„Die beste Soldatin in meiner Einheit ist meine Hauptfrau“, könnte es künftig heißen. Damit keine Missverständnisse aufkommen: Von Vielweiberei ist nicht die Rede, da hierzulande verboten – zumindest den Deutschen aka den Christen. Wer künftig dennoch von „Hauptfrau“ spricht, meint seine Vorgesetzte bei der Bundeswehr. Dort sollen die Dienstgrade durchgegendert werden.

    Was lange währt, wird endlich „gut“. Bereits vor zwei Jahren – damals noch unter der Fuchtel von Frau Ursula von der Leyen – brannte die Debatte über die Einführung von weiblichen Dienstgraden. Nun wird Verteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer (CDU), ebenso wenig eine Gediente in der Bundeswehr wie ihre Parteikollegin und Vorgängerin und mit ebenso wenig militärischem Rüstzeug im Gepäck, am kommenden Dienstag ein entsprechender Vorschlag zur Entscheidung vorgelegt. Staatssekretär Gerd Hoofe sowie zwei Abteilungsleiter ihres Ministeriums haben den Vorschlag bereits abgesegnet.

    Nach schwanger*innentauglichen Kettenfahrzeugen nun steuerzahlerteures Gender-Gaga als ABM für arbeitslose „Wissenschaftler“ – oder Symbolpolitik, um von nichtrollenden Panzer*innen, nichttauchenden U-Boot*innen, nichtabhebenden Flugzeug*innen abzulenken? Das sieht die verteidigungspolitische Sprecherin der FDP, Marie-Agnes Strack-Zimmermann, ähnlich: Es sei ihr völlig egal, ob es weibliche Dienstgradbezeichnungen gebe; die Bundeswehr habe andere Sorgen.

    Und die Verteidigungspolitikerin der ehemaligen Arbeiterpartei SPD, Siemtje Möller, findet es zwar „prinzipiell gut, sich über diskriminierungsfreie Sprache Gedanken zu machen. Wenn ich mit weiblichen Angehörigen der Bundeswehr spreche, dann klagen die allerdings nicht über einen nicht gegenderten Dienstgrad, sondern über fehlende Schutzwesten, zu wenig Stiefel oder leergefegte Kleiderkammern, so dass sie keinen Fliegeranzug in ihrer Größe haben.“ Auch der Hamburger CDU-Bundestagsabgeordnete Christoph Ploß plädiert laut t-online dafür, „die Energie statt in Gender-Aktivitäten in eine bessere Ausstattung der Bundeswehr zu stecken.

    Der Bundeswehrverband, der nicht begeistert scheint von weiblichen Dienstgraden, kennt tatsächlich „fast nur Frauen, die eine solche Änderung ablehnen“, so Verbandschef André Wüstner gegenüber dem Spiegel. Die Debatte lenke von den echten Problemen ab: moderne Ausrüstung und die Verbesserung der Einsatzbereitschaft. Wüstner wird konkret: „Wer auch immer im Ministerium jetzt eine solche Gender-Debatte lostritt, erweckt in der Truppe den Eindruck, endgültig jeglichen Bezug zu den von Mangelverwaltung geplagten Soldaten verloren zu haben.“

    Mangel sieht auch Eva Högl (SPD), Wehrbeauftragte des Bundestages. Sie ist unzufrieden mit dem zu niedrigen Anteil an Frauen in der Truppe – immerhin rund 22.500 von etwa 184.000, ein Anteil in den militärischen Bereichen von etwa zwölf Prozent mit steigender Tendenz. Da gebe es noch „Luft nach oben“. 30 Prozent in der Bundeswehr schweben ihr vor, „würden der Truppe sicher guttun“. Außerdem seien sie „noch nicht überall gleichermaßen respektiert“. Respekt muss man sich verdienen, Frau Högl. Ob albernes Gekicher bei einer Trauerveranstaltung oder ausgerechnet die Verweiblichung des Dienstgrades hier ihren Beitrag leisten, sei dahingestellt. Denn Frau „Bootsmann“ klingt blöd, „Frau Bootsfrau“ nicht minder.

