Viele Mythen und Legenden ranken sich um die Basilika Santa Maria del Popolo in Rom. In Dan Browns Bestseller „Illuminati“ wird dort die Leiche eines ermordeten Kardinals gefunden. Doch das ist noch nicht alles…

    Illuminaten-Gründer Adam Weishaupt. Foto: CC0, Wikimedia Commons

    Browns Roman wirft ein Schlaglicht auf einen Geheimbund, der Ende der 1776 von dem Ingolstädter Theologen Adam Weishaupt mit seinen Getreuen gegründet wurde: den Orden der Illuminaten.

    Dessen Vorläufer – die Freimaurerlogen – waren damals längst in der Mitte der Gesellschaft angekommen. Mehr noch: Die Idee der Freimaurerei hatte sich über ganz Europa verbreitet und zeigte bereits deutliche Anzeichen einer inneren Zersetzung, waren doch die unterschiedlichen Gruppen teils extrem zerstritten.

    Bizarrer Ausdruck dieser Entwicklung war die sogenannte Strikte Observanz. Dabei handelte es sich um ein spezifisches Hochgradsystem, das ab Mitte des 18. Jahrhunderts die meisten deutschen und eine Vielzahl europäischer Logen übernommen hatte. Im Gegensatz zum egalitären englischen Drei-Grad-Freimaurersystem (Lehrling, Geselle, Meister) bot die Strikte Observanz ihren Mitgliedern eine hochkomplexe, dem Templerorden nachempfundene Hierarchie-Abstufung.

    Radikale Aufklärer, geheime Umstürzler

    Vor dem großen Freimaurerkonvent, der vom 16. Juli bis 1. September 1782 im hessischen Wilhelmsbad tagte, war es einer Handvoll Mitgliedern der Illuminaten unter Adolph Freiherr von Knigge gelungen, die Führung maßgeblicher Logen zu übernehmen. Weishaupt hatte zuvor eine radikal aufklärerische Agenda formuliert, innerhalb des Ordens wurde eine frühe Form der Gehirnwäsche praktiziert.

    Das Buch unserer Kulturredakteurin über die Santa Maria del Popolo erschien 2011. Foto: BoD

    In seinem Buch „Türme und Plätze“ schreibt der britische Historiker Niall Ferguson:

    „Das erste Paradoxon des Illuminatentums zeigte sich darin, dass es ein Netzwerk war, das sich nach einer ausgeklügelten hierarchischen Struktur sehnte, obwohl es gegen vorhandene Hierarchien eiferte. (…) Das zweite Paradoxon des Illuminatentums war seine ambivalente Beziehung zum Christentum.“

    Laut Ferguson war das Endziel von Weishaupt, Knigge und ihren Anhängern alles andere als christlich – sie strebten eine „pseudoreligiöse ‚Weltreformation‘ auf der Basis von Idealen der Aufklärung“ an. 1785 wurde der Illuminatenorden verboten. Doch einiges spricht dafür, dass der Bund – wie in Dan Browns Geschichte beschrieben – fortbesteht.

    Einigen Theorien zufolge soll sich der Einfluss der Illuminaten auch in der Gründung der USA im Jahr 1776 und danach niedergeschlagen haben. Auffällig ist in der Tat die 13-stufige Pyramide, deren Spitze ein allsehendes Auge bildet, das von einer Aureole erleuchtet wird, auf der Rückseite der Ein-Dollar-Note. Das war auch das Symbol des Illuminatenordens.

    Doch was hat das alles mit der Basilika Santa Maria del Popolo in Rom zu tun?

    ▶️ Unsere Kulturredakteurin Dr. Stephanie Elsässer hat – damals noch unter ihrem Namen Eckhardt – ein Buch über jene Kirche geschrieben (siehe oben) und war nun noch mal in Rom vor Ort. Ihren Bericht sehen Sie in dem Video oben.

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    7 Kommentare

    1. Peter vom Berge am

      Daemonum in Romanis catacumbis
      Resurrectio creavit periculum magnis
      Mundi minantur qui se effundunt
      Malum propagant et terram corrumpunt.

