Der renommierte israelische Militärhistoriker Martin van Creveld stellt eine düstere Prognose über den Fortgang des Kriegs. Unverzichtbares Hintergrundwissen zum Krieg in der Ukraine, knallharte Fakten aus der Geschichte und Gegenwart Russlands sowie Putins Grundsatzrede vor dem Einmarsch im O-Ton finden Sie in COMPACT Spezial „Feindbild Russland – Die NATO marschiert“Hier mehr erfahren.

    Der israelische Militärhistoriker gilt als eine der renommiertesten Kapazitäten seines Faches. Immer wieder machte er Schlagzeilen durch seine hohe Wertschätzung der Kampfkraft der Deutschen Wehrmacht im Zweiten Weltkrieg. Am 29. Dezember veröffentlichte der Wissenschaftler einen Artikel in der Welt über mögliche Szenarien für den Krieg in der Ukraine im gerade angebrochenen neuen Jahr.

    „Krieg ist wirtschaftlich nicht zu gewinnen“

    Van Creveld macht keinen Hehl aus seiner Auffassung, dass Russland den „Zermürbungskrieg“, den sich beide Seiten seiner Auffassung nach jetzt schon liefern, 2023 fortsetzen werde. Das könne noch sehr lange andauern. In diesem Zusammenhang verweist Creveld auf den Ersten Weltkrieg, der vier Jahre lang dauerte, und auf den Ersten Golfkrieg zwischen dem Iran und dem Irak, der sogar acht Jahre lang anhielt. Im Westen hätten sich diejenigen getäuscht, „die hofften, den Krieg durch wirtschaftlichen Druck relativ schnell und schmerzlos zu gewinnen.“

    Transport von russischen Panzern an die ukrainische Front. Foto: Corona Borealis Studio I Shutterstock.com.

    Putin, so der israelische Militärhistoriker weiter, habe noch einige Optionen, so die stärkere Einbeziehung von Weißrussland. Dieser Alliierte Russlands könnte genutzt werden, um eine nördliche Front gegen die Ukraine aufzubauen. Den Einsatz taktischer oder strategischer Atomwaffen hält van Creveld zwar nicht für besonders wahrscheinlich, will ihn aber auch nicht hundertprozentig ausschließen.

    „Unvorstellbare Folgen eines Friedensschlusses“

    Für fast ebenso unwahrscheinlich hält der erfolgreiche Buchautor aber auch einen Friedensschluss. Grund: Dieser würde vermutlich das Ende Russlands in seiner heutigen Form bedeuten. Dazu bemerkt van Creveld:

    „Fast von Beginn des Krieges an hatte Putin die Möglichkeit, seine Offensive einzustellen, seine Truppen zurückzuziehen und Frieden zu schließen. Ein solcher Schritt, ja alles, was ihm ähnelt, würde mit Sicherheit seinen Sturz und den seiner Clique zur Folge haben. Mit nur etwas geringerer Gewissheit würde er auch sein ganzes Land zerfallen lassen – mit Folgen für Eurasien, die jenseits der Vorstellungskraft des Autors liegen. Deshalb scheint dies im Moment die unwahrscheinlichste aller Möglichkeiten zu sein.“

    Eine Einschätzung, die einen doch schlucken lässt, zumal sie von einem ausgesprochen realpolitisch eingestellten Autor stammt. Eine Russische Föderation, die um ihre nackte Existenz kämpft, dürfte 2023 jedenfalls zu fast allem bereit sein.

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    26 Kommentare

    1. Rußland entwaffnet aktuell die rote Armee, sorry, Nato.
      (Napoleon kommt aktuell mal wieder vom Westen, davor wollte Stalin Napoleon sein, wenn wohl auch quasi im Auftrag?)

      Und der größte Teil der Weltbevölkerung hat sich den Sanktionen nicht angeschlossen.

      Und dieser größte Teil der Weltbevölkerung hat auch genügend Munition die er Rußland liefern könnte.

      Übrigens sind diverse Informationen über Verbrechen und Hochverrat diverser US-etc–Politiker (von Wirecard bis zum Uranium One Skandal) in Putins Hand.

      Eventuell auch einer der Gründe für seine Unbeliebtheit bei westlichen Eliten?

