Voraussichtlich Anfang Mai tritt das Konklave zusammen, um einen Nachfolger für den verstorbenen Papst Franziskus zu wählen. In den Medien wird schon über heiße Kandidaten spekuliert und dabei fällt unter anderem der Name von Kardinal Raymond Leo Burke. Sollte er der neue Pontifex werden, würde dies eine 180-Grad-Wende im Vatikan bedeuten, wie auch unsere Spezial-Ausgabe Spezial-Ausgabe „Das große Erwachen – Der spirituelle Kampf gegen den Great Reset» verdeutlicht. Hier mehr erfahren.

    In den Medien wird bereits darüber spekuliert, wer der Nachfolger des am Ostermontag verstobenen Papstes Franziskus werden könnte. Nach aktuellem Stand tritt das Konklave – also das Kardinalskollegium, das aus seinen Reihen den neuen Pontifex Maximus bestimmt – schon zwischen dem 6. Mai und 12. Mai zusammen. Das ergibt sich aus der Regelung, nach der das Konklave frühestens 15 und spätestens 20 Tage nach dem Tod des Papstes beginnen muss.

    Eine frühere Einberufung ist möglich, wenn alle wahlberechtigten Kardinäle bereits in Rom sind, wie es eine noch von Benedikt XVI. eingeführte Neuerung erlaubt. Wie lange die Zusammenkunft dauert, ist ungewiss. Erst wenn der weiße Rauch aus dem Schornstein der Sixtinischen Kapelle aufsteigt, hat ein Kandidat die notwendige Mehrheit erreicht. Dann heißt es „Habemus papam!“ – „Wir haben einen neuen Papst!“

    Dunkelmann auf dem Stuhl Petri: Papst Franziskus. Foto: Gevorg Ghazaryan, Shutterstock.com

    Als heiße Kandidaten auf das höchste Amt der katholischen Kirche werden unter anderem die Italiener Pietro Parolin, Pierbattista Pizzaballa und Matteo Zuppi, der Primas von Ungarn, Péter Erdö, und der Afrikaner Fridolin Ambongo Besungu genannt, doch überraschenderweise taucht auch ein Mann in der Berichterstattung ziemlich oft auf, der von Franziskus kaltgestellt wurde: Kardinal Raymond Leo Burke aus den USA. Liberalen und progressiven Kreisen gilt er als rotes Tuch, Traditionalisten sehen in ihm hingegen einen Hoffnungsträger, dessen Pontifikat eine Rückkehr zu den alten Werten bedeuten würde.

    Von Wisconsin in den Vatikan

    Burke wurde 1948 in Richland Center, Wisconsin, als jüngstes von sechs Kindern einer katholischen Familie geboren. Nach dem frühen Tod seines Vaters zog die Familie nach Stratford, wo Burke der heutige Kardinal seine Kindheit verbrachte. Schon früh zeigte sich seine Berufung: Von 1962 bis 1968 besuchte er das Holy Cross Seminary in La Crosse, Wisconsin, und studierte anschließend Theologie und Philosophie an der Katholischen Universität von Amerika in Washington D.C. sowie an der Päpstlichen Universität Gregoriana in Rom. 1975 wurde er von Papst Paul VI. zum Priester geweiht.

    Burkes Karriere in der Kirche ist beeindruckend. 1994 ernannte ihn Papst Johannes Paul II. zum Bischof von La Crosse, wo er sich als konservativer Verfechter traditioneller Werte einen Namen machte. 2003 wurde er Erzbischof von St. Louis, 2008 berief ihn Papst Benedikt XVI. zum Präfekten der Apostolischen Signatur, dem obersten Gerichtshof des Vatikans. Diese Position machte ihn zum einflussreichsten Kirchenrechtler der Kurie.

    Im Jahr 2010 erhob Benedikt XVI. den Amerikaner zum Kardinal. Nach dem Rücktrott des deutschen Papstes galt er im Konklave 2013 sogar schon als „papabile“ – als potenzieller Kandidat für das Amt des Pontifex Maximus. Doch die Wahl fiel auf Jorge Mario Bergoglio, sodann als Papst Franziskus bekannt. Dieser stellte fortan Themen wie Klimawandel, soziale Gerechtigkeit und interreligiösen Dialog in den Vordergrund, statt sich den wahren Werten der katholischen Kirche zu widmen.

