Als Kommandeur der Schutztruppe für Deutsch-Ostafrika und Anführer der Askaris erwarb sich Paul von Lettow-Vorbeck einen legendären Ruf. Bei seinem Begräbnis 1964 hielt – heute undenkbar – der bundesdeutsche Verteidigungsminister die Trauerrede. Dessen Vater kämpfte einst an der Seite des Generals. In COMPACT-Geschichte „Deutsche Kolonien“ würdigen wir seine Leistungen – und zeigen, dass der deutsche Kolonialismus viel besser war, als er heute dargestellt wird. Hier mehr erfahren.

    Selbst der Spiegel zog vor ihm den Hut: General Paul von Lettow-Vorbeck „führte eine Kolonne schwarzer Soldaten aus dem afrikanischen Busch ins Geschichtsbewusstsein der Deutschen“, notierte das Hamburger Nachrichtenmagazin am 17.3. 1964 in einem Nachruf. Gemeint waren die Askaris, die den Großteil der kaiserlichen Schutztruppe in der Kolonie Deutsch-Ostafrika stellten.

    Über die schwarzen Soldaten und ihren Kommandeur lesen Sie in COMPACT-Geschichte „Deutsche Kolonien –  Viel besser als ihr Ruf“ lesen Sie: „Das harmonische Verhältnis zwischen Deutschen und Eingeborenen als geschichtliche Tatsache ist kaum eindrucksvoller als am Beispiel der Askaris in Deutsch-Ostafrika zu belegen. Die Askaris sind kein Stamm, der Begriff ist arabisch-türkischer Herkunft und bedeutet schlicht ‚Soldaten‘.“

    Von der tiefen Verbundenheit der schwarzen Soldaten mit ihrem alten General zeugt das nachfolgende Video. Es zeigt, wie ihm Veteranen 1964 in Ostafrika ihre Hochachtung erwiesen.

    Und weiter: „Die Schutztruppe in Deutsch-Ostafrika, unter der ebenso genialen wie charismatischen Führung des Generals Paul von Lettow-Vorbeck, bestehend aus 3.000 weißen und 12.000 bis 13.000 schwarzen Soldaten, bot der britischen, indischen und südafrikanischen Übermacht mit 140.000 Mann, die sich zusätzlich mit 100.000 farbigen Soldaten verstärkt hatte, bis 1918 erfolgreich die Stirn und blieb unbesiegt.“

    General Paul von Lettow-Vorbeck. Aufnahme in den Amtliche Kriegs-Depeschen, 1918. Foto: CC0, Wikimedia Commons

    Kommando in Daressalam

    Das Licht der Welt erblickte Lettow-Vorbeck 1870 als Sohn eines pommerschen Kleinadligen und preußischen Generals. Wie sein Vater schlug auch der Junior eine militärische Laufbahn ein und stieg in der kaiserlichen Armee rasch auf.

    Kurz vor der Jahrhundertwende wurde er zum Generalstab abkommandiert, 1900 nahm er im Rang eines Oberleutnants an der Niederschlagung des Boxeraufstands in China teil. Vier Jahre später ging er als Hauptmann in die Kolonie Deutsch-Südwestafrika und lernte dort den Guerilla-Buschkrieg kennen, dessen Taktiken ihm zehn Jahre später bei der Verteidigung gegen die Truppen der Entente helfen sollten.

    Das Kommando über die kaiserliche Schutztruppe in Deutsch-Ostafrika übernahm Lettow-Vorbeck, inzwischen zum zum Oberstleutnant befördert, am 13. April 1914. Die Kolonie mit acht Millionen Menschen war am 22. März 1891 zum Reich gekommen und erstreckte sich größtenteils über das Gebiet Tansanias (ohne Sansibar) sowie Teile von Ruanda, Burundi, Kenia und Mosambik. Mit ungefähr 57 Prozent machte sie den Löwenanteil aller deutschen Kolonial- und Schutzgebiete aus.

    Guerilla-Krieg im Busch

    Gleich nach Ausbruch des Ersten Weltkriegs im Sommer 1914 besetzten alliierte Truppen die Kolonien Togo, Deutsch-Neuguinea, Samoa und Kiautschou in China. Deutsch-Südwest wurde 1915 neutralisiert, ein Jahr später fiel auch Kamerun. Nur in Ostafrika leisteten die Deutschen der zahlenmäßig teils zehnfach überlegenen Entente sogar noch bis nach Kriegsende 1918 erbitterten Widerstand.

    Lettow-Vorbeck, 1916 zum Oberst befördert, entzog sich offenen Feldschlachten und Einkesselungsversuchen des Feindes immer wieder durch große Märsche und Ausweichmanöver. Deswegen wurde er mit dem höchsten militärischen Orden des Deutschen Reiches, dem Pour le Mérite, ausgezeichnet. Sein direkter Gegenspieler (und späterer Freund) war der südafrikanisch-britische Feldmarschall Jan Christian Smuts.

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    Im November 1917 zog sich Lettow-Vorbeck, inzwischen Generalmajor, mit den Resten der deutschen Kolonialtruppen in der Schlacht von Ngomano aus Deutsch-Ostafrika nach Mosambik (damals Portugiesisch-Ostafrika) zurück und führte dort seinen Buschkrieg fort. Dabei konnte er weiterhin erhebliche britische und südafrikanische Truppen zu binden, sodass der deutsche General letztlich im Felde unbesiegt bleiben sollte.

