Aufführungen von Wagners „Ring des Nibelungen“ kann man sich heute kaum ansehen. Dabei berührt das Sujet die deutsche Seele wie kaum ein anderes. Was den Herrschenden gar nicht schmeckt: Die germanischen Göttersagen künden vom Untergang der alten und dem Entstehen einer neuen Welt. Den „Ring“ gibt es nun auch als opulenten Comic-Band von Meisterzeichner P. Craig Russell. Hier mehr erfahren.
_ von Felix und Therese Dahn
Der Drachentöter Siegfried aus der Nibelungen-Sage wird vielfach als Wiedergänger von Arminius gesehen, der das Ungeheuer der römischen Besatzungsmacht besiegte – und Kaiser Barbarossa als Retter, der zur letzten Schlacht von den Toten aufersteht
Sehr zahlreich und mannigfaltig sind die Nachklänge dieser Sage von einem letzten furchtbaren Kampf, von dem errettenden Erscheinen verborgener, geheimnisvoller Helfer für ein schwer bedrängtes Volk, von dem Untergang der Welt in den Flammen dieses Kampfes und dem Auftauchen einer besseren Welt.
Donar und Elias
In dem bayerischen Gedicht Mûspilli ist die heidnische Überlieferung mit christlichen Kirchensagen auf das seltsamste verquickt, aber doch noch in höchst bezeichnenden Zügen erkennbar: Am Ende der Dinge wird neben den Teufel, den Altfeind, ein zweiter Unhold, der Antichrist, treten. Diese beiden als Anführer aller bösen Gewalten werden gegen Gott, die Heiligen, die Kirche streiten.
Gott sendet Elias auf die Erde, der oft wegen seines feurigen Wagens als Donar erscheint: der Antichrist heißt geradezu der Wolf. Elias „will den Guten das Reich retten“, er tötet den Wolf, doch wird auch Elias in dem Kampfe verwundet, und von seinem Blute, das zur Erde träuft, entbrennen die Berge: Nicht einer der Bäume steht mehr in der Erde, die Wasser alle ertrocknen, das Meer versiegt, der Himmel schwelt in Lohe, der Mond fällt nieder, Mittelgard brennt, kein Fels steht mehr fest.
Da fährt der Gerichtstag (Bußtag, stuatago) ins Land mit Lohe, den Lastern zu lohnen: Da kann Freund nicht mehr Freunde vor dem Muspel (Feuer?) frommen, wann der bereite Glutstrom alles verbrennt und Feuer und Luft alles reinigen.
Die Raben am Kyffhäuser
Aber auch im späten Mittelalter, ja, bis heute noch, wissen zahlreiche Sagen zu erzählen von helfenden Frauen, d. h. ursprünglichen Göttinnen („Frau Holde“ in dem hohlen Stein, „Frau Vrene“, „Frau Venus“); häufiger aber von Helden, d. h. ursprünglichen Göttern, welche, durch bösen Zauber entrückt in Berg am Ende der Tage, wann der Teufel, das Böse auf Erden ermächtig geworden, und die Guten, die Frommen oder das deutsche Volk auf das Äußerste bedrängt, an der Spitze schimmernder Scharen hervorbrechen und nach furchtbarem Kampfe, dem letzten, der auf Erden gekämpft wird, die bösen Feinde vernichten werden, worauf dann das Reich Gottes auf Erden beginnt, oder auch nachdem Christus und die himmlischen Heerscharen sich eingemischt und die Guten gerettet, die Teufel und die Bösen gerichtet haben, das ewige Leben im Himmel anhebt.
Siegfried, Dietrich von Bern, Karl der Große, Widukind, Otto der Große, Friedrich der Rotbart,, Friedrich II., die „drei Telle“ (in der Schweiz, d. h. Wotan, Donar, Frô) harren so im Zauberschlaf des Weckrufs zu dem ihr Volk errettenden Kampfe und Felshöhlen und hier festgebannt, erst im Kyffhäuser sitzt der Rotbart am runden Steintische, um den – ein Ausdruck der unendlich langen Zeit – sein langer Bart schon zweimal herumgewachsen.