    Und dürfte auch beim Feind eher Belustigung auslösen, denn ihm Ehrfurcht einflößen. Nachdem Israel als erste Armee der Welt im Unabhängigkeitskrieg 1948 regulär Frauen in gemischten Einheiten bei Bodengefechten eingesetzt hatte, fiel die Bilanz erschütternd aus. Sobald eine Frau verwundet wurde, vergaßen ihre männlichen Kameraden ihren Auftrag und ihren eigenen Schutz: Die Verluste stiegen, die Kampfmoral sank. Feindliche Truppen indes empfanden es als Schmach, vor weiblichen Soldaten zu kapitulieren und kämpften selbst bei klarer militärischer Unterlegenheit weiter. Mehr Blutvergießen war das Ergebnis. (Quelle: „On Killing: The Psychological Cost of Learning to Kill in War and Society“, Dave Grossmann)

    Auch in der US-Armee werden Frauen seit 1948 eingesetzt, allerdings nicht in Kämpfen mit direktem Feindkontakt. Klagen von Frauenrechtlerinnen? Nicht bekannt. Anders in der Bundeswehr, wo laut Beschluss im Jahr 1975 bereits ausgebildete Ärztinnen als Sanitätsoffiziere dienen und ab 1988 als Offiziere zugelassen werden durften. Ab 1991 gestand man ihnen Mannschafts- und Unteroffizierlaufbahnen im Militärmusikdienst und im Sanitätswesen zu; ein aktives Eingreifen in Kampfhandlungen blieb ihnen untersagt – bis zum Jahr 2000. Die damals 23-jährige Hannoveranerin Tanja Kreil, deren Bewerbung mehrfach mit der Begründung abgelehnt wurde, sie sei eine Frau, hatte bis vor dem Europäischen Gerichtshof geklagt, um Soldatin bei der Luftwaffe werden zu können. Unterstützt wurde sie vom bereits erwähnten Deutschen Bundeswehrverband, einer Art Gewerkschaft der BW, und bekam Recht.

    Die mächtige Frauenlobby im Bundestag setzte sich dahingehend durch, alle Laufbahnen für Frauen – von Piloten über Panzertruppe bis hin zu Spezialkräften – zu öffnen. Schließlich gefällt sich dank weiblicher Verteidungsministerinnen die Bundeswehr als Spiegelbild der Gesellschaft. Da fehlt es dann natürlich auch in diesem Bereich nicht an einer Gleichstellungsbeauftragten, an deren Wahl indes ein Mann nicht teilnehmen darf. Gleichstellung, um hier einmal für die Herren eine Lanze zu brechen, greift allerdings auch nicht, wenn es um körperliche Leistungsfähigkeit geht. In den Disziplinen Kraft, Schnellkraft und Ausdauer bei den Aufnahmetests dürfen Frauen 30 Prozent weniger leisten als Männer. Günstig bei Kampfeinsätzen…

    Unser Vermächtnis aus 2000 Jahren„Deutsche Helden müsste die Welt, tollwütigen Hunden gleich, einfach totschlagen.” Dieser Satz Joschka Fischers liegt schon länger zurück, zeigt aber das Dilemma im Umgang mit unseren Helden. Deutsche Helden kamen auch ohne Gender-Gaga aus. Jan von Flocken kennt diese Befindlichkeiten nicht. Im Gegenteil, Fischers Satz lässt von Flocken zur Höchstform auflaufen: „Was der Staat und seine besoldeten Helfershelfer an Schulen, Universitäten, Instituten, Medien etc. seit Jahrzehnten exekutieren: Das Verschwinden unserer von Helden maßgeblich geprägten Vergangenheit im ewigen Orkus des Totschweigens – es soll ihnen nicht gelingen.” Dieser Satz aus dem Vorwort ist gleichsam Programm und Mission für vorliegenden Band. Herausgekommen ist wieder ein Lesevergnügen der besonderen Art. Hier erhältlich.

    Wird die Bundeswehr als Experimentierfeld für die Ideologie des Gender-Mainstreaming missbraucht? Solange kriegerische Auseinandersetzungen unvermeidbar sind, dürften feministische Prioritäten zwangsläufig zu höherem Blutzoll führen bei einem Kampfgeschehen. Davor bewahrt auch nicht die feministisch korrekte Bezeichnung Frau „Feldwebelin“, obwohl diese Bezeichnung bereits im Mittelalter, wenngleich ohne Gender-Gaga, bekannt war: Sie leitet sich ab von „Feldweibel“, von Frauen, die sich um die Belange der Truppe kümmerten. Und die war männlich. Sollte es auch bei den Dienstgraden bleiben, anstatt die Genderitis gegen die deutsche Sprachkultur in Stellung zu bringen.

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