Afghanistan: Alle fremden Mächte sind beim Versuch, das Land zu besetzen, blutig gescheitert – weil sie einer Illusion unterlagen. Die Mutter aller Lügen, mit denen das Afghanistan-Desaster am 11. September 2001 begann, haben wir im neuen  COMPACT-Spezial 9/11 – Der Putsch des Tiefen Staates aufgearbeitet. Hier mehr erfahren.

    Afghanistan, das Wort stammt aus dem Persischen vergangener Jahrhunderte. Es bezeichnete dortzulande ei-ne unwirtliche Gegend im Iranischen Hochland. Dort lebten, so wusste man, einige Bergstämme, die einen persischen Dialekt sprachen. Mit denen war nicht gut Kirschen essen.

    Das 18. Jahrhundert am Hindukusch war geprägt von Grenzkonflikten mit Persien. Das blieb so bis zum An-fang des 19. Jahrhunderts. Dann war es mit der Abgeschiedenheit dieser Weltgegend vorbei. Britische Welt-reisende fanden heraus, dass es am Hindukusch Boden-schätze gab. Man hoffte (zu Unrecht) auf reiche Goldlagerstätten und berichtete, dass dort recht unterschiedliche Ethnien lebten.

    Die Stämme waren in ihrer Mehrzahl Nomaden, Landwirtschaft hingegen wurde nur im Kabultal betrieben. Ein Nationalstaat war dort unbekannt, die Herrschaftsgebiete waren nicht klar um-grenzt und, wie bei Nichtsesshaften üblich, umstritten.

    Afghanische Frauen mit Burka. Foto: Steve Evans, CC BY-SA 2.0. Wikimedia Commons

    Die ethnischen Unterschiede wurden von den Forschungsreisenden so umschrieben: Im Westen persischstämmig, im Süden und Südosten indisch (heute würde man wohl pakistanisch sagen), im Norden turkmenisch beziehungsweise mongolisch, zwischendrin auch jüdisch, letztere jedoch, wie alle anderen Ethnien, mohammedanischen Glaubens. Diese Sicht auf die dort lebenden Stämme hinderte die Engländer nicht daran, das Gebiet insgesamt als Afghanistan zu bezeichnen.

    Das britische Fiasko

    Durch solche Forschungsergebnisse sah sich die britische Kolonialmacht in Indien ab den 1830er Jahren an-geregt, eine Militärexpedition zum Hindukusch zu unternehmen, die das tat, was damals üblich war: Sie setzte Herrscher ab und andere, die genehm erschienen, ein, auch einen Zentralherrscher. Man versprach dem neu Inthronisierten den Aufbau einer Armee nach britisch-indischem Vorbild und lieferte die benötigten Waffen.

    Das ging schief. Kaum war die Hauptmacht wieder außer Landes, brach ein Aufstand gegen den Marionettenherrscher los. Die Revolte fegte zugleich die Briten weg, was diese sich naturgemäß – wozu war man eine Welt-macht? – nicht gefallen lassen mochten. Sie fühlten sich in ihrem Interventions-Tun bestärkt, nachdem ab den 1860er Jahren die Russen damit begonnen hatten, von Norden her ins turkmenisch besiedelte Gebiet des heutigen Afghanistan vorzudringen. Es war die Zeit der letzten großen zaristischen Landnahme auf dem asiatischen Kontinent. So stieß man auf den englischen Rivalen und vice versa.

    Sonnenaufgang über Afghanistan. Foto: Ink Drop I Shutterstock.com.

    Der Versuch, eine stringente afghanische Geschichte des 19. Jahrhunderts zu schreiben, muss an der dichten Abfolge der chaotischen Ereignisse scheitern. Zusammenfassend lässt sich bestenfalls sagen: Es war dort stets unfriedlich. London und Moskau versuchten, die Lage jeweils zu ihren Gunsten durch List, Bestechung und Gewalt unter Kontrolle zu bekommen, und sie scheiterten ein Mal pro Jahrzehnt. Immerhin hatten sie, sicher wider Willen, erreicht, dass sich eine der Stammesführerfamilien an der Wende zum 20. Jahrhundert als herrschende Kraft mit dem Titel eines Emirs durch-setzen konnte.