    2. Merkwürdig, diese Einigkeit über alle Parteigrenzen hinweg. Manche wünschen es, manche fürchten es , aber darauf kommt es nicht an . Es zählt nur , daß objektiv alle Voraussetzungen für einen Zerfall fehlen . Eher könnte Italien zerfallen.

    3. Zerfall bei einem Friedensschluss? Doch nur dann, wenn Russland diesen Frieden als Verlierer schließen müsste. Aber genau das wird nicht passieren. Ich verweise auf das Interview des US-amerikanischen Journalisten Aaron Maté mit dem ehemaligen Pentagon-Berater Colonel Doug Macgregor

      https://www.nytimes.com/2022/11/10/us/politics/biden-ukraine-russia-diplomacy.html

      bzw. in deutscher Übersetzung hier

      https://www.nachdenkseiten.de/?p=90830

      Einen Zerfall sehe ich zwar auch, aber den der unipolaren Weltordnung unter westlicher – also US-amerikanischer – Vormachtstellung.

    4. Liesl Strick am

      Ich würde gerne einen Artikel darüber lesen, was aus den V.S.v.A. werden könnte, wenn die zwangsvereinleibten Länder um ihre Freiheit und Unabhängigkeit kämpfen würden. Free Hawaii!

        • Das Selbe wie CSA.
          Die Communist States of America.

          Ok.
          Die Problemlösung des letzteren ist ja angeblich in der Mache.

          PS á propos Hawaii…
          Der Raketenalarm 2018 dort war leider kein! Fehlalarm.
          Die Rakete wurde wohl, gab angeblich Augenzeugen, in Sichtweite von Hawaii abgeschossen.
          Möglicherweise von einem eher unkonventionellen Flugobjekt.
          Möglicherweise zur "no such agency" gehörend.
          Also zur US-Space Force.

    5. jeder hasst die Antifa am

      Hoffentlich bleibt Putin den Russen noch lange erhalten,als Bollwerk gegen westliche Dekadenz und sein Volk hat ihn mit überwältigende Mehrheit gewählt,zum Ärger des Putinverstehers.

    6. Weder Putin wird stürzen, noch Russland zerfallen.
      Zum einen genießt Putin nach jüngsten Umfragen eine große Zustimmung im russischen Volk und zum anderen ist China auch daran interessiert, dass der von der absoluten Mehrheit der Russen gewählte Präsident Putin im Amt bleibt.

    7. Gurkensalat am

      Warum sollte Russland zerfallen?! Es wird Putins Fall dieses Jahr überstehen.

      Es ist nur ein Rumpf Land. Kleiner geht nicht mehr.

      • An Compact Redaktion, wieso verbreiten Sie immer
        noch die Hetze von so einem durch und durch schlechten
        Unmenschen ? Und dann wollt ihr noch Spenden von Leuten wie mir ???
        Was der eingeschleuste Typ hier von sich gibt ist weit unter der Gürtellinie
        aber Euch scheint das zu gefallen … ???

    8. Verstehe ich auch nicht, warum sollte Russland nach einem
      Friedensschluss mit der Ukraine zerfallen ?
      Russland ist ein Mehrvölkerstaat, wie die USA auch.
      Die Sowjetunion gibt es schon lange nicht mehr. Von den Ländern,
      die damals dabei waren, sind heute viele die größten Feinde Russlands.
      Ich glaube eher, das ist ein Wunschtraum des sogenannten besten
      Kriegsexperten.
      Der freut sich schon mit dem großen Bruder auf die unerschöpflichen
      Rohstoffe in Sibirien !

      • Quatsch , "Mehrvölkerstaat" Das behaupten die Russkis , weil sie einige Zwergvölker im Kaukasus zwangseinverleibt haben , die zählen kaum.

    9. jeder hasst die Antifa am

      Russland zerfällt, das hatte auch schon 1940 ein Diktator gedacht und sich eine blutige Schnauze geholt und wie der endete weis man aus der Geschichte.

    10. Teil 3:

      Indien & Pakistan: ersteres traditioneller Partner RUs, Atommacht, Milliardenvolk & Pakistan als Regional(Atom)macht und ebenso Teil der neuen Seidenstraße.