    Mitte 1918 kehrte die kaiserliche Schutztruppe angesichts britischer Verstärkungen in Mosambik wieder nach Norden um und marschierte überraschend zurück nach Deutsch-Ostafrika. Lettow-Vorbeck gelangte durch den Süden des Landes bis nach Nordrhodesien. Dort erfuhr er bei Kasama vom Waffenstillstand in Europa (11. November 1918).

    Er selbst ergab sich jedoch erst am 25. November mit 155 deutschen Offizieren und Unteroffizieren, 1.168 Askaris und rund 3.500 Trägern ehrenvoll. Bei seiner Rückkehr nach Deutschland im März 1919 wurde er als Kriegsheld und letzter kämpfender Soldat des Reiches gefeiert.

    Unterstützer Hindenburgs, Gegner Hitlers

    Nach dem Krieg nahm Lettow-Vorbeck unter anderem im März 1920 am Kapp-Putsch teil und kandidierte für die Deutschnationale Volkspartei (DNVP), die er von 1928 bis 1930 im Reichstag vertrat. Wegen einer seiner Ansicht nach zu großen Nähe des Medienunternehmers und DNVP-Vorsitzenden Alfred Hugenberg zu Hitlers NSDAP trat er aus Fraktion und Partei aus. Bei der Reichspräsidentenwahl 1932 unterstützte er Paul von Hindenburg.

    Vor und nach der Machtergreifung Hitlers umwarben ihn die Nationalsozialisten erfolglos. Er blieb auf Distanz zum Regime, Goebbels bezeichnete ihn in einem Tagebucheintrag vom 21. Januar 1938 abfällig als „auch so ein Reaktionär“. Am 2. Februar 1938 notierte der Propagandaminister wütend: „Lettow-Vorbeck stänkert gegen den Staat und gegen die Partei. Ich lasse ihm das öffentliche Reden verbieten.“

    Totenehrung durch Verteidigungsminister

    Da Lettow-Vorbeck nach dem Krieg zunächst keine Rente oder Pension erhielt, sammelte sein Freund und früherer Gegner Jan Christiaan Smuts unter seinen Offizieren Geld für ihn. Im Auftrag einer Illustrierten bereiste der deutsche General 1953 erneut seine ehemaligen Wirkungsstätten in Afrika.

    In Daressalam begrüßten ihn 400 ehemalige Askari-Kämpfer und trugen ihren früheren Kommandeur in einem Begeisterungssturm auf den Schultern durch die Stadt. 1956 wurde Lettow-Vorbeck zum Ehrenbürger seiner Geburtsstadt Saarlouis ernannt, ein Jahr später erschienen seine Memoiren „Mein Leben“. Seine Weltkriegserfahrungen hatte er schon 1920 unter dem Titel „Meine Erinnerungen aus Ostafrika“ veröffentlicht. Das Werk gab es auch als Jugendausgabe – die hieß: „Heia Safari! Deutschlands Kampf in Ostafrika“.

    Als Lettow-Vorbeck am 9. März 1964 in Hamburg starb, ließ die Bundesregierung zwei seiner ehemaligen Askari-Kameraden als Staatsgäste einfliegen. Der damalige Verteidigungsminister Kai-Uwe von Hassel (CDU) – Sohn eines Schutztruppenoffiziers aus Deutsch-Ostafrika – hielt die Trauerrede mit dem Kernsatz, der Tote sei „wahrlich im Felde unbesiegt“ gewesen. Heute wäre eine solche Trauerrede undenkbar.

    Ein weiteres Zitat aus der Ansprache des Ministers:

    „Als Grundlage der von ihm ganz persönlich geprägten Kriegsführung galt unbestechliche Gerechtigkeit, galten Kampf und Ritterlichkeit dem Gegner gegenüber. Der Dank der jungen Generation für das Beispiel, das er in einem erfüllten Leben gegeben hat, kann nur darin liegen, dass wir in Erfüllung unseres Dienstes uns immer an ihn erinnern. Mit diesem Versprechen nimmt die Bundeswehr Abschied von dem unbesiegten Verteidiger Deutsch-Ostafrikas.“

    General Paul von Lettow-Vorbeck wurde in Pronstorf (Kreis Segeberg) in Schleswig-Holstein beigesetzt. Seine letzte Ruhestätte fand er auf dem Friedhof der Vicelinkirche.

    Ehre, wem Ehre gebührt: In COMPACT-Geschichte „Deutsche Kolonien“ würdigen nicht nur die Leistungen Lettow-Vorbecks, sondern zeichnen auch ein wirklichkeitstreues Bild des deutschen Kolonialismus in Afrika, Asien und der Südsee. Kommen Sie mit auf eine spannende und aufschlussreiche Zeitreise in exotische Länder und atemberaubende Regionen. Wir zeigen Ihnen in diesem opulent illustrierten Prachtband, warum wir uns für unser koloniales Erbe nicht zu schämen brauchen, sondern stolz darauf sein können. Hier bestellen.

    3 Kommentare

    1. armin_ulrich am

      Ich möchte gar nicht, daß auf meinem Begräbnis der/die/dens Verteidigungsminister:In die Trauerrede hält. Ich möchte, daß der/die/dens Verteidigungsminister:In froh ist, daß er/sie/ens mich los ist.

    2. Ralf.Michael am

      Natürlich war dies lange vor meiner Zeit, aber trotzdem Unvergessen : " Heia, Heia Safari "….