    Deutsche und russische Intermezzi

    Im Ersten Weltkrieg sah sich das Deutsche Reich bemüßigt, den Emir von Afghanistan durch Bestechungsgeschenke zum Kriegseintritt gegen Großbritannien zu drängen. Eine abenteuerliche Reiterexpedition quer durch die Wüsten Persiens (unter Oskar Niedermayer und Werner Otto von Hentig) erreichte Kabul im Herbst 1915. Deren Geschenke waren willkommen, der Kriegsentschluss blieb hingegen aus. Man kann es nachvoll-ziehen. Ähnliches wurde im Zweiten Weltkrieg versucht. Diesmal kam der deutsche Emissär (Dr. med. Manfred Oberdörffer) nicht einmal bis Kabul. Er wurde auf dem Weg dorthin von britischen Kommando-Einheiten gejagt und 1941 erschossen.

    Die Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg brachte eine Wiederholung der Konflikte des 19. Jahrhunderts. Nur waren anstelle des Zarenreichs die Sowjetunion und an die Stelle des Britischen Empire die USA getreten, und neben diese gesellte sich ab den 1960er Jahren die junge Atommacht Pakistan. Dessen Grenzprovinzen Belutschistan und Paschtunistan mit den Stammesgebieten der Belutschen und Paschtunen auf der anderen Seite der als künstlich empfundenen Grenze.

    Die Sicht der rivalisierenden drei Atommächte auf Afghanistan hatte sich durch den Umstand geschärft, dass es nicht mehr nur um die Verteilung der Einflussgebiete ging, sondern um recht konkrete Begehrlichkeiten nach vermuteten beziehungsweise als sicher angenommenen Bodenschätzen. Dieses Schürffieber hält bis heute an. Hinzu kommen Pläne für Pipelines, die das Land kreuzen sollen.

    Russische Afghanistan-Veteranen. Foto: Bugli | Shutterstock.com

    Auch im Innern des nicht existierenden Nationalstaates hatte sich nach seinem unfreiwilligen Rendezvous mit der westlichen Welt nicht viel geändert, sieht man ein-mal davon ab, dass sich die Bevölkerungszahl in der Summe der verschiedenen Stämme von etwa fünf Millionen zu Beginn des 20. Jahrhunderts auf knapp 40 Millionen verachtfacht haben soll.

    Ich erspare es dem Leser, die Meuchelmorde an der Spitze des Nicht-Staates aufzuzählen. Für demokratische Nostalgiker will ich hinzufügen, dass zwischen 1974 und 1979 eine Art Parlamentarismus ausprobiert wurde. Die Stammesrivalitäten hielten indessen an. Sie wurden, nach gewohntem Prinzip, mit der Waffe ausgetragen, auch gern mal am Kabinettstisch.

    Die Entwicklung erfuhr dann insofern eine Zäsur, als die afghanischen Kommunisten 1978 durch einen Putsch, die sogenannte Saur-Revolution, den prowestlichen Präsidenten Mohammed Daoud Khan stürzten und selbst die Macht ergriffen. Doch auch die Kommunisten waren unter sich zerstritten, es gab Tote. Zum Jahreswechsel 1979/80 schickte die Sowjetunion Truppen, die den von ihr favorisierten Babrak Karmal als Staatschef durchsetzen und zur Sicherung seiner Herrschaft im Land blieben.

    Die Amerikaner nahmen das sowjetische Eingreifen persönlich. Sie rüsteten die im übrigen rivalisierenden radikal-islamischen Stammeskrieger außerhalb Kabuls so massiv auf, dass ein blutiger Abnützungskrieg gegen die Rote Armee möglich wurde. Der dauerte bis zu deren Abzug im Februar 1989 an. Es hatte demnach etwas über neun Jahre gedauert, bis sich die Sowjets von der Nutzlosigkeit ihres Tuns überzeugt hatten. Im Westen wurde die sowjetische Niederlage kurioserweise als Sieg gefeiert. Man wird kaum sagen können, dass dies klug war, denn die Superstrategen rechneten sich abseits der Wirklichkeit aus, ein großes Stück bei der Absteckung ihrer Claims vorangekommen zu sein.