      Dazu kommt mittlerweile quasi die gesamte OPEC + weite Teile Afrikas (und Partner in Süd-/Mittelamerika).

      5. Der Ivan als solcher…
      Dieser ganze westliche Wokemist, Konsumwahn, Völkervermischungsphantasien, … ja – diese Pest schlägt auch im russischen Volk hier und da Beulen…allein es handelt sich um nicht-repräsentative Teile der Bevölkerung. Der Rückhalt der Putinschen Politik in der Bevölkerung ist sehr stark. Das ist nicht nur Putins Verdienst. Zwei Weltkriege – man könnte diese auch als angloamerikanische Unterwerfungsversuche des alten Kontinentaleuropas nennen – haben den Russen Vaterlandsliebe, Zusammenhalt und Leidensfähigkeit gelehrt.
      (Zur Erinnerung: bei uns heult man rum und zieht Konsequenzen, wenn der Spieß die Bundis mal anschreit oder ne halbe Stunde im kalten Schlamm liegen läßt.).

      • Teil 4:

        6. RU ist kein Zarenstaat (mehr). "Putin" ist kein allmächtiger Staatenlenker, sondern eine Institution, ein Konzept der Staatsführung im Innern wie nach außen. "Putin" ist der Weg RUs nach der vom Westen initiierten und ausgenutzten (korrupten) Jelzin-Ära hin zu Selbstachtung, Selbstständigkeit (siehe wirtschaftliche Entwicklung insbesondere seit 2014), außenpolitischer Souveränität,…

        "Putin" ist nicht der Kopf der Hydra – Putin ist die Hydra.
        Viel Spaß beim Versuch diese zu erlegen.

    11. jeder hasst die Antifa am

      Ehe Russland zerfällt,zerfällt wohl eher die Nato.der Zerfall Russlands wird wohl immer ein feuchter Wunschtraum der Dekadenten untergehenden westlichen Gesellschaft sein,bestes Beispiel der Untergang der BRD der sich gerade vollzieht.

      • Da gibt’s ein paar dämliche ex Warschauer Pakt Staaten, jetzt voller
        Stolz in der NATO, wirtschaftlich mehr als unbedeutend, wenn die
        sich von den Russen nur ein Ding einfangen, ist das Geheule groß weil
        sich kein Schwein etwas um ein Rumänien scheren würde, halt Pech
        gehabt und diese Idioten wissen noch nicht einmal, daß sie nur
        Kanonenfutter für die Amis sind !

    12. Ansgar von Bremen am

      Creveld ist sehr beliebt bei Leuten, die von Militär und Krieg nicht das Geringste verstehen. Russland ist homogen , kein "Jugoslawien" , kein Völkergefängnis das auseinanderfallen muß . Die wenigen Fremdvölker welche Zwangsmitglieder in der Russischen Föderation sind , sind da ohne Gewicht. Putin kann stürzen, aber Russland zerfällt deswegen nicht.

    13. Ok, ziemlich kurzes Statement – kann mir schwer vorstellen, daß dies die vollständige Analyse ist, daher ein paar Fragen:

      1. Rußland hat seinerseits in puncto Wirtschaftskrieg bisher so gut wie keine Instrumente ausgepackt (wir lassen den Gashandel bzw. dessen Umstellung von Dollar/Euro auf Rubel mal außen vor – dieser Punkt ist größer als das UA-Thema).
      Ein vollständiger Exportstopp von Energierohstoffen und vorallem Metallen, chemischen Stoffen, … würde in Europa schlagartig und flächendeckend Wirkung zeigen.

      2. Taiwan schon vergessen?! Um Rußland auch nur in die Nähe von Verhandlungen zu bringen, welche für Rußland faktisch inakzeptable Ziele verfolgen, erfordert zwangsläufig einen noch größeren militärischen Aufwand des Westens. Bsp.: selbst die Amis reden schon von (drohender) Munitionsknappheit für Teile der Artillerie.
      China wird – denn das ist die rationalste Entscheidung – eine militärisch unterlegte Wiederangliederung von Taiwan zu genau diesem Zeitpunkt wenigstens in Betracht ziehen. Zu jedem anderen wäre das Wagnis – Inkaufnahme von militärischen Reaktionen des Westens (außer Taiwan selbst und ggfs. Japan) – zweifellos und deutlich höher.

