Im Dunstkreis von ’68 hat die linksintellektuelle Pariser Elite den Sex mit Minderjährigen salonfähig gemacht. Jetzt melden sich immer mehr Opfer zu Wort. Ihre Enthüllungen erschüttern den Kultur- und Politikbetrieb bis in seine höchsten Spitzen. Weiterführend: COMPACT-Spezial Geheimakte Kinderschänder – Die Netzwerke des Bösen.

    „Wenn Sie einen Jungen von 13 Jahren oder ein Mädchen von 15 Jahren in den Armen gehalten, geküsst, liebkost, besessen haben, kommt ihnen alles andere fad, schwer, langweilig vor“, heißt es in einem 1974 erschienen Essay des französischen Schriftstellers Gabriel Matzneff. Über Jahre hinweg war er ein Star der französischen intellektuellen Linken, jenes Milieus, das sich im Pariser Stadtteil Saint-Germain-des-Prés zwischen der Sorbonne, dem Café de Flore und der Elitehochschule Sciences Po zu Hause fühlt. 

    „Pädoland“ Paris

    Lange Zeit wurden Matzneffs pädophile Ergüsse in der Öffentlichkeit entweder ignoriert oder verharmlost. Erst das Buch eines Opfers warf ein Schlaglicht auf den Pädo-Literaten. In COMPACT-Spezial Geheimakte Kinderschänder haben wir den Fall in dem Artikel „Das Gift der Achtundsechziger“ aufgegriffen. Ein Auszug:

    Jahrzehntelang nahm kaum jemand Anstoß an solchen Schmuddeltexten. Im Gegenteil: 1987 und 2009 erhielt Matzneff Auszeichnungen der Académie française sowie 2013 den Prix Renaudot, einen der renommiertesten Literaturpreise Frankreichs. Erst Anfang 2020 fielen die Ergüsse auf ihren Urheber zurück. In ihrem im Januar erschienenen Buch Le Consentement (Die Einwilligung) berichtet Vanessa Springora darüber, wie sie in den 1980er Jahren von Matzneff als 14-Jährige sexuell ausgebeutet wurde. „Er war das, wovor wir uns Kinder fürchten sollten: ein Oger, ein Menschenfresser“, so die heute 48-jährige Leiterin des berühmten Pariser Verlags Éditions Julliard.

    Der 1936 in Neuilly-sur-Seine geborene Literat war damals nicht der Einzige, der sich am Sex mit Minderjährigen berauschte. Springora schreibt, dass in weiten Teilen der Pariser Eliten eine sexuelle Libertinage ausgelebt worden sei, wie es sie zuletzt am Hofe Ludwigs XIV. gab – nun allerdings im Geiste von 1968. Führende Intellektuelle wie Jean-Paul Sartre, Simone de Beauvoir und Roland Barthes unterzeichneten eine Petition für drei angeklagte Pädosexuelle, die linke Zeitung Libération veröffentlichte Kleinanzeigen, in denen Kinder zum „Schmusen“ gesucht wurden. Bei Le Monde erschienen von 1977 bis 1982 laufend Texte von Matzneff, Kritiker lobten den „ungezogenen Herrn“ als „mutig“, und noch 1990 amüsierte man sich in der TV-Literatursendung Apostrophes über die Ausführungen des Erotomanen zu „Schulmädchen“.

    Inzwischen wurden strafrechtliche Ermittlungen gegen Matzneff eingeleitet – die Verlage und Publikationen, die ihn einst feierten, geben sich reumütig. Der Skandal hat sich zum Politikum ausgeweitet: Am 23. Juli 2020 trat der für Kultur zuständige stellvertretende Bürgermeister von Paris, Christophe Girard, von seinem Amt zurück. Der Sozialist war in den 1980er Jahren Manager des Modeunternehmens von Yves Saint Laurent gewesen, dessen Stiftung Matzneff erhebliche Geldbeträge zukommen ließ. Unter anderem wurde dem Schriftsteller längere Zeit ein Hotelzimmer finanziert, in dem sich dieser mit Springora traf. Nachdem dies bekannt wurde, lief die linksökologische Partei Europe Écologie – Les Verts (Europa Ökologie – Die Grünen) Sturm gegen Girard und bezeichnete die Pariser Stadtverwaltung als „Pädoland“.

    Sex-Skandal an Super-Uni

    Neue Enthüllungen zeigen, wie tief der Kinderschänder-Sumpf im „Pädoland“ Paris ist: Nun beschuldigte die Juristin Camille Kouchner ihren Stiefvater, den sozialistischen Politiker und einflussreichen Hochschullehrer Olivier Duhamel, ihren damals minderjährigen Zwillingsbruder sexuell missbraucht zu haben. Der studierte Jurist ging nicht direkt auf die Vorwürfe ein, legte aber seine Funktion in der Universität Sciences Po nieder.

