Der zweite Tag des Wave-Gotik-Treffens stand ganz im Zeichen des Auftritts einiger belgischer Klang-Pioniere. Nur wenige Bands schaffen es, die Musiklandschaft nachhaltig zu prägen und Genregrenzen zu sprengen – Front 242 gehören zweifellos dazu. Viele Geheimnisse über die wohl bekannteste Band der Pop-Geschichte verraten wir in unserer Ausgabe „Geheimakte Beatles“. Lesen Sie bei uns, was der Mainstream verschweigt. Hier mehr erfahren.

    Kaum eine Band ist so bekannt für ihre energiegeladenen Live-Auftritte wie Front 242. Mit einer Mischung aus elektronischen Beats, Live-Instrumenten und der charismatischen Bühnenpräsenz von Sänger Jean-Luc De Meyer gelang es ihnen auch gestern, die Leipziger agra-Halle in einen brodelnden Hexenkessel zu verwandeln.

    Gegründet im Oktober 1981 in Brüssel waren Front 242 ursprünglich ein Duo, bestehend aus Daniel Bressanutti (alias Daniel B.) und Dirk Bergen. Noch im gleichen Jahr veröffentlichten sie ihre erste, durch Bands wie Kraftwerk oder Throbbing Gristel beeinflusste Single „Principles“. Ein Jahr später stießen mit Patrick Codenys und Lead-Sänger Jean-Luc De Meyer weitere Gruppenmitglieder hinzu.

    Vom EBM zum Techno

    Ab 1984 wird der Sound der Band deutlich härter, Front 242 lösen sich aus der Masse der damals im Gefolge von Depeche Mode entstehenden SynthPop-Bands heraus. Harte Rhythmen und reine Elektroniksounds verbinden sie zu einer sehr gut tanzbaren Mixtur. Dadurch schaffen sie eine komplett neue Musikrichtung, die sogenannte Electronic Body Music (EBM). Front 242 traten als Vorgruppe von Depeche Mode auf und konnten sich so neue Hörerkreise erschließen.

    Ihr Album „Front by Front“ aus dem Jahr 1988 gilt als Meilenstein der tanzbaren elektronischen Musik und enthielt mit „Headhunter“ und „Never Stop“ zwei Titel, die bis heute zu den angesagtesten Club-Hits zählen. Außerdem wurde in Frankfurt ein junger DJ namens Sven Väth auf die Band aufmerksam und spielte ihre Musik in der Flughafen-Diskothek Dorian Gray. Hier wurde damals nach Auffassung vieler Musikhistoriker das Techno-Genre erfunden und auch daran hatten Front 242 großen Anteil.

    Auftritt der Band The Ghosting im Leipziger Felsenkeller beim Wave-Gotik-Treffen 2023. Foto: COMPACT

    Für Diskussionen sorgte von Anfang an das paramilitärische Auftreten der Band. Tarnnetze, kugelsichere Westen und so genannte Gletscherbrillen gehörten zu den typischen Utensilien. Dieses Auftreten wurde vielfach als faschistoid verstanden, sollte aber ein künstlerisches Spiel mit Symbolen sein. Die Band betonte immer wieder, der Name Front 242 habe keine bestimmte Bedeutung. Die Bezeichnung „242“ ist tatsächlich die Brüsseler Vorwahl der Bandmitglieder gewesen.

    Die agra bebt

    In der zweiten Hälfte der 80er Jahre zählten Front 242 sicherlich zu den bekanntesten kontinentaleuropäischen Bands in den USA. Doch wie so häufig folgte auch hier auf den großen Erfolg eine große Krise. Die Band trennte sich für einige Jahre, 1997 kam es zur Wiedervereinigung.

    Auch bei ihrem gestrigen Konzert in der agra-Halle spielten Front 242 insbesondere ihre zeitlosen Klassiker und ließen ein audiovisuelles Stahlgewitter auf die WGT-Besucher niedergehen. Obwohl natürlich auch für Front 242 die Zeit nicht stehengeblieben ist, ist ihre Bühnenshow immer noch so kraftvoll und athletisch, wie man sich das für eine EBM-Band nur wünschen kann. Das Publikum quittierte dies wie auch die vielen Zugaben, die die Band spielte, mit begeisterten Tanzeinlagen. Insbesondere bei „Headhunter“ explodierte die gesamte agra-Halle in eine Masse zuckender Leiber und unter den Tausenden von Zuhörern gab es wohl keinen einzigen, der nun nicht das Tanzbein geschwungen hätte.

