Vor 210 Jahren: In Schlesien bekam der französische Kaiser eine Vorahnung von dem, was ihm wenige Monate später in der Völkerschlacht bei Leipzig blühte. Ein alter Haudegen der preußischen Armee verteidigte seinen legendären Ruf. Ein Auszug aus unserer Sonderausgabe „Mit Blut und Eisen – Die großen Schlachten unserer Geschichte“, die jetzt jeder Bestellung in unserem Online-Shop automatisch als Geschenk 🎁 beigelegt wird. Hier bestellen und Gratis-Ausgabe mitnehmen.

    Bereits 70 Jahre zählte der preußische General Gebhard Leberecht von Blücher, da entstand im Deutschen über ihn eine sprichwörtliche Redewendung:

    „Er geht ran wie Blücher an der Katzbach.“

    Das ist ein Synonym für ein äußerst energisches, entschlossenes und offensives Verhalten. Dabei konnte man 1813 kaum damit rechnen, dass er sich in vorgerücktem Alter noch auf eine derart kühne Weise hervortun würde. Im unglücklichen Feldzug gegen Napoleon 1806 agierte er als einer der wenigen Kommandeure, die kühlen Kopf bewahrten und den Franzosen lange erfolgreich Widerstand leisteten. Das hatte Konsequenzen. Im Gefolge der grundlegenden Militärreformen des Generals Gerhard von Scharnhorst wurden auch die höheren Ränge nicht verschont: Von 143 Generalen, die 1806 Dienst taten, waren 1812 nur noch acht aktiv, darunter Blücher. (…)

    Blücher und Gneisenau

    Zum Oberbefehlshaber des stärksten preußischen Kontingents, der Schlesischen Armee, wurde Blücher ernannt. Er war ein Mann von unbeugsamer Angriffslust und glänzender Motivator seiner Männer. Was ihm an strategischer Begabung fehlte, das ergänzte hervorragend sein Generalstabschef August Neidhardt von Gneisenau, der schon am nordamerikanischen Unabhängigkeitskrieg teilnahm und seit 1785 in preußischen Diensten stand. Nach dem desaströsen Russland-Feldzug 1812 brach in Deutschland eine Welle der Begeisterung für den Befreiungskampf gegen die französische Fremdherrschaft aus. Preußen bestand im Bündnis mit Russland erste siegreiche Gefechte gegen die napoleonischen Heerführer.

    Doch im Frühsommer 1813 war eine militärische Patt-Situation entstanden. Weder Napoleon noch die verbündeten Preußen und Russen konnten entscheidende Vorteile erreichen. Deshalb wurde am 1. Juni ein Waffenstillstand für zweieinhalb Wochen geschlossen. Es hatte sich gezeigt, dass Kriege zwischen Staaten mit großem militärischem Potenzial und entschlossener Führung nicht durch eine oder zwei Schlachten entschieden werden konnten.

    Blücher und Gneisenau waren schon vor dem Krieg zu der Erkenntnis gelangt, dass der bewaffnete Kampf um Deutschlands Befreiung gegen die napoleonische Militärmaschine nicht durch einen einzigen Stoß zu bewerkstelligen war. Dazu waren mehrere Gefechte und Manöver notwendig; auch vorübergehende Rückschläge seien nicht zu vermeiden. Umso wichtiger war es deswegen, soviel Wehrfähige wie möglich zu mobilisieren, auch in Gestalt der älteren und schlecht bewaffneten Landwehrmänner Preußens.

    Preußische Infanterie und Landwehr trugen oft die Hauptlast des Feldzuges. Aquarell von Carl Roechling, um 1900. Bild: picture-alliance / akg-images

    Blüchers Schlesische Armee war nach Ablauf des Waffenstillstands am 17. August 1813 gut 100.000 Mann stark, davon 40.000 Preußen und 60.000 Russen. Sie führte knapp 300 Kanonen mit sich. Fünf Tage zuvor hatte Österreich Napoleon den Krieg erklärt, was die Zahl der verbündeten Streitmacht sehr erhöhte, aber auch durch die traditionell eher vorsichtige Wiener Kriegsführung lähmte. So bekam Blücher vom Oberkommando die Instruktion, er solle „sich nicht schlagen, jedem massiven Gefecht ausweichen, aber zur großen Entscheidungsschlacht rechtzeitig zur Stelle sein“. Etwas viel der Zumutung für den alten Haudegen. „Das geht über meine Kräfte. (…) Was soll ich mit einem Kommando, bei welchem ich nur fuchsschwänzeln und retirieren darf?“, zürnte er.

