Der Spiegel spricht von einem „Cold Case“ – aber COMPACT bleibt dran. Tatsächlich ist die gestern von der Staatsanwaltschaft verkündete Einstellung der Ermittlungen im Fall der 2001 ermordeten Peggy Knobloch aus Lichtenberg im Landkreis Hof ein Skandal, weil man schon ganz nah an einem möglichen Täter dran war. Lesen Sie alles über die ungeklärten Kindermordfälle in COMPACT-Spezial Kinderschänder – Die Netzwerke des Bösen.

    Als die damals neunjährige Peggy Knobloch am 7. Mai 2001 nicht von der Schule nach Hause kommt, beginnt eine der größten Suchaktionen der bayerischen Polizei, für die nicht nur Spürhunde, sondern sogar Tornados eingesetzt werden. Doch in den Ermittlungen scheint von Anfang an der Wurm drin zu stecken. Den Aussagen von zwei Elfjährigen, die Peggy noch am Abend des 7. Mai gesehen haben, als diese in Lichtenberg in einen roten Mercedes mit einem tschechischen Kennzeichen einstieg, wurde nie eine besonders hohe Bedeutung beigemessen, obwohl die jungen Zeugen diese in absolut glaubwürdiger Weise später auch nochmals vor Gericht bestätigten.

    Wie lange war Peggy noch in Lichtenberg?

    Insgesamt fünf Kinder aus Peggys Schule und ein Schülerlotse geben unabhängig voneinander an, Peggy am Nachmittag des 7. Mai noch gesehen zu haben, doch diese Aussagen spielen eine erstaunlich geringe Rolle bei der Ermittlungsarbeit. Absolut merkwürdig ist auch, dass fünf Tage vor dem Verschwinden von Peggy noch die Verlängerung eines Kinderpasses beantragt wurde, wie man ihn für Fahrten ins Ausland braucht. Warum und von wem wurde er beantragt?

    Die Spuren im Fall Peggy führten also eigentlich ganz klar ins Ausland, dennoch gelingt es der ersten Sonderkommission unter Herbert Manhart nicht, an den oder die Täter heranzukommen. Während die Kommission „Peggy I“ aber wenigstens noch relativ ergebnisoffen ermittelt, so gilt das für die vom damaligen Innenminister Günther Beckstein im Jahr 2002 eingesetzte Soko „Peggy II“ schon nicht mehr unbedingt.

    Ein Bauernopfer wird gefunden

    Sie wird von Kriminaldirektor Wolfgang Geier geleitet. Dieser taucht in der Geschichte der deutschen Kriminalistik wenig später nochmals prominent auf, weil er ab 2005 die polizeiliche Sonderkommission BAO Bosporus zu den damals noch als „Dönermorde“ bezeichneten Tötungsdelikten, die heute dem NSU zugeschrieben werden, leiten wird, ebenfalls mit überschaubarem Erfolg.

    Geier legt sich schnell auf einen vermeintlichen Täter fest, den sein Vorgänger noch ausgeschlossen hatte, nämlich den schwachsinnigen Ulvi K.. Obwohl dieser für den Nachmittag des 7. Mai eigentlich ein lückenloses Alibi hat, wird er im April 2004 vom Landgericht Hof für den angeblichen Mord an Peggy zu einer lebenslangen Haftstrafe verurteilt.

    Eine merkwürdige Spur zu Uwe Böhnhardt

    Dieser haarsträubende Skandalprozess löst auch in Lichtenberg Entsetzen aus, weil klar erkennbar ist, dass hier ein Bauernopfer gesucht und gefunden wurde. Einige Bürger erreichen eine Wiederaufnahme des Verfahrens, das im Mai 2014 – nach geschlagenen zehn Jahren – schließlich zum Freispruch K´s führt (nach der Werbung weiterlesen).

