Kann nur der Osten Heimat- und Traditionsbewussten noch eine Fluchtburg sein, weil das übrige Deutschland verloren ist? Oder hat die AfD noch eine Chance, wenn sie Björn Höcke folgt? Eine Diskussion mit dem Chef der Brandenburger AfD-Fraktion und dem Vordenker der Identitären. Ein Auszug aus COMPACT 11/2021 mit dem Strategie-Dossier «Auswandern? Wir bleiben!». Hier mehr erfahren.

    _ Martin Sellner und Christoph Berndt im Gespräch mit Jürgen Elsässer

    Elsässer: Martin Sellner schlägt vor, dass sich – als Alternative auch zum Auswandern – Patrioten, Freiheitliche und Querdenker im Osten sammeln sollen, wo die deutsche Identität, wie auch die Wahlergebnisse gezeigt haben, noch stärker ist. Das wäre auch ein Auftrag an dich, Christoph, denn du bist Fraktionsvorsitzender der AfD im größten Flächenstaat östlich der Elbe.

    Christoph Berndt trägt den außerparlamentarischen Widerstand ins Parlament: Seit Oktober 2020 ist der Initiator der Bürgerinitiative Zukunft Heimat (Cottbus) Fraktionschef der AfD im Brandenburger Landtag. Foto: Screenshot Youtube

    Berndt: Dass der Patriotismus im Osten stärker ist als im Westen – diesen Befund teilen wir sicherlich alle. Es widerspricht sich ja auch nicht, nach wie vor die Macht in ganz Deutschland anzustreben, und den Ausbau von Hochburgen oder auch Fluchtburgen im Osten voranzutreiben.

    Derzeit ändert sich an diesem Befund nicht viel. Was wir gesehen haben, war allerdings das bemerkenswerte Wahlergebnis in Thüringen, der erste Platz für die AfD mit einem Zugewinn an Stimmen – im Unterschied zu Sachsen, wo es auch den ersten Platz gab, aber zwei Prozent verloren wurden. Deswegen lohnt es, sich mit dem Beispiel Thüringen stärker zu beschäftigen.

    Elsässer: Martin, deine Strategie der Sammlung im Osten – kommt die überhaupt ohne Unterstützung durch die AfD aus?

    Sellner: Meine Strategie bedarf auf jeden Fall einer Partei. Sie muss lokal die absolute Mehrheit anstreben und darüber die Versuche, in einer präfigurativen – also vorstaatlichen – Politik den Bevölkerungsaustausch aufzuhalten und neue Formen von Gemeinschaftlichkeit zu schaffen, unterstützen.

    Sie muss auch eine Art Schild vor Repression sein. Ich möchte aber vorab noch einmal klar stellen, dass es jetzt nicht an der Zeit ist, diese Sammlungsstrategie durchzusetzen – es geht nur darum, sie durchzudenken, also einen Plan B in der Schublade zu haben.

    Elsässer: Thüringen ist die Hochburg. Björn Höcke, der Vielgeschmähte, hat geschafft, wovon die AfD im Westen unter dem Bundesvorsitzenden Jörg Meuthen nur träumt, nämlich neue Wählerschichten anzusprechen. Wäre es jetzt nicht an der Zeit, dass Höcke als Repräsentant des Ostens die Partei führt?

    Martin Sellner ist der Kopf der Identitären Bewegung und wurde von der britischen Tageszeitung «The Sun» unter den «20 gefährlichsten Extremisten der Welt» auf Platz 9 eingestuft. Foto: imago images/Eibner Europa

    Berndt: Auf jeden Fall gehört Höcke in den Bundesvorstand, das ist völlig klar. Er hat tatsächlich gezeigt, wie man gewinnt – und das in einer Situation, wo die AfD insgesamt Stimmen verloren hat. Und noch mal zu Martin: Auch beim Bestreben, das ganze Land zu erobern, müssen wir von einzelnen Bundesländern ausgehen, wo wir dichter dran sind.

    Elsässer: Wäre es nicht in jedem Fall besser, wenn die Ost-AfD sich autonom von der Gesamtpartei organisiert, eventuell, wie ich es schon 2019 vorgeschlagen habe, nach dem Vorbild von CDU und CSU, also eigenständig im Wahlantritt auf dem jeweiligen Gebiet, aber im Bundestag in einer Fraktionsgemeinschaft vereint?

    Sellner: Ich kenne diesen Vorschlag von dir, und ich finde ihn sehr interessant. Diese sogenannte getrennte Einheit würde den Westlandesverbänden einen gewissen Distanzierungsspielraum geben, sodass sie sich in ihrem zugegeben feindlicheren Umfeld nicht ständig rechtfertigen müssten. Allerdings kann darauf der AfD-Insider Christoph Berndt vermutlich viel besser antworten.

    Berndt: Ich sehe im Augenblick noch nicht die Notwendigkeit einer Ost-AfD. Wir müssen auf die Stärke der Gesamtpartei setzen, und de facto gibt es die Ost-AfD ja schon in Form der Ost-Landesverbände. Wir anderen Landesverbände, auch wir in Brandenburg, müssen von Thüringen lernen, was die Qualität der Arbeit angeht. Und die Querelen müssen aufhören, zumal sie sehr oft nicht politisch, sondern rein persönlich motiviert sind.

    Damit haben wir genug zu tun, wir brauchen jetzt keine organisatorische Aufspaltung. Und wenn wir in irgendeinem Bundesland Regierungsmacht bekommen, wird das Effekte haben und ausstrahlen: Unsere Bewegung wird eine ganz neue Dynamik bekommen.

    Elsässer: Regierungsbeteiligung für die AfD? Das ist doch illusorisch, utopisch! (…) Ende des Textauszugs.

    Das vollständige Interview lesen Sie in der November-Ausgabe von COMPACT mit dem Titelthema «#Ungeimpft. Wie die Spritze die Gesellschaft spaltet». Darin finden Sie auch folgende weitere Debatten-Beiträge unseres Strategie-Dossiers «Auswandern? Wir bleiben!»:

    ▪️ Neue deutsche Hoffnung – Auswandern? Wir bleiben: Auswandern ist der falsche Weg: Die Triumphe der AfD in Sachsen und Thüringen zeigen, dass Deutschland noch nicht verloren ist. Und den Wahlergebnissen zum Trotz gibt es auch im Westen neue Ressourcen für eine friedliche Revolution. Ein Appell von Jürgen Elsässer.

    ▪️ Sammlung im Osten – Wo man noch Mehrheiten erringen kann: Die Wahlergebnisse der AfD stagnieren – und die Masseneinwanderung macht die Deutschen zur Minderheit im eigenen Land. Wir brauchen einen Plan B. Ein Strategiebeitrag von Martin Sellner.

    ▪️ Warum ich ausgewandert bin – Was Oliver Janich in die Ferne trieb: Unser Autor ist nach Michael Wendler vermutlich der bekannteste deutsche Exilant und lebt auf den Philippinen. In diesem Text erklärt er, dass ihn nicht nur die Politik der Regierenden in die Ferne getrieben hat.

    Das komplette Inhaltsverzeichnis und die Möglichkeit zur Bestellung finden Sie hier.

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