    Schon zuvor hatte es an diesem Tag die Wiedervereinigung der deutschen 80er-Jahre Gothic-Band The Ghosting gegeben, die in ihrer Musik eine deutliche Vorliebe für die deutsche Romantik kultivieren. 20 Jahre dauerte die Trennung, nun stand man beim gestrigen WGT wieder gemeinsam auf der Bühne. So schreibt das Wave-Gotik-Treffen jedes Jahr viele neue große und kleine Geschichten.

    Den Bericht über den ersten Tag des WGT lesen Sie hier.

    Okkultismus, Extremismus, Geheimdienste, Adorno und Tavistock: In unserer Ausgabe „Geheimakte Beatles“ finden Sie Fakten zu Lennon, McCartney & Co., die der Mainstream verschweigt. Wussten Sie zum Beispiel, dass die Beatles in den USA in einer Kommune mit Söhnen von Militärs und CIA-Agenten herumhingen? Dies und vieles mehr lesen Sie nur bei uns. Hier bestellen.

    10 Kommentare

    1. Th. Stahlberg am

      Muss diese Erscheinung in Anlehnung an Nietzsche als "Jenseits von Gut und Böse" eingeordnet werden? Ich werde den Verdacht nicht los, dass diese Szene durchaus über Koordinaten im allgemeinverständlichen "ethischen Koordinatensystem" redlicher Zeitgenossen verfügt, diese aber aus gutem Grund verdeckt gehalten und nicht benannt werden. Das ist, was mir meine Nase sagt. Kann mich natürlich auch irren …

    2. Nationalist am

      Selbstverständlich , wer die westliche Dekadenz nicht als das Hauptproblem erkennt, der erkennt auch nicht, daß dieses Zeug Teil dieser Dekadenz ist. Man versuche einmal , sich diesen Spuk in Nordkorea vorzustellen.

    3. jeder hasst die Antifa am

      Leipzig wird Wöchentlich von Vermummten schwarzen Terroristen heimgesucht,da braucht es nicht auch noch zu Pfingsten die Grabsteinlecker.

    4. Marques del Puerto am

      Ja danke reicht, muss man nicht mitmachen ;-)))

      Dann lieber was echtes Handgemachtes…..

      https://www.youtube.com/watch?v=RLl800ezYVY

      Mit besten Grüssen
      Marques del Puerto

    5. Is ja man gut dass die Gothicer und Steampunker und Schwarze Scenisten und so nicht fuer bunt und woke und all diesen Unsinn stehen, sonderrn einfach das Normale der normalen Deutschen verkoerpern!

    6. "zu den bekanntesten kontinentaleuropäischen Bands in den USA"

      Darüber hatte ich meinen zweifeln und wird in diese belgische doku sicher nicht erwähnt. Es ist nicht weil man in den USA auf tournee geht das man dafür dort viel erfolg hat. Ganz im gegenteil sie waren dort hingereist um mehr bekanntschaft zu erringen wie so viele bands das gleiche tun. Der einzige belgische band die dort ein bisschen erfolg hat war Channel Zero und vor allem durch das verhalten von Philippe (der drummer der band): Er hatte die frau von Paul Stanley gefickt, der sänger von Kiss.