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    Im Juli 2016 werden dann wenigstens endlich die sterblichen Überreste von Peggy in einem Waldstück an der thüringisch-bayerischen Landesgrenze gefunden. Doch drei Monate später platzt dann schon die nächste vermeintliche Bombe: Am Fundort sollen DNA-Spuren des NSU-Terroristen Uwe Böhnhardt gefunden worden sein, über Tage hinweg kennen die Medien kein anderes Thema. Der Fund ist auch deshalb so spektakulär, weil das NSU-Trio ja bei keinem seiner 15 Banküberfälle, zwei Sprengstoffanschlägen und zehn Morden zwischen 2000 und 2006 auch nur eine DNA-Spur hinterlassen haben soll, was praktisch aber unmöglich ist.

    Beweisbetrug durch das Bayern-LKA?

    Einige Monate später, im März 2017, rudert die Polizei plötzlich zurück und behauptet nun, dass die DNA-Spuren durch Messinstrumente der Thüringer Polizei übertragen wurden, die auch an den Leichen von Uwe Böhnhardt und Uwe Mundlos angelegt wurden. Diese Episode bleibt bis heute jedenfalls äußerst mysteriös. Der Blogger Fatalist, der umfangreiche Recherchen zum NSU-Komplex angestellt hat, geht jedenfalls von einem „Beweisbetrug“ durch das bayerische LKA aus. Wenn Sie mehr über die haarsträubenden Ungereimtheiten im NSU-Komplex erfahren wollen, dann greifen Sie zur ersten Ausgabe unserer Reihe COMPACT-Spezial, die unter dem Titel Operation NSU: Neonazis. V-Männer. Agenten erschien.

    Im Dezember 2018 scheint sich der Fall dann endlich zu klären. Die Ermittler nehmen Manuel S. fest, der schon 2001 in trunkenem Zustand davon geredet haben soll, an der Beseitigung der Leiche beteiligt gewesen zu sein. Die Ermittler kommen ihm ein zweites Mal auf die Spur, weil an den sterblichen Überresten Peggys Torfpollen gesichert werden können, die auf den Garten des Verdächtigen hinweisen. Der Haftrichter setzt S. trotz der scheinbar dichten Beweislage aber wenig später wieder auf freien Fuß.

    Keine Anklageerhebung

    Die Staatsanwaltschaft Bayreuth, die gestern die Einstellung der Ermittlungen bekanntgab, stellte mit Blick auf S. jetzt nur noch fest: „Die abschließende Bewertung der äußerst umfangreichen Ermittlungsergebnisse durch die Staatsanwaltschaft Bayreuth führte zu dem Ergebnis, dass dem Beschuldigten Manuel S. eine Täterschaft oder Beteiligung an der Herbeiführung des Todes der Peggy Knobloch nicht mit der für eine Anklageerhebung erforderlichen Sicherheit nachgewiesen werden kann.“

    Die Einstellung der Ermittlungen ist nicht nur ein schwerer Schlag für die Hinterbliebenen, sondern auch die Bürger in Lichtenberg, die seit zwei Jahrzehnten auf eine Klärung des Falls hoffen und sogar eine Initiative gegründet haben, die sich die Aktenfreigabe in diesem mysteriösen Fall auf die Fahnen geschrieben hat.

    Verbindungen zum Fall Madeleine McCann?

    Gerade in diesem Sommer schien neue Bewegung in den Fall zu kommen. Die Ermittler wollten mögliche Querverbindungen zum Fall der 2007 in Portugal verschwundenen Madeleine McCann prüfen und der bekannte Bremer Fallanalytiker und Buchautor Axel Petermann empfahl ein völliges neues Aufrollen des Falles von einem neuen Ermittlerteam. Aus all dem wird nun nichts, zu hoffen bleibt nun dennoch, dass einige investigative Journalisten an diesem ungeklärten Mord dranbleiben.

    Der Spiegel spricht von einem „Cold Case“ – aber COMPACT bleibt dran.  Lesen Sie alles über die ungeklärten Kindermordfälle in COMPACT-Spezial Kinderschänder – Die Netzwerke des Bösen.

     

     

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