    Das Debakel der Supermacht

    Nach Eigeneinschätzung traten nämlich nun, nach dem Abtreten der Sowjetunion, die USA als einzige Welt-macht auf den Plan. Diese Illusion veranlasste die Macher in Washington und New York, Kriege im Nahen und Mittleren Osten zu führen. Der in Afghanistan war nur einer davon. Er wurde im Oktober 2001 so begründet, dass sich die USA nach dem arabischen Terrorangriff auf die Doppeltürme von New York in einem weltweiten Krieg gegen den Terror befänden und die westliche Wertegemeinschaft genötigt sei, sich hieran zu beteiligen.

    So geschah es. Vergessen war, was man von dieser Gegend der Welt wusste, nämlich dass es einen plötzlich wieder auflebenden Nationalstaat Afghanistan nur in den Köpfen seiner Feinde gab, und dass es dort immer noch bis an die Zähne bewaffnete Stämme lebten, die fremde Einmischung nicht duldeten und die nunmehr ihre technischen Kriegsmöglichkeiten der Aufrüstung durch die USA in den 1980er Jahren verdankten.

    Verdrängt wurde zudem die Erkenntnis, dass der Islam eine Kriegsreligion ist. Man würde es also mit einem Gegner zu tun haben, der zu kämpfen wusste und der im Kampf gegen die Ungläubigen zu sterben bereit war. Das war auch der Grund dafür, dass die Gotteskrieger beim Kampf gegen die Ungläubigen durch reiche islamische Öl-Staaten finanziert wurden.

    In Afghanistan haben die islamistischen Taliban Kabul erobert. Foto: John smith 2021 | Shutterstock.com

    So traten die NATO-Staaten unter amerikanischer Führung in einen Krieg ein, für den es zu allem Überfluss kein plausibles Kriegsziel gab. Die Theoretiker aus den Denkfabriken hatten vielmehr zwei zusammengerührt: Man wollte der Welt ein Exempel bieten, dass niemand die USA ungestraft angreifen könne, und man wollte die als rückständig eingeschätzten Leutchen am Hindu-kusch von den westlichen Werten überzeugen.

    Auffällig war bei diesem Wirrwarr, dass die verschiedenen nationalen Kontingente diese hehren Ziele auf denkbar unterschiedliche Weise verwirklichen wollten: Die Amerikaner setzten, so wie sie es gewohnt waren, auf nackte Gewalt, die Europäer auf Bildungsstätten für Mädchen.

    Beides klappte nicht – weder einzeln noch im Verbund. Die Gewalt war ein den Gotteskriegern gewohntes Mittel, dem sie mit Gewalt trotzten, die sogenannte westliche Wertevermittlung hingegen erschien ihnen unmännlich, mithin lächerlich. Sie wurde nur so lange akzeptiert, wie ein NATO-Soldat mit dem Gewehr in der Armbeuge dafür einzustehen bereit war. Mit dem Verschwinden des Soldaten verschwanden im selben Atemzug die gepredigten Werte.

    Noch etwas anderes zeigt der 20-jährige Einsatz der Bundeswehr am Hindukusch. Dessen Sinnlosigkeit war bald Allgemeingut. Er wäre schon bald nach seinem Beginn – spätestens nach den ersten Gefallenen – nicht mehr möglich gewesen, wenn es sich bei der Bundes-wehr, so wie das Grundgesetz es vorsieht, auf Dauer um eine Wehrpflichtarmee gehandelt hätte. Doch die war dank der Vorgaben aus Washington von der Kanzlerin abgeschafft worden. Es war ihr erster Alleingang zum Schaden Deutschlands, weitere sollten folgen.


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