      • Teil 2:

        3. USA – die midterms sind gerade durch, Twitter "eskaliert", das Spiel der Amis über Bande wird auch langsam in Europa zur Kenntnis genommen…
        Eine existenzielle Bedrohung Rußlands allein durch den Fakt eines möglicherweise für RU suboptimalen Friedensschlußes hängt maßgeblich vom Gebahren der Amis ab.

        Ich erinnere zum einen an die polnischen Ambitionen zur Ensendung einer "Friedenstruppe"…der Yankee sagte sinngemäß; "macht doch, is dann aber kein NATO-Thema, wenn ihr auf die Fresse bekommt.";
        und zum anderen an die ukrainische Bereitschaft zu Verhandlungen im Frühsommer(?)22 – plötzlich stand Boris ‚Sturmlocke‘ Johnson in Kiew und hat das dem Selensky wieder "ausgeredet"…manche sagen "verboten".

        4. "Rußland in seiner heutigen Form"…
        ja; und dazu gehören (im geopolitischen Sinne) auch Weißrußland (traditionell), die Serben (favourisieren eher Väterchen Frost als Uncle Sam), die Tschetschenen (wissen nunmehr sehr genau, wie RU ethnisch/religiöse Konflikte lösen kann und haben Respekt und Partnerschaft erfahren – obwohl sie ziemlich straffe Moslems sind), Kasachstan = Seidenstraßenprofiteur und kann als solcher trotz deutlicher Verbundenheit dem Westen ggü. garkein Interesse an einem zerfallenden RU haben,…

    14. Friedrich II. von Preußen brauchte viele Jahre, um Preußen als Großmacht zu etablieren und Schlesien sicher anzuschließen.

    15. Narrenschreck am

      Typische Verdrehung. Creveld sagt nicht ,daß Russland zerfällt wenn Putin stürzt ,sondern daß Russland dann zerfallen KÖNNTE . Für Compact und seine Leserschaft ist da offenbar kein Unterschied. Auch das ist übrigens Humbug . Schließlich ist die Rumpf-Sowjetunion ziemlich homogen und zentrifugale Kräfte fehlen. Wie soll da Russland auseinander fallen ?

    16. Rußland zerfällt? Das wäre genau das worauf die transatlantischen Aasgeier hoffen – möge die Ausplünderung beginnen.
      Allerdings ist die Welt nicht so gleichgeschaltet wie es die US-Globalisierer sich wünschen, und insbesondere China und Indien werden davon alles andere als begeistert sein.

    17. Einer weiteren Annäherung von Deutschland und Russland hätten auch die alten Kontinentalmächte argwöhnisch beigewohnt. Britannia rules the Waves und Fronkreisch möchte auch in Europa mehr dirigieren. Deutschland wäre in Europa genauso isoliert, wie man es mit Russland versucht. Das wäre die Wiedergeburt des Hitler-Stalin-Paktes geworden, aber ohne die bösen alten Herren. Die USA hätten es sich dann mit ihren europäischen Verbündeten überlegen können, wen sie in den Würgegriff nehmen würden. Wirtschaftlich isoliert worden, wären garantiert beide.

      Die deutsch-russische Romantik wäre eine einsame Beziehung geworden, wie die von Romeo und Julia.
      Da ist doch bequemer, wenn Olaf das Stöckchen zurück holt, was Sloppy Joe wirft.

    18. Rußland ist weit, Rußland hat Zeit. Die "westliche Wertegemeinschaft" dagegen ist nurmehr ein Luftschloß, das schon von einer leichten Brise zerpflückt wird.

    19. Ich glaube ohne Putin fällt Russland nicht, im Gegenteil. Das ist wie alles andere eine Fehleinschätzung!
      Im Verbund mit China geht es zum Weltkrieg und wie der dieses mal endet wird thermonuklear sein.
      Wie einfältig und leichtsinnig die Diplomatie ausgeblendet ist, dass ist schon beachtlich.
      Rechthaberei, dummes Politgehabe und immer mehr Leid für die Menschen auf allen Seiten!
      Dass ist ihre Politik die sie machen.
      Dafür wird es höchste Zeit, dass man es den Politikern ins Gesicht schreit.