Dem deutschen Kolonialismus wird wieder einmal der Prozess gemacht – die Selbstgerechten haben Konjunktur. Der Politologe Bruce Gilley (Autor des Buches Verteidigung des deutschen Kolonialismus) stellt den Verleumdungen und Verzerrungen ein umfassendes Bild gegenüber, das insbesondere den Abenteurer Carl Peters nicht als Übel-, sondern als Wohltäter erscheinen lässt. Ein Auszug aus dem Kolonial-Dossier „Unser Platz an der Sonne“ in der Juli-Ausgabe von COMPACT. Hier mehr erfahren.

    _ von Bruce Gilley

    Im Jahr 2019 errichteten antikoloniale Aktivisten vor dem ehemaligen Reichskolonialamt in Berlin eine Gedenktafel zu Ehren des Kameruners Martin Dibobe. Dibobe war 1896 im Alter von 20 Jahren aus Kamerun aufgebrochen, um die deutsche Kolonie bei einer Berliner Gewerbeausstellung zu vertreten.

    Weil er sah, dass das Leben in Deutschland besser war als in Afrika, beschloss er zu bleiben. Man bot ihm eine Anstellung bei der Berliner Eisenbahn an, wo er sich zum Zugführer Erster Klasse hocharbeitete und zu einer lokalen Berühmtheit wurde.

    Martin Dibobe mit Kollegen der Berliner Hochbahn (wahrscheinlich am U-Bahnhof Bülowstraße), 1902. Foto: BVG-Archiv, CC0, Wikimedia Commons

    Im Mai 1919, kurz bevor Deutschland durch den Versailler Vertrag all seine Kolonien verlieren sollte, schrieb eben dieser Dibobe einen Brief an den letzten deutschen Kolonialminister Johannes Bell. Wenn man den Wortlaut des Schreibens im Internet sucht, erhält man Zusammenfassungen von der Deutschen Welle, dem Neuen Deutschland  und Amnesty International, die Dibobe allesamt eine antikoloniale, emanzipatorische Aussage andichten.

    «Einhundert Jahre ist es her, dass sich der aus Douala (heutiges Kamerun) stammende Martin Quane a Dibobe im Sommer 1919 vor dem Hintergrund der Versailler Friedensverhandlungen an den Reichskolonialminister Johannes Bell wandte, um gegen die systematische Verletzung der Menschenrechte zu protestieren», so das Neue Deutschland. Doch die Lobhudelei der linken Denkmalbauer traf den Falschen – Dibobe war nämlich ein Unterstützer der Afrikapolitik des Deutschen Reiches.

    Die früheren deutschen Kolonien. Wir planen, diese Doppelseite aus unserem Kolonial-Dossier als Schmuckplakat in A1 aufzulegen. Diese können Sie dann unter compact-shop.de bestellen. Zum Vergrößern bitte auf das Bild klicken. Quelle: deutsche-schutzgebiete.de; Illustration: COMPACT

    Sein Originalbrief ist im Netz kaum aufzufinden. Von unserer Quelle, der Seite Blackcentraleurope, ist er inzwischen verschwunden. Kein Wunder, denn das, was Dibobe wirklich geschrieben hat, passt so gar nicht in das kolonialkritische Narrativ:

    «Ew. Exzellenz! Gegen den Raub der Kolonien sowie Unterstellung derselben unter Herrschaft der Engländer und Franzosen erheben die hier lebenden Eingeborenen aus Kamerun sowie Ostafrika den schärfsten Protest. Trotz aller Schwierigkeiten, in welcher sich die Eingeborenen unter fremder Herrschaft befinden, klammern sie sich mit aller Energie und fester Überzeugung an Deutschland. Der einzige Wunsch der Eingebornen war, deutsch zu bleiben, weil die Sozialen im Reichstag ihre Interessen vertreten haben und die Eingebornen von der ehem. kaiserlichen Regierung als Menschen anerkannt worden sind. (…) Mit vorzüglicher, ergebenster Hochachtung Martin Dibobe, Zugfahrer Kl. I, Danziger Str. 98 v. II.»

    Carl Peters’ Erfolgsgeschichte

    Wenn wir den deutschen Kolonialismus anhand desjenigen Landes beurteilen wollen, in dem der Großteil dieser Kolonialzeit stattgefunden hat, sollten wir vor allem Deutsch-Ostafrika betrachten. Dieses Gebiet mit acht Millionen Menschen, das sich großteils über das heutige Tansania erstreckt (sowie Teile von Ruanda, Burundi, Kenia und Mosambik umfasst), machte ungefähr 57 Prozent und damit den Löwenanteil der deutschen Kolonialgeschichte aus.