      https://www.youtube.com/watch?v=E99NNvo8nW4&ab_channel=FestivalForte

    7. Bei der Gothic und Metalszene gibt es wenigstens alte europäische Geschichte, Kunst und Kultur. Reinheit und Ästhetik sind oberste Priorität. Es gibt zwar auch einige Gutmenschen und Antifa-Einflüsse aber diese haben nicht wirklich die Oberhand was auch gut so ist. Ich höre gerne Blackmetal besonders NSBM wie Absurd, Totenburg oder Nordglanz aus unserem Land. Aus Skandinavien sind Bathory als Wegbereiter der europäischen Blackmetalszene die wahre Pflicht. Burzum kann man als Einmannprojekt von Varg Vikernes genauso als Durchbruch der 90er bezeichnen. Satanic Warmaster aus Finnland sind genauso ungeschlagen gut, wie eben Bathory und Burzum. Das tolle ist selbst bei Amazon kann man diese 3 skandinavischen Gruppen erwerben. Aus Deutschland gibt es ab und zu Kleidung und Abzeichen von Absurd. Ein empfehlenswertes Buch zu dem Thema ist Lords of Chaos wo es auch einen gleichnamigen Film gibt, wo ich aber definitiv das Buch bevorzuge. Halgadom von Frank Krämer der auch bei Gigi und Stahlgewitter als Gitarrist mitwirkt hat auch sehr schöne ruhige Neo-Folk-Stücke im Gepäck aber ansonsten schönen Paganmetal. Er ist auch bekannt mit der Plattform dritter Blickwinkel und Multikult trifft Nationalismus. mfg

    8. rechtsklick am

      2. Wo bleiben da Phantasie, Gedächtnis und Redlichkeit, endlich einmal mit ihrer eigenen Leute Taten zu assoziieren und daraus vergleichende Begriffe zu bilden? Ich möchte nur auf die Tatsache hinweisen: Von 1918 bis ca. 1953 brachten ihre Gesinnungsgenossen nur in Russland zwischen 20 und 40 Millionen Menschen um. Wo waren bis 1936 die Massenmorde rechter Ideologien? Waren in jener Zeit auch in Russland "rotlackierte Faschisten" unterwegs? Wenn ja, dann gab es wohl niemals in der Geschichte roten Terror und roten Massenmord, weder in dieser Zeit noch nach 1945, nicht wahr? Es sieht so aus, selbst wo die Linke prügelt und mordet, tut sie dies als "Faschist", stimmt´s? Und dann habe ich noch gar nicht erwähnt, daß die Geschichte linker Diktaturen bis 1989 weiterging, wo die rechter Diktaturen, zumindest in Europa, bereits 1945 endete (meines Wissens wurden in Portugal und Spanien keine Massenmorde unter Salasar und Franco begangen).

    9. rechtsklick am

      1. "Dieses Auftreten wurde vielfach als faschistoid verstanden…." Und von wem denn? Das zeigt doch wieder einmal, wie schizophren manche linken Kreise sind und schon immer waren. Irgendwie kamen sie nie auf den Gedanken, das Militärische oder das Verbrecherische in ihren eigenen Bewegungen als "bolschewistoid" zu brandmarken. Nicht doch! Die Linke sei gut, menschlich und sozial, so die märchenhafte Selbststilisierung. Negative Kritik und Verurteilung von Phänomenen sind ihrerseits immer nur dann laut geworden, wenn es um Erscheinungen ging, die sich, ob zurecht oder zu unrecht, als rechte einstufen ließen. Die Schizophrenie in ihren Reihen kann nicht größer sein, wenn man erkennt, daß ihnen selbst beim Anblick prügelnder, stechender und knochenzertrümmernder Gesinnungsgenossen (Hammerbande) mit "Faschisten" assoziieren, als böte die Geschichte ihrer eigenen Gedanken und Taten nicht genug Beispiele.

    10. Oh mein Gott das hätte ich niemals erwartet hier über Front 242 etwas zu lesen. Man sich kaum vorstellen was dieser band für uns bedeutet hat wenn wir jung waren. Front 242 war wor allem bekannt zwischen den französisch sprechende publikum; in Flanders dagegen war sie kaum bekannt. Da gab es andere elektronische gruppen wie The Neon Judgement, The Klinik usw die in ganze Belgien bekannt waren und dadurch mehr erfolg hatten. Damals waren Flanders und Brüssel-Walen beinah zwei verschiedene länder die total apart voneinander lebte. Der einzige grund weil Front 242 nicht in Flanders bekannt war ligt vielleicht an der tatsache das der leadsanger Jean-Luc De Meyer ein Wal war und kein flämisch sprach; sonst kann ich mir das nicht erklären. Bis heute gibt es bands die sehr erfolgreich sind in Brüssel-Walen und in ausland aber kaum bekannt sind in Flanders. Ich denke an bands wie Montevideo, Girls in Hawaii, Ghinzu….