Erst schickten sie ihre Lancaster- und Mosquitostaffeln, dann kamen die Amerikaner und gaben mit ihren Tieffliegern den Rest. Hinterher, als das Ausmaß des Bombenterrors immer offensichtlicher wurde, wollte man es am liebsten vertuschen. Besonders nach 1990 wurden die Opfer unwürdig verhöhnt und deren Zahl möglichst kleingerechnet. Eine Historikerkommission von 2004 gab dafür den wissenschaftlichen Anstrich. Die Rede ist von Dresden und wir schreiben das Jahr 1945.

    Sie mussten es geahnt haben. Die Engländer. Bereits am 28. März jenes furchtbaren Jahres verfasste der damalige britische Premier Winston Churchill ein Memorandum an die Royal Airforce (RAF): „Als ich drei, vier Tage darauf von ein paar Motorradfahrern hörte, dass nicht ‚Zehntausende‘, wie man uns erst sagte, sondern zweihunderttausend Menschen in diesen beiden Angriffen umkamen, wusste ich, dass diese Zahl nicht zu hoch gegriffen war.“

    Es waren nicht zwei, sondern vier Angriffe innerhalb von 40 Stunden, die Dresden, das berühmte Elbflorenz in den Februartagen jenes schrecklichen Jahres 1945 in Schutt und Asche legten. Zusammen mit der amerikanischen Luftwaffe (USAAF) flog die RAF verheerende Angriffswellen auf die damalige Lazarett- und Flüchtlingsstadt. Schon der zweite Angriff kam völlig überraschend, weil beim ersten das gesamte Vorwarnsystem der Stadt zerstört wurde.

    Die Bombenlast als Mix aus Brand- und Sprengbomben wurde genauso kalkuliert, dass die Opferzahl möglichst hoch sein würde. Diesen Schluss lassen die gefundenen Unterlagen und Dokumente zu. Wer nicht verbrannte, wurde von Sprengkörpern zerrissen oder musste qualvoll in verschütteten Kellern ersticken. Tiefflieger machten Jagd auf die Schutzsuchenden auf den Elbwiesen. Auch dies wurde später von den Siegern dementiert.

    Kriegsverbrechen?
    Nur wenige Wochen später musste Churchill geahnt haben, dass diese Bombardements ein so ungeheuerliches Ausmaß angenommen hatten, dass nach Kriegsende vermutlich jemand für dieses Kriegsverbrechen zur Rechenschaft gezogen würde. Daher schrieb er obiges Memorandum an seine Untergebenen bei der RAF.

    Die Briten wollten sogar ganz sicher gehen. Niemals sollten sie als die Schuldigen, als Kriegsverbrecher dastehen müssen. Denn, wie Valentin Falin – Deutschlandkenner und Ex-Botschafter in der Bundesrepublik – erst Jahrzehnte später enthüllte, waren es die Engländer selbst, die die Russen noch in den letzten Kriegstagen ersuchten, sämtliche Akten über Opfer und Schäden zu Dresden im Original ausgehändigt zu bekommen.

    Dokumentation der Verbrechen
    Nur dem beharrlichen Bemühen, der gründlichen Recherche von Wolfgang Schaarschmidt, eines Überlebenden von damals ist es zu verdanken, dass wir heute ziemlich viel wissen über die Schrecken des 1945-er Februars. Die so unmittelbar über deren Bewohner hereinbrachen, dass noch heute aus den Berichten von Zeitzeugen das Entsetzen zu erspüren, zu erahnen ist: Dresden 1945: Die Toten, die Täter, die Verharmloser.

    Dass sich Churchill hinterher als ahnungslos geben wollte, nach dem Motto, das habe man gar nicht so gewollt, wird ebenso durch Schaarschmidt als „Schutzbehauptung“ entlarvt, wie es gerade der nüchterne, sehr sachliche Stil des Autors vermag, dass sein Werk zukünftig als die Chronik der Vernichtung Dresdens gelten darf.

    Noch am 26. Januar 1945 telegrafierte Churchill an Sir Archibald Sinclair, den damaligen britischen Luftfahrtminister:

    „Im Gegenteil, ich habe gefragt, ob Berlin, und zweifellos auch andere große Städte in Ostdeutschland als besonders lohnenswerte Ziel angesehen werden könnten. Ich freue mich darauf, dass dies jetzt ‚geprüft‘ wird. Teilen Sie mir bitte morgen mit, was man zu tun gedenkt.“

    Nichts anderes hatten die späteren Sieger im Sinn: Sie wollten den Terror in die deutschen Städte tragen. Militärisch waren diese Schläge genauso sinnlos, wie sie den Krieg auch nicht um einen einzigen Tag verkürzen halfen. Sie schufen jedoch ein Fanal, was gerade in Ostdeutschland immer noch lebendig ist. Hier hat die westdeutsche Re-Education von der Mär, dass die damaligen Alliierten heute unsere neuen Freunde seien, (noch) nicht genügend Fuß gefasst.

    Eine Mulde voll
    In den Vermisstenkarteien fanden sich nicht selten als Eintragung drei Worte, die diesen strategischen Massenmord für alle Zeiten unvergessen machen sollten: Eine Mulde voll. Eine Mulde voll Menschen, die nicht mehr zu identifizieren waren und in einem der vielen Massengräber beerdigt oder auf dem Altmarkt verbrannt werden mussten.

    Hier, in Dresden wurde die Queen noch 1992 mit lautem und vorwurfsvollem Schweigen, statt mit Beifall empfangen. Der (west)deutsche Zeit-Reporter verstieg sich seinerzeit sogar zu der Frage, wofür sich denn die Queen hätte entschuldigen sollen. Das meinte dieser Mann offensichtlich sogar ernst!

    Sie, liebe Leser, werden es spätestens nach der Lektüre dieses neuen Sonderheftes aus der Geschichtsreihe von COMPACT besser und genauer wissen. Es ist ein eindrückliches Zeugnis. Es ist ein Dokument, wo jedem Verharmloser dieser Schreckenstage von 1945 ein Spiegel vorgehalten werden kann. Denn genauso wie die Churchills & Co. schon 1945 die Dresdner Katastrophe vertuschen wollten, so haben sie im neuen Deutschland willfährige Nachahmer gefunden. Erst 2004 berief der damalige Dresdner Oberbürgermeister Ingolf Roßberg eine Historikerkommission ein, mit dem Ziel die Opferzahl der Luftangriffe möglichst klein zu rechnen.

    Auch dieses unwürdige Verhöhnen der Opfer hat mit der brandneuen Ausgabe „Dresden 1945“ ein Ende gefunden. Den mehr als 100.000 Opfern von Dresden 1945 wurde so ein würdiges Denkmal gesetzt. Wolfgang Schaarschmidt und allen seinen Zuträgern und den mitwirkenden Zeitzeugen sei Dank!
    Sie können diese Ausgabe, dieses Dokument der Wahrheit über Dresden 1945 in unserem Shop bestellen, damit auch in Ihren Familien das Wissen darüber bewahrt und behütet werden kann.

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