Mit den Feldzügen von Drusus dem Älteren begannen die augusteischen Germanenkriege. Sie verliefen zunächst sehr erfolgreich, doch dann soll eine germanische Göttin Drusus ein schreckliches Ende vorhergesagt haben.  In unserer neuen Sonderausgabe „Die Germanen – Die Geschichte der ersten Deutschen“ lesen Sie Wahrheit über den Freiheitskampf unserer Ahnen, ihre Kultur und ihre Bedeutung für die Herausbildung unserer Nation. Hier mehr erfahren

    Im Jahre 17 oder 16 vor Christus spielte sich in der Nähe der heutigen Stadt Bonn, die als linksrheinisches Gebiet damals zur römischen Provinz Gallien zählte, ein denkwürdiges Ereignis ab. Die germanischen Stämme der Sugambrer, Tenkterer und Usipeter fielen in das linksrheinische Gebiet ein. Der römische Statthalter in Gallien, Marcus Lollius, stellte sich den Germanen entgegen und erlitt eine krachende Niederlage. Den germanischen Kriegern gelang es sogar, den Adler der 5. Legion zu erbeuten, was aus römischer Sicht eine maximale Schmach bedeutete.

    Lippe und Main als Einfallstore

    Obwohl die germanischen Stämme sich relativ  schnell wieder zurückzogen, erkannte Kaiser Augustus in Rom nun die ganze Tragweite des Problems der zu schwach gesicherten Rheingrenze seines Imperiums, das er unbedingt abstellen wollte. Die rechtsrheinischen Gebiete sollten militärisch befriedet und höchstwahrscheinlich auch zur römischen Provinz gemacht werden.

    Augustus reiste deshalb nach Gallien und beorderte einen Großteil der dort stationierten Legionen an den Rhein. Dort entstanden Legionslager, die zu Keimzellen späterer rheinischer Städte werden sollten. Zu nennen sind hier Vetera (Xanten), Novaesium (Neuss) oder Mogontiacum (Mainz). Von entscheidender Bedeutung für die geplante Eroberung Germaniens waren die beiden Flüsse Lupia (Lippe) und Moenus (Main), da diese in das Innere des unbekannten und wilden Landes führten und man an ihren Ufern Kastelle erreichten konnte.

    Fast-Katastrophe in der Nordsee

    Die Eroberungsmission sollte von Nero Claudius Drusus (genannt Drusus der Ältere) erfüllt werden. Der Stiefsohn von Augustus wurde zum Oberbefehlshaber am Rhein ernannt. Bevor Drusus in die rechtsrheinischen Gebiete eindrang, gelang ihm noch ein architektonisches Meisterstück. 12 vor Christus errichtete er den Drususkanal, der den Rhein mit der Nordsee verband. Nun konnte Drusus die an der Wesermündung siedelnden Stämme der Chauken und Friesen bedrohen. Es gelang Drusus, mit den Friesen einen Freundschaftsvertrag zu schließen.

    Diese retteten die Nordseeflotte des Drusus, als diese bei Ebbe auf dem Trockenen liegenblieb. Drusus hatte die Warnungen der Germanen vor den starken Gezeiten an der Nordsee zuvor offenbar für Seemannsgarn gehalten und nicht ernst genommen.

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    Im Jahr 11 vor Christus zog Drusus die Lippe aufwärts und verheerte das Land der unbotmäßigen Sugambrer, die zuvor am Sieg über Marcus Lollius beteiligt waren. Er errichtete zwei Kastelle, von denen eines identifiziert und ausgegraben werden konnte. Es liegt auf dem Gebiet der heutigen Stadt Bergkamen im östlichen Ruhrgebiet zwischen Dortmund und Hamm. In diesem Jahr erreichte Drusus die Weser.

    Eine unheimliche Prophezeiung

    10 vor Christus unternahm Drusus zwei Züge ins Germanenland. Er bekämpfte die als besonders kriegerisch geltenden Chatten auf dem Gebiet des heutigen Hessen sowie die Cherusker, die in dem Gebiet zwischen Weser und Elbe siedelten. In der Nähe der heutigen Stadt Magdeburg soll Drusus an der Elbe ein römisches Siegeszeichen errichtet haben, das den fernsten Punkt seiner Expansion markierte.

    Der Drususstein in Mainz. Foto: Alex Ofchinnikoff I Shutterstock.com.

    Laut der Überlieferung des griechischen Geschichtsschreibers Cassius Dio soll Drusus hier eine riesenhafte germanische Göttin erschienen sein, die zu ihm sprach:

    „Wohin treibt es dich, unersättlicher Drusus? Nicht alles hier ist dir vom Schicksal zu sehen vergönnt. Kehre um! Denn nahe ist das Ende deiner Taten und deines Lebens.“

    Der Drususstein in Mainz

    Tatsächlich fiel Drusus beim Rückmarsch von der Elbe unglücklich vom Pferd und verstarb. Nach seinem Tod wurde der Feldherr vielfach geehrt, unter anderem mit Leichenreden der Kaiser Augustus und Tiberius, Lobdichtungen und Monumenten. Eines davon, der sogenannte Drususstein, steht in Mainz (damals: Mogontiacum). Dabei handelt es sich wahrscheinlich um den Überrest eines Kenotaphs (leeres Grabmal zur Erinnerung an einen Toten, der an anderer Stelle beerdigt ist).

