Unzählige Theorien kursieren zum Verbleib des Meisterwerks, das man auch als das «achte Weltwunder» rühmte. Seit 2021 hat sich die Suche wieder intensiviert – in der Ostsee und im Vogtland. Ein Auszug aus der Mai-Ausgabe von COMPACT mit dem Titelthema «Blackout: Kein Strom, kein Gas, kein Frieden». Hier mehr erfahren.

    Der Dichter Théophile Gautier schreibt im Jahr 1860:

    «Sie werden buchstäblich blind von diesen warmen und satten Farben: Hier finden Sie alle Gelbtöne, von rauchigem Topas bis zu leuchtender Zitrone (…). Gold wirkt im Vergleich zu Bernstein matt, besonders wenn Sonnenlicht auf die Wände fällt. (…) Das Auge, nicht gewohnt, Bernstein in einer solchen Menge zu erblicken, ist ergriffen und geblendet vom Reichtum und von der Wärme der Farbtöne.»

    Auch eine frühere Besucherin des Bernsteinzimmers wie Friederike Roltsch, Kammerzofe der Großherzogin von Sachsen-Weimar-Eisenach, hatte 1840 «wundersame Ereignisse» notiert. Ähnliches stellte Anatoli Kutschumow, Kustos des Katharinenpalastes, in den 1930er Jahren fest: Er fand bei Sonnenaufgang und bei Sonnenuntergang «jedes Mal viele Bernsteinstücke auf dem Boden».

    Operation Sonnenuntergang

    Ein Traum auf rund 50 Quadratmetern: Preußens Soldatenkönig Friedrich I. ließ zehntausende von Bernsteinen, insgesamt sechs Tonnen, auf großen Holzpaneelen zu Mosaiken legen. Ornamente und Schnitzereien wie Rosen, Muscheln und Figuren, dazu Wappen und reiches Zierwerk mit poetischen Namen wie «Tränen des Meeres» oder «Geschenk der Sonne» – der Bildhauer Andreas Schlüter, Steinschneider Gottfried Wolfram und die Danziger Kunsthandwerker Ernst Schacht und Gottfried Turau leisteten ganze Arbeit. (….)

    Eine Kommode aus dem verschollenen Zimmer. Foto: Klaus Mehner

    Im Jahr 1941 beschlagnahmte die deutsche Wehrmacht den Katharinenpalast in Puschkin (Zarskoje Selo) bei Leningrad, in dem sich das Bernsteinzimmer befand. Gauleiter Erich Koch ordnete unter dem Decknamen «Operation Sonnenuntergang» an, das Preußen-Präsent «heim ins Reich» zu bringen, und beauftragte zusammen mit Alfred Rohde, dem Direktor des Königsberger Schlossmuseums, seine Männer vor Ort, die wertvollen Wandverkleidungen in Kisten zu packen.

    Rohde, ausgewiesener Bernsteinkenner, wollte das Kulturgut in seinem Museum haben. In Königsberg blieb es jedoch lediglich drei Jahre zur Besichtigung. Aus Furcht vor britischen Bombern, die die Stadt bereits großräumig zerstörten, ließ er es 1944 im Keller des Schlosses einlagern – die letzte sichere Information über den Verbleib.

    Agenten und Schatzsucher

    Aus Archiven der SMERSch (der Spionageabwehr der Sowjetunion) geht hervor, dass Rohde im Juni 1945 Dokumente in seinem Büro entsorgte und nicht preisgeben wollte, wo sich das Bernsteinzimmer befand. Rohde behauptete, alles sei verbrannt. Da Untersuchungen bestätigten, dass dies nicht der Fall sein konnte, wurde seine Wohnung durchsucht und er, zusammen mit seiner Ehefrau Elsa, von «drei Männern mitgenommen», wie die Nachbarin aussagte. (…)

    Bis heute bemühen sich Historiker, aber auch talentierte Amateure um die Lösung des Rätsels. So glaubten sich auch der ehemalige BND-Mann Erich Stenz und sein Mitstreiter Georg Mederer im Jahr 2016 nah am Ziel und waren nach mehr als neun Jahren Forschung sicher: Das Bernsteinzimmer befindet sich auf Schloss Friedland in Böhmen, heute Tschechien. Sie dokumentierten ihre Ergebnisse in dem Buch Die Welt muss es wissen.

