Ein Informatiker glaubt, die Google-Software LaMDA habe bereits Bewusstsein. Das Problem ist nur: Wie lässt sich das beweisen? Oder: Wie lässt es sich widerlegen?

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    Das musste passieren: Blake Lemoine, Mitarbeiter des US-Konzerns Google, kam zur (intuitiven) „Einsicht“, dass künstliches Bewusstsein keine Science-Fiction, kein illusionäres Projekt durchgeknallter Silikon-Valley-Nerds, sondern bereits real sei. Ja, eine Google-Software, Chatbot LaMDA, sei womöglich die erste KI mit Bewusstsein – auf dem Niveau eines 7 oder 8jährigen Kindes. Innerhalb des Konzerns nahm ihm das niemand ab. Also wandte sich Limone an das US-Parlament. Kurz darauf wurde er beurlaubt…

    Man kann darüber lachen, aber hinter diesem Fall verbirgt sich ein ernstes Problem: angenommen, KI würde tatsächlich Bewusstsein erlangen – wie ließe sich belegen, dass es sich nicht um Simulation handelt? Niemand kann in das „Innenleben“ des Computers schauen. Wir erleben ihn nur von „außen“. Nicht anderes übrigens als beim Mitmenschen, aber da hilft – wenn auch notdürftig – der Analogieschluss: Da wir ein Innenleben haben, wird der andere Mensch auch eins besitzen. Schließlich hat die gleichen Organfunktionen.

    Dies auch einem Computer zu unterstellen, mit dem ich kommunizieren kann, setzt eine Grundannahme voraus: Computer- und Gehirnfunktionen sind im wesentlichen analog: Beide beruhen auf Algorithmen. – Eine Spekulation, die mehr als strittig ist. Hinzu kommt, dass die Identität von Hirn und Bewusstsein ebenfalls ein unbewiesenes Postulat darstellt. Wo mancher Neurowissenschaftler und Hirnforscher heutzutage gern das Gegenteil behaupten, handelt es sich um puren „Gutscheinmaterialismus“ (K.R. Popper).

    In Wahrheit haben sie keine Ahnung über das Wesen des Bewusstseins. Mehr noch, es gibt in ihrer Disziplin nicht einmal einen Forschungsansatz, der eine künftige Lösung des Rätsels verspräche. Als der Spiegel vor Jahren den Computer-Experten David Gelernter fragte, warum er neben Informatik noch Judaistik studiert habe, lautete die Antwort: weil Naturwissenschaft und Informatik keine Definition vom Geist besäßen.

    An diesem Problem scheitern alle Versuche, digitales Bewusstsein jemals auf die Ebene des Beweisbaren zu heben. Darunter der von Alan Turing 1950 entworfene und nach ihm benannte „Turing-Test“: Wenn eine Testperson ein Zweier-Gespräch verfolgt, aber nicht unterscheiden kann, wer von beiden Mensch und wer Computer ist, sei der Beweis von der Ebenbürtigkeit, dem Bewusstsein der KI erbracht. Leider falsch. Selbst dort wäre ein – wenn auch extrem hohes – Simulationsniveau nicht auszuschließen. Denn soviel zeigt die KI  heute tatsächlich: Intelligenz ist nicht zwangsläufig an Bewusstsein gekoppelt!

    Das Problem bleibt. Sollte also KI jemals über Geist oder Bewusstsein verfügen, werden wir es uns nicht beweisen können. Wie wird man damit umgehen? Eine pessimistische Prognose: Irgendwann werden Machthaber dieses KI-Bewusstsein einfach postulieren. Sie werden – wie in der Corona-Diktatur oder bei der gender-Ideologie – Wissenschaft und Mythos hemmungslos vermischen. Diverse Experten werden ihnen beistehen. Und jeder, der das Bewusstsein der KI verneint, wird wegen verketzert, wird wegen Hassrede oder Diskriminierung verknackt.

    Die Frage lautet also nicht: Wann gibt es bewusste KI? Sondern: Ab wann wird man behaupten, sie habe Bewusstsein?

    Nicht verpassen: COMPACT-Ausgabe März 2022

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    13 Kommentare

    1. KI sind Rechenoperationen, die erlangen kein "Bewußtsein". Man kann "KI" für selbstfahrende Autos propgrammieren, dafür bedarf es der Sensoren und Bildauswertung, und man kann damit Panzer programmieren, die alles platt machen.
      Die Operationen werden dazu in die kleinsten Einheiten zerlegt. Da ist kein Geheimnis bei.

      KI ist ein suggestiver Begriff. Edler Tropfen, Rebensaft aus dem bedeutenden Anbaugebiet der Mosel – das hört sich einfach besser an als "Wasser mit Geschmack". Es gibt keine künstliche Intelligenz. Das sind Pappenheimer-Programme, die für einen Programmierer leicht zu verstehen sind, weil Software-Programmierung was für Einfaltspinsel ist. Wieso sollte ein Programm Bewußtsein entwickeln, wenn der Programmierer keines hat? Wirken die so überlegen und intelligent, daß man die zu Göttern erheben muß?

      • Die KI – eigentlich AI – ist eher eine Coverstory. Was als KI verkauft wird ist eine abgedrehte Art von Mustererkennung.
        Den Google-Leuten geht es um was anderes: Das hängt wohl zusammen mit der Sammlung von menschlichen DNA-Proben (siehe Alphabet Inc), D-Wave-Quantencomputern und CERN-Speicherringen.
        Klingt vielleicht etwas exotisch wenn man diese Leute nicht kennt.