    2. Was hinter dem Christentum im Geheimen waltet

      Alfredo Ottaviani (um 1937): „Die römische Kirche betrachtet sich als überstaatlich und den Staat als unter ihr stehend. Verträge, die sie abschließt, sind demnach nicht Verträge zwischen Gleichstehenden Vertragsabschließenden, sondern solche Verträge sind, in der Auffassung Roms, ein Gnadenakt der Kirche, durch den sie gewisse „Privilegien“ einem Staate gewährt, bei dem sie eine volle Unterwürfigkeit noch nicht durchsetzen kann.“

      Alfredo Ottaviani (Ottaviani, Institutiones Juris Publici Ecclesiastici, 2.Band, Rom-Vatikan, 1936, S. 270 f.): „Konkordate sind Verträge zwischen dem Heiligen Stuhl und den Staatsoberhäuptern, durch die die Pflichten und Privilegien des Staates sowie die Rechte der Kirche bezüglich bestimmter Angelegenheiten – der sogenannten res mixtae (das sind z. B. Schule, Erziehung, Ehe, kirchliches Vermögen) – , zum Wohl der beiden Gemeinschaften abgegrenzt und feierlich bekräftigt werden. Objekt der Konkordate sind also einerseits die Privilegien, welche kirchlicherseits dem Staate zugestanden werden, andererseits die Verpflichtungen, die vom Staat anerkannt und übernommen werden.“

    3. "Obelisco Sallustiano Er krönt die Spanische Treppe vor der Kirche Santa Trinità dei Monti.
      Erst 1789 wurde er an seinem jetzigen Standort aufgestellt. Um seine Errichtung an dieser Stelle hatte es einen langen Streit zwischen dem Papst und dem französischen König gegeben. Der Papst wollte mit der Errichtung auf der vom französischen König bezahlten und in Auftrag gegebenen Treppe sein Primat gegenüber König Ludwig XV. zum Ausdruck bringen, der sich mit einem Reiterstandbild dort verewigen lassen wollte. Lange Jahre geschah nichts und erst in den Jahren 1787 bis 1789, als der französische König zunehmend andere Sorgen hatte, wurde der Obelisk durch Papst Pius VI. aufgerichtet."
      Ludwig XVI hat es seinen Kopf gekostet und Frankreich unter die Gewalt der Jesuiten (Illuminaten) gebracht.

      "Wenn wir hier ein Wenig verweilen und auf ein Beispiel wie auf einen Spiegel schauen, so frage ich, ob, wenn etwa ein grosser Obelisk zur Zierde eines Triumphes oder einer andern Feierlichkeit herbeigeschafft werden sollte, und die Leute dies mit ihren blossen Händen versuchten, ob nicht jeder vernünftige Zuschauer dies für eine grosse Thorheit erklären würde?" (Francis Bacon)

    4. Obelisk, von griech. obeliskos (bratspießähnlich), auch Obelos genannt, ein skulptierter (ausgemeißelter) Steinpfeiler, der in Altägypten große symbolische Bedeutung hatte. Der erste dieser heiligen Steinpfeiler soll in der Stadt On (griech. Heliopolis, nördlich von Kairo) gestanden haben, auf den zuerst die Sonnenstrahlen bei der Weltschöpfung fielen. Obelisken waren mit dem Sonnenkult verbunden.
      (Lexikon der Symbole: Obelisk. Knaurs Lexikon der Symbole)

    5. Das vielfältige Nebeneinander der Kulturen und Stilepochen durch ein Übermaß an Kulturdenkmälern in Rom nannte Goethe einen "Abgrund von Kunst."

    6. S. Maria del Popolo
      „…Die Geschichte von der Buche, die hier in alten Zeiten über dem Domitiergrab gestanden habe und in deren Krone der verfluchte Geist des Kaisers Nero nächtens heulen soll, sowie die Gründung der Kirche zur Bannung dieses Dämons, ist unhistorisch.
      S. Maria del Popolo ist Basilica Minor, Pfarrkirche, Klosterkirche der Augustiner-Eremiten und Kardinal-Prister-Titel, derzeitiger Inhaber (seit 1976): Hyacinthe Thiandoom, Erzbischof von Dacar.
      Ende des Jahres 1511 (oder Anfang 1512) weilte Martin Luther, der ja Augustiner-Eremit war, in Angelegenheiten seines Ordens in Rom. Er wohnte in dieser Zeit hier im Konvent, der sich an die Kirche anschließt. Die Zustände der katholischen Kirche, die Luther nun mit eigenen Augen sah, waren wohl nicht zuletzt Anstoß für seine Reformation.“ (Kirchenführer Rom, Herbert Rosendorfer)
      Laut der Geschichtschreibung kam es zum Brand in Rom, den man den Christen anlastete. Die Verfolgung und der Christen findet heute ebenfalls statt, weil man das Chritentum beseitigen will. Das ist nur möglich, indem man die Christenheit als "Brandstifter" verurteilt.

    7. Professor_zh am

      Die Geheimniskrämerei einerseits, die Bereitschaft, eigene Überzeugungen mit Gewalt durchzusetzen, andererseits sind in der Summe gefährlich. Dagegen würde an irdischen MItteln nur Gegengewalt helfen, wovor Professor_zh ausdrücklich warnen möchte!
      Aber die Macht des Gebets, das Vertrauen auf Gottes Hilfe und ein untadeliges eigenes Leben sind Mittel, die jedes Übel überwinden können!
      G. s. J. C.!