    Napoleons Lage inmitten feindlicher Armeen und fern der Heimat präsentierte sich höchst fatal. Nur ein Hauptschlag, ein Sieg konnte sie ändern. Er glaubte ihn am leichtesten über die zahlenmäßig schwächste, die Schlesische Armee, erringen zu können. Mitte August wollte er persönlich mit fünf Korps gegen die Bober- und Katzbachlinie vorgehen. Doch mittlerweile war eine alliierte Armee aus Böhmen Richtung Dresden vorgerückt. Der Kaiser musste daraufhin Kehrt machen und mit dem Korps des Marschalls Marmont und der Garde nach Sachsen zurückmarschieren. Er übertrug dem Marschall Étienne Jacques Macdonald mit drei Korps die Sicherung gegen die Schlesier.

    Schlacht im Regen

    Wie wenig Blücher und sein Stabschef Gneisenau von der vorsichtigen alliierten Kriegführung halten, zeigen sie schon beim schlesischen Fluss Bober, wo eines ihrer Korps am 16. August eine feindliche Abteilung schwer schlägt. „In diesem Augenblick habe ich die Franzosen derbe ausgehauen“, so Blüchers Version der Ereignisse.

    Am 25. August entschließt er sich, die ihn verfolgende französische Bober-Armee unter Marschall am Zusammenfluss von Neiße und Katzbach (Kaczawa) bei der Stadt Jauer anzugreifen. Zwischen seinen Korpskommandeuren, den Russen Alexandre Langeron und Fabian von der Osten sowie dem Preußen Hans David von Yorck hat es Reibereien gegeben. Insbesondere der eigensinnige Yorck macht Schwierigkeiten. Blücher weist ihn vor aller Ohren zurecht:

    „Der Unterschied zwischen uns ist, dass ich befehle und du gehorchst und dass ich und nicht du die Verantwortung der erteilten Befehle zu tragen habe.“

    Ein Sieg über die Franzosen könne nicht nur strategische Folgen zeitigen, sondern auch die Moral der Truppe heben.

    Am 25. August hat das Gros von Macdonalds Bober-Armee ostwärts der Neiße über den Gebirgsfluss Katzbach gesetzt. Insgesamt hat der Marschall 103.000 Mann und 310 Geschütze zur Verfügung – das Kräfteverhältnis ist also ausgeglichen. Das III. französische Korps unter General Joseph Souham verharrt zunächst südlich von Liegnitz. Die beiden anderen Korps, das V. unter General Alexandre Lauriston und das XI. unter General Maurice Gérard (zusammen 50.000 Mann), befinden sich auf der rechten Uferseite, dann setzt auch das Kavalleriekorps von General Horace Sébastiani mit 10.500 Reitern über.

    Unser Geschenk 🎁 für Sie! Lechfeld 955, Wien 1683, Katzbach 1813, Tannenberg 1914 und mehr: In COMPACT-Geschichte „Mit Blut und Eisen – Die großen Schlachten unserer Geschichte“ führen wir Sie noch einmal an die bedeutenden Schauplätze unseres Ringens um Einheit, Freiheit und Souveränität. Diese Ausgabe, die im Handel sonst 9,90 Euro kostet, verschenken wir an alle Kunden, die bis Dienstag (25. April 2023, 24 Uhr) ein Produkt in unserem Shop bestellen. Hier geht’s zur Bestellung und damit automatisch zum Geschenk COMPACT-Geschichte „Mit Blut und Eisen“.

    Während Blüchers Korps Langeron westlich der Neiße hinhaltenden Widerstand leistet, feuert der Preuße seine Männer mit den Worten an: „Nun, Kinder, hab‘ ich genug Franzosen herüber, heute gilt‘s. Ihr sollt beweisen, ob ihr euren König und euer Vaterland liebt. Seht dort den Feind! Auf, zeigt euch wie wackere Preußen.“

    „Günstiger konnte der Angriff des exzellent taktierenden Blüchers nicht sein“, schreibt Wilhelm Bierene in seinem Buch über die Katzbach-Schlacht. „Er ließ Vortruppen auf dem linken Ufer der Katzbach und der Neiße aufziehen und kalkulierte mit ein, dass seine Truppen auf das Plateau rechts der Neiße zurückgedrängt werden.“ Danach befiehlt er Yorck und von der Osten nur so viel Feinde heraufzulassen, als sie glauben Komma? schlagen zu können. Der Plan geht auf Komma und am frühen Nachmittag beginnt der Gegenangriff.