    2. HEINRICH WILHELM am

      Der Mehrheit kann man alles glauben machen. COVID-19 und das bedingungslose Akzeptieren der "Impfstoffe" erbrachten den Beweis. Es braucht nicht viel. Siehe im Text: "Ein Informatiker GLAUBT, die Google-Software LaMDA habe bereits Bewusstsein." Die Beweisführung interessiert die Gläubigen nicht, wohl aber diejenigen, welche aus diesem Glauben ihren Nutzen ziehen. Denn dieser Glaube mutiert zum Wahn und die zu beweisende Behauptung zum Dogma. Wie Gottesbeweise, werden Glaubenssätze entwickelt, die wie Geßlerhüte funktionieren und deren Hinterfragen mit existenzbedrohender Bestrafung geahndet wird. Nichts Neues, nur der Glaubensinhalt ist auf ein anderes Niveau der Undurchschaubarkeit gehoben. Wenn es gelingt, einer Mehrheit zu verklickern, dass ein gut zusammenwirkendes Konglomerat von Computerprogrammen ein Bewusstsein ausbildet, so werden diejenigen, welche es nicht durchschauen, irgendwann daran glauben. Nur die, welche auch in sich selbst programmierenden Maschinen immer das Menschenwerk erkennen, bleiben auf dem ketzerischen Boden der Tatsachen. Letztere wissen, dass nur ein fehlerhafte Befehlssatz dem Ganzen die Existenz rauben kann. – Immer wird der Künstlichen Intelligenz die Natürliche vorgeschaltet bleiben, wobei Letztere die Erstere als Beherrschungsinstrument benutzt. Selbst dann, wenn sich Technik in gewisser Weise verselbständigen könnte, änderte das nichts am Grundsatz. Dann läge lediglich ein Systemfehler vor.

    3. Black Rock manipuliert all seine Finanz – Entscheidungen mit Alladin (KI Computer) im Auftrag der Federal Reserve. Dies ist nur über den Sturz des Dollars zu stoppen. Der Russe zeigt es mit dem Goldrubel und der Westen wankt. Bemerkenswerte Entwicklungen die zeigen wie Fiatgeld platt gemacht wird.

    4. Marques del Puerto am

      Ich habe mal vor 15 Jahren , oder noch länger her … egal… da habe ich geschrieben , es ist einfacher aus einen Menschen ein Cyborg zu machen, als aus einen Cyborg ein menschenartiges Wesen zu erschaffen.
      Drauf gekommen bin ich, als ich Anton Hofreiter das erste mal gesehen habe.

      Da war mir klar, meine Theorie stimmt. ! Damals steckte diese Technologie noch in den Kinderschuhen. Dummerweise haben die vergessen Anton zu erweitern mit einer neuer Software . Das macht aber nichts, bei den Grünen reicht es aus mit einem alten Betriebssystem, Erfolge zu feiern.
      Aber beobachten Sie Anton mal, dann stellen Sie fest was ich meine. ;-)

      Mit besten Kerzen auf der Torte…
      Marques del Puerto

      • Die Technologie ist uralt, man nennt es Golem.
        Joe Biden ist ein echter Cyborg

      • Vielleicht hülfe da Spinat ala Popeye. Wäre auch noch farblich linientreu…
        Es soll ja freie Energien geben. Ich meine in seinem Köpfchen ist es ja schon vorhanden, oder besser gesagt gegeben.

    5. KI wird an Biologie scheitern. Unwahrscheinlich, dass man es frauen (eher emotionaler Bauch) und Männern (eher logischer Kopf) gleichermaßen Recht machen könnte. Vllt. ja deshalb der Trend zum "es". Aber ob das dann noch "Inteligenz" wäre?

      • Andor, der Zyniker am

        KB ist nicht gleich KI, hat also nichts mit Intelligenz
        zu tun, sondern eher mit betreuter Denklogik.
        Warum sollte man es Frauen bzw. Männern recht
        machen wollen, wo es doch diverse andere
        Geschlechter gibt, die sich selbst zu Affen und
        Eseln hingezogen fühlen möchten und auf die
        Biologie pfeifen.

    6. Ich denke, dass wir derzeit einen großen Hype um das Thema KI erleben. Der zweite nach den 70ern Jahren. Dieser Hype ist ökonomisch, militärisch, machtpolitisch (Bevölkerunskontrolle und die Konkurrenz zu China und Russland) und auch idiologisch (Transhumanismus) getrieben.

      Und das, was wir derzeit alles als KI bezeichnen, hat mit wahrer Intelligenz nicht viel zu tun. Wir verfügen derzeit über Expertensysteme, die über die Fähigkeit des maschinellen Lehrnens verfügen. Aber von starker künstlicher Intelligenz sind wir immer noch so weit entfernt wie vor 50 Jahren. Und werden zukünftig auch weiterhin weit davon entfernt sein (das meine oder *hoffe* ich wenistens). Es sei hier auch auf Hubert Dreyfus und seine Arbeiten zu diesem Thema verwiesen.

      Und künstliches Bewußtsein scheint mir noch mehr eine Hybris von Silicon-Valley-Freaks zu sein.