    Duhamel ist so etwas wie der Anführer des gebildeten linken Milieus von Saint-Germain-des-Prés. Ein „homme de pouvoir“ (Mann der Macht), der vor den Enthüllungen seiner Stieftochter im Januar gerade erst zum  Präsidenten des exklusiven Clubs Le Siècle, in dem sich politische und wirtschaftliche Entscheider treffen, gewählt worden war.

    Die Elite-Uni Sciences Po, an der er jahrzehntelang unterrichtet hatte, gilt als Kaderschmiede der Elite für die hohe Verwaltung, in der Politik, der Wirtschaft und im Journalismus. Ihr Direktor Frédéric Mion ist am 9. Februar ebenfalls zurückgetreten. Zuvor hatten ihm Studenten vorgeworfen, von den Handlungen Olivier Duhamels gewusst zu haben. Mion leugnete das zunächst, gab dann aber gegenüber der Zeitung Le Monde zu, dass die frühere Kulturministerin Aurelie Filippetti ihn bereits 2018 auf Inzestvorwürfe gegen Duhamel aufmerksam gemacht hatte.

    Verkommene Kulturschickeria 

    Im Netzt bricht sich das Entsetzen und die Wut über den Missbrauch und seine jahrelange Vertuschung in dem Hashtag #MeTooIncest Bahn. Er wird auch im Zusammenhang mit weiteren Fällen verwendet, die alle zu Beginn diesen Jahres ans Licht gekommen sind. So wurde am vergangenen Mittwoch der Präsident des Nationalen Zentrums für Film und Bewegtbild (CNC), Dominique Boutonnat, festgenommen. Er soll versucht haben, sein Patenkind vergewaltigen.

    Das CNC ist eine zentrale Kulturinstitution in Frankreich, Boutonnat Produzent erfolgreicher Kinofilme und gern gesehener Gast auf den Galas der Republik. Das trifft auch auf den Schauspieler Richard Berry zu, dem seine Tochter Colin Berry Rojtman jüngst vorgeworfen hat, sie als Kind sexuell missbraucht zu haben. Berry bestreitet dies und kündigte an, gerichtlich gegen die Aussagen vorgehen.

    Verbindungen zum Élysée-Palast

    Aufsehen erregen auch die Verbindungen der prominenten Tatverdächtigen zum Élysée-Palast. Präsident Macron gehört zu den Absolventen der Science Po, die auf Twitter inzwischen als #SciencePorc (Porc für Schwein) trendet. Zu Olivier Duhamel pflegte er eine enge Beziehung. Und der festgenommene Dominique Boutonnat finanzierte 2017 Macrons Präsidentschaftswahlkampf mit.

    Frankreichs Justizminister Éric Dupond-Moretti versprach im Sender France 2, den Sex mit Minderjährigen in Zukunft härter bestrafen zu wollen. Aktuell ist es noch so, dass das Gesetz in Frankreich bei sexuellen Handlungen mit unter 15-Jährigen eine Zustimmung des Kindes als entlastenden Faktor berücksichtigt. Macron hatte bereits 2018 eine solche Gesetzesänderung angekündigt, allerdings nie umgesetzt.

    Das Böse hat Name und Adresse – Wir drucken Sie. In COMPACT-Spezial Geheimakte Kinderschänder – Die Netzwerke des Bösen entlarven wir die pädophilen Eliten, dokumentieren das Grauen und verbinden die Punkte: Wer hängt mit wem zusammen und welche Spuren, die offensichtlich sind, werden nicht weiter verfolgt. 


    Lesen Sie unter anderem: Nataschas Geheimnis: Ungelöste Rätsel im Fall Kampusch | Darknet NRW: Lügde, Bergisch Gladbach und Münster | Die Pädo-Pädagogen: Helmut Kentler und die Odenwaldschule | Täter im Ornat: Missbrauch in der katholischen Kirche | Die Schatten von Charleroi: Das Netzwerk von Marc Dutroux | Sachsensumpf: Verschwörung bis in höchste Kreise | Pizzagate: John Podesta, die Clintons und der Kinderschänder-Sumpf von Washington | Satan in Hollywood: Pädophilie und Kindermord in der US-Filmindustrie | Das dunkle Geheimnis der Eliten: Die Internationale der Kinderschänder. Dies und vieles mehr finden Sie in COMPACT-Spezial Geheimakte Kinderschänder – Die Netzwerke des Bösen. Zur Bestellung HIER oder auf das Banner oben klicken.

    Kommentare sind deaktiviert.