Wetten, dass…?“ von seinem Publikum verabschiedet. Mehr als 12 Millionen Zuschauer schalteten ein. Der 73-Jährige wurde zum Ende der Sendung dann ungewohnt ernst. Als Grund, warum er aufhöre, gab er an, im Fernsehen nicht mehr so reden zu können wie zu Hause. Gottschalk:

    „Inzwischen rede ich zu Hause anders als im Fernsehen. Und das ist auch keine dolle Entwicklung. Bevor hier ein verzweifelter Aufnahmeleiter hin- und herrennt und sagt: ‚Du hast wieder einen Shitstorm hergelabert‘, da sage ich lieber gar nichts mehr.“

    Schon im Vorfeld der Sendung hatte er im Gespräch mit der Bild kritisiert: „Die Gefahr, missverstanden zu werden, ist bei mir irre hoch. Weil ich Dinge so ungefiltert sage, wie sie mir einfallen. Heute musst du in deine Gedanken immer einen Sicherheitsfilter einbauen, damit sie dir nicht um die Ohren knallen.“

    Sprachliche Unterdrückung

    Gottschalk kritisiert also recht deutlich die Einschränkung der Meinungsfreiheit und die Rolle einer medialen Sprachpolizei. Das mag manchmal zum heiteren Kopfschütteln einladen, doch das Themenfeld birgt erheblichen politischen Sprengstoff. Hier setzt das Buch von Bestsellerautor Manfred Kleine-Hartlage an. Titel: „BRD-Sprech. Worte gegen die Umerziehung.“

    Der Autor Manfred Kleine-Hartlage im Interview mit COMPACT-TV. Foto: Screenshot COMPACT-TV.

    Er erläuert: „Das Festlegen einer bestimmten Sprache und das Unterdrücken bestimmter anderer Ausdrücke dient dazu, die Akzeptanz staatlicher Machtübergriffe oder der Machtübergriffe der politischen Klasse zu verstärken. Dadurch sollen die Menschen davon abgehalten werden, Widerspruch zu erheben, und so wird die nächste Machtergreifung vorbereitet. Dies wiederum ermöglicht den nächsten totalitären Übergriff.“

    Gegenüber COMPACT warnte Kleine-Hartlage vor einiger Zeit ausdrücklich:

    „Wir haben es ja mit einer politischen Klasse zu tun, die den Nationalstaat abschaffen will, den Rechtsstaat in Frage stellt, ein seit Jahrtausenden hier ansässiges Volk zur Minderheit im eigenen Land machen will und das Grundgesetz komplett umdeutet.“

    Kleine-Hartlage weiter: „Das, was noch vor 20 Jahren ständige Rechtsprechung des Bundesverfassungsgerichts war, ist völlig auf den Kopf gestellt worden. Sie betreibt also eine Revolution von ‚oben‘ und bezichtigt dann andere der ‚Radikalisierung‘, die einfach nur bei dem Standpunkt geblieben sind, den sie schon immer eingenommen haben.“

    Die Einschränkungen der Meinungsfreiheit bekommt jeder zu spüren. Sie gehen längst weit über nachvollziehbare Vorschriften etwa zum Schutz vor Beleidigungen oder Verleumdungen hinaus. Zunehmend bestimmen inquisitorisch auftretende Moralwächter, was gesagt werden darf und wie.

    Mittlerweile gehört Mut dazu, seine eigene Meinung zu vertreten. Jeder spürt, dass es Themen gibt, bei denen man „lieber nichts“ sagt oder bei denen man vorsichtshalber in einen Flüsterton verfällt, um Ärger zu vermeiden. Meinungsfreiheit geht jedenfalls anders.

    Thomas Gottschalk hatte am Samstag in einem anderen Zusammenhang darüber hinaus gesagt: „Bergab geht’s sogar in der Schweiz von alleine. Wir in Deutschland brauchen die Hilfe der Politik dazu, dass es bergab geht.“ Anschließend brandete starker Beifall aus dem Publikum auf.

    „BRD-Sprech“ besticht durch die spitze Feder des Manfred Kleine-Hartlage. Er nimmt die hiesige Sprachpolizei an mehreren Beispielen massiv aufs Korn. Es lohnt sich. Hier bestellen.

    13 Kommentare

    1. Natürlich muß gedankliche Selbstkontrolle jemandem unangenehm sein, der sie für sich selbst ablehnt , aus welchem Grund auch immer. Und deshalb heute dies und morgen das Gegenteil erzählt. Man kann sich auf so jemand nicht verlassen, weder im Guten noch im Schlechten. Für Hohlbirnen sind "Ideologie" und "Ideologe" Schimpfwörter. Aber Ideologie ist Ordnung im Kopf und richtige, schlüssige Ideologie hat genau diesen Zweck : Den "Meinungskorridor" zu schrumpfen, im Idealfall auf Null..Gegen die falsche Ideologie des Systems die eigene,richtige setzen statt über die des Systems zu jammern.