    Drusus wurde am Ende nicht, wie er es sich gewünscht hatte, zum Bezwinger Germaniens – doch kein anderer römischer Feldherr war so nahe an diesem Ziel dran.

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    12 Kommentare

    1. Es gibt zwei verschiedene Verständnisse des Begriffs "tragisch" : 1. Umgangssprachlich, besonders im Englischen : Jedes besonders traurige Ereignis. 2. Im strengen Sinn der griechischen Tragiodeia (i,d,Bocksgesang) , danach ist nur tragisch die unvermeidbare Kollision zweier jeder für sich allein legitimen Pflichten. Danach ist ein tödlicher Reitunfall nicht tragisch.
      Mein Deutschlehrer wetterte noch gegen die Verwässerung des Begriffs, aber inzwischen ist sie so verbreitet, daß man wohl akzeptieren muß : Sprache wandelt sich.

    2. @Compact : Ich war nie wehrpflichtig in der BRD. Mehr kann Ich dazu nicht sagen, sonst könnte evt. meine Identität ermittelt werden, besser nicht. Abgesehen davon, daß Ich mich keinem Verhör durch DeSoon stelle.

    3. Interessantes Detail nebenbei : Drusus starb wohl an einer Fettembolie, nachdem er sich beim Sturz vom Pferd den Oberschenkel gebrochen hatte, auch heute noch eine meist tödliche Verletzung. Die Tussis, welche sich heutzutage auf Pferderücken tummeln, begreifen meist nicht, wie gefährlich es dort ist, allemal gefährlicher als auf einem Motorrad. Das bravste und willigste Pferd kann sich aus nichtigem, dem Reiter oft gar nicht wahrnehmbaren, Grund in Sekundenbruchteilen in eine bockende, keilende, steigende Furie verwandeln. Auch erfahrene Reiter werden immer wieder einmal abgeworfen, manche verunglückten tödlich.

      • Wenn man auf einem etwas größeren Motorrad sitzt, und es eine klassische Teleskopgabel hat, befindet man sich auch permanent in Lebensgefahr.
        Da die Dämpfung diesen billigen Gabeltyps praktisch verkehrt herum funktioniert.
        Hab mich zB schon mal wegen Kickback auf ner Autobahn überschlagen.

        Schon erschreckend was da so alles gebaut und zugelassen wird.
        Dabei sind tote Kunden eigentlich keine guten Kunden.
        ?

    4. Vielleicht interessant.
      Jesus sagte mal: wo das Aas ist da sammeln sich die Geier.
      Und das Wort für Geier ist das gleiche wie für Adler.

      Indirekt werden römische Adler auch noch mal im 2. Teil von Daniel 9,27 erwähnt.
      Zum ersten Teil des Verses kann man ja mal nach Gessius Florus suchen.
      :(

      • Hm, die sehr unterschiedliche Biologie von Geiern und Adlern ist Ihnen aber bekannt ? Das Aussehen auch ? Der Adler, Wappentier des HRRDN und selbst der BRD .

        • Im Original griechischsprachigen NT werden beide mit dem gleichen Begriff bezeichnet.
          Kann auch nix dafür.
          Bin ja kein Grieche.

    5. Na bitte, geht doch auch ohne Geschichtsverdrehung. Alles zutreffend , bis auf ein nicht wesentliches Detail : Kastelle waren feste Steinbauten, regelrechte Festungen. Die hier erwähnten werden wohl nur befestigte Lager gewesen sein, wie sie römische Truppen im Feindesland am Ende eines anstrengenden Marschtages mal eben errichteten, ein Rechteck aus Graben und Erdwall , mit Palisaden verstärkt.
      Es wird hier im Artikel deutlich, daß es keine politische Einheit "Germanien " gab und von einer dauerhaften Besetzung germanischer Siedlungsgebiete rechts des Rheins keine Rede sein konnte. Es folglich auch keinen germanischen "Befreiungskampf gegen Besatzer " gab. Die seltenen römischen Vorstöße in das Land zwischen Rhein und Elbe, waren militärische Expeditionen, aber keine entschlossenen Eroberungsfeldzüge. Der "germanische Freiheitskampf" war vollständig eine Erfindung des bürgerlichen nationalen Überschwangs im ausgehenden 19. u. beginnenden 20. Jahrhunderts.

    6. In Kleists Hermannsschlacht begegnet Varus der germanischen Alraune, die auf die Frage, wo er sei, zur Antwort gibt: "Zwei Schritt vom Grab, Quintilius Varus, Hart uwischen Nichts und Nichts! Gehab dich wohl! Das sind genau der Fragen drei; der Fragen mehr, auf dieser Heide, gibt die cheruskische Alraune nicht!"

    7. Otto Baerbock am

      Drusus kam nie bis Schwanitz …

      … und von den Lehren des Sokrates (= Sokratismus) hatte er sich von Anfang an geweigert auch nur Kenntnis zu nehmen. Was ich als den letztlich eigentliche Grund seines Scheiterns betrachte …