    Unter dem neuen Mann auf dem Stuhl Petri wurde Burke systematisch an den Rand gedrängt. 2013 verlor er seinen Sitz in der Bischofskongregation, 2014 wurde er als Präfekt der Apostolischen Signatur abgesetzt und zum Kardinalpatron des Malteserordens versetzt – ein weitgehend zeremonielles Amt. 2023 schied er auch aus dieser Position aus, und im November desselben Jahres entzog ihm Franziskus seine vatikanische Dienstwohnung und sein Kardinalsgehalt. Heute ist Burke einfacher Richter an der Apostolischen Signatur und Mitglied des Dikasteriums für Heiligsprechungen, doch sein Einfluss beruht weniger auf offiziellen Ämtern als auf seinem Netzwerk und seiner Rolle als Symbolfigur der konservativen Gegenkräfte in der katholischen Kirche.

    Ein Verfechter der Tradition

    Burkes theologische Haltung ist geprägt von einem unerschütterlichen Festhalten am traditionellen Katholizismus, insbesondere an der Liturgie und den Lehren vor dem Zweiten Vatikanischen Konzil (1962–1965). Das zeigt sich vor allem an seinem Engagement für die Tridentinische Messe – die sogenannte Alte Messe in lateinischer Sprache –, die unter Benedikt XVI. eine Renaissance erfuhr, von Franziskus jedoch zur Disposition gestellt wurde (hier dokumentiert).

    Agent der Subversion

    Burke sieht in dieser Liturgieform, die bis zur Einführung der modernen Messe unter Pauls VI. 1969 vorherrschte, einen Ausdruck der unveränderlichen Wahrheit der Kirche. Er hat wiederholt kritisiert, dass die Lateinische Messe nach dem Konzil zu einer „Banalisierung“ der Eucharistiefeier und einem Rückgang des Glaubens an die Realpräsenz Christi geführt habe. 2021, als Franziskus mit dem Motu Proprio „Traditionis Custodes“ die Feier der Missa Tridentina stark einschränkte, reagierte Burke mit scharfer Kritik und zeigte die kirchenrechtlichen und theologischen Schwächen des Dokuments auf. Für ihn ist der Tridentinische Ritus ein Bollwerk gegen die Verwässerung der kirchlichen Identität.

    Burke verteidigt auch rigoros traditionelle Lehren zu Ehe und Familie. Er war einer der vier Kardinäle, die 2016 die sogenannten Dubia (Zweifel) an Franziskus’ Schreiben „Amoris Laetitia“ formulierten, in dem der Papst eine Öffnung der Heiligen Kommunion für wiederverheiratete Geschiedene andeutete. Burke und seine Mitstreiter sahen darin eine Gefährdung der Unauflöslichkeit der Ehe und warfen Franziskus vor, die kirchliche Lehre zu relativieren. Auch zur Weltsynode 2023, die Themen wie die Rolle von Frauen, die Akzeptanz von Homosexualität und die Beteiligung von Laien diskutierte, äußerte Burke Zweifel und forderte klare Antworten zu grundlegenden Fragen der Sakramente und Kirchenverfassung.

    Gegen Abtreibung, Homo-Ehe und Islamisierung

    Die konservative Haltung des Kardinals aus Wisconsin beschränkt sich nicht auf die Theologie, sondern erstreckt sich auch auf gesellschaftspolitische Fragen. Er gilt als besonders entschiedener Gegner von Abtreibung, gleichgeschlechtlicher Ehe und liberalen Reformen, die er als Angriff auf die christliche Moral betrachtet. In den USA machte er sich 2004 einen Namen, als er katholischen Politikern wie John Kerry drohte, die Kommunion zu verweigern, sollten sie Schwangerschaftsabbrüche unterstützen.

    Was Gutmenschen besonders aufregt: Burke hat wiederholt den Islam als Bedrohung für das christliche Abendland bezeichnet. In einem Interview mit der italienischen Zeitung „Il Giornale“ erklärte er 2016, Muslime wollten „letztendlich die Herrschaft über die Welt erobern“. Seine Ablehnung von Masseneinwanderung und seine Kritik an Franziskus’ Engagement für sogenannte Flüchtlinge, etwa durch dessen Besuche auf Lampedusa, unterstreichen seine Anti-Islamisierungs-Position.