    2. Langsam geht mir das Gewinsel auf den X*** . Es war schon immer so, daß man in der Bunzelrepublik NICHT alles sagen durfte, was man dachte. Tat man es , kam man zwar nicht nach Sibirien, aber selbst Briefträger wurden politisch durchleuchtet und ggF gar nicht erst eingestellt. Nur die technischen Möglichkeiten zur Überwachung waren längst nicht so ausgefeilt wie heute. Mit 26 wußte Ich längst, daß Ich mich verstellen mußte.

      • @Soki
        Vor lauter Verstellerei wissen Sie heute nicht mehr wer, oder was, Sie eigentlich sind.
        Vielleicht haben Sie sich ja auch einfach nur dummgestellt? Das ist Ihnen bestimmt nicht schwer gefallen. :-))
        Ja, der Radikalenerlass in der BRD war schon ein massiver Eingriff in die Meinungsfreiheit und die freie Berufswahl.
        Noch schlimmer waren allerdings in der DDR Mauer mit Selbstschußanlagen und Todesschützen.
        Wer nicht auf Parteilinie war konnte sich seine berufliche Karriere meistens auch abschminken. oder fand sich in Bautzen II wieder.
        Ich habe mir durch Meinungsäußerungen, die ich aus Überzeugung gemacht habe, die eine oder ander Karriereoption vermasselt.
        Nach Sibirien musste ich dennoch nicht ;-) , denn es gab auch Unternehmen, die Rückgrat und Geradlinigkeit, durchaus zu schätzen wussten. Sieht vielleicht heute, bei den sich der Wokeness verschriebenen Unternehmen, anders aus.

    3. Mit dem Thema hatte ich schon meine Probleme als ich knapp 2 Jahre alt war. Zuerst haben mir meine Eltern das Sprechen beigebracht und als ich dann mal loslegen wollte hiess es :"Halt dem Mund. Tja. So gings mir auch mit dem Laufen. Als ich laufen wollte hiess es :"Bleib hier und lauf nicht weg!" So wars…

      • Hihi. Frühentwickler. Wie angenehm waren die chinesischen Kinder in Singapurs Lokalbahn. Sie saßen ruhig auf ihren Sitzen und hielten die Klappe.

    4. Ich habe bis Ende 1989 über eine Westberliner Spedition im DDR-Ausreiseverkehr in die BRD gearbeitet. Ich war mehrmals die Woche "Drüben". Wir bekommen gerade dieses System der Meinungsunterdrückung zurück……….

    5. Ach Gott, jetzt wo Gottschalk seine Millionen rein hat und NIE etwas befürchten musste, weil der ja immer ein braver und williger Mitläufer des Systems war, erlaubt der sich mal einen winzig kleinen Nebenhieb gegen den Sender bzw. die ÖR und die Politik. Wow, echt "mutig"!!
      Dabei wird es doch sowieso wirklich Zeit, dass dieser alte Mann mal von der Bühne antritt!

      • Gottschalk hatte ja schon einmal (2013) seinen Abschied von "Wetten dass", verkündigt und ist dann 2021 wieder eingestiegen.
        Seine guten Einschaltquoten verdankte er auch dem Umstand, dass es den Produzenten, immer wieder gelungen ist, wirkliche Weltstars in die Sendung zu holen. Gottschalk tat immer so ,als wäre er ganz dicke mit allen Showbizz-Größen dieser Welt und alle kämen wegen ihm. Der Hauptgrund, warum die Weltstars zu "Wetten dassß" kamen, war Promotion für die neue LP bzw. CD , den neuen Film , das neue Buch etc. Denn Deutschland ist einer der weltweit größten Märkte für die Unterhaltungsbranche. Ob er jetzt tatsächlich ganz aus freien Stücken aufhört, sei dahin gestellt. Hier im Focus-Interview klingt das so:
        https://www.focus.de/kultur/kino_tv/tv-urgestein-vor-letzter-wetten-dass-show-verraet-gottschalk-warum-er-aufhoert_id_252404120.html

    6. Die Kritik an den Verhältnissen durch Gottschalk ist aber schon ausbaufähig. Da hat z.B. Harald Schmidt, der ja auch aus dem Mainstream kommt, mehr geleistet. Gerade als jemand, der "Die Sprache der BRD" gelesen hat (jedenfalls die erste Ausgabe), kritisiere ich an Thomas Gottschalks Kritik, daß sie nicht auf den Punkt ist und absichtlich unscharf, um diese Kritik leicht im Mainstream beiseitewischen zu können. Tatsächlich sind Zensur und Kritikervernichtung wirtschaftlich, persönlich und sozial auf einem Level, der kurz vor China und Nordkorea steht und wo die Justiz mittlerweile so geschmiert ist, daß nicht einmal mehr der Versuch unternommen wird, Artikel 5 ("… Eine Zensur findet nicht statt.") auch nur ansatzweise durchzusetzen, egal ob in der GEZ oder bei Youtube.

      • Gottschalk ist sicher nicht der ganz große Held, aber mittlerweile freut man sich über jeden, der mal die Klappe aufmacht und sagt, was er von den Stümpern da oben hält. Gibt immer noch zu viele, de sich bei denen einschleimen und wenn ihnen nichts bessere einfällt (wie denn auch?) sich über Rächtzs auskotzen.