    Die Korps Yorck und von der Osten attackieren unter wildem Kriegsgeschrei. Es hat tagelang geregnet, das Schießpulver ist nass, die Gewehre versagen. Also greifen Blüchers Soldaten mit Bajonett, Kolben und Säbel die überraschten Franzosen zwischen den Dörfern Dohnau im Norden und Schlaup im Süden an. Ein Unteroffizier des II. Bataillons des Brandenburgischen Infanterieregiments erinnerte sich: „Schon waren wir im Bereich der Flintenkugeln. Wir verdoppelten unsere Schritte, fällten das Gewehr und griffen das mittelste Karree der französischen Grenadiere mit gefälltem Bajonett unter fürchterlichem Hurrageschrei an.“ Zunächst hält der Gegner noch stand. Aber dann: „Jetzt nahmen die Soldaten das Gewehr verkehrt und schlugen mit dem Kolben in die Franzosen hinein. Schnell wurde das Karree, da wir in Linie standen, rechts und links umzingelt. Und so von allen Seiten angegriffen. (…) Nach zehn Minuten lag das ganze Karree da, zu Boden geschlagen und in eine Pyramide verwandelt.“

    Der französische Oberbefehlshaber Macdonald gilt als besonnener und geschickter Heerführer. Doch an diesem Tag hat er keine glückliche Hand. Er begibt sich zu seinem rechten Flügel, dem bei Hennersdorf postierten Korps Lauriston, und verliert damit jeden Einfluss auf die Korps der Mitte und der Linken, bei denen die Entscheidung fällt.

    Marschall Vorwärts

    Gegen 15 Uhr vollendet Yorcks linker Flügel, die Brigade des Generals Friedrich von Hünerbein, den Gegenangriff und kann die französischen Truppen zurückwerfen. Als deren Infanterie zu weichen beginnt, mischt sich die leichte Kavallerie der Franzosen ein. Sie wird von preußischen Landwehrbataillonen in erbitterte Gefechte verwickelt. Dabei behindern sich die zurückweichenden und die noch vorstoßenden französischen Truppen.

    Von seinen Soldaten wurde der charismatische Blücher verehrt. Gemälde von Carl Roechling, um 1915. Bild: picture alliance / Mary Evans Picture Library

    In der dadurch entstandenen Verwirrung und Panik des Feindes versteht es Blücher geschickt, die Franzosen zwischen den Dörfern Dohlau und Bellwitzhof auf die Wütende Neiße, einen Nebenfluss der Katzbach, zu drängen. Dessen Gewässer sind durch den Dauerregen reißend schnell geworden. Gegen 17 Uhr setzt sich Blücher an die Spitze der russischen Kavallerie unter General Ilarion Wassiltschikow. Dabei ruft er dessen Männern immer wieder „Pascholl, pascholl!“ (russisch: vorwärts) zu. Hier entsteht der Nimbus des legendären „Marschall Vorwärts“. (…) Ende der Textauszüge.

    Den vollständigen Beitrag lesen Sie in aus unserer Sonderausgabe „Mit Blut und Eisen – Die großen Schlachten unserer Geschichte“, die jetzt jeder Bestellung in unserem Online-Shop automatisch als Geschenk beigelegt wird. Hier bestellen und Gratis-Ausgabe mitnehmen.

    6 Kommentare

    1. "Dat flutscht better!" riefen auch zur gleichen Zeit die Preußen bei der Schlacht von Großbeeren am südlichen Rand Berlins, als sie mit ihren Gewehrkolben dreinschlugen. Auch da gab es auf Grund der Wetterlage erhebliche Probleme mit nassem Schießpulver. Immerhin kamen die Franzosen durch die dortige Niederlage nicht mehr dazu, die Reichshauptstadt zu brandschatzen, wie sie es eigentlich vorhatten.

      • Mit Verlaub. Ein "Reich" gab es 1813 nicht, ergo keine "Reichshauptstadt" . Das HRRDN endete 1803 ,als der letzte deutsche Kaiser es für beendet erklärte, weil alle deutschen Fürsten außer Preußen u. Österreich im sog. Rheinbund zu Frankreich übergelaufen waren . Groß-Beeren liegt h e u t e hart am südlichen Rand von Berlin , damals war Berlin aber sehr viel kleiner und von GBeeren nach Berlin war es noch eine ziemliche Strecke über mehrere Dörfer. Warum ein Soldat mit dem Kolben zudrischt statt mit dem Bajonett zu stechen , müßte er mir mal erklären.

    2. Rainer Landauer am

      Damals kämpften Soldaten, seit dem 20. Jahrhundert tötet der Westen gezielt und massenhaft Zivilisten: Burenkrieg, Dresden, Hiroshima, Vietnam, Bagdad, Afghanistan, Belgrad, Syrien, …

      • Weniger bekannt sind die regelrechten Völkermorde der Russen im Kaukasus .

    3. Hm, ja , aber Alexandre Langeron und Fabian von der Osten waren keine "Russen" sondern , wie man den Namen unschwer entnehmen kann , ein Franzose und ein Deutscher im Dienst des russischen Zaren Alexander II. Warum der Armeekorps` oft Europäern anvertraute , hatte seinen Grund : Qualität vor Nationalität.

      • Mehr als zweihundert Jahre später steht der NWO beides im Wege. Darum muß Qualität und Nationalität zugunsten einer multikulturellen Gesellschaft auch nur in Europa und Nordamerika weichen, nirgendwo sonst auf der Welt.