Unsere Vorfahren werden oft als blutrünstige Barbaren dargestellt. Ein absolut falsches Bild. Auch darüber hat Dr. Stephanie Elsässer mit dem bekannten Historiker Jan von Flocken gesprochen. In unserer Sonderausgabe „Die Germanen – Die Geschichte der ersten Deutschen“ lesen Sie Wahrheit über den Freiheitskampf unserer Ahnen, ihre Kultur und ihre Bedeutung für die Herausbildung unserer Nation. Hier mehr erfahren

    Den ersten Teil dieses Interviews lesen Sie hier. Teil zwei finden Sie hier.

    Elsässer: Da kommen wir zu den Vandalen. Ihr Artikel „Ein Vandale kommt selten allein“ beschreibt die Völkerwanderungen. Da habe ich mich gefragt, Herr von Flocken, warum sind denn die Germanen so viel herumgewandert?

    Flocken: Nicht nur die Germanen waren es, die viel herumgewandert sind, sondern der Wanderungsdruck kam ja aus Ost- und Zentralasien, Stichwort Hunnenstürme. Das war die eine Sache, die für Bewegung von Ost nach West verantwortlich war; der eine hat den anderen da nach Westen gedrängt. Dann kam hinzu, ein ziemlich modernes Stichwort, der Klimawandel, den man damals zum Beispiel in Skandinavien erlebte, wo sehr viele Länder damals untergegangen sind.

    Ich habe mich schon gefragt, ob die Neandertaler zu viele Dieselautos gefahren sind oder zu viele Kohlekraftwerke hatten, aber ich nehme einfach an, dass dies mit der Sonne zu tun hatte. Kurzum, es gab einen Klimawandel, wie es ihn schon seit Millionen von Jahren gegeben hat, und der führte insbesondere dazu, dass die skandinavischen und baltischen Völkerschaften nach Süden wanderten, schon 120 vor Christus, die berühmten Kimbern und Teutonen. Das war, wie gesagt, einmal ein Wanderungsdruck, der vom Osten kam, und zum anderen eine Geschichte, die auch dem Klimawandel geschuldet ist.

    Ob es jetzt sozusagen ein gewisses Wanderungsgen bei den Germanen gab, weiß ich nicht, das kann ich mir nicht vorstellen, aber andererseits könnte man sagen, warum sind denn jetzt nicht die Gallier überall herumgewandert, die sind ja schön in Frankreich geblieben. Das ist eine Frage, zu der wir leider keine Zeugnisse haben, die uns ermöglichen würden zu sagen, dass es sozusagen das klassische Modell für die Germanen war, möglichst viel herumzuwandern. Ich möchte aber noch ein Stichwort nennen, und das sind die Vandalen.

    Das ist ein unausrottbares Wort für übelstes Benehmen, für Zerstörung und sinnloses Zerschlagen und so weiter. Die Vandalen waren ein Kulturvolk, die haben zwar nicht ganz Rom erobert und sich dort nicht schlimmer benommen als alle anderen Eroberer auch, aber sie haben in Nordafrika ein riesiges Kulturreich gegründet, und das relativ friedlich. Warum haben sie einen so schlechten Ruf?

    Die Eroberung Roms durch die Vandalen im Jahr 455 auf einem kolorierten Holzstich von Heinrich Leutemann (Heinrich Leutemann (1824–1904). Foto: Heinrich Leutemann, CC0, Wikimedia Commons

    Das kommt von der Französischen Revolution her, wo die Jakobiner ja die Kirchen zerstörten, die Altäre kaputt machten und ihre Reliquien verbrannten. Da hat ein französischer Bischof gesagt, sie benehmen sich so wie die Vandalen damals in Rom, daher kommt das. Man tut den Vandalen also wirklich bitter Unrecht, aber ich fürchte, dieser Begriff „Vandalismus“ ist nicht mehr auszurotten.

    Elsässer: Und welcher Stamm oder welche Stämme sind denn aus Ihrer Sicht die bedeutendsten?

    Flocken: Da muss ich als zufällig geborener Sachse sagen, die Sachsen. Erstens gibt es die heute noch, auch wenn die Niedersachsen und die richtigen Sachsen sich territorial ein wenig unterscheiden. Sie haben ihren Namen seit Urzeiten behalten, der kommt noch dazu von einer Kriegswaffe, dem „Saxe“, dem Kurzschwert, dem Hiebschwert, also ist das schon sehr martialisch.

    Und wenn man sich heute so umhört, wenn man vielleicht an künftige Wahlen denkt, dann scheinen mir die Sachsen doch ein relativ selbstbewusstes und durchaus intelligentes Völkchen zu sein. Das ist aber meine persönliche Sicht. Ich meine natürlich, auch um den deutschdeutschen Ausgleich nicht zu vernachlässigen, man sollte die Alemannen noch erwähnen, denn Alemannia ist für Ausländer ein Begriff für Deutschland.

    Die sind immer schön geblieben, haben nicht so viel gewandert, blieben rechts des Rheins, und immer wenn die Römer rüberkamen, bekamen die ordentlich einen aufs Dach, bis ins vierte Jahrhundert. Und die sind bis heute noch da, die alemannische Fastnacht gibt es heute noch. Also insofern möchte ich auch den im Westen lebenden germanischen Stämmen Gerechtigkeit widerfahren lassen und sagen, neben den Sachsen halte ich die Alemannen für ganz wichtig und bedeutend und irgendwie auch sympathisch.

    Elsässer: Vielen Dank, lieber Jan von Flocken! Das waren nur einige Themen aus diesem Heft, und die Germanen leben in uns weiter, ihr Erbe lebt in uns weiter. Machen auch Sie eine Zeitreise und warten Sie nicht bis Walhalla. Dieses Geschichtsheft nimmt uns mit in die faszinierende Welt der Germanen.

    In unserer Sonderausgabe „Die Germanen – Die Geschichte der ersten Deutschen“ lesen Sie Wahrheit über den Freiheitskampf unserer Ahnen, ihre Kultur und ihre Bedeutung für die Herausbildung unserer Nation. Hier mehr erfahren

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