Er nickt, den Kopf in der Hand, und blinzelt schläfrig mit den Augen. Alle seine vielen tausend Ritter und Helden schlafen in ihren Waffen um ihn her: In seiner Rüstkammer liegen die Waffen gehäuft: ungeduldig stampfen im Traum die Rosse in den unterirdischen Ställen. Der Kaiser sucht die Zahl seiner Kämpfer zu mehren, indem er tapfre Männer durch den Zwerg zu sich hinablockt in den Berg und gegen Gold in seine Dienste wirbt.
Der Antichrist gegen die Deutschen
Von Zeit zu Zeit fragt er den dienenden Zwerg oder einen Schäfer, der sich hineingewagt hat in die Höhle, ob die Raben noch immer um den Berg fliegen. Auf die Bejahung ruft er wohl: „So muss ich noch schlafen wohl hundert Jahr!“ Endlich aber – sein Bart ist nun zum dritten Mal herumgewachsen – fliegen die Raben herein, setzen sich auf seine Schulter und raunen ihm ins Ohr.
Da springt er auf und stößt in das schmetternde Horn: Auf fahren seine Helden aus dem Zauberschlaf, sie greifen, noch halb verschlafen, nach Helm und Schwert, sie eilen nach oben, der Kaiser hängt seinen Heerschild an den dürren Baum am Untersberg (am Birnbaum auf dem Walserfeld: dieser Baum ergrünt aufs Neue – die halb verdorrte Weltesche erneuert sich), Gericht zu halten und alle guten Deutschen unter seinem Heerschild zum Kampfe zu scharen. Das Walserfeld ist unverkennbar das Idafeld (Wal, so viel als Schlacht): hier wird die letzte blutige Schlacht geschlagen:
Der Antichrist führt die Ungläubigen gegen die Deutschen, die Christen: die Posaunen der Engel ertönen: Der Jüngste Tag bricht an. In andern Landschaften ist es ein andrer Baum (der Holunder in Nottorf in Schleswig): Oft wird dabei eine Brücke (Bifröst) erwähnt, über welche vor dem Nahen der Retter eine rote Kuh (Muspels Söhne) gelaufen oder das angreifende Heer (der Riesen) gezogen sein muss.
Auf dem weißen Ross
Die arge Bedrängnis der Guten wird wohl dadurch ausgedrückt, dass nach vielen verlustreichen Schlachten die vom Heere des weißen (d. h. guten) Königs Übriggebliebenen zusammen von einem Schild, einem Tisch, einem Stein, einer Platte speisen mögen. Der weiße König („de wite God“ in den Niederlanden) reitet auf weißem Ross (Odin oder Freyr) gegen den schwarzen (Surtur). Manchmal sind es zwölf (die Zahl der Asen) bergentrückte Helden, welche Deutschland in höchster Not erretten.
Jede Zeit fasste die drohende Gefahr und die zu lösende Aufgabe je nach ihrem Verlangen: das Heilige Grab befreien, den Pfaffen feuern (d. h. die Kirche reformieren), die Türken aus Europa treiben. Das Vertrauen, dass schließlich doch der Kaiser (d. h. Wotan) kommen und alles gut machen werde, drückt man wohl in der Fassung aus, dass ein allzu Sorgloser „auf den alten Kaiser hineinlebt“.
Wagners Opern-Zyklus als opulent illustriertes Comic-Album: Craig P. Russels „Der Ring des Nibelungen“ – ein Mythos für unsere Zeit! Ein ideales Geschenk für Jung und Alt. Hier bestellen.