    Die Achse Vatikan-Trump

    Burkes weitverzweigtes Netzwerk, reicht über den Vatikan hinaus in die internationale Politik. Besonders auffällig sind seine Verbindungen zu Donald Trump und dessen ehemaligem Chefstrategen Steve Bannon, einen überzeugten Katholiken. Bereits vor der US-Wahl 2016 traf der Kardinal Bannon, der damals noch Breitbart News leitete. 2013 wurde Burke Präsident des Beirats des von Bannon gegründeten Dignitatis Humanae Institute, einer Akademie zur Ausbildung rechter katholischer Aktivisten.

    Die Freundschaft zu Bannon wurde 2014 durch eine Videokonferenz unterstrichen, bei der Bannon vor konservativen Vatikanvertretern, darunter Burke, eindringlich vor dem Untergang der westlichen Zivilisation warnte. Beide teilen die Überzeugung, dass die christliche Kultur gegen säkulare und islamische Einflüsse verteidigt werden müsse. Italienische Medien berichteten zudem von einem Treffen zwischen Burke und Matteo Salvini, dem Chef der rechtsnationalen Lega.

    Trumps ehemaliger Chefstratege: Steve Bannon am 8. September 2022 nach einem Gerichtstermin in New York. Foto: Steve Sanchez Photos | Shutterstock.com

    Seine Tätigkeit als Kardinalpatron des Malteserordens (2014–2023) und seine Rolle als Großoffizier des Ritterordens vom Heiligen Grab zu Jerusalem schärfen zusätzlich sein Profil als Symbolfigur des traditionellen Katholizismus. Der Malteserorden, ein geistlicher Ritterorden mit weltweitem humanitären Engagement, genießt im Vatikan erheblichen Einfluss.

    Bei den Maltesern war Burke für die geistliche Ausrichtung des Ordens verantwortlich, doch auch dort war seine Amtszeit vom Konflikt mit Franziskus geprägt. 2016 eskalierte etwa ein Streit um die Entlassung des Großkanzlers Albrecht von Boeselager, den Burke und der damalige Großmeister Matthew Festing wegen liberaler Positionen absetzen wollten. Franziskus griff ein, brachte von Boeselager wieder in Amt und Würden, zwang Festing aber zum Rücktritt.

    Der Ritterorden vom Heiligen Grab, dem Burke seit 1997 als Großoffizier angehört, ist ein weiterer Pfeiler seines Netzwerks. Dieser uralte Laienorden, zur Zeit der Kreuzzüge zum Schutz von Pilgern im Heiligen Land gegründet, mit seinem Leitspruch „Deus lo vult“ („Gott will es“), ist hochspirituell und karitativ tätig. In seiner heutigen Form wurde er 1868 durch Papst Pius IX. geprägt, der ihm die Aufgabe gab, die katholische Kirche im Nahen Osten zu stärken.

    Außenseiter – aber nicht chancenlos

    Burke wurde zwar von Franziskus ausgebootet, genießt aber in den USA und Europa Rückhalt bei konservativen Kardinälen, Bischöfen und Laien. Seine Nähe zu wohlhabenden katholischen Familien, darunter auch die der Gräfin Gloria von Thurn und Taxis, habe ihm und seinen Projekten finanzielle Unabhängigkeit sichern können, wie der Theologe Massimo Faggioli nach den päpstlichen Sanktionen 2023 vermutete.

    Mit seiner Wahl zum Papst würde nicht nur erstmals ein Amerikaner den Stuhl Petri besteigen (was in Trumps zweiter Amtszeit eine herausragende symbolische Bedeutung hätte), sein Pontifikat würde auch eine 180-Grad-Wende im Vergleich zur Bergoglio-Zeit bedeuten. Experten schätzen seine Chancen zwar als relativ gering ein, doch im Vorfeld der Papstwahl 2013 galt auch Franziskus nicht gerade als absoluter Favorit. Das Konklave ist immer für eine Überraschung gut – vielleicht in diesem Jahr auch mal für eine positive.

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