Unsere Kindheit in der BRD der siebziger und achtziger Jahre war geprägt von Wohlstand und heiler Welt vor dem Eisernen Vorhang. Und es gab eine Krimiserie, die deutscher kaum sein konnte. Ein Auszug aus der Juli-Ausgabe von COMPACT mit dem Titelthema «Planet der Affenpocken». Hier bestellen.

    In einer fernen Zukunft sitze ich mit meinen Enkeln hinter hohen Mauern, geschützt in dem uns zugewiesenen Reservat für Restdeutsche im aufgelösten Buntland, und sie fragen mich: «Damals, liebe Omi, als du ein Kind warst, gab es doch noch Deutschland. Wie war das?» Dann würde ich ihnen eine Folge Derrick zeigen und antworten: «So war das.»

    Seit meiner Kindheit und darüber hinaus lief Derrick, von 1974 bis 1998. 281 Episoden. Im deutschen Fernsehen darf sie heute nicht mehr gezeigt werden, aber dazu später. Die biedere Krimiserie ohne Special Effects oder rasante Verfolgungsjagden wurde ein Exportschlager. (…)

    Rindsrouladen und Filterkaffee

    Alte Schule: Bei Werner Höfers «Internationalem Frühschoppen» wurde meistens kräftig gequalmt – und das eine oder andere Gläschen geleert. Heute undenkbar. Foto: picture-alliance/ dpa

    Die Männer heißen Jürgen oder Klaus, die Frauen Gudrun oder Erika. Sie fahren BMW, Mercedes und Golf. Die Autoreifen knirschen auf Kies in den Einfahrten der Häuser. (…) Unsere Alltagsprobleme waren weder Terroranschläge noch Vergewaltigungen eingewanderter Kulturfremder, sondern Abfall – und das, obwohl Deutschland blitzsauber war. (…)

    Krimiserien wie Derrick waren in dieser Idylle der Gipfel des Schreckens: Da erschoss ein eifersüchtiger Ehemann den Liebhaber seiner Frau, eine böse Gattin vergiftete aus Habgier ihren Mann mit Blausäure-Pralinen, ein Geschäftsmann ließ seinen Partner von einem Killer abknallen, weil dieser mit Interna an die Öffentlichkeit gehen wollte. Bei Derrick waren die Morde persönlich motiviert und nicht politisch.

    Doch eine heile Welt gab es auch damals nicht – wir lebten im Kalten Krieg. UdSSR (kurz: die Russen) und USA (kurz: die Amis) standen sich bis an die Zähne bewaffnet gegenüber. Papa und Opa verfolgten konzentriert den Internationalen Frühschoppen. Dabei durfte man sie nicht stören, denn das war die wichtigste Nachrichtensendung der Woche. Dort saßen Männer mit Hornbrillen und unterhielten sich bei frisch gezapftem Bier über die Weltlage, eingenebelt in dichte Dampfwolken. Sie rauchten wie die Schlote, die Aschenbecher quollen über, und sie hatten rote Köpfe vom Trinken. (…)

    Der Kalte Krieg ließ sich jedoch verdrängen, denn er war nicht sichtbar, und politische Feindbilder wurden nicht ständig im deutschen Film thematisiert. (…)

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    Bei Derrick war es schöner: grüne Wälder und Wiesen, prächtig blühende Blumen. Es stand oft ein Betrieb im Mittelpunkt des Geschehens, ein Hotel, Weingut, Gestüt oder eine Konditorei. Der Mittelstand war damals noch Leitbild der Gesellschaft, Rückgrat der deutschen Wirtschaft – und nicht die Melkkuh des Staates. (…)

    Zensur gegen den Publikumsliebling

    Leider wurde Derrick 2016 aus dem Fernsehprogramm verbannt, da Hauptdarsteller Horst Tappert wie auch Drehbuchautor Herbert Reinecker bei der Waffen-SS waren. Sie mussten 1943 an der Ostfront dienen. Horst Tappert war sehr jung, gerade mal 19 Jahre alt, und half dabei, Munition nachzuliefern. Laut seiner Biografie Derrick, die er 1998 veröffentlichte, empfand er diese Zeit als (…) Ende der Textauszüge.