    Quelle: Recherche COMPACT. Grafik: COMPACT

    Eine Köchin beobachtete demnach im Februar 1945 mehrere LKW der Waffen-SS, die auf den Schlosshof fuhren. Die Soldaten entluden Kisten mit dem Stempel «Herkunft Berlin». Ein weiterer Indizienbeweis, jedenfalls in den Augen des Nachrichtenmanns: Das Notenblatt «Marsch Impromptu» aus dem Jahr 1876 von Gottfried Federlein. Adolf Hitlers Privatsekretär Martin Bormann versah dieses Musikstück mit verschlüsselten Notizen – der Geheimcode für ein Schatzversteck? (…)

    Im Jahr 2021 dann ein weiterer, zunächst hoffnungsvoller Vorstoß. Hintergrund: Einer der letzten möglichen Versuche, das Bernsteinzimmer auf dem Seeweg zu retten, könnte die Verladung auf den Frachter «Karlsruhe» gewesen sein, als sich die Rote Armee Königsberg näherte. (…) Ende der Textauszüge.

    Den vollständigen Beitrag lesen Sie in der Mai-Ausgabe von COMPACT mit dem Titelthema «Blackout: Kein Strom, kein Gas, kein Frieden». Hier bestellen.

    6 Kommentare

    1. Konrad Meier am

      Leider fehlt auf der Karte der Poppenwald in der Nähe von Schlema /Erzgebirge. Dort wurde jahrelang nach dem Bernsteinzimmer gesucht, bis der Sucher Dietmar Reimann verstarb. Auch wenn er nichts gefunden hat, so sind doch seine drei Bücher für den hist. Interessierten eine Fundgrube!

    2. Marques del Puerto am

      Also das Thema ist schnell geklärt, dass Bernsteinzimmer habe ich ! Am 21.05. 2022 machen wir darin eine Buchvorlesung .
      Bitte Anglerhocker mitbringen, wir haben hier zu wenige Elfenbeinstühle- ;-)

      Mit besten Grüssen
      Marques del Puerto

    3. XXX

      COMPACT: @ Weber: Es gibt hier mehrere Beiträge zu Russland, u.a. auch den zum 9. Mai, wo Sie Ihre Meinung gerne kundtun können. Hier geht es aber um das Bernsteinzimmer. Bitte jeweils beim Thema bleiben und das Forum nicht als Tapezierwand ansehen.

    4. Die linke Zeitung TAZ veröffentlicht einen Artikel einer russischen Journalistin über den Kult des Krieges in Russland. Sehr wichtig zum Verständnis.

      Darin heißt es:

      "Die tatsächliche Geschichte des Zweiten Weltkrieges ist, dass Stalin diesen Krieg geplant hatte, der die ganze Welt erfassen und erst enden sollte, wenn auch noch die letzte argentinische Sowjetrepublik ein Teil der UdSSR geworden sein würde. Er hatte diesen Krieg geplant – lange bevor Hitler an die Macht kam."

      Es geschehen noch Wunder

      • Marques del Puerto am

        @Weber,

        da war Barbara bestimmt wieder harte als sie das ihrem Schreiberling durchgehen lies. ;-)
        Na harte werde ich auch gerade, schau mir die Stahlpreise bei Thyssenkrupp an. Werden wohl bald nur noch gebrauchte Besenstiele in den Beton hauen müssen als Bewehrung.
        Frag mich wo das noch hinführen soll.
        Aber Roberto sagte gestern hinter schwedischen Gardinen…ääh … nee in Schwedt zum Arbeiter, alles wird am Ende gut und wenn es noch nicht gut ist, dann ist das Ende noch nicht erreicht.
        Warum keine faulen Eier geflogen gekommen sind, weiß ich allerdings auch nicht. Das übliche Geseier folgte mit Hose enger schnallen , oder was Grüne ja lieben, ganz ausziehen usw.
        Dabei wissen ca. 1200 Leute das sie bald arbeitslos werden wenn die rot-grüne Politik so weiter geht. Und was man da verspricht ist Morgen auch schon wieder ganz anders.
        Schönen Tach noch…
        Marques del Puerto

        • Arbeitslos? Don’t worry, be happy! Die Grün*innen schaffen neue Arbeitsplatz*innen mit Kinder*innenmörder*innenwerbeagentur*innen. So werden langfristig Arbeitsplätze überhaupt überflüssig, zumindest für nicht mehr geborene Deutsche.