7 Kommentare
Alte nordische und germanische Mythologie ist schon ein schönes Thema Geschichte, da es ja eine Hochkultur ist. Es gibt schöne Literatur sowie Musik zu diesem Thema Schöpfergeist. Die Auswahl ist verdammt groß und bietet niveauvolle Unterhaltung auch zum angemessenen Volkspreis. Es ist alles besser als die Glotze wo Tatsachen nur halbherzig oder ganz verdreht dargestellt werden. Als Literatur ist die Edda empfehlenswert, aber auch die Schwarze Sonne Göttliches Licht der Erkenntnis. Wer bei dem Minibuch Schwarze Sonne nur auf 1933 und Heinrich Himmler tippt liegt völlig fehl. Es wird wohl Jahrhunderte vorher behandelt die alte mystische Sonne. Natürlich Rautenbergs Buch Volk des Lichts ist auch ein sehr gut geeignetes Buch für Einsteiger die sich mit Germanenstämmen in Mitteleuropa befassen. Nun zum musikalischen Teil was auch die jüngere Gesellschaft mehr anspricht: aus Skandinavien sind Bathory, Burzum und Satanic Warmaster die besten Black Metal bzw. Pagangruppen. Hierzulande bei uns in BR(deutsch) sind es Absurd, Halgadom und Leichenzug. Gerade die musikalische Qualität und Textinhalte stehen keiner Kommerzband in nichts nach oder sind noch besser. mfg
Erstmal Danke an den Compact-Shop: Hatte mir den Comic vor kurzem bestellt. Kam heute an. Ich hab ich aber erstmal für die Neuauflage von Wisnewskis "Titanic Attentat" entschieden. Trotzdem schon mal durchgeblättert und die Zeichnungen betrachtet. Wirklich sehenswert! Und allein schon so wird klar, woher Tolkien mit seinem "Herr der Ringe" einen Teil der Ideen hatte. Ich freue mich jetzt schon auf die Lektüre. Mir sind jedenfalls über 400 Seiten Comic lieber als ca. 16 Stunden Oper… Auf alle Fälle empfehlenswert – allein schon wegen der großartigen graphischen Umsetzung!
Es wird Zeit für eine Renaissance der slawischen, keltischen, germanischen und griechischen Bodenständigkeit.
Der Niedergang der zerstrittenen und weitgehend von Dekadenz regierten USA ist eine gute Gelegenheit.
Auch andere Völker der Erde mögen wieder zu ihre altbewährten Kulturen zurückfinden!
Sehr schöner Text. Dazu ein passendes Zitat von Karl Maria Wiligut, der hier ja manchmal in Artikeln vorkommt:
»Im Verlauf unserer Geschichte wurden die mythischen Überlieferungen unseres Volkes zunehmend verdunkelt, um so, wenn überhaupt, erst den Menschen späterer Zeitalter wieder zugänglich zu sein. Dies ist der Grund warum wir unsere Seelen nicht gegenüber Mythen, Sagen, Märchen und mündlich verbreiteten Überlieferungen verschließen dürfen, sondern sie als Quellen einer oftmals verschütteten Geschichte in Betracht ziehen müssen, bis hin zu einem Punkt, an dem sie objektiver Untersuchung standhalten.«
Naja unsere neuen Götter kleben sich auf der Straße fest.
@jeder hasst die Antifa:
Na, nicht die "neuen Götter" kleben sich was, sondern deren Götzenanbeter/Jünger/Zeugen/was-auch-immer-für-Bioroboter..
Achtung – folkloristische Unschärfe möglich & wahrscheinlich:
"Wenn der Knecht Ruprecht vom Nikolaus der ‚Jünger‘ wäre, dann wären die Klimakleber der Dreck in Ruprechts Pelz.
Dies allerdings nur, da Ruprecht selbst vor lauter Buckelei übers Winterquartal den wöchentlichen Badetag mit den Nixen immer wieder verschoben hat. …während aufgrund ebendessen Bacchus Umsatzeinbußen hinnehmen mußte."
Das sind nicht "unsere" Götter, sondern von wenigen reichen Spinnern bezahlte Verwirrer und Zersetzer.