Laut Psychoanalyse artikuliert sich Unbewusstes in Träumen mithilfe von Symbolen. Die gilt es zu entschlüsseln. Dabei stehen längliche Objekte manchmal für den Phallus. Gewissenhafte Analytiker sind bei solcher Deutung jedoch vorsichtig, berücksichtigen stets den Kontext und die begleitende Emotion des Träumenden.

    Mit der Adaption der Psychoanalyse durch die Populärkultur fiel jedoch diese professionelle Hemmung. In den 1970ern war plötzlich alles „phallisch“ – von Revolvern in Gangsterfilmen, hohen Türmen bis hin zu Pilzen auf der Herbstwiese. Ein Independent-Regisseur erzählte 1981 sogar im TV-Interview, jeder Filmstreifen sei ein „Riesenphallus“, den man auf eine Spule gewickelt habe. Aber wie alle intellektuellen Moden versank auch diese bald im Marginalen… Jetzt aber droht ein Gender-Comeback dieser geschlechtsorientierten Symboldeutung.

    Die kanadische Feministin Leslie Kern beschreibt nämlich Metropolen als riesige Phalluswälder. Wie sonst soll man die Ansammlung von Hochhäusern auch deuten? Aber damit sind Wolkenkratzer-Skylines für Kern keineswegs Ballungszentren der Lust, sondern der Bedrohung, der „toxischen Männlichkeit“.

    Dem hat die Professorin für Geographie und Leiterin der Gender-Studies an der Mount Allison University jetzt ihr Buch „Feminist City“ gewidmet. Die Stadt als reines Männer-Revier: Dunkle Gassen, männliche Straßennamen und Männerstatuen zeigen für Kern schreiende „Gender-Ungleichheit“. „Unsere Städte sind ein Patriarchat, in Form von Steinen, Ziegeln, Glas und Beton.“ Vor allem die Form der Bauten haben es ihr angetan: „Ein Gebäude, egal wie sehr es an einen Penis erinnert, kann nicht frauenfeindlich sein, oder?“, lautet eine rhetorische Frage in dem Werk.

    In ihrer Antwort stützt Kern sich laut flinkfeed auf die Architektin und Lyrikerin Dolores Hayden. die Bürotürme ebenfalls zu den Monumenten zählt, „die an Penisse erinnern“. Schließlich spreche man in der Architektur von Sockel, Schaft und Spitze. Welchen Ausweg bietet Kern aus diesem Dilemma? Als bekennende Gegnerin der Polizei ist sie für deren Abschaffung. Das in sie investierte Geld sei im öffentlichen Leben besser investiert. Aber wer schützt dann die Frauen in Ballungszentren der Phalluskämpfe vor toxischer Männlichkeit?

    Natürlich muss ein so wertvolles Buch ins Deutsche übertragen werden. Ab Oktober ist die Übersetzung im Handel, allerdings nicht über den COMPACT-Shop zu beziehen. Stattdessen erinnern wir an die wirklich großen Frauen. Die gab es in jeder Kultur, auch in der deutschen. Von Feministinnen totgeschwiegen, zeigt COMPACT-Geschichte 6: „Jan von Flocken: Deutsche Frauen – Die klügsten und tapfersten aus 2000 Jahren“ wirkliche Vorbilder, Beispiele weiblicher Kraft und Mut. Infos und Bestellung hier

    Compact Geschichte 06: Deutsche Frauen

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