    Den vollständigen Beitrag lesen Sie in der Juli-Ausgabe von COMPACT mit dem Titelthema «Planet der Affenpocken». Hier bestellen.

    9 Kommentare

    1. Narrenschreck am

      Tappert mit Platzpatronen-Nachbau der Walther – Pplizei-Pistole Kurz, eine bis heute nicht übertroffene Lösung des Problems, eine Pistole sicher und doch schnell schussbereit zu tragen. Allerdings neigt das Teil zu Hammer-und Schlittenbiß zwischen Daumen u. Zeigefinger.
      In der Waffen-SS war mein Onkel auch. In den letzten Kriegsjahren war das aber keine Elitetruppe mehr , wegen der hohen Verluste ,die ersetzt werden mussten , schickte man den wehrpflichtigen Ersatz hin, wo er gebraucht wurde, Qualität konnte nicht mehr verlangt werden. Ursprünglich als eine Art "Kaisergarde" des Führers gedacht, waren diese WaffenSSler nur noch Soldaten wie alle anderen.

    2. (..) Gudrun oder Erika (..)

      So hieß bei uns keine. Sabine und Andrea waren die Spitzenreiter. Ja, war eine andere Zeit. Fahrradfahrer mit Sturzhelm? Wäre als Spinnerei abgetan worden ebenso wie Tempo 30 Zonen. Eine Packung "HB" kostete erst 2,- DM dann lange Zeit 3,- DM. Ein Appartement auf dem Immobilienmarkt kostete 40.000,- DM, das selbe Appartement ist heute 50 Jahre später 250.000- € wert. Ich wurde mal beim besoffen Autofahren erwischt. Meinte der Polizist ich solle ihm meinen Autoschlüssel geben und zu Fuß nach Hause gehen und morgen könne ich mir den Schlüssel auf der Wache wieder holen. Hatte ich Glück gehabt. Heute absolut undenkbar.

    3. Friedenseiche am

      Rauchende Colts Flipper und Grizzly Adams fand ich auch Klasse deutsche Serien wie Heide und die Heinzelmännchen jederzeit gerne gesehen. Ja trotz Armut hatte ich in Teilen ne schöne Kindheit, die Kinder heute tun mir soooooo Leid

    4. Viel Klüger am

      Etwas einseitige Bild. Wir wurden alle satt bis zum Abwinken , trugen ordentliche Kleidung und die Wohnstube war geheizt, das Schlafzimmer nur unter 5 Grad Minus. Das war`s auch schon. Fast alle mußten für diesen "Wohlstand" (eigentlich lauter Selbstverständlichkeiten) schuften, nur gerissene Ausbeuter "verdienten" sich im Sessel goldene Nasen. Deutschland war 1945 endgültig untergegangen, aber das wußten wir damals nicht, es bestand die Hoffnung, daß die Deutschen das Trauma des verlorenen Krieges irgendwann überwinden würden, diese Hoffnung wurde enttäuscht, die Deutschen wurden mit jeder neuen Generation immer verrückter , ihre Nachbarn genau so. Die Russen standen sprungbereit an der Elbe und nur regelmäßig knallende A-Bombenversuche gaben ihnen noch zu denken. Trotzdem dachten wir bei jedem Wetterleuchten am Horizont : "Ob jetzt die Russen angreifen" ?. Nur politisch Vollignorante (also fast alle ) empfanden die BRD als Paradies.

        • Friedenseiche am

          Wenn das Waldsterben und die Wasserknappheit so weitergehen nicht mehr lange!

    5. armin_ulrich am

      "eine böse Gattin vergiftete aus Habgier ihren Mann mit Blausäure-Pralinen" das hat schon etwas Miss Marple -haftes. Aber das schreit doch geradezu nach Verulkung.