    Abenteurer Carl Peters, der Begründer Deutsch-Ostafrikas, mit einem Diener, 1883. Foto: picture alliance / United Archives

    Warum hören wir so wenig über Deutsch-Ostafrika? Aus einem einfachen Grund: Es war ohne Zweifel die größte Erfolgsgeschichte der deutschen Kolonialzeit und brachte Stabilität und Wohlstand in eine Region, die lange von inneren Konflikten und vom Sklavenhandel gebeutelt war. Der Held dieser Erfolgsgeschichte ist Carl Peters, ein Bilderbuch-Abenteurer, der im Jahr 1884 innerhalb weniger Wochen 25 Verträge mit einheimischen Häuptlingen unterzeichnete, die dem Deutschen Reich Kolonialgebiete von der Größe Indiens einbrachten.

    Diese Region war lange durch einige starke Stämme dominiert, die die Schwächeren ausraubten und versklavten. Dementsprechend begeistert waren die schwächeren Gruppen von der Ankunft Peters’ und seiner Siedler. In Küstennähe verbündeten sich die Deutschen mit den Einheimischen gegen den Widerstand der Sklaventreiber. Heinrich Schnee, der große Fürsprecher der deutschen Kolonialgeschichte, der seine Karriere in den deutschen Schutzgebieten in der Südsee begann, ehe er 1912 Gouverneur von Ostafrika wurde, schrieb dazu: «Schwere Kämpfe waren nötig, ehe die Deutschen Frieden herstellen konnten.»

    Nachdem sie diesen Frieden geschlossen hatten, sorgten die Deutschen als nächstes für eine gute Verwaltung und eine wirtschaftliche Blüte. Eine 1.250 km lange Bahnlinie verband den Tanganjikasee mit Daressalam, heute noch die wirtschaftliche Hauptachse von Tansania (und Verbindung nach Sambia). Dies ermöglichte auch die geografische Erschließung von Ostafrika, seiner Vegetation, seiner Rohstoffe und vielfältigen Gesellschaften.

    Einheimischer Soldat der deutschen Kolonialtruppe: Askari aus Deutsch-Ostafrika. Postkarte, um 1918. Foto: Repro COMPACT

    Im Gegensatz zu Deutsch-Südwest wurde in Ostafrika die Landnahme durch Siedler beschränkt, um den Einheimischen die Möglichkeit zu geben, ihre Landwirtschaftskapazitäten selbst auszubauen. Zwischen 1894 und 1913 verdreifachte sich… Ende des Textauszugs.

    Den vollständigen Beitrag lesen Sie im Dossier „Unser Platz an der Sonne“ in der Juli-Ausgabe von COMPACT. Außerdem beinhaltet unser Kolonial-Schwerpunkt in dem Heft folgende Beiträge:

    🌴 Trockene Wüste, blühende Fantasie – Die Lüge vom Herero-Völkermord: Die Bundesrepublik hat ein Schuldkonto übernommen, das dem Deutschen Reich angelastet worden war: Der Völkermord am Stamm der Herero im Jahr 1904. Doch gab es den überhaupt? Stichhaltige Argumente und Beweise sprechen dagegen.

    🌴 Das deutsche Hongkong – Viel Lob in China für die Langnasen: Kiautschou mit seiner Hauptstadt Tsingtau galt als Musterkolonie des Reiches. In China würdigt man noch heute die Aufbauleistungen der Deutschen, wovon nicht nur das berühmte Tsingtao-Bier zeugt, das die Deutschen nach Fernost brachten.

    🌴 Zudem beinhaltet unser Kolonial-Dossier eine prächtige Übersichtskarte über unsere einstigen „Plätze an der Sonne“ in der ganzen Welt – mit den Grundinformationen über die Kolonien und in schmuckvoller Vintage-Optik (siehe oben).

    Gönnen Sie sich eine zu Unrecht verteufelte Episode deutscher Geschichte – und lesen Sie die Wahrheit über den Kolonialismus im Kaiserreich im Dossier „Unser Platz an der Sonne“ in COMPACT 7/2021. Hier bestellen oder auf